Lebenshaltungskosten: Wofür Deutschland sein Gehalt ausgibt

Hast du auch das Gefühl, jeden Monat bleibt weniger von deinem Gehalt übrig? Da bist du nicht alleine, denn egal ob die Strom- und Gaspreise oder der wöchentliche Einkauf im Supermarkt: Die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Um deine Ausgaben für den alltäglichen Bedarf im Blick zu behalten, lohnt es sich, einen genauen Blick auf die Lebenshaltungskosten zu werfen.

Wir haben uns rund ums Thema Lebenshaltungskosten in Deutschland für dich schlau gemacht. Hier erfährst du, wie sich die Lebenshaltungskosten in den letzten Jahren entwickelten, aus welchen Kosten sie sich zusammensetzen und wie hoch sie in den deutschen Großstädten ausfallen.

Was sind Lebenshaltungskosten?

Einfach ausgedrückt, handelt es sich bei "Lebenshaltungskosten" um alles, was du für dein tägliches Leben benötigst. Der Begriff stammt aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften und bezieht sich auf alle gesammelten Ausgaben, die private Haushalte für ihren alltäglichen Bedarf tätigen. Daher können "Lebenshaltungskosten" mit dem Begriff der "privaten Konsumausgaben" gleichgesetzt werden.

Aber was fällt genau unter diese Kosten? Beispiele hierfür sind deine Miete oder Hypothek, Lebensmittel, Körperpflegeprodukte, Internet sowie Kosten für Hobbies und sportliche Aktivitäten. Wichtig zu beachten: Ausgaben für Versicherungen und Sozialabgaben, wie etwa deine Renten- oder Haftpflichtversicherung, werden den Lebenshaltungskosten nicht angerechnet. Dennoch ist es sinnvoll, diese Kosten bei der Erstellung deines Haushaltsbudgets zu berücksichtigen.

Zusammensetzung der Lebenshaltungskosten:

Beispieldurchschnittliche Kosten in 2021
WohnenMiete oder Kreditraten, Energiekosten, Nebenkosten, Haushaltsgeräte usw.966 €
Nahrungsmittel & GetränkeLebensmittel, Genussmittel, Getränke, Tierfutter usw.402 €
VerkehrÖffentliche Verkehrsmittel, eigener PKW, Fahrrad usw.322 €
Freizeit & KulturTheater, Kino, Fitnessstudio, Sportvereine, usw.255 €
Gesundheit und KörperpflegePflegeprodukte und Dienstleistungen, z. B. Kosmetik, FriseurIn usw.115 €
KleidungPrivate und berufliche Kleidung98 €
KommunikationRundfunkgebühr, Handyvertrag, Internet usw.70 €
BildungSchule, usw. 18 €

Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten in Deutschland?

Wie gestalten sich nun die Lebenshaltungskosten in Deutschland insgesamt? Laut der letzten Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes, belaufen sie die Lebenshaltungskosten privater Haushalte durchschnittlich auf 2.623 Euro pro Monat. Dieser Wert bezieht sich jedoch auf jegliche Haushaltstypen in Deutschland. Die Lebenshaltungskosten für einen Single-Haushalt belaufen sich auf durchschnittlich auf 1.658 Euro pro Monat - Paare mit Kind(ern) zahlen sogar durchschnittlich 3.819 Euro pro Monat. Eine genaue Übersicht über die unterschiedlichen Haushaltstypen findest du hier.

Von diesem Betrag entfallen beachtliche 37 Prozent auf Wohn- und Energiekosten. Zusätzlich werden rund 15 Prozent für Nahrung und Genussmittel ausgegeben. Rechnet man alle Kosten auf ein Jahr hoch, so ergeben sich durchschnittliche Lebenshaltungskosten in Deutschland von 31.476 Euro.

Quelle: destatis.de
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Worauf basieren die Statistiken?

Die Basis für die Berechnung der Ausgaben privater Haushalte stellen die Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR) dar, welche auf tagebuchbasierten Haushaltsbefragungen beruhen. Die angegebenen durchschnittlichen Lebenshaltungskosten in Deutschland sollten daher als allgemeine Richtlinie verstanden werden. Mehr zu der Methodik findest du hier.

