
EM 2024: Fußball schauen während der Arbeit?
Die Fußball-Europameisterschaft 2024 steht vor der Tür und das Fußballfieber macht auch vor dem Arbeitsplatz nicht halt. Viele Arbeitnehmende möchten die Spiele gerne live verfolgen – unter Umständen auch während der Arbeitszeit: Laut einer kununu Umfrage wollen 37 Prozent der Arbeitnehmenden in Deutschland die EM auch in der Arbeit live verfolgen.
Doch wie sieht es rechtlich aus? Welche Möglichkeiten haben Arbeitgeber und Arbeitnehmende, um das Fußballfieber im Büro zu integrieren, ohne dass die Produktivität leidet? Damit du in Ruhe die EM genießen kannst, haben wir alle wichtigen Fakten gesammelt.
Über ein Viertel der Deutschen wollen EM heimlich verfolgen
Laut der von kununu in Auftrag gegebenen Studie, für die das Marktforschungsinstitut bilendi 1.024 Arbeitnehmer befragte, plant mehr als ein Viertel der Beschäftigten, nämlich 27 Prozent, die EM2024-Spiele heimlich während der Arbeit per Livestream zu verfolgen. Insgesamt schauen 37 Prozent der Beschäftigten die EM-Spiele auch am Arbeitsplatz. Dieses Phänomen ist besonders bei männlichen Mitarbeitern ausgeprägt, von denen die Hälfte angibt, Spiele während der Arbeitszeit zu schauen.

Fußball heimlich schauen am Arbeitsplatz: Ist es erlaubt?
Grundsätzlich gilt: Arbeitnehmer haben keinen rechtlichen Anspruch darauf, während der Arbeitszeit Fußballspiele zu schauen. Das bedeutet, dass die Arbeitszeit auch während der EM ihrer eigentlichen Bestimmung, nämlich der Arbeit, gewidmet sein muss. Wird gegen diese Pflicht verstoßen, drohen Abmahnungen oder im Extremfall sogar Kündigungen. Natürlich gibt es dennoch die Möglichkeit, im Gespräch mit dem:der Vorgesetzt:in das Anliegen zu erklären – immerhin ist eine EM nicht alle Jahre im eigenen Land!
Radio hören ist erlaubt, sofern dadurch die Arbeitsleistung nicht beeinträchtigt wird und es keine Störungen im Betriebsablauf gibt. Das Schauen von Livestreams am PC oder Smartphone ist hingegen in der Regel nicht gestattet, es sei denn, der Arbeitgeber erlaubt es ausdrücklich.
Produktiv trotz Fußballfieber?
Angesichts des Vorhabens vieler Arbeitnehmenden, die Fußballspiele notfalls auch heimlich während der Arbeitszeit zu verfolgen, erwarten einige eine Verringerung der Arbeitsleistung. 39 Prozenten der im Rahmen der kununu Studie Befragten rechnen damit, Produktionseinbußen während der EM zu erleben. 19 Prozent dagegen sehen das Turnier als möglichen Motivationsschub. Für das eigene Unternehmen befürchten 26 Prozent der Befragten eine Delle in der Produktivität, jedoch fühlt sich auch eine nicht zu unterschätzende Anzahl (18 Prozent) durch das Turnier angespornt.
Um dem entgegenzuwirken, können Arbeitgeber verschiedene Maßnahmen ergreifen:
- Flexible Arbeitszeiten: Arbeitnehmer könnten früher anfangen und früher gehen oder Überstunden abbauen, um rechtzeitig zu Spielbeginn zu Hause zu sein.
- Homeoffice-Tage: An Spieltagen kann das Arbeiten von zu Hause eine Lösung sein, um die Spiele verfolgen zu können, ohne die Arbeit zu vernachlässigen.
- Public Viewing im Büro: Einige Unternehmen organisieren eigene Public-Viewing-Events im Büro, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und gleichzeitig die Einhaltung der Arbeitszeiten zu gewährleisten.
Public Viewing am Arbeitsplatz
Ein möglicher Ansatz, um Fußball und Arbeit zu verbinden, ist das Public Viewing. Viele Unternehmen richten eigene Bereiche ein, in denen die Spiele gemeinsam geschaut werden können. Diese Maßnahme fördert nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern kann auch die Arbeitsatmosphäre positiv beeinflussen.
Warum Public Viewing eine gute Idee ist:
- Stärkung des Teamgeists: Gemeinsames Fußballschauen kann die Bindung unter Kollegen stärken und das Wir-Gefühl im Unternehmen fördern.
- Motivationsschub: Mitarbeiter, die sich die Spiele gemeinsam ansehen können, sind oft motivierter und zufriedener, da sie sich wertgeschätzt fühlen.
- Flexibilität: Public Viewing ermöglicht es den Angestellten, die Spiele zu verfolgen, ohne heimlich Livestreams schauen zu müssen, was die Produktivität beeinträchtigen könnte.

Urlaubsregelungen während der EM 2024
Sollte es nicht möglich sein, deine Lieblingsmannschaft auf der Arbeit zu verfolgen, solltest du dir Urlaub nehmen. Denn Arbeitnehmer:innen haben grundsätzlich das Recht, Urlaub einzureichen, um die EM-Spiele anzuschauen. Der Arbeitgeber ist jedoch nicht verpflichtet, diesen Urlaub immer zu genehmigen. Es gibt verschiedene betriebliche Gründe, die eine Ablehnung rechtfertigen können:
- Betriebliche Notwendigkeiten: Wenn wichtige Projekte anstehen oder Fristen eingehalten werden müssen, kann der Arbeitgeber den Urlaubsantrag ablehnen. Auch wenn bereits viele Kolleg:innen im gleichen Zeitraum Urlaub haben, was zu einem Personalengpass führen würde, ist eine Ablehnung zulässig.
- Dringende betriebliche Gründe: Dies umfasst Situationen, in denen der Betrieb durch den gleichzeitigen Urlaub vieler Mitarbeiter:innen erheblich gestört würde. Beispielsweise kann der Arbeitgeber den Urlaub ablehnen, wenn der Großteil der Belegschaft während eines wichtigen Spiels der deutschen Mannschaft frei nehmen möchte und somit der Geschäftsbetrieb nicht aufrechterhalten werden kann.
Ratsam ist es hier, den Urlaub frühzeitig einzureichen. Bestenfalls studierst du den Turnierbaum, um die möglichen Spieltermine auch für die K.O.-Runde bereits zu kennen.
Letztes Update: 10. Juni 2024