Red Flags im Job & Bewerbungsprozess: Worauf du achten solltest

Umgangssprachlich sind Red Flags häufig in Verbindung mit der Dating-Welt zu finden und beschreiben mehr oder weniger überspitzte No-Go's bei potenziellen Partner:innen. Von schlechter Mundhygiene und aufgestellten Hemdkragen hin zu Skinny Jeans und "Er wohnt noch bei Mama" -
Red Flags, also "Warnzeichen", sollen frühzeitig vor schlechten Entscheidungen warnen. Auch bei deinem (potenziellen) Arbeitgeber solltest du daher auf bestimmte Anzeichen achten, um einem ungesunden Arbeitsumfeld zu entgehen.

Egal, ob noch im Bewerbungsprozess oder der Reality-Check beim jetzigen Arbeitgeber: Wir haben für dich einige Red Flags gesammelt, die auf langfristige Probleme im Job hindeuten könnten.

Red Flags im Job: Darauf solltest du achten

Red Flags im Jobs fallen manchmal erst auf, wenn man Einblick in Unternehmensabläufe bekommt. Klar, im Bewerbungsgespräch hat man meist schon einen kleinen Vorgeschmack von den Kolleg:innen und der Unternehmenskultur bekommen. Doch was, wenn dieser sich nicht bestätigt? Wir haben für dich einige mehr oder weniger besorgniserregende Red Flags im Job gesammelt.

Die Überstunden-Olympiade

Es vergeht kein Tag ohne Überstunden? Und wer sich dem nicht fügt, hat keine guten Karten bei Vorgesetzten? Natürlich wirkt es nicht besonders teamorientiert, wenn du immer überpünktlich den Feierabend beginnst, während andere noch arbeiten. Doch wenn du nie rechtzeitig zu Hause ankommst und sogar in deiner Freizeit E-Mails und Anrufe bearbeitest, dann ist das eindeutig ein Warnsignal im Job. Wie du aus diesem Teufelskreis ausbrechen kannst, verraten wir dir in unserem Artikel Wie du Nein zu Überstunden sagen kannst.

Keine Gehaltserhöhung in Sicht

Als Berufsanfänger ist es ratsam, zu Beginn deiner Laufbahn finanziell auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Wenn du jedoch schon eine Weile im Unternehmen bist, die Probezeit erfolgreich abgeschlossen oder vielleicht sogar dein erstes Jahr im Betrieb gemeistert hast, sollte dein Arbeitgeber dir eine angemessene Gehaltserhöhung gewähren. Es ist auch üblich, einen Bonus für erreichte Ziele oder herausragende Leistungen zu erhalten, je nach dem, was vertraglich mit deinem Arbeitgeber vereinbart wurde.

Übrigens: Im kununu Gehaltscheck kannst du herausfinden, was andere in deinem Job verdienen und dir ein Bild über ein angemessenes Gehalt machen.

Mobbing am Arbeitsplatz

Etwa jeder siebte Berufstätige ist schon mal Opfer von Mobbing durch Kolleg:innen oder Vorgesetzte am Arbeitsplatz geworden. Häufig zeigt sich das unterschwellig durch Ausgrenzung oder herabwertende Äußerungen unter Kolleg:innen, die vermeintlich lustig sind. Aber auch strukturelle ungleiche Behandlungen bei Beförderungen oder Gehaltserhöhung kommen vor. Was du gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz machen kannst, verraten wir dir in unserem Artikel.

Der egozentrische Chef

Wenn dein:e Chef:in mehr Selfies im Büro macht, als sich um die Belange des Teams zu kümmern, bleibt ein positives Teamgefühl innerhalb einer Abteilung meistens aus. Auch wenn sich Kolleg:innen untereinander gut verstehen, ein:e egozentrische Vorgesetzt:e bedeutet in den meisten Fällen mehr Ärger als Rat und Beistand.

Fehlende Wertschätzung

Du legst stets vollen Einsatz an den Tag und deine Kollegen wissen, dass sie sich auf dich verlassen können. Die Qualität deiner Arbeit steht für dich an oberster Stelle und du hältst dich immer an die vereinbarten Zeitpläne. Doch der ersehnte Dank und die Anerkennung für deine Leistungen bleiben aus? Oder schlimmer: Andere beanspruchen deine Erfolge für sich? Wenn dir das bekannt vorkommt, ist das definitiv ein Grund, die Augen nach Arbeitgebern offen zu halten, die deine Arbeit wertschätzen.

Die Karriereleiter ist aus Seife

Wenn die Karriereleiter rutschig und Aufstiege eine Seltenheit sind, solltest du nach einigen Jahren den nächsten beruflichen Schritt in Erwägung ziehen - und wenn es sein muss, bei einem anderen Arbeitgeber. Denn deine private Berufslaufbahn ist mindestens genauso wichtig, wie das Wohlergehen des Unternehmens.

Toxischer Kaffeeklatsch

Wenn das Büroklatsch mehr Drama hat als eine Reality-TV-Show, fördert das nicht umbedingt ein harmonisches Arbeitsumfeld. Jeder sollte sich am Arbeitsplatz wohlfühlen können, ohne gleich das Gefühl haben zu müssen, das nächste Hot-Topic beim Kaffeeklatsch zu sein. Wenn du dich in einer toxischen Arbeitsatmosphäre befindest und du dich nicht mehr mit deinem Job und dem Unternehmen identifizieren kannst, findest du in unserem Artikel zum toxischen Arbeitsumfeld Tipps, wie du damit umgehen kannst.