Lebenshaltungskosten für Alleinstehende, Paare und Familien

Lebst du alleine, in einer Partnerschaft oder ziehst Kinder groß? Je nach Haushaltstyp erhöhen oder verringern sich deine Lebenshaltungskosten. Ein Single-Haushalt bedarf weniger privater Konsumausgaben, als der Haushalt einer mehrköpfigen Familie. Basierend auf der letzten Berechnung des statistischen Bundesamtes findest du hier eine Übersicht über die Lebenshaltungskosten für die unterschiedlichen Haushaltstypen.

Haushaltstypdurchschnittliche Lebenshaltungskosten im Monat
Alleinlebende (eine Person)1.658 €
Alleinerziehende 2.192 €
Paare (Zwei Personen, ohne Kind)3.117 €
Paare (mit Kindern) 3.819 €
Sonstige Haushalte (Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenhaushalte, usw.) 3.586 €

Deutschland: durchschnittlicher Preis für Zweizimmerwohnung, ÖPNV und Gastronomie

Auf numbeo, der weltweit größten Sammlung an Verbraucherpreisen, lässt sich für Deutschland der durchschnittliche Preis für die einzelnen Bestandteile der Lebenshaltungskosten betrachten. So liegt beispielsweise der Preis für eine Zweizimmerwohnung in einem Stadtkern bei 836 Euro. Die einfache Fahrt mit ÖPNV in Deutschland liegt im Durchschnitt bei 3 Euro und eine Mahlzeit in einem preiswerten Restaurant bei 12 Euro. Falls dir dieser Durchschnitt gering vorkommt, liegt das vermutlich daran, dass du in einer Großstadt lebst. Denn insbesondere Kleinstädte und Dörfer drücken diesen Preisdurchschnitt in Deutschland deutlich nach unten.

Lebenshaltungskosten in deutschen Großstädten: Wo lohnt es sich, zu arbeiten?

Du überlegst, umzuziehen? Oder suchst du einen neuen Arbeitgeber, aber weißt nicht, welche Stadt sich dafür anbietet? Auf Basis der Verbraucherpreise auf numbeo haben wir für dich die durchschnittlichen Kosten für Miete, Verkehrsmittel und Gastronomie aufgelistet und dem durchschnittlichen Gehalt gegenüber gestellt. Die Spalte über die Gehaltszufriedenheit gibt außerdem Aufschluss darüber, wie viele Arbeitnehmende mit ihrem Gehalt bei kununu zufrieden sind.

Miete (Zweizimmerwohnung im Stadtkern) ÖPNV (einfache Fahrt) Mahlzeit in preiswertem Restaurant Gehalt (durchschn. brutto im Jahr)Zufrieden mit dem Gehalt
München1.335,98 €3,60 €15,00 €56.600 €63,20%
Berlin1.256,45 €3,00 €12,00 €47.670 €58,60%
Frankfurt1.114,11 €3,40 €14,00 €55.333 €60,50%
Hamburg1.005,15 €3,27 €14,00 €50.546 €58,80%
Düsseldorf974,77 €3,00 €15,00 €51.216 €61,10%
Stuttgart966,25 €2,77 €12,00 €55.639 €63,90%
Köln878,10 €3,00 €13,00 €49.070 € 60,40%
Bonn625,00 €3,00 € 15,00 € 52.203 €62,80%
Leipzig622,08 €3,00 €11,50 €39.900 €57,60%
Dortmund605,00 € 3,00 €14,50 €46.215 €58,70%
Deutschland836,00 €3,00 €12,00 €48.538 €

Auffällig hierbei: Die Lebenshaltungskosten in deutschen Großstädten variieren stark. Vergleicht man diese mit dem durchschnittlichen Gehalt in der jeweiligen Stadt schneidet insbesondere Nordrhein-Westfalen gut ab: Mit vergleichsweise niedrigen Mietpreisen und hohem Durchschnittsgehalt können Bonn und Dortmund für Arbeitnehmende äußerst lohnenswert sein.

Zieht es dich in Deutschlands größte Städte, winken auch höhere Lebenshaltungskosten. Zwar bietet München, häufig auch als "Millionendorf" bezeichnet, das höchste durchschnittliche Gehalt in Deutschland, die Lebenshaltungskosten sind jedoch so garnicht "dörflich". Die Landeshauptstadt hält den unangenehmen Rekord der höchsten Mieten in Deutschland. In Berlin winken zwar fast ähnlich hohe Mietpreise, die Kosten rund um Verkehr und Gastronomie liegen jedoch weit unter denen von München und Hamburg und gleichen sich dem deutschen Durchschnitt an.

