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Früher in Rente gehen: Was du jetzt tun musst, um früher den Ruhestand zu genießen

Du stehst mit beiden Beinen im Berufsleben und träumst den Traum vieler Arbeitnehmer:innen: Nicht bis 67 (oder gar länger) arbeiten zu müssen, sondern früher deinen Ruhestand genießen zu können. Aufgrund der angespannten Lage in der Rentenkasse ist es gut möglich, dass bald Nachjustierungen folgen. Das können steigende Rentenbeiträge, ein Absenken des Rentenniveaus oder gar eine Erhöhung des Renteneintrittsalters.

Es gibt dennoch gute Nachrichten: Früher in Rente zu gehen ist möglich – aber es erfordert eine klare Planung und gute Analