Quiet Quitting - weshalb du dem Trend nicht folgen solltest

„Quiet Quitting“ (auf Deutsch stille Kündigung) hat sich in den vergangenen Monaten zu einem Trendwort entwickelt, aber welche Bedeutung steckt hinter dem Begriff? Gemeint ist, dass Angestellte Dienst nach Vorschrift machen und ihre Arbeitspflicht erfüllen – ohne unbezahlte Überstunden oder intrinsische Motivation, das Beste zu geben und über sich hinauszuwachsen.

Woher kommt der Trend des Quiet Quitting?

Der Begriff lässt es schon erahnen: Quiet Quitting hat seinen Ursprung in den USA. Der 24-jährige Software-Entwickler Zaid Khan hat im Juli 2022 unter seinem Digital-Pseudonym Zaid Leppelin ein TikTok-Video veröffentlicht, in dem er beschreibt, weshalb er Quiet Quitting für sich entdeckt hat. Hauptaussage seines Videos: Arbeit ist nicht alles im Leben, weshalb er sich nicht über das geforderte Mindestmaß hinaus anstrengen oder Zeit in seinen Job investieren möchte. Mit dem Video scheint Zaid Leppelin vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen zu haben. Innerhalb kürzester Zeit ging das Video viral, Medien, Blogs und Podcasts berichteten und viele User:innen diskutierten mit. Quiet Quitting war nach The Great Resignation plötzlich der neue Trend, vor allem unter jungen Arbeitnehmer:innen.

So ganz neu ist das Phänomen allerdings nicht: Im deutschsprachigen Raum spricht man von einer stillen Kündigung, wenn Arbeitnehmende eigentlich schon mit dem Job abgeschlossen haben, aber den Absprung nicht schaffen. Allerdings: Wer in die stille Kündigung geht, ist meistens nicht happy in seinem Job, fühlt sich unwohl und verliert so die Motivation. Beim Quiet Quitting zieht der:die Arbeitnehmer:in selbst ganz bewusst Grenzen, ohne einen Leidensdruck zu verspüren. Zaid Leppelin spricht vor allem für die jüngeren Generationen, für die Arbeit und Karriere häufig einen weniger großen Stellenwert hat als für ältere Arbeitnehmer:innen.

Bewerte jetzt deinen Arbeitgeber

Gründe für Quiet Quitting

Grundsätzlich steht hinter dem Begriff Quiet Quitting eine wichtige Erkenntnis: Arbeit ist nicht alles im Leben. Für viele Arbeitnehmer:innen sieht die Realität jedoch anders aus: In Deutschland gehören für viele Beschäftigte Überstunden zum Arbeitsalltag, sie werden von den Unternehmen erwartet und von den Angestellten hingenommen, häufig unbezahlt. Einer Studie aus Österreich zufolge empfinden über 40 Prozent der Beschäftigten psychischen Druck am Arbeitsplatz. Die Corona-Pandemie hat die Belastung verstärkt: Im Homeoffice sind für viele Menschen die Grenzen zwischen Arbeits- und Auszeit verschwommen und das Stresslevel ist gestiegen. Für viele Arbeitnehmer:innen bleibt New Work ein weit entferntes Ideal. Quiet Quitting bedeutet unter anderem, dass man selbst die Grenzen setzt und sie sich nicht von außen vorgeben lässt und dem eigenen Job einen realitätsnäheren Stellenwert gibt.

Warum du dennoch nicht dem Trend des Quiet Quitting folgen solltest

Vorweg: Natürlich ist es gut und wichtig, dass du im Arbeitsleben deine Limits definierst und sie dir nicht von außen vorgeben lässt. Vor diesem Hintergrund hat Zaid Leppelin eine wichtige Debatte angestoßen. Der Trend wird dann problematisch, wenn wir ihn als Begründung nehmen, eine unbefriedigende Arbeitssituation einfach hinzunehmen und in einer passiven Haltung unsere Arbeitszeit absitzen. Unzufriedenheit im Job kann viele Ursachen haben – wer sich nicht wohlfühlt bei der Arbeit, sollte etwas dagegen unternehmen. Eine Kündigung ist nur die letzte Konsequenz, aber im Zweifel besser und befreiender als ein stiller Rückzug.

"Keine Führung. Keine Ziele. Kein Produktmanagement. Keine Perspektiven. Viele haben innerlich gekündigt, nehmen alles hin und machen nur das Nötigste."

Quiet Quitting: Warum die Unternehmen gefragt sind

Expert:innen sehen im Fachkräftemangel eine ernste Bedrohung für die Wirtschaft. In Deutschland gibt es Branchen, in denen 60 Prozent der Stellen nicht besetzt werden können. Gleichzeitig deuten Phänomene wie das Quiet Qitting darauf hin, dass Arbeitnehmer:innen anspruchsvoller werden und nicht jedem Job hinterherrennen. In dieser Situation sind die Unternehmen gefragt, eine wertschätzende Arbeitsumgebung zu schaffen, um ihre Mitarbeiter:innen zu motivieren und an sich zu binden.

Finde bei kununu heraus, welche Unternehmen die besten Arbeitgeber in deiner Branche und deiner Stadt sind: Wirf einen Blick in unsere verschiedenen Rankings.

Unternehmen müssen auch einem weiteren Phänomen entgegenarbeiten: dem Quiet Firing. Quiet Firing (auf Deutsch stilles Feuern) bedeutet, dass Manager:innen es versäumen, ihre Mitarbeiter:innen motivierend zu führen und sie so kleinhalten und ihrer Karriereentwicklung im Wege stehen. Mittelfristig führt Quiet Firing zu Unzufriedenheit, langfristig zu Kündigungen. Darüber hinaus kann Quiet Firing ein toxisches Arbeitsumfeld und psychische Belastung unter den Team-Mitgliedern fördern. Toxische Führungskräfte verursachen Kosten und vergiften den Ruf als Arbeitgeber. Das zeigt, wie wichtig es ist, eine positive Kultur durch die Unternehmensleitung vorzuleben und dass Unternehmen Führungskräfte mit Bedacht auswählen und schulen müssen.

letztes Update: 13. Februar 2023