Direkt zum Inhalt wechseln

Was ist der Equal Pay Day & warum gibt es ihn?

Hast du schon einmal vom Equal Pay Day (auf Deutsch: Tag der gleichen Bezahlung) gehört? An diesem Tag wird darauf hingewiesen, dass Frauen durchschnittlich nach wie vor weniger verdienen als Männer. Der Equal Pay Day 2025 fällt in Deutschland auf den 7. März.

Warum findet der Equal Pay Day jedes Jahr an einem anderen Tag statt, was passiert an diesem Tag und welche länderspezifischen Unterschiede gibt es? Wir haben alles Wissenswerte zusammengefasst.

Equal Pay Day – Definition & Bedeutung

Der Equal Pay Day ist der Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen und macht auf den Gender Pay Gap aufmerksam. Der Equal Pay Day findet in Deutschland an dem Tag im Jahr statt, bis zu welchem Frauen rechnerisch umsonst oder unentgeltlich arbeiten. Das Datum wird mithilfe des Gender Pay Gaps ermittelt. Der beträgt in Deutschland laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes aktuell 16 ProzentFrauen verdienen also durchschnittlich 16 Prozent weniger als Männer. Rechnet man diesen Wert in Arbeitstage um, so arbeiten Frauen 2024 vom 1. Januar an 66 Tagen unentgeltlich. In diesem Jahr findet der Equal Pay Day also am 7. März statt.

Am Equal Pay Day finden in vielen Städten und Gemeinden Aktionen statt, die auf die bestehende Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen. Organisationen, Aktivist:innen und Verbände veranstalten Demonstrationen, Diskussionsrunden und Informationsstände, um das Thema in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Ziel ist es, sowohl die Öffentlichkeit als auch politische Entscheidungsträger:innen für die Notwendigkeit gleicher Bezahlung zu sensibilisieren und konkrete Maßnahmen zur Schließung der Lohnlücke zu fordern.

Hast du schon einmal etwas vom Gender Pay Gap gehört? Nein? Damit bist du nicht alleine. Aus einer aktuellen Umfrage von kununu geht hervor, dass rund 59 Prozent der Deutschen den Begriff Gender Pay Gap nicht kennen.

Möchtest du mehr rund um den Gender Pay Gap in Deutschland erfahren? Auch wir haben einen genauen Blick auf den Gender Pay Gap geworfen und eine umfassende Analyse von über 1,6 Millionen Gehaltsdaten auf kununu veröffentlicht. Darunter auch der Gender Pay Gap nach Branche. Informiere dich hier.

Warum findet der Equal Pay Day immer an einem unterschiedlichen Tag statt?

Der Equal Pay Day fällt jedes Jahr auf ein anderes Datum, weil sich die Lohnlücke jedes Jahr leicht verändert. Die Terminierung des Equal Pay Days lässt sich mit diesem Rechenbeispiel veranschaulichen:

  • Wenn der Gender Pay Gap in einem bestimmten Jahr 18 % beträgt, bedeutet das, dass Frauen 18 Prozent des Jahres ohne Bezahlung arbeiten würden – also ca. 66 Tage.
  • Der Equal Pay Day würde dann auf den 66. Tag des Jahres fallen, also etwa Mitte März.

In den vergangenen Jahren hat sich der Gender Pay Gap erfreulicher Weise jeweils verkleinert – der Equal Pay Day rückt dadurch jeweils etwas weiter nach vorne im Kalender. Aber nur sehr langsam:

Viele Jahre schien die Lohnlücke wie in Stein gemeißelt. Ein gutes Jahrzehnt hat es gedauert, bis der Equal Pay Day im Kalender vom 20. März in 2009 auf den 17. März im Jahr 2020 vorgerückt ist.

Henrike von Platen, CEO & Founder FPI Fair Pay Innovation Lab

Equal Pay Day in Österreich und der Schweiz

Auch in Österreich und der Schweiz gibt es Aktionen rund um den Equal Pay Day. In Österreich fiel der Equal Pay Day 2025 auf den 13. Februar in der Schweiz auf den 15. Februar.

Gender Pay Gap nach Branchen & Berufserfahrung

kununu hat übrigens den Gender Pay Gap in den einzelnen Job-Branchen berechnet – auf Basis von über 2.400.000 Gehaltsangaben von Arbeitnehmer:innen. Besonders drastisch sind die Unterschiede unter anderem in der Finanzbranche. Hier verdienen Frauen durchschnittlich 24 Prozent weniger als Männer, dich gefolgt von der Telekommunikationsbranche mit 23 Prozent.

