So verhandelst du dein Gehalt als Frau: Tipps & Tricks
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In Deutschland verdienen Frauen laut einer umfassenden Analyse von über 1,6 Millionen Gehaltsdaten auf kununu durchschnittlich 17 Prozent weniger als Männer. Dieser Unterschied wird als Gender Pay Gap bezeichnet. Die Gründe für diesen Pay Gap sind vielschichtig. Ein Grund unter vielen ist, dass Frauen seltener verhandeln als Männer. Sie scheuen sich davor, mit dem:der Vorgesetzten das Gespräch zu suchen und aktiv nach einer Gehaltserhöhung zu fragen oder berufliche Wünsche klar zu äußern.
Wann war deine letzte Gehaltserhöhung? Hast du schon jemals aktiv nach einer Gehaltserhöhung gefragt? Dann tu es jetzt! Schließlich geht es nicht nur darum, endlich eine Ungerechtigkeit zu beseitigen und Gleichheit zwischen den Geschlechtern zu erlangen: Selbst wenn du im Moment mit einem geringeren Monatsgehalt gut leben kannst, darfst du deine Altersvorsorge nicht außer Acht lassen.
Zusammen mit Ljubow Strobel, der Gründerin und Geschäftsführerin von Frau Verhandelt haben wir speziell für Frauen wichtige Tipps für die Gehaltsverhandlung zusammengestellt.
Tipp: Du möchtest mehr über den Gender Pay Gap erfahren? Dann findest du hier einen interaktiven Einblick mit weiteren spannenden Fakten.
Tipp 1: Zweifle nicht an dir selbst!
Die erste und wohl wichtigste Regel: Zweifle nicht an dir selbst! Ljubow Strobel hat die Erfahrung gemacht, dass Frauen mit Selbstzweifeln und Unsicherheit reagieren, wenn sie herausfinden, dass der Kollege bei gleicher Tätigkeit und Berufserfahrung (oder sogar weniger Erfahrung) mehr verdient. „Viele Frauen fragen sich, ob sie etwas falsch gemacht haben? Ob sie nicht genug geleistet haben. Sie suchen den Grund dafür zuallererst bei sich, nicht beim Arbeitgeber.“
In manchen Fällen mag es so sein, dass der Kollege einfach mehr leistet, in anderen Fällen ist es Geschlechterdiskriminierung. Oftmals liegt es aber auch daran, dass schon im Bewerbungsgespräch zu wenig gefordert worden ist. Den eigenen Marktwert und die eigenen Stärken herauszuarbeiten und präsentieren zu können, ist die Basis für angemessene Bezahlung. Findest du heraus, dass dein Kollege mehr verdient als du, dann lass dich davon nicht verunsichern, sondern geh gut vorbereitet ins Gespräch mit deiner Führungskraft. Du weißt, was du kannst und was du geleistet hast!
Tipp 2: Gehaltsverhandlungen gehören zum Arbeitsleben, und das von Anfang an
Um den Gender Pay Gap abzubauen, sind vor allem die Politik und die Unternehmen gefragt. Ljubow Strobel sieht aber auch die Frauen in der Verantwortung: „Viele Frauen haben nie wirklich gelernt, ihr Gehalt zu verhandeln, sondern nehmen das Gehaltsangebot für einen neuen Job einfach an, gerade wenn sie noch am Anfang ihrer Karriere stehen.“ Verhandle also dein Gehalt von Beginn an! Wenn ein Unternehmen so weit ist, dass es dir einen Job anbietet und ein Gehaltsangebot macht, dann kannst du davon ausgehen, dass es dich einstellen möchte, dass es an deiner Arbeitskraft interessiert ist. Somit bist du automatisch in einer guten Situation, dein Gehalt zu verhandeln und deine Erwartungen zu äußern.
Tipp 3: Erkenne dein Talent an
Und zwar nicht nur in Form von Lob und Wertschätzung, sondern auch monetär. Ljubow Strobel: „Frauen neigen dazu, ihre eigenen Talente nicht ausreichend wertzuschätzen. Wir freuen uns, wenn wir einen Job gefunden haben, der uns Spaß macht und mit dem wir gleichzeitig unsere Rechnungen zahlen können. Wir dürfen und sollten uns bewusst sein, dass Talent und Leistung sich auch im Gehalt widerspiegeln sollte.“ Überlege dir vor jedem Gespräch genau: Über welche Talente verfügst du, die Anerkennung verdienen und für den Arbeitgeber einen Mehrwert bringen?
