Steuerklassen und Lohnsteuerbemessung in Österreich: Was es zu wissen gilt

Bis zu 55 Prozent deines Gehalts musst du in Österreich monatlich an Lohnsteuer an den Staat bezahlen. Warum das so ist, ob es hierzulande eigentlich Steuerklassen wie in Deutschland gibt und welche steuerliche Unterstützung du in welchen Fällen bekommen kannst? Das und mehr erfährst du nun in unserem Artikel rund um das Thema Lohn- und Einkommensteuer in Österreich.

Was wird mit der Lohn- und Einkommensteuer finanziert?

Die Lohn- und Einkommensteuer stellen in Österreich - und auch in anderen Ländern - eine wesentliche Einnahmequelle für den Staat dar. Im Jahr 2022 wurden in Österreich rund 32,6 Milliarden Euro aus der Lohnsteuer eingenommen. Du finanzierst als Arbeitnehmer:in damit eine Vielzahl öffentlicher Ausgaben, die das tägliche Leben aller Einwohner:innen Österreichs beeinflussen, maßgeblich mit.

Ein großer Teil des Geldes fließt dabei in den allgemeinen Staatshaushalt. Mit diesem werden beispielsweise Sozialleistungen wie die Familienbeihilfe, Arbeitslosengeld oder Pensionen abgedeckt. Auch öffentliche Dienstleistungen wie Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen werden darüber am Laufen erhalten. So profitieren Schulen, Krankenhäuser, aber auch der Straßenbau und öffentliche Verkehrsmittel von den Geldern, die durch die Lohn- und Einkommensteuer aufgebracht werden. Zudem tragen die Steuern zur Finanzierung der inneren Sicherheit und der Landesverteidigung bei, indem sie die Arbeit von Polizei, Justiz und Militär unterstützen.

Gibt es in Österreich überhaupt klassische Steuerklassen?

In Österreich gibt es keine Steuerklassen wie in Deutschland. Während in Deutschland die aktuell sechs Steuerklassen vor allem für Verheiratete eine zentrale Rolle bei der Berechnung der Lohnsteuer spielen, wird in Österreich die Lohnsteuer auf Basis eines einheitlichen Tarifsystems erhoben. Dieses ist vollständig unabhängig von deinem Familienstand. Jede:r Steuerzahler:in im gleichen Steuertarif zahlt prozentual die gleiche Höhe an Lohn- bzw. Einkommensteuer.

Dein Steuersatz steigt mit deinem Einkommen an. Verdienst du höchstens 13.308 Euro im Jahr, zahlst du 2025 keine Steuern. Danach steigert sich der Steuertarif von 20 Prozent bis hin zu 55 Prozent für Einkommen über 1.000.000 Euro pro Jahr. Die Lohn- und Einkommensteuertabelle 2025 im Überblick:

JahresbruttogehaltPotenzielle Steuerersparnis im Vergleich zu 2024Steuerersparnis in Prozent
25.000 Euro115 Euro7,8 %
30.000 Euro122 Euro4,8 %
35.000 Euro132 Euro3,7%
40.000 Euro142 Euro3,0 %
45.000 Euro153 Euro2,6%
50.000 Euro167 Euro2,3 %
60.000 Euro197 Euro2,0 %
70.000 Euro238 Euro1,8 %
80.000 Euro286 Euro1,7 %
90.000 Euro301 Euro1,5 %
100.000 Euro301 Euro1,2 %

Anstelle von einer klugen Auswahl der Steuerklasse kannst du in Österreich deine Steuerlast durch verschiedene Absetz- oder Freibeträge beeinflussen. Beispielsweise kannst du - natürlich nur, wenn du die Voraussetzungen erfüllst - einen Freibetrag für Alleinerzieher:innen geltend machen oder erhältst Zuschüsse für dienstliche Übernachtungen.

Als Österreicher:in hast du vielleicht nie darüber nachgedacht, dass es auch anders sein könnte, aber: In Deutschland kann das Einkommen von Verheirateten oder in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft lebenden Personen gemeinsam veranlagt werden. Das ist im österreichischen Steuersystem nicht erlaubt. Jede:r Steuerpflichtige muss ihre bzw. seine Einkünfte separat versteuern.

Icon Glühbirne

Wer legt die steuerlichen Tarifstufen in Österreich fest?

Die steuerlichen Tarifstufen werden in Österreich Jahr für Jahr vom Bundesministerium für Finanzen festgelegt. Im Kampf gegen die kalte Progression gewannen die Tarife ab 2023 noch einmal mehr an Bedeutung. Seither werden die Tarifstufen jeweils um zwei Drittel der aktuellen Inflationsrate angepasst. Das ist in jedem Fall noch für bis inklusive 2026 so geplant.

Ab wann zahlt man Einkommensteuer bzw. Lohnsteuer?

Die Grenze der niedrigsten Tarifstufe, in der ein Steuersatz von 0 Prozent gilt, wurde für 2025 um vier Prozent angehoben. Arbeitnehmer:innen und Selbstständige zahlen dann erst ab einem Gesamtjahreseinkommen von mehr als 13.308 Euro Lohn- bzw. Einkommensteuer. Zuvor durftest du steuerfrei bis 12.948 Euro verdienen. Dieser Grenzwert gilt auch noch für deine steuerliche Veranlagung 2024.

Gelten für Studierende und Auszubildende besondere Steuerklassen oder Tarife?

Das österreichische Steuersystem lässt für Studierende oder Auszubildende keine Ausnahmen zu. Dein Einkommen wird mit denselben Tarifen versteuert wie bei normalen Arbeitnehmer:innen. Aufpassen solltest du allerdings bei der Familienbeihilfe. Bis zu deinem 19. Geburtstag beeinflusst dein Einkommen deinen Anspruch auf Familienbeihilfe nicht. Danach erhältst du die finanzielle Unterstützung nur noch, wenn du höchstens 16.455 Euro pro Jahr verdienst.

Diese Unterstützungsmöglichkeiten kannst du steuerlich geltend machen

Nachdem es in Österreich keine Steuerklassen gibt, kannst du deine Steuerlast durch Frei- oder Absetzbeträge verringern. Sorgst du allein für deine Familie, kannst du finanziell vom Alleinverdiener- oder Alleinerzieherabsetzbetrag profitieren. Der Betrag von 572 Euro für ein Kind, 774 Euro für zwei Kinder und 1.029 Euro für drei Kinder (Stand: 2024) hilft dir, wenn du die Hauptlast des Familienunterhalts trägst. Er wird direkt von deiner Lohnsteuer abgezogen.

Hast du einen langen Arbeitsweg? Dann solltest du den Pendlerpauschale im Blick haben. Diese Pauschale steht dir zu, wenn du einen längeren Arbeitsweg hast und keine zumutbare öffentliche Verkehrsanbindung nutzen kannst. Sie mindert dein zu versteuerndes Einkommen und somit auch deine Steuerlast.

Du willst weitere Tipps und Tricks zum Steuersparen? Mehr dazu, wie du zukünftig mehr Netto vom Brutto haben könntest, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Letztes Update: 4. September 2024