Keine Gehaltserhöhung? Das kannst du tun!
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Bist du unzufrieden, weil du seit Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen hast, obwohl du sie längst verdient hättest? Zum Beispiel, weil du besonders gute Leistung zeigst oder weil du mehr Verantwortung im Unternehmen übernimmst? Oder wurdest du gar befördert und hast dennoch keine Gehaltserhöhung bekommen? In diesem Artikel erläutern wir, aus welchen Gründen Gehaltserhöhungen abgelehnt werden und wie du reagieren kannst. Außerdem verraten wir dir die besten Argumente für eine Gehaltserhöhung und wie du dich auf die Verhandlung vorbereitest.
Wer entscheidet über die Gehaltserhöhung?
Das Gehalt wird vor dem Einstieg in ein Unternehmen verhandelt und ist üblicherweise Teil des Vertrags. Natürlich kannst du erwarten, dass dein Gehalt in bestimmten Abständen erhöht wird, wenn dein Unternehmen von deiner Arbeitsleistung profitiert. Einen rechtlichen Anspruch auf Gehaltserhöhung hast du nur, wenn dein Unternehmen in einer Betriebsvereinbarung festgelegt hat, nach welchen objektiven Kriterien sich Gehälter entwickeln (zum Beispiel Alter, Familienstand, Qualifikation, Betriebszugehörigkeit). Wenn du in einem tarifgebundenen Unternehmen arbeitest, kann der Betriebsrat an Entscheidungen zu Gehalts- und Lohnerhöhungen beteiligt sein.
"Um eine Gehaltserhöhung muss man sehr langatmig kämpfen (1,5 Jahre)."
Keine Gehaltserhöhung – Gründe, warum deine Lohnerhöhung abgelehnt wird
Natürlich ist es eine frustrierende Erfahrung, wenn du seit Jahren keine Gehaltserhöhung bekommst, obwohl du sie deiner Meinung nach verdient hast. Und das erst recht, wenn du weißt, dass andere Kolleg:innen eine Gehaltserhöhung bekommen haben, wenn du ein außerordentliches Maß an Leistung gezeigt hast oder freiwillig mehr Verantwortung übernimmst. Die Gründe, weshalb eine Gehaltserhöhung ausbleiben kann, sind vielfältig. Du solltest sie kennen und wissen, wie du reagieren kannst. Deinem:deiner Chef:in fehlende Wertschätzung zu unterstellen, ist die nachvollziehbare Reaktion, nach einer verweigerten Gehaltserhöhung. Doch solltest du dich nicht enttäuscht zurückziehen und aufgeben. Denn oft hast du es selbst in der Hand, dass die nächste Gehaltsverhandlung erfolgreicher verläuft.
Grund 1: Du hast nicht (nachdrücklich genug) nach einer Gehaltserhöhung gefragt
In den wenigsten Unternehmen regnet es Gehaltserhöhungen von selbst, schließlich wollen Unternehmen ihre Personalkosten so gering wie möglich halten. Möchtest du eine Gehaltserhöhung, musst du oft proaktiv auf deine:n Vorgesetzten zugehen und ihn:sie nach einer Lohnerhöhung fragen. Keine leichte Sache! Besonders Berufseinsteiger:innen oder Neulinge im Unternehmen haben Hemmungen, eine Gehaltserhöhung einzufordern. Dabei gilt: Gute Leistung verdient eine angemessene Bezahlung.
Wie du reagieren kannst:
- Bringe den Mut auf und fordere die Evaluation und Entlohnung deiner Leistung proaktiv ein. So zeigst du Selbstbewusstsein und Verantwortungsbereitschaft.
- Formuliere deinen Wunsch klar und nachdrücklich.
- Lass dich nicht vertrösten und bleibe dran!
- Gewährt dir dein:e Vorgesetzte:r endlich ein Gespräch, dann bereite dich gut darauf vor und lege dir Argumente zurecht, weshalb dein Wunsch nach einer Gehaltserhöhung gerechtfertigt ist.
Grund 2: Du warst nicht optimal vorbereitet
Aus dem letzten Gespräch bist du schon wieder ohne eine Gehaltserhöhung raus gegangen? Vielleicht warst du im Gespräch aufgeregt oder überrumpelt oder hattest nicht die richtigen Argumente parat um deine:n Vorgesetzte:n davon zu überzeugen, dass du eine Gehaltserhöhung verdient hast.