Den größten Anstieg des Pay Gaps verzeichnet die Branche Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung. Frauen steigen mit einem „nur“ 12 Prozent geringeren Gehalt als Männer ein. Nach 6-10 Jahren klafft die Gehaltslücke immer weiter auf, denn dann verdienen Frauen ganze 29 Prozent weniger als Männer. Dass der Gender Pay Gap mit zunehmender Berufserfahrung steigt, ist unter anderem auf eine unzulängliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf zurückzuführen – für Frauen bedeutet die Familiengründung häufig eine Karrierebremse.

Der Equal Pay Day – Entstehung

Der Equal Pay Day hat seinen Ursprung in den frühen Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in den USA. Henrike von Platen: „1930 gründete die Anwältin Lena Madesin Phillips in New York die Business and Professional Women, die wirtschaftliche Teilhabe und Gleichstellung forderten.“ Im Jahr 1963 wurde unter Präsident John F. Kennedy der Equal Pay Act verabschiedet als eines der ersten Gesetze zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Lohndiskriminierung. Der Equal Pay Act verpflichtete Arbeitgeber, Männern und Frauen für gleichwertige Arbeit am selben Arbeitsplatz den gleichen Lohn zu zahlen, sofern die Tätigkeit in Bezug auf Funktion, Verantwortung, Arbeitsbedingungen und Qualifikation vergleichbar war. Trotz des Gesetzes blieb die geschlechtsspezifische Lohnlücke bestehen, da es zahlreiche Ausnahmen und Schlupflöcher gab, durch die Frauen weiterhin benachteiligt wurden. Dies führte zur Gründung von Organisationen wie dem National Committee on Pay Equity (NCPE), das sich für Lohngleichheit einsetzt. Der Equal Pay Day entstand in den USA im Jahr 1988 als direkte Reaktion auf die anhaltenden Lohnunterschiede, die trotz des Equal Pay Act weiterhin existierten. Seine Entwicklung wurde vor allem von den Business and Professional Women (BPW) vorangetrieben. Die Initiative sollte die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass gesetzliche Regelungen allein nicht ausreichen, um eine faire Bezahlung sicherzustellen. Der Verband der Business and Professional Women ist eines der größten Netzwerke für Unternehmerinnen und berufstätige Frauen weltweit. Weltweit engagieren sich rund 30.000 Mitglieder in über 100 Ländern für die Förderung von Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

In Deutschland wurde der Equal Pay Day erst im Jahr 2008 eingeführt, von der deutschen Organisation der Business and Professional Women.

Was passiert am Equal Pay Day?

Am Equal Pay Day selbst finden in vielen Städten und Gemeinden Veranstaltungen, Diskussionen, Vorträge und sonstige Aktivitäten unterschiedlicher Größe statt, häufig mit Unterstützung aus Politik und Wirtschaft. Zusätzlich wird der Tag medial begleitet. Die Veranstaltungen finden dezentral statt. Die Equal Pay Day-Bewegung lebt von vielen unabhängigen Aktivist:innen, die aus eigenem Antrieb Aktionen und Events organisieren. Mittlerweile unterstützen auch zahlreiche Unternehmen, Städte und Gemeinden sowie öffentliche Einrichtungen den Equal Pay Day.

Was ist das Ziel der Aktionen am Equal Pay Day?

In erster Linie geht es darum, Bewusstsein zu schaffen dafür, dass es auch in fortschrittlichen Ländern, in denen Diversität, Teilhabe und Gleichberechtigung scheinbar großgeschrieben werden, Unterschiede gibt in den Gehältern. Voraussetzung dafür ist Gehaltstransparenz. Nur wer weiß, wie viel eine andere Person im Unternehmen in einer vergleichbaren Position mit ähnlicher Ausbildung und Berufserfahrung verdient, kann einschätzen, ob er oder sie selbst gerecht bezahlt wird. Der Equal Pay Day ruft also auch dazu auf, über das eigene Gehalt zu sprechen, was nach wie vor für viele ein Tabu ist: In Deutschland spricht bisher nur jede:r zweite Beschäftigte mit dem Partner:in über das Gehalt.

Mehr Gehalt: Verhandlungstipps für Frauen

Der Gender Pay Gap ist ein strukturelles Problem, das nur gelöst werden kann, wenn Wirtschaft und Politik am gleichen Strang ziehen. In der individuellen Situation sind Frauen jedoch auch häufiger als Männer zurückhaltend bei Gehaltsverhandlungen. Wie du dich als Frau am besten auf das nächste Gehaltsgespräch vorbereitest, erfährst du in unserem Ratgeber: „So verhandelst du dein Gehalt als Frau: Tipps & Tricks

Henrike von Platen

Henrike von Platen sieht sich selbst als Kosmopolitin, Wirtschaftsexpertin, FairPayistin, Publizistin und Kämpferin, denn Frauen und Geld – das gehört für sie unbedingt zusammen.

Die Zitate in diesem Artikel stammen aus einem Interview mit ihr für kununu. Hier geht’s zu Henrike von Platen.