Wie bleibt dir mehr Netto vom Brutto?

Zwischen dem Brutto-Gehalt und dem Betrag, der netto auf deinem Konto ankommt, ist eine mehr oder weniger große Differenz. Wie viel genau an Steuern und Abgaben von unserem Bruttogehalt abgeht, ist abhängig von dessen Höhe. Laut Statistischem Bundesamt wurden Arbeitnehmer:innen in Deutschland 2022 durchschnittlich 33,9 Prozent vom Bruttogehalt abgezogen. Eine ganze Menge – bei einem monatlichen Gehalt von 3.500 Euro brutto beispielsweise kommen netto gerade mal 2.313,50 Euro auf dem Konto an. In Österreich werden vom Brutto-Gehalt von Alleinstehenden durchschnittlich um die 29 Prozent abgezogen.

Die steuerlichen Abgaben dienen der Vorsorge der Allgemeinheit. Im Krankheitsfall oder Arbeitslosigkeit springt das soziale Netz ein, und auch die Renten werden über die Abgaben der Arbeitnehmer:innen finanziert. Die hohen Steuersätze in Österreich und Deutschland haben daher auch durchaus einen positiven Hintergrund. Dennoch schadet es nicht, zu wissen, wie man als Arbeitnehmer:in dafür sorgen kann, dass einem möglichst viel Netto vom Brutto bleibt. Wir haben ein paar hilfreiche Tipps für dich zusammengestellt.

Die gute Neuigkeit vorweg: 2023 bleibt generell mehr Netto vom Brutto!

Auch ohne Tipps und Tricks anzuwenden, kommen Arbeitnehmer:innen in Österreich und vor allem Deutschland im laufenden Jahr besser weg. In Deutschland gibt es eine Reihe von Steuererleichterungen, die die steigende Inflation als Folge steigender Energie- und Lebensmittelpreise ausbremsen sollen. Familien bringen die Steuererleichterung ein Plus von bis zu 2.217 Euro im Jahr:

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Steuererleichterungen Deutschland 2023

    • Der Grundfreibetrag wurde von 10.347 Euro auf 10.908 Euro erhöht.
    • Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent beginnt erst bei einem zu versteuerndem Einkommen von 62.810 Euro statt bei 58.597 Euro.
    • Der Pauschalbetrag (auch: Pauschbetrag) für Werbungskosten wurde angehoben (von 1.200 2022 auf 1.230 Euro 2023).
    • Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende wurde angepasst.
    • Es gibt ein höheres Kindergeld und einen höheren Kinderfreibetrag.

Auch in Österreich gibt es für einige Arbeitnehmer:innen Steuererleichterungen: Hier wurden zu Jahresbeginn 2023 die Grenzwerte der Lohnsteuersätze inflationsbedingt erhöht. Bis 2022 gab es in Österreich das Prinzip der kalten Progression: Je mehr man verdiente, desto höher war der Steuersatz. Seit dem laufenden Jahr ist die kalte Progression ausgesetzt, die Grenzwerte der Steuersätze müssen von nun an jährlich an die Inflation angepasst werden. Auch der Klimabonus, der 2022 auf 250 Euro zuzüglich einem 250-Euro-Teuerungsbonus erhöht wurde, wird im kommenden Jahr nach aktuellem Stand anhand der geplanten Staffelung von 100 bis 200 Euro je Wohnort ausgezahlt werden. Der Klimabonus dient dabei als Abfederung zur CO2-Bepreisung und wird aus den Erträgen dieser CO2-Steuer ausgeschüttet.

Mehr Netto vom Brutto: Was du als Arbeitnehmer:in tun kannst

Neben den gesetzlich geregelten Steuererleichterungen kannst du auch selbst einiges tun, damit möglichst wenig von deinem Bruttogehalt abgezogen wird:

Tipp 1: Wähle die richtige Steuerklasse

Abhängig von deiner familiären Situation bist du einer Steuerklasse zugeordnet. In den einzelnen Steuerklassen ist die Lohnsteuer unterschiedlich hoch. Das hat den Hintergrund, dass beispielsweise Familien mit Kindern oder Alleinerziehende weniger belastet werden sollen als Alleinstehende. Mit der richtigen Wahl der Steuerklasse kannst du dir mehr Netto vom Brutto sichern, das gilt vor allem für Verheiratete! 

Übrigens: Ein Wechsel der Steuerklassen ist in Deutschland und Österreich einmal pro Jahr möglich. Dazu musst du einen entsprechenden Antrag beim Finanzamt abgeben. 

Tipp 2: Mach deine Steuererklärung

Wer mehr Netto vom Brutto übrighaben möchte, kommt um eine Steuerklärung nicht umhin. Wenn du dein Einkommen zu 100 Prozent aus unselbständiger Arbeit beziehst und du nicht kürzlich den Job gewechselt hast oder Arbeitslosengeld oder Mutterschutzgeld bezogen hast, bist du nicht unbedingt dazu verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Jedoch: Laut Statistischem Bundesamt hat eine Mehrheit der Steuerzahler:innen Anspruch auf eine Rückerstattung. 2022 lag diese immerhin bei durchschnittlich 1.072 Euro. Deine Steuerklärung kannst du mit Hilfe von Tools wie Elster selbst erstellen, alternativ kannst du dir kostenpflichtig professionelle Hilfe bei einem Steuerberatungsbüro einholen. 

