Wie & wann formuliere ich die Gehaltsvorstellung?

Wenn du mit dem Gedanken spielst, dich für einen (neuen) Job zu bewerben, musst du dich früher oder später mit deiner Gehaltsvorstellung auseinandersetzen. Im Idealfall hast du so die Möglichkeit, schon vor dem ersten Kennenlernen deine Gehaltserwartung dem Unternehmen gegenüber zu formulieren. Damit steigt die Chance, im Falle einer Einstellung dein Wunschgehalt zu bekommen. Aber wie bestimmst du eigentlich deinen Wert als Mitarbeiter:in? Musst du zwingend deine Gehaltserwartung schon in der Bewerbung formulieren, wenn das Unternehmen danach fragt? Wann ist ansonsten der richtige Zeitpunkt, deinen Gehaltswunsch zu äußern? Und wie formulierst du deine Gehaltsvorstellung am überzeugendsten? Zusammen mit bewerbung.com haben wir die besten Tipps für dich zusammengestellt.

Nicht in jedem Land musst du deine Gehaltsvorstellung schon in der Bewerbung formulieren

Im deutschsprachigen Raum gibt es landesspezifische Unterschiede, zu welchem Zeitpunkt im Bewerbungsprozess das Unternehmen die Gehaltsvorstellungen der Bewerber:innen abfragt. In Deutschland und in der Schweiz ist es üblich, dass Unternehmen Bewerbungen nur mit Angabe der Gehaltserwartung akzeptieren, in Österreich thematisieren viele Arbeitgeber den Gehaltswunsch erst später im Bewerbungsprozess. Grund ist, dass in Österreich seit 2011 eine Gehaltsangabe für die ausgeschriebene Position in der Stellenanzeige verpflichtend ist. In der Praxis bedeutet das, dass in österreichischen Stellenausschreibungen häufig auf das gesetzliche Mindestgehalt in Stellenangeboten verwiesen wird. Ergänzt wird diese Angabe oft mit dem Hinweis, dass die tatsächliche Bezahlung darüber liegen kann und individuell verhandelt wird. Die Informationen zum tatsächlichen Gehalt sind also auch in Österreich recht ungenau. Sie geben Bewerber:innen aber zumindest eine grobe Orientierungsmöglichkeit. Natürlich spricht dennoch nichts dagegen, deine Gehalts- oder Lohnvorstellung schon in deiner Bewerbung für eine Stelle in Österreich zu formulieren und zu äußern. Wenn das angegebene Mindestgehalt in der Ausschreibung sehr stark von deiner Gehaltsvorstellung abweicht, solltest du schon im Anschreiben darauf hinweisen, um böse Überraschungen zu vermeiden und allen Beteiligten Zeit zu sparen.

Gehaltsvorstellung formulieren: Finde zuerst deinen Wert heraus

Einer:einem Personaler:in vermittelst du deine Gehaltsvorstellung am besten mit einer guten Argumentation. Dafür musst du deinen eigenen Wert auf dem Jobmarkt kennen. Stelle dir also folgende Fragen:

  • Welche Qualifikationen habe ich?
  • Wie viel Erfahrung habe ich?
  • Was sind meine Soft Skills?
  • In welcher Branche arbeite ich?
  • Wie groß ist das Unternehmen?

Klar, mehr Erfahrung bedeutet mehr Gehalt. Aber auch spezielle Qualifikationen, die du dir in deiner beruflichen Laufbahn angeeignet hast, dürfen in die Formulierung deiner Gehaltsvorstellung einfließen. Soft Skills wie gute Teamfähigkeit oder emotionale Intelligenz werden für Unternehmen immer wichtiger und spiegeln sich auch im Gehalt wider. Größere Unternehmen bezahlen durchschnittlich mehr Gehalt als kleine oder mittelständische Arbeitgeber. Das gilt auch für Branchen wie die Pharma- oder Autoindustrie, die grundsätzlich ein eher starkes Lohnniveau haben.

