
Wie bleibt dir mehr Netto vom Brutto?
Zwischen dem Brutto-Gehalt und dem Betrag, der netto auf deinem Konto ankommt, ist eine mehr oder weniger große Differenz. Wie viel genau an Steuern und Abgaben von unserem Bruttogehalt abgeht, ist abhängig von dessen Höhe. Laut Statistischem Bundesamt wurden alleinstehenden Arbeitnehmer:innen in Deutschland 2024 durchschnittlich 47,9 Prozent vom Bruttogehalt abgezogen. In Österreich wurden vom Brutto-Gehalt im selben Jahr durchschnittlich um die 47,2 Prozent abgezogen. In der Schweiz hingegen sind es durchschnittlich nur bei 29,3 Prozent.
Die steuerlichen Abgaben dienen der Vorsorge der Allgemeinheit. Im Krankheitsfall oder Arbeitslosigkeit springt das soziale Netz ein, und auch die Renten werden über die Abgaben der Arbeitnehmer:innen finanziert. Die hohen Steuersätze in Österreich und Deutschland haben daher auch durchaus einen positiven Hintergrund. Dennoch schadet es nicht zu wissen, wie man als Arbeitnehmer:in dafür sorgen kann, dass einem möglichst viel Netto vom Brutto bleibt. Wir haben ein paar hilfreiche Tipps für dich zusammengestellt.
Die gute Neuigkeit vorweg: 2025 bleibt generell mehr Netto vom Brutto!
Auch ohne Tipps und Tricks anzuwenden, kommen Arbeitnehmer:innen in Österreich und vor allem Deutschland im laufenden Jahr besser weg. In Deutschland gibt es eine Reihe von Steuererleichterungen, die die Ampel-Regierung in ihrer mittlerweile geendeten Amtszeit beschloss. Deutschen Arbeitnehmer:innen bleiben so 2025 durchschnittlich 1.200 Euro mehr im Jahr.
Steuererleichterungen Deutschland 2025
- Der Grundfreibetrag wurde auf 12.096 Euro erhöht.
- Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent beginnt erst bei einem zu versteuerndem Einkommen von 68.430 Euro.
- Der Pauschalbetrag (auch: Pauschbetrag) für Werbungskosten liegt weiterhin bei 1.230 Euro.
- Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende wurde auf 4.260 Euro angepasst.
- Es gibt mit 255 Euro ein höheres Kindergeld und einen höheren Kinderzuschlag (297 Euro).
Auch in Österreich gibt es für einige Arbeitnehmer:innen Steuererleichterungen. Um der sogenannten kalten Progression entgegenzuwirken, werden seit 2023 jährlich die Steuerabsetzfreibeträge um zwei Drittel der Inflationsrate angepasst. Das bleibt auch 2025 so. Zwar wird es im neuen Regierungsprogramm keinen Klimabonus mehr geben, dafür profitierst du in diesem Jahr also von der angehobenen Steuerfreigrenze auf 13.308 Euro. Der Spitzensteuersatz für Einkommen über eine Million Euro wurde wieder auf 50 Prozent gesenkt (zwischenzeitlich 55 Prozent).
Auch in der Schweiz gab es in steuerlicher Hinsicht einige Änderungen. Da diese kantonsabhängig eingeführt werden, hier eine kleine Auswahl: Im Kanton Bern wurde der maximal erlaubte Steuerabzug im Rahmen der gebundenen Selbstvorsorge (Säule 3a) auf 7.258 CHF angehoben. In Kantonen wie Zürich wurde der Steuerfuß allgemein gesenkt. Selbstständige bzw. Unternehmer:innen werden sich im Kanton Genf darüber freuen, dass die kommunale Gewerbesteuer abgeschafft wurde.
Mehr Netto vom Brutto: Was du als Arbeitnehmer:in tun kannst
Neben den gesetzlich geregelten Steuererleichterungen kannst du auch selbst einiges tun, damit möglichst wenig von deinem Bruttogehalt abgezogen wird:
Tipp 1: Wähle die richtige Steuerklasse
Abhängig von deiner familiären Situation bist du einer Steuerklasse zugeordnet. In den einzelnen Steuerklassen ist die Lohnsteuer unterschiedlich hoch. Das hat den Hintergrund, dass beispielsweise Familien mit Kindern oder Alleinerziehende weniger belastet werden sollen als Alleinstehende. Mit der richtigen Wahl der Steuerklasse kannst du dir mehr Netto vom Brutto sichern, das gilt vor allem für Verheiratete! Andere Regelungen gelten allerdings wenn du einer Besoldungsgruppe angehörst. Welche Besoldungsgruppen es gibt und welche Besonderheiten gelten, erfährst du in unserem Artikel.