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Natürlich ist wichtig zu betonen, dass Lebenshaltungskosten immer individuell von Lebensstil und persönlichen Konsumverhalten abhängig sind. Jemand, der bevorzugt Bio-Produkte kauft oder mit Champagner anstatt mit Bier den Feierabend ausklingen lässt, wird vermutlich höhere Ausgaben für Lebensmittel tragen müssen. Auch eine Familie bzw. Kinder bringen zusätzliche Ausgaben mit sich, von Kleidung und Spielzeug bis hin zu möglichen Kosten für den Kindergarten.

Übrigens: Im kununu Gehaltscheck findest du heraus, wie viel Gehalt du in deinem Beruf in den unterschiedlichen deutschen Bundesländer durchschnittlich erwarten kannst.

Wieso steigen die Lebenshaltungskosten in Deutschland?

In den letzten Jahren haben sich die Lebenshaltungskosten in Deutschland spürbar erhöht. Allein im Vergleich mit dem Vorjahr stiegen die Lebenshaltungskosten in Deutschland 2021 um 4,6 Prozent. Insbesondere die Kosten für Mieten und Energie haben deutlich zugenommen. Es ist davon auszugehen, dass die Berechnungen des statistischen Bundesamtes für 2022 ebenfalls einen hohen Anstieg feststellen werden. Aber was steckt hinter diesen Entwicklungen?

Grund dafür ist in erster Linie der Verbraucherpreisindex: Die Inflationsrate in Deutschland lag 2020 noch bei 0,14 Prozent - 2022 bei 6,87 Prozent. Denn Inflation und Lebenshaltungskosten sind eng miteinander verbunden. Während die Inflationsrate die Veränderung des allgemeinen Preisniveaus von Lebensmitteln, Ressourcen o. ä. misst, beziehen sich Lebenshaltungskosten auf die Ausgaben, die ein Haushalt für den Kauf von eben jenen Gütern und Dienstleistungen aufbringen muss. Eine steigende Inflationsrate führt also in der Regel zu steigenden Lebenshaltungskosten, da die Preise für Güter und Dienstleistungen ansteigen.

Die Inflation stieg im letzten Jahr in Deutschland aufgrund einer Kombination aus gestiegenen Rohstoffpreisen auf dem Weltmarkt als Folge des Ukraine-Kriegs, einem Rückstau bei Produktion und Lieferung sowie dem gestiegenen Konsumbedarf nach der Lockerung der COVID-19-Maßnahmen.

Übrigens: Hier erfährst du, ob dir als Arbeitnehmer:in bei steigender Inflation eine Gehaltserhöhung zusteht und wie du die Gehaltsverhandlung am besten meisterst.

Lebenshaltungskosten in Deutschland im EU-Vergleich

Wie viel teurer das Leben in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern ist, lässt sich an der letzten Berechnung des statistischen Bundesamts im Jahr 2022 erkennen. Demnach liegt das Preisniveau für die privaten Konsumausgaben 8,9 Prozent höher als der Durchschnitt der 27 EU-Mitgliedstaaten. Klingt erstmal viel, jedoch zahlen unsere unmittelbaren Nachbarländer noch mehr: Nur in Polen und Tschechien war das Leben deutlich günstiger.

Irland gewinnt den Preis für das teuerste EU-Land. Mit einem Preisaufschlag von 46,4 Prozent gegenüber dem EU-Durchschnitt hat es Dänemark (+44,5 Prozent), Luxemburg (+36,8 Prozent), Finnland (+26,5 Prozent) und Schweden (+24,1 Prozent) übertroffen. Wer Geld sparen will, sollte nach Rumänien ziehen. Dort liegen die Konsumausgaben bei weniger als der Hälfte des EU-Durchschnitts (-42,2 Prozent). Außerhalb der EU wurde das Portemonnaie noch stärker beansprucht. In der Schweiz (+74,3 Prozent), Island (+59 Prozent) und Norwegen (+42,9 Prozent) hat man mehr bezahlt als in Dänemark. Am günstigsten war es in der Türkei, wo die Kosten 60 Prozent unter dem Durchschnitt aller EU-Länder lagen.

letztes Update: 9. Juni 2023