Allgemein kannst du bei der Formulierung deiner Gehaltsvorstellung mit ruhigem Gewissen zwischen zehn und 20 Prozent auf dein bisheriges Gehalt aufschlagen. Mache dir aber bewusst, dass du bei diesem Betrag noch ein wenig Verhandlungsspielraum nach oben und nach unten brauchst. Ja, es kann durchaus Sinn machen, deine Lohnvorstellung im Laufe eines Bewerbungsprozesses zu erhöhen. Zum Beispiel, wenn dich das neue Unternehmen mit seinen Benefits nicht ausreichend überzeugen kann oder wenn für dich etwa durch einen langen Arbeitsweg zusätzliche Kosten entstehen. Handelt es sich bei der Stelle um deinen absoluten Traumjob, spricht natürlich nichts dagegen, wenn du deine formulierte Gehaltsvorstellung ein wenig nach unten schraubst. Verkaufe dich aber auch für den besten Job nie unter deinem Wert!

Du brauchst noch weitere Orientierungspunkte, um deine Gehaltsvorstellung zu formulieren? In unserem Ratgeber findest du Informationen, wie viel Gehalt du verlangen kannst. Außerdem helfen dir unsere kununu Daten weiter. Mit unseren Gehaltsbändern für Deutschland und Österreich kannst du dir ein Bild machen, welches Durchschnittsgehalt du in einzelnen Berufen je nach Branche und Erfahrung verlangen kannst. Möchtest du wissen, wie die Situation speziell in dem Unternehmen ist, in dem du dich bewirbst? Dann findest du auf dem jeweiligen Unternehmensprofil auf kununu.com Gehaltsangaben ehemaliger und aktueller Mitarbeitenden.

Wie formuliere ich meine Gehaltsvorstellung in der Bewerbung am besten?

Du möchtest dich auf ein Stellenangebot bewerben, in dem aufgefordert wird, deine Gehaltserwartung in der Bewerbung zu formulieren? Es gibt drei unterschiedliche Möglichkeiten, zu reagieren:

Gehaltsangabe umgehen

Anstatt auf die Aufforderung direkt einzugehen und dich vielleicht in die Enge treiben zu lassen, kannst du die Situation charmant umgehen. Dabei können dir folgende Formulierungen helfen:

„Meine Gehaltsvorstellungen erläutere ich Ihnen gerne im persönlichen Gespräch.“

„Ich strebe eine meinen Qualifikationen und der mit dieser Position verbundenen Verantwortung angemessene Vergütung an.“

„Meinen Einkommenswunsch formuliere ich gerne, sobald ich mir ein genaueres Bild über die verbundenen Anforderungen machen kann.“

Mit solchen oder ähnlichen Formulierungen signalisierst du, dass du die Stellenanzeige vollständig zur Kenntnis genommen hast. Sofern du kein:e Berufseinsteiger:in mehr bist, besteht eine gute Alternative darin, dein derzeitiges Einkommen zu nennen. Durch den üblichen Aufschlag von zehn bis 20 Prozent bei Jobwechsel kann dein:e Ansprechpartner:in deine Gehaltsvorstellungen zumindest in etwa einschätzen.

Deinen tatsächlichen Gehaltswunsch nennen

Du nennst entweder ein ganz konkretes Jahresbruttogehalt einschließlich aller geldwerten Nebenleistungen. Das ist die selbstbewusste Variante. Oder du steckst mit einem Von-/Bis-Betrag den für dich akzeptablen Verhandlungsspielraum ab. Das ist die meist empfohlene und am häufigsten gewählte Lösung.