Tipp 4: Kenne deinen Marktwert
Egal, ob du dich im Bewerbungsprozess für einen neuen Job befindest oder ob es im Jahresgespräch um eine Gehaltserhöhung geht: Du solltest perfekt vorbereitet sein. Dazu gehört, dass du weißt, wie die Gehaltsaussichten in deinem Job in anderen Unternehmen sind und wie viel Kolleg:innen in ähnlicher Position in deinem Unternehmen verdienen. Auf kununu.com kannst du dir einen Überblick verschaffen über die Gehälter in deiner Branche. Es spricht auch nichts dagegen, dich mit deinen Kolleg:innen über das Gehalt auszutauschen. In Deutschland gibt es seit 2017 außerdem das Entgelttransparenzgesetz. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen ab einer bestimmten Größe, die Entgeltstrukturen intern offenzulegen.
Tipp 5: Definiere deine Erwartungen
Du solltest nie in ein Gehaltsgespräch gehen, ohne vorher deine Erwartungen definiert zu haben, am besten sogar schriftlich. Selbst wenn du am Ende Abstriche machen musst, hast du so ein klares Ziel für die Gesprächsführung. Ljubow Strobel: „Im Bewerbungsprozess sollte man auf keinen Fall die Chance verstreichen lassen, die eigene Gehaltserwartung zu thematisieren, selbst wenn die Bezahlung für den Job darunterliegt. Wenn ich als Bewerberin signalisiere, dass ich keine klaren Vorstellungen habe, bringe ich mich automatisch in eine unterlegene Verhandlungsposition.“
Tipp 6: Werde aktiv & trau dich
Mache dir bewusst: In den seltensten Fällen kommt die Gehaltserhöhung von selbst! Ljubow Strobel: „Ich höre das immer wieder: Frauen warten darauf, dass ihr Unternehmen mit einer Gehaltserhöhung auf sie zukommt, quasi als Belohnung. In den meisten Fällen wird das nicht passieren.“ Unternehmen müssen wirtschaftlich handeln und dazu zählt, die Kosten möglich gering zu halten. Selbst wenn dein:e Vorgesetzte:r zufrieden mit deiner Arbeit ist, heißt das noch lange nicht, dass du automatisch eine Gehaltserhöhung erwarten kannst.
Die Chancen erhöhen sich deutlich, wenn du aktiv danach fragst, beziehungsweise eine Gehaltserhöhung einforderst. Aus ihren Erfahrungen heraus weiß Ljubow Strobel dass Frauen Angst haben, unverschämt zu wirken oder gar ihren Job riskieren, wenn sie nach einer Gehaltserhöhung fragen. „Das ist sehr unwahrscheinlich. Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein „Nein“!“ Also: Trau dich!
Tipp 7: Führe Buch über deine Erfolge
Gehaltserhöhungen sind keine netten Gesten des Unternehmens – sie sind die Gegenleistung für deine Arbeit. Einen Wunsch auf Gehaltserhöhung solltest du immer mit deiner Leistung oder deinen Erfolgen begründen. Ljubow Strobel: „Viele Frauen neigen dazu, die eigenen Erfolge schnell zu vergessen. Das ist nicht nur schade, sondern kann bares Geld kosten. Ich empfehle daher, ein Erfolgstagebuch zu führen, in dem man kleine und größere Erfolge festhält. So eine Sammlung ist generell gut für das Ego – und die beste Vorbereitung für ein Gehaltsgespräch.“
Tipp 8: No-Go Privatleben
Wie gesagt: Bei einer Gehaltserhöhung werden deine Leistungen gewürdigt. Gehaltswünsche solltest du immer mit deiner Leistung für das Unternehmen begründen und keinesfalls mit deiner privaten Situation. Du hast dich getrennt, eine Wohnung gekauft oder oder möchtest in den Urlaub fliegen? Das sind alles Faktoren, die dein Privatleben beeinflussen, aber sie rechtfertigen keine Gehaltserhöhung.
Wirst du gerecht bezahlt? Trage mit deiner anonymen Gehaltsangabe zu mehr Gehaltstransparenz bei.
Tipp: Wenn du lernen möchtest, welche typischen 10 Fehler Frauen in Gehaltsverhandlungen machen und wie du es besser machst, kannst du hier Ljubows kostenlosen 10-Fehler-PDF-Guide herunterladen.
Über Ljubow Strobel, Gründerin von Frau Verhandelt
Ljubow Strobel ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Gründerin der Frau Verhandelt Community. Mit ihren Online-Kursen konnte sie schon über 1 000 Frauen dabei helfen, angemessen bezahlt zu werden. Über 40 000 Frauen unterstützen sich gegenseitig in ihrer kostenfreien Online-Community.
© Nina Wellstein
letztes Update: 29. Februar 2024