Work hard, play hard

... Meistens eine Umschreibung für "Wir haben keine Work-Life-Balance und trinken zu viel". Klar, das Leben sollte Pflicht und Spaß vereinen, die Glorifizierung einer ungesunder Arbeitsmentalität und einem unausgeglichenem Lebensstil sollte aber mit Vorsicht genossen werden.

Red Flags während der Jobsuche

Schon während der Jobsuche gibt es Anzeichen, die dir helfen können, dich für ein geeignetes Unternehmen zu entscheiden. Bereits das aufmerksame Lesen der Stellenanzeige und eine kurze Recherche zum Unternehmen kann dich vor möglicherweise schlechten Entscheidungen bewahren. Wenn du dich nicht mit der Stellenbeschreibung, der Unternehmensphilosophie oder den Geschäftstätigkeiten des Arbeitgebers identifizieren kannst, solltest du die Bewerbung möglicherweise noch einmal überdenken.

Unklare Job-Beschreibung

Wenn die Stellenanzeige nicht klar darüber ist, welche Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Qualifikationen mit der Position verbunden sind, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass du Aufgabenbereichen zugeteilt wirst, die nicht wirklich der Stelle entsprechen. Versuche vor einer Bewerbung sicherzustellen, dass du ein klares Bild hast von den Aufgaben und der Verantwortung, die du übernimmst.

Übertriebene Anforderungen

Ein übermäßig langer Wunschzettel an Qualifikationen, insbesondere für Einstiegspositionen, kann ein Warnzeichen sein. Es könnte zeigen, dass das Unternehmen unrealistische Erwartungen hat oder versucht, zu viele Rollen in eine Position zu packen.

Fehlende Gehaltsangaben

In Deutschland ist die Angabe des Gehalts in Stellenausschreibungen zwar noch nicht verpflichtend, jedoch wird sie empfohlen, um Transparenz zu schaffen und eine effiziente Bewerberauswahl zu ermöglichen​. Ähnlich verhält es sich in der Schweiz, wo es derzeit keine bindenden Regelungen bezüglich der Gehaltsangabe in Stellenanzeigen gibt​. Im Gegensatz dazu ist in Österreich die Angabe des Mindestentgelts in Stellenanzeigen seit März 2011 verpflichtend. Auch wenn es in einigen Branchen üblich ist, Gehaltsangaben wegzulassen, kann die fehlende Information über die Vergütung und andere Vorteile für potenzielle Bewerber frustrierend sein.

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Tipp

Du bist dir unsicher, ob das Unternehmen zu dir passt? Checke die Bewertungen auf kununu, um ein Bild über die Arbeitsbedingungen, die Unternehmenskultur oder das Gehalt bei dem Arbeitgeber zu bekommen.

Red Flags im Bewerbungsprozess

Im weiteren Bewerbungsverlauf gibt es Warnsignale, die Aufschluss über den potenziellen neuen Arbeitsplatz geben. Ein Bewerbungsprozess ist nicht nur eine Chance für Arbeitgeber, den:die ideale:n Kandidat:in zu finden, sondern auch für Bewerber:innen, die Unternehmenskultur und die Arbeitsbedingungen zu erkunden.

Unangebrachte Fragen im Vorstellungsgespräch

Erstes Warnzeichen: Fragen, die sehr persönlich sind und die Privatsphäre beeinträchtigen. Es ist verständlich, dass Personalverantwortliche so viel wie möglich über Bewerbende erfahren möchten, um eine informierte Entscheidung treffen zu können. Doch du hast ein Anrecht auf Privatsphäre, welches im Vorstellungsgespräch stets respektiert werden sollte. Zu absoluten Red Flag-Fragen zählen:

  • Fragen zum Gesundheitszustand (vorhandene Behinderung, Erkrankung, Erkrankungen in der Familie etc.)
  • Fragen zu privaten Ansichten (Religion, Parteizugehörigkeit, Gewerkschaftszugehörigkeit etc.)
  • Fragen zur Familienplanung (Familienstand, sexuelle Neigung, bestehende Schwangerschaft, Kinderwunsch etc.)

No-Go´s im Vorstellungsgespräch

Doch nicht nur bei unpassenden Fragen solltest du aufmerksam sein. Auch bestimmte Bemerkungen können darauf hindeuten, dass der Arbeitgeber und die ausgeschriebene Position möglicherweise nicht die richtige Wahl sind.

  1. Negative Bemerkungen über frühere oder aktuelle Mitarbeiter:
    Wenn negative Kommentare über andere Mitarbeiter fallen, ist das ein schlechtes Zeichen und könnte auf eine toxische Arbeitskultur hindeuten.
  2. Keine Möglichkeit, Fragen zu stellen:
    Ein gutes Interview sollte ein Dialog sein. Wenn dir keine Gelegenheit gegeben wird, Fragen zu stellen, könnte das ein Mangel an Interesse an deinen Wünschen oder Bedenken sein.
  3. Vage Aussagen zu Gehalt und Benefits:
    Klare Informationen über Gehalt, Benefits und Aufstiegsmöglichkeiten sind wesentlich. Vage oder ausweichende Antworten in diesen Bereichen sind Warnsignale.
  4. Keine klare Antwort auf die Frage nach Weiterbildungsmöglichkeiten:
    Weiterbildung und berufliche Entwicklung sollten wichtige Aspekte eines Jobs sein. Wenn diese Themen im Gespräch vermieden werden, ist das ein Warnzeichen.

Letztes Update: 20. Oktober 2023