Trotzdem keine Gehaltsvorstellung angeben

Niemand kann dich dazu zwingen, schon in der Bewerbung deine Gehaltsvorstellung zu formulieren. Allerdings birgt dieses Vorgehen ein vermeidbares Risiko: Personaler:innen könnten deine Bewerbung aussortieren, weil du eine explizite Anforderung missachtet hast. Gefährlich wird es auch, wenn gut qualifizierte Mitbewerber:innen an dieser Stelle im Bewerbungsprozess bereits für den Arbeitgeber attraktive Konditionen nennen. In jedem Fall wirst du dich in einem möglichen Vorstellungsgespräch mit der Frage konfrontiert sehen, warum du das Gehalt nicht angegeben hast. Bedenke, dass es auch in deinem Interesse liegt, transparent zu sein, schließlich willst du im besten Fall den Job und dein Wunschgehalt bekommen.

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Kann ich eine Gehaltsvorstellung in der Bewerbung formulieren, obwohl nicht danach gefragt wird?

Bei dem Job, der dich interessiert, findest du partout keine Aufforderung zur Formulierung einer Gehaltsvorstellung? Auch das ist möglich und verändert den Zeitpunkt des Gehaltswunsches. Nun fragst du dich vermutlich, ob du im Anschreiben trotzdem darauf eingehen sollst. Wenn du genau weißt, was du willst und mit deiner Erfahrung und deinen Qualifikationen starke Trümpfe in der Hand hast, spricht nichts gegen dieses Vorgehen. So erfährt das Unternehmen sofort, in welcher Liga du spielst. Falls es dann nicht mithalten kann oder will, verschwenden beide Seiten keine Zeit mit einem Vorstellungsgespräch.

Natürlich kannst du auch abwarten mit der Formulierung deiner Lohnvorstellung. Spätestens im Vorstellungsgespräch solltest du aber deine Gehaltserwartung genau durchdacht und parat haben.

So formulierst du deine Gehaltsvorstellung am besten

Deine Gehaltsvorstellungen formulierst du am besten am Ende deines Bewerbungsanschreibens. Sie leiten den letzten Absatz ein, in dem du ein kurzes Resümee ziehst und deine Hoffnung auf die Einladung zu einem persönlichen Gespräch anmerkst. Den Satz kannst du auf unterschiedliche Weise formulieren. Hier einige Beispiele:

Auf den Punkt:

„Meine Gehaltsvorstellung liegt bei 45.000 Euro brutto im Jahr.“

Argumentativ:

„Aufgrund meiner oben beschriebenen Erfahrung und Fähigkeiten strebe ich ein Jahresgehalt von 45.000 Euro brutto an.“

Argumentativ mit Verhandlungsspielraum:

„Aufgrund meiner oben beschriebenen Erfahrung und Fähigkeiten strebe ich ein Jahresgehalt zwischen 45.000 und 55.000 Euro brutto an.“

Im Vorstellungsgespräch kannst du näher darauf eingehen, welche Faktoren du – neben deiner Erfahrung und deinen Hard und Soft Skills – in die Formulierung deiner Gehaltsvorstellung einbezogen hast. Zum Beispiel, dass du von deinem derzeitigen Unternehmen gewährte Erfolgsprämien in den genannten Gehaltswunsch eingerechnet hast. Und welche geldwerten Vorteile wie betriebliche Altersvorsorge, Dienstwagen, Aktien oder Genussscheine – womöglich auch Handy und sonstige Hardware – du aktuell on top genießt.

Zusatztipp: Gehaltsvorstellung & Eintrittsdatum formulieren

Transparenz zahlt sich nicht nur bezüglich deiner Gehaltsvorstellung aus. Du solltest auch dein bevorzugtes Eintrittsdatum möglichst früh im Bewerbungsprozess formulieren. Dies gilt vor allem, wenn du eine lange Kündigungsfrist hast oder wenn du dir einen längeren Urlaub oder gar eine Auszeit zwischen zwei Jobs gönnen möchtest. In diesen Fällen macht es Sinn, das für dich frühestmögliche Eintrittsdatum aktiv in der Bewerbung zu benennen, damit du keine falschen Erwartungen weckst oder dich selbst unter Druck setzt. Unternehmen wollen Stellen erfahrungsgemäß häufig möglichst schnell besetzen.

letztes Update: 2. August 2021