Wie du reagieren kannst:
- Lerne aus deiner Erfahrung und lege dir für den nächsten Gesprächstermin deine Argumente sorgfältig zurecht. Ausschlaggebend für eine Gehaltserhöhung ist lediglich deine Arbeitsleistung. Faktoren aus deinem Privatleben (wenn du zum Beispiel Mutter oder Vater geworden bist oder dich um einen pflegebedürftigen Angehörigen kümmerst) sind keine Argumente für eine Gehaltserhöhung. Du solltest im Gespräch mit Zahlen und Beispielen deinen Beitrag zum Unternehmenserfolg darlegen.
- Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Punkte vorher schriftlich festhältst. Solltest du aufgeregt sein, spricht nichts dagegen, deine Notizen mit ins Gespräch zu nehmen.
Grund 3: Deine Performance war nicht gut genug
„Ich glaube nicht, dass deine Leistungen eine Gehaltserhöhung rechtfertigen.“ Es ist vielleicht unangenehm vor sich selbst zuzugeben, dass die Arbeitsleistung womöglich doch nicht so brillant war, wie man selbst dachte. Wenn dein:e Vorgesetzte:r die Gehaltserhöhung mit dem Verweis auf fehlende Leistung ablehnt, solltest du deine Arbeit objektiv reflektieren: Hast du in letzter Zeit wirklich dein Bestes gegeben? Hat sich dein Tätigkeitsbereich verändert oder erweitert? Wie erfolgreich waren deine letzten Projekte? Hat deine Arbeit nachweislich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen?
Wie du reagieren kannst:
- Bitte deine:n Vorgesetzte:n um detailliertes Feedback dazu, welche Erwartungen du erfüllen musst, um eine Gehaltserhöhung zu bekommen.
- Fordere eine klare Zielstellung und einen Zeitplan für deine Weiterentwicklung ein.
- Wenn möglich, solltest du direkt den Termin für die nächste Gehaltsverhandlung in Absprache mit deinem:deiner Vorgesetzten definieren.
Beispiel
Führungskraft: "Sie sollten mit Ihrer Situation zufrieden sein und nicht nur das Negative sehen."
Dein Argument: "Selbstverständlich bin ich zufrieden und dankbar, ein höheres Gehalt entspricht jedoch meinen Leistungen."
Grund 4: Dein:e Vorgesetzte:r sieht nicht, was du leistest
Du denkst, dein:e Vorgesetzte:r weiß, was du den ganzen Tag machst? Doch dein:e Chef:in kann nicht immer allen Angestellten über die Schulter schauen. Kommunizierst du nicht regelmäßig, wie viel du leistest, wird dein Arbeitgeber deine Arbeitsleistung nur anhand ersichtlicher Ergebnisse, seinen eigenen Beobachtungen und auch den Vergleich mit Kolleg:innen treffen.
Beispiel
Führungskraft: "Andere Kolleg:innen erbringen mehr Leistung als Sie."
Dein Argument: "Bitte messen Sie mich an meinen individuellen Leistungen und stellen Sie mich nicht in den Vergleich mit anderen."
Wenn dein Chef nicht weiß, was du machst, was du leistest, welche Fähigkeiten du hast und wie du sie einbringst, gibt es auch keinen Grund dein Gehalt angemessen zu erhöhen.
Wie du reagieren kannst:
- Zeige nachvollziehbar auf, was du leistest und welche Erfolge du erzielst. Fokussiere dich auf deine eigene Leistung und lass dich nicht auf Vergleiche mit Kolleg:innen ein.
- Für die Zukunft: Initiiere selbstständig regelmäßige Updates und halte deine:n Vorgesetzte:n so über deine Arbeit und deine Erfolge auf dem Laufenden. Das muss kein wöchentliches Meeting sein. Womöglich reicht eine E-Mail mit einer Übersicht deiner Projekte. Halte dein Update kurz und knapp, fokussiere dich auf Ergebnisse und Ziele statt auf Probleme.
Beispiel
Führungskraft: "Ihr derzeitiges Gehalt entspricht genau Ihrem Wert."
Dein Argument: "Ich habe mich im Vorfeld bereits umfassend über ein angemessenes Gehalt für diese Stelle informiert und muss ihnen hierbei leider widersprechen."
Grund 5: Das Unternehmen befindet sich in einem Veränderungsprozess
Die Begründung, weshalb eine Gehaltserhöhung abgelehnt wird, muss sich nicht immer auf dich und deine persönliche Leistung beziehen. Wenn das Unternehmen sich in einer Umbruchsituation befindet oder in einer wirtschaftlich schweren Lage, werden häufig Gehaltserhöhungen für die Belegschaft ausgesetzt. In einer solchen Situation ist es für Mitarbeiter:innen mit beschränkter Einsicht hinter die Kulissen und die finanzielle Lage des Unternehmens schwer zu argumentieren.