Übrigens: Ein Wechsel der Steuerklassen ist in Deutschland und Österreich einmal pro Jahr möglich. Dazu musst du einen entsprechenden Antrag beim Finanzamt abgeben.
Tipp 2: Mach deine Steuererklärung
Wer mehr Netto vom Brutto übrighaben möchte, kommt um eine Steuerklärung nicht umhin. Wenn du dein Einkommen zu 100 Prozent aus unselbständiger Arbeit beziehst und du nicht kürzlich den Job gewechselt hast oder Arbeitslosengeld oder Mutterschutzgeld bezogen hast, bist du nicht unbedingt dazu verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Jedoch: Laut Statistischem Bundesamt hat eine Mehrheit der Steuerzahler:innen Anspruch auf eine Rückerstattung. 2023 lag diese immerhin bei durchschnittlich 1.063 Euro. Für 2024 hat das Statistische Bundesamt noch keine Daten veröffentlicht. Nachdem die Erstattungsbeträge seit Jahren im Durchschnitt steigen, kannst du aber davon ausgehen, dass diese nochmals höher liegen. Deine Steuerklärung kannst du mit Hilfe von Tools wie Elster selbst erstellen, alternativ kannst du dir kostenpflichtig professionelle Hilfe bei einem Steuerberatungsbüro einholen.
Tipp 3: Setze deine Werbungskosten ab
Auch das funktioniert über die Steuererklärung. Etwas „von der Steuer absetzen“ bedeutet: Die Kosten, die dir für einen Service oder für eine Anschaffung entstanden sind, werden von deinem Bruttoeinkommen abgezogen – somit verringert sich der Betrag, den du versteuern musst. Werbungskosten umfassen alle Kosten, die dir für die Ausübung deines Berufs entstanden sind, also beispielsweise Fachliteratur oder Bewerbungskosten. Dieser Pauschbetrag wurde 2024 auf 1.230 Euro angehoben und bleibt auch in diesem Jahr gleich.
Homeoffice-Pauschale 2025
In Deutschland besteht seit dem Jahr 2020 die Möglichkeit, eine Homeoffice-Pauschale geltend zu machen. Mit 2023 wurde die Pauschale von fünf auf sechs Euro pro Tag erhöht. Somit können Arbeitnehmer:innen, die im Homeoffice arbeiten, ab sofort eine Steuerpauschale von 6 Euro pro Tag für bis zu 210 Arbeitstage beanspruchen. Der Betrag hat sich seit der Einführung nicht mehr geändert.
Kleinere Änderungen gibt es dagegen sehr wohl in Österreich. Hier spricht man ab 01. Januar 2025 nicht mehr von einer Homeoffice-Pauschale, sondern von der Telearbeitspauschale. Somit gilt beispielsweise auch Arbeit in Coworking-Spaces oder einem Café als Telearbeit. Die Pauschale ist weiterhin bis maximal drei Euro pro Tag für höchstens 100 Homeoffice-Tage steuerfrei zu beziehen.
Mehr zur Homeoffice-Pauschale findest du hier.
Tipp 4: Prüfe deine Krankenversicherung
Dein Beitrag zur Krankenkasse wird, wie Lohnsteuer und weitere Abgaben, automatisch von deinem Bruttogehalt abgezogen. Weißt du, wie hoch aktuell dein monatlicher Beitrag ist? Gesetzliche Krankenkassen verlangen unterschiedliche Beitragshöhen, aber das Gute: Als Arbeitnehmer:in kannst du deine Krankenkasse selbst wählen. Wenn du mehr Netto vom Brutto haben möchtest, solltest du prüfen, ob du durch einen Wechsel in eine andere Krankenkasse Geld sparen kannst. Aber Achtung: Bei der Wahl der Krankenkasse zählt nicht nur der Kostenfaktor, sondern vor allem, ob die Leistungen deinen persönlichen Bedürfnissen entsprechen.