Tipp 3: Setze deine Werbungskosten ab

Auch das funktioniert über die Steuererklärung. Etwas „von der Steuer absetzen“ bedeutet: Die Kosten, die dir für einen Service oder für eine Anschaffung entstanden sind, werden von deinem Bruttoeinkommen abgezogen – somit verringert sich der Betrag, den du versteuern musst. Werbungskosten umfassen alle Kosten, die dir für die Ausübung deines Berufs entstanden sind, also beispielsweise Fachliteratur oder Bewerbungskosten. Wie oben schon erwähnt, wurde in Deutschland der Pauschbetrag für Werbungskosten 2023 angehoben.

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Homeoffice-Pauschale 2023

In Deutschland besteht seit dem Jahr 2020 die Möglichkeit, eine Homeoffice-Pauschale geltend zu machen. Mit 2023 wurde die Pauschale von fünf auf sechs Euro pro Tag erhöht. Somit können Arbeitnehmer:innen, die im Homeoffice arbeiten, ab sofort eine Steuerpauschale von 6 Euro pro Tag für bis zu 210 Arbeitstage beanspruchen. Auch in Österreich steht den Arbeitnehmer:innen eine Abgeltung der im Homeoffice entstandenen Mehrkosten zu, Die Pauschale ist bis maximal drei Euro pro Tag für höchstens 100 Homeoffice-Tage steuerfrei zu beziehen.

Mehr zur Homeoffice-Pauschale findest du hier.

Tipp 4: Prüfe deine Krankenversicherung

Dein Beitrag zur Krankenkasse wird, wie Lohnsteuer und weitere Abgaben, automatisch von deinem Bruttogehalt abgezogen. Weißt du, wie hoch aktuell dein monatlicher Beitrag ist? Gesetzliche Krankenkassen verlangen unterschiedliche Beitragshöhen, aber das Gute: Als Arbeitnehmer:in kannst du deine Krankenkasse selbst wählen. Wenn du mehr Netto vom Brutto haben möchtest, solltest du prüfen, ob du durch einen Wechsel in eine andere Krankenkasse Geld sparen kannst. Aber Achtung: Bei der Wahl der Krankenkasse zählt nicht nur der Kostenfaktor, sondern vor allem, ob die Leistungen deinen persönlichen Bedürfnissen entsprechen. 

Tipp: Erfahre mehr darüber, wie viel dir Netto vom deinem Brutto-Gehalt bleibt in unserem Artikel wie du Brutto und Netto berechnest

Tipp 5: Benefits mit Steuervorteil statt Gehaltserhöhung

Es scheint naheliegend: Um mehr Netto vom Brutto zu bekommen, muss eine Gehaltserhöhung her. Allerdings bedeutet mehr Gehalt auch höhere Steuern. Statt deinen Arbeitgeber um mehr Geld zu bitten, kann es daher sinnvoll sein, Zusatzleistungen, auch geldwerte Vorteile genannt, auszuhandeln. Gemeint sind Vergütungen beziehungsweise Leistungen, die steuerfrei sind oder pauschal besteuert werden. Steuer- und Versicherungsabgaben bleiben also genau wie der Bruttolohn gleich, nur der Nettolohn erhöht sich. Eine sogenannte Nettolohnoptimierung ist auch aus Sicht des Unternehmens attraktiv, im besten Fall kann dein Arbeitgeber sogar Kosten sparen. 

Beispiele:

  • Kinderbetreuung: Zuschüsse durch den Arbeitgeber zu den Kosten für KiTa, Hort etc. sind in der Höhe nicht begrenzt. 
  • Jobticket: Arbeitnehmer:innen erhalten Monats- oder Jahreskarten für den Öffentlichen Nahverkehr vergünstigt oder kostenfrei.
  • E-Bike, Fahrrad oder Firmenwagen: Wenn dein Arbeitgeber dir ein Fortbewegungsmittel zur Verfügung stellt, sparst du Kosten. Die Bereitstellung von E-Bike, Fahrrad oder Auto hat für das Unternehmen steuerliche Vorteile – eine Win-Win-Situation also. 

Tipp 6: Nutze den Lohnsteuerfreibetrag

Arbeitnehmer:innen können einen Freibetrag für einen Zeitraum von bis zu zwei Kalenderjahren beim Finanzamt beantragen. Es gibt bestimmte Ausgaben, wie Fahrtkosten, Fortbildungskosten, Kinderbetreuungskosten und hohe Krankheitskosten, die als Freibetrag berücksichtigt werden können. Dieser Freibetrag wird monatlich gewährt und nicht erst nach Einreichung der Steuererklärung zurückerstattet. Um den Lohnsteuerfreibetrag im kommenden Jahr in Anspruch zu nehmen, musst du bis spätestens Ende November des laufenden Jahres einen „Antrag auf Lohnsteuer-Ermäßigung" stellen.

Tipp 7: Nicht alle Steuern sind ein Muss

Ist man Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche und verdient ein sozialversicherungspflichtiges Einkommen, fällt die Kirchensteuer an. Die Höhe der Kirchensteuer richtet sich dabei nach dem Wohnort und dem Einkommen, wobei diese auf die Einkommenssteuer entfällt. Da die Kirchensteuer Landesrecht ist, liegt diese in den meisten Bundesländern in Deutschland bei neun Prozent, nur in Bayern und Baden-Württemberg fallen lediglich acht Prozent an. In Österreich hingegen beträgt der Kirchenbeitrag nur 1,1 Prozent des jährlichen lohnsteuerpflichtigen Jahreseinkommens. Wer auf den Abzug der Kirchensteuer verzichten möchte, muss aus der Kirche austreten. Dazu kannst du einen Termin beim zuständigen Amtsgericht, dem Bürgeramt oder dem Standesamt vereinbaren und dort gegen eine Gebühr den Kirchenaustritt erklären.

Letztes Update: 8. August 2023