"Trotz Corona Gewinne erzielt aber keine Gehaltserhöhung",
Wie du reagieren kannst:
- Zeige Verständnis und signalisiere die Bereitschaft, das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten zu unterstützen.
- Bitte um eine klare Auskunft darüber, unter welchen Umständen du in der Zukunft eine Gehaltserhöhung erwarten kannst.
- Du kannst auch deutlich machen, dass Gehaltserhöhungen von der individuellen Leistung der Mitarbeitenden abhängen sollten und nicht von der generellen Situation des Unternehmens.
- Vor diesem Hintergrund kannst du nach Alternativen zu einer Gehaltserhöhung fragen: Vielleicht hat dein Arbeitgeber trotz Umbruch oder finanziell angespannter Situation die Möglichkeit, dir mit Benefits oder Sozialleistungen entgegenzukommen.
Beispiel
Führungskraft: "Eine Gehaltserhöhung für Sie kostet uns zu viel."
Dein Argument: "Mit meiner Leistung kann sogar zusätzlich Geld gespart werden und das trotz einer Gehaltserhöhung."
Grund 6: Keine Gehaltserhöhung wegen Krankheit oder Schwangerschaft
Warst du im vergangenen Jahr lange krank und hattest dadurch viele Fehltage? Oder bist du aufgrund einer Schwangerschaft länger ausgefallen? Weder Krankheit noch Schwangerschaft dürfen einen finanziellen Nachteil für Beschäftigte darstellen – dein Gehalt oder dein Lohn wird weitergezahlt. Es kann aber durchaus sein, dass eine Gehaltserhöhung aufgrund von langen Fehlzeiten abgelehnt wird, auch wenn Arbeitgeber:innen dies nicht offenlegen. Gehaltserhöhungen erfolgen auf Basis deiner persönlichen Leistung für den Erfolg des Unternehmens. Wenn du eine lange Zeit krank warst oder gefehlt hast, hattest du also eventuell auch nicht die Möglichkeit, dich in dem Maße zu engagieren, wie du es üblicherweise tust.
Wie du reagieren kannst:
- Fordere deine:n Vorgesetzte:n auf, die Ablehnung deiner Gehaltserhöhung zu begründen.
- Spreche deine Fehlzeiten aktiv an.
- Bitte darum, dass dir dein:e Vorgesetzte:r eine Perspektive gibt und erläutert, unter welchen Voraussetzungen du bei der nächsten Verhandlungsrunde eine Gehaltserhöhung erwarten kannst.
Grund 7: Unwille – Ausweichtaktik begegnen
Dein:e Vorgesetze:r versucht dich abzuwimmeln, schiebt deine Gehaltsverhandlung immer wieder auf oder nennt Gründe, warum es mit der Durchsetzung der Gehaltserhöhung länger dauert? Auch im besten Unternehmen wird es einmal vorkommen, dass der Grund, dass du keine Gehaltserhöhung bekommst, einfach auf generellen Unwillen seitens des Arbeitgebers zurückzuführen ist. Er spielt auf Zeit und hofft, dich auf unbestimmte Zeit vertrösten zu können.
Beispiel
Führungskraft: "Ich muss die Gehaltserhöhung erst mit unserer Buchhaltung abstimmen.“
„Momentan nicht, aber wir können in einem halben Jahr nochmal darüber sprechen.“
Wie du reagieren kannst:
-
- Lass dich nicht abwimmeln: In dieser Situation kommt es darauf an, ob du zum ersten oder zum wiederholten Mal leer ausgegangen bist.
- Beim ersten Mal solltest du deinem Arbeitgeber eine Frist setzen, nach deren Ablauf du Informationen zum Status deiner Gehaltserhöhung haben möchtest. Stelle deinem:deiner Chef:in außerdem gleich einen Termin für weitere Gehaltsgespräche ein.
- Hat die Situation schon mehrmals stattgefunden, musst du womöglich härtere Geschütze auffahren. Beispielsweise kannst du mit deinem Marktwert als Arbeitnehmer argumentieren und so eine Gehaltserhöhung rechtfertigen.
Grund 8: Keine Gehaltserhöhung, weil du eine Frau bist?