Tipp: Erfahre mehr darüber, wie viel dir Netto vom deinem Brutto-Gehalt bleibt in unserem Artikel wie du Brutto und Netto berechnest
Tipp 5: Benefits mit Steuervorteil statt Gehaltserhöhung
Es scheint naheliegend: Um mehr Netto vom Brutto zu bekommen, muss eine Gehaltserhöhung her. Allerdings bedeutet mehr Gehalt auch höhere Steuern. Statt deinen Arbeitgeber um mehr Geld zu bitten, kann es daher sinnvoll sein, Zusatzleistungen, auch geldwerte Vorteile genannt, auszuhandeln. Gemeint sind Vergütungen beziehungsweise Leistungen, die steuerfrei sind oder pauschal besteuert werden. Steuer- und Versicherungsabgaben bleiben also genau wie der Bruttolohn gleich, nur der Nettolohn erhöht sich. Eine sogenannte Nettolohnoptimierung ist auch aus Sicht des Unternehmens attraktiv, im besten Fall kann dein Arbeitgeber sogar Kosten sparen.
Beispiele
- Kinderbetreuung: Zuschüsse durch den Arbeitgeber zu den Kosten für KiTa, Hort etc. sind in der Höhe nicht begrenzt.
- Jobticket: Arbeitnehmer:innen erhalten Monats- oder Jahreskarten für den Öffentlichen Nahverkehr vergünstigt oder kostenfrei.
- E-Bike, Fahrrad oder Firmenwagen: Wenn dein Arbeitgeber dir ein Fortbewegungsmittel zur Verfügung stellt, sparst du Kosten. Die Bereitstellung von E-Bike, Fahrrad oder Auto hat für das Unternehmen steuerliche Vorteile – eine Win-Win-Situation also.
Tipp 6: Nutze den Lohnsteuerfreibetrag
Arbeitnehmer:innen können einen Freibetrag für einen Zeitraum von bis zu zwei Kalenderjahren beim Finanzamt beantragen. Es gibt bestimmte Ausgaben, wie Fahrtkosten, Fortbildungskosten, Kinderbetreuungskosten und hohe Krankheitskosten, die als Freibetrag berücksichtigt werden können. Dieser Freibetrag wird monatlich gewährt und nicht erst nach Einreichung der Steuererklärung zurückerstattet. Um den Lohnsteuerfreibetrag im kommenden Jahr in Anspruch zu nehmen, musst du bis spätestens Ende November des laufenden Jahres einen „Antrag auf Lohnsteuer-Ermäßigung“ stellen.
Tipp 7: Nicht alle Steuern sind ein Muss
Ist man Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche und verdient ein sozialversicherungspflichtiges Einkommen, fällt die Kirchensteuer an. Die Höhe der Kirchensteuer richtet sich dabei nach dem Wohnort und dem Einkommen, wobei diese auf die Einkommenssteuer entfällt. Da die Kirchensteuer Landesrecht ist, liegt diese in den meisten Bundesländern in Deutschland bei neun Prozent, nur in Bayern und Baden-Württemberg fallen lediglich acht Prozent an. In Österreich hingegen beträgt der Kirchenbeitrag nur 1,1 Prozent des jährlichen lohnsteuerpflichtigen Jahreseinkommens. Wer auf den Abzug der Kirchensteuer verzichten möchte, muss aus der Kirche austreten. Dazu kannst du einen Termin beim zuständigen Amtsgericht, dem Bürgeramt oder dem Standesamt vereinbaren und dort gegen eine Gebühr den Kirchenaustritt erklären.
Tipp: Hier kommen unsere wichtigsten Artikel rund um das Thema Steuern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Österreich: So sparst du hier Steuern
Man könnte erstmal denken, dass die Tipps zum Sparen von Steuern in Deutschland genauso auf Österreich umgelegt werden könnten. Das stimmt gewissermaßen auch. Jedoch gibt es einige zusätzliche Punkte oder regionale Besonderheiten, die du beachten solltest.
So kannst du als Arbeitnehmer:in in Österreich zum Beispiel ebenfalls Werbungskosten steuerlich geltend machen oder Sonderausgaben – von Spenden bis Versicherungskosten – gegebenenfalls absetzen.
Der Teufel liegt jedoch bekanntlich im Detail. Während die Werbungskosten in Deutschland automatisch als Werbungskostenpauschale (Höhe im Jahr 2025: 1.230 Euro) abgerechnet werden, musst du diese in Österreich in ihrer tatsächlichen Höhe einreichen.
Bei den Sonderausgaben profitierst du als unselbstständig tätige Person in Österreich zusätzlich von Freibeträgen für Wohnraumsanierung und Wohnungsbeschaffung bzw. Umzüge. Achtung: Mietkautionen oder Möbelablösekosten fallen nicht darunter, wohl aber Planungs- und Baukosten oder Kosten für Zu- und Ausbauten.
Außergewöhnliche Belastungen wie eine Behinderung oder die Pflege Angehöriger kannst du in deiner Steuererklärung angeben. Je nachdem, wie hoch dein Verdienst und die damit einhergehende zumutbare Eigenbelastung ist, erhältst du dafür Geld vom Fiskus zurück. Deshalb lohnt es sich stets, pünktlich eine Steuererklärung einzureichen.
Steuerklassen in Österreich
In Österreich gibt es zwar Steuerklassen, diese sind jedoch im Gegensatz zu Deutschland rein von deinem Einkommen abhängig. Explizit wählen kannst du sie demnach nicht. Unsere Übersicht hilft dir dennoch dabei, bestimmte Einkommensgrenzen beachten zu können:
- Steuerklasse 1: bis 13.308 Euro und weniger, 0 Prozent Steuer
- Steuerklasse 2: 13.308 Euro bis 21.617 Euro, 20 Prozent Steuer
- Steuerklasse 3: 21.617 Euro bis 35.863 Euro, 30 Prozent Steuer
- Steuerklasse 4: 35.863 Euro bis 69.166 Euro, 40 Prozent Steuer
- Steuerklasse 5: 69.166 Euro bis 103.072 Euro, 48 Prozent Steuer
- Steuerklasse 6: 103.072 Euro bis 1.000.000 Euro, 50 Prozent Steuer
- Steuerklasse 7: ab 1.000.000 Euro, 50 Prozent Steuer
Achtung: Für das Steuerjahr 2024 gilt noch der höhere Spitzensteuersatz für Einkommen ab einer Million Euro in Höhe von 55 Prozent. Dieser wurde jetzt aber wieder auf 50 Prozent gesenkt.
Wie du in der Schweiz mehr Netto vom Brutto behältst
Die richtige Steuerklasse in der Schweiz wählen? Klappt tatsächlich auch hier nicht, so wie man es von Deutschland gewohnt ist. Denn in der Alpenregion hängt deine Steuerklasse von den geltenden Regelungen in deinem Kanton und von deinem Brutto-Jahresverdienst ab. Das ist auch direkt relevant für deine möglichen Steuerersparnisse. Denn du kannst dir gezielt deinen Wohnsitz in einem Kanton aussuchen, der eher niedrige Steuersätze hat. Kleiner Tipp: Mit 22,2 Prozent hat Zug den geringsten Einkommensteuersatz. Damit überholt der Kanton Zug den Kanton Schwyz, wo bisher die geringsten Steuern gezahlt werden mussten.
Allgemein kann man in jedem Fall sagen: Die steuerlichen Höchstsätze in der Schweiz liegen im Normalfall deutlich niedriger als in Deutschland, oft zwischen 22 und 35 Prozent. Lebst du in Genf, musst du jedoch mehr bezahlen – genauer gesagt für 2025 45 Prozent.
Abzugsmöglichkeiten für Werbungskosten oder Sonderausgaben sind – wie du oben gesehen hast – in Deutschland und Österreich detailliert geregelt. In der Schweiz kannst du ebenfalls von Abzügen profitieren. Die Höhe der Steuervorteile variieren allerdings wieder je nach Kanton und Wohnsitzgemeinde. Für dich ist daher insgesamt ratsam, dich genau über die jeweiligen Steuervorteile und -pflichten in deinem Wunschkanton zu informieren – nicht nur, was die Einkommensteuer angeht.