Hast du den Eindruck, dass es mit der Gehaltserhöhung aufgrund deines Geschlechts nicht geklappt hat oder dass sie deswegen geringer ausfällt als bei männlichen Kollegen? Es ist kein Geheimnis, dass Männer in Deutschland im Durchschnitt 18 % mehr verdienen als Frauen. Alles rund um den Gender-Pay-Gap, erfährst du in unserem Artikel:
Wie du reagieren kannst:
- In Deutschland gilt seit 2017 das Engelttransparenzgesetz. Wenn du in einem Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeiter:innen arbeitest, hast du einen Anspruch auf Auskunft bezüglich der Gehaltsstrukturen in deinem Unternehmen.
- Wappne dich für die kommenden Gehaltsgespräche mit unseren Gehaltsverhandlungstipps für Frauen.
Gehaltserhöhung abgelehnt – mit offener Kommunikation reagieren
Zusammengefasst zeigt sich: Offene und klare Kommunikation ist der Schlüssel! Wenn dein Wunsch nach einer Gehaltserhöhung abgelehnt wird, dann bewahre einen kühlen Kopf und wäge deine Schritte ab. In jedem Fall solltest du deine:n Vorgesetzte:n bitten, die Gründe zu benennen, weshalb du keine Gehaltserhöhung bekommst. Dies gilt vor allem dann, wenn dein Wunsch auf Gehaltserhöhung abgelehnt wurde, obwohl du befördert wurdest oder mehr Verantwortung übernimmst. Bitte stets darum, dass dir aufgezeigt wird, unter welchen Bedingungen du dich in der kommenden Gehaltsrunde für eine Gehaltserhöhung qualifizieren kannst.
Keine Gehaltserhöhung, aber attraktive Benefits & Sozialleistungen?
Erhältst du trotz deiner Anstrengungen keine Gehaltserhöhung, solltest du dich davon nicht gleich demotivieren lassen. Eine Kündigung aufgrund einer abgelehnten Gehaltserhöhung solltest du dir sehr gut überlegen. Reflektiere, wie wichtig es dir ist, in deinem aktuellen Job mehr Gehalt zu verdienen. Wie zufrieden bist du mit deinem Arbeitgeber und deinen Aufgaben? Welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen gibt es? Wirst du in einem anderen Unternehmen deinen Wunsch auf mehr Gehalt schneller realisieren können? Welche Benefits und Sozialleistungen bietet dir dein jetziges Unternehmen im Vergleich zu anderen Arbeitgeber:innen?
Gerade Benefits können dazu beitragen, dass du mit deinem Gehalt zufrieden bist. In einer Umfrage von kununu und der Personal- und Managementberatung Kienbaum 2020 zeigt sich, dass viele Mitarbeitende für attraktive Benefits sogar weniger Gehalt in Kauf nehmen würden.
Welche Situationen eignen sich, um eine Gehaltserhöhung anzusprechen?
Regelmäßige Gehaltsverhandlungen sind im Arbeitsrecht nicht festgehalten. Der Wunsch nach einer Gehaltserhöhung muss in vielen Fällen also direkt von der:dem Mitarbeiter:in angesprochen und begründet werden. Wenn du der Meinung bist, dass es mal wieder Zeit für eine Gehaltserhöhung ist, dann werde aktiv und spreche deine:n Vorgesetzte:n darauf an. Du bist dir unsicher, wann du nach einer Gehaltserhöhung fragen kannst? In unserem verlinkten Ratgeber zeigen wir dir, welche Situationen sich dafür eignen.
Argumente für eine Gehaltserhöhung
Eine Gehaltserhöhung muss sich immer für beide Seiten lohnen. Es reicht daher nicht aus, auf Kolleg:innen zu verweisen, die besser bezahlt werden als du oder die eine Gehaltserhöhung bekommen haben. Es geht um deine Leistung, beziehungsweise die Leistung deines Teams. Wir haben die besten Argumente für eine Gehaltserhöhung zusammengestellt. Wenn sie auf dich passen, solltest du sie im Gespräch konkretisieren und mit Zahlen und Beispielen untermauern.
Die besten Argumente für eine Gehaltserhöhung
- Du hast dazu beigetragen, dass das Unternehmen, für das du arbeitest, seinen Umsatz erhöhen konnte.
- Das Unternehmen hat durch dich Kosten einsparen können, zum Beispiel, weil du Tätigkeiten übernommen hast, die bisher extern erledigt wurden.
- Du hast mit deinem Team neue Kunden gewonnen.
- Du hast erfolgreich zusätzliche Projekte oder Verantwortung übernommen.
- Du gibst intern Wissen weiter und sorgst so dafür, dass sich deine Kolleg:innen und somit das Unternehmen weiterentwickeln.
- Du hast Vorschläge parat, wie du dich auch in Zukunft für den Erfolg deines Unternehmens einbringen wirst.
Letztes Update: 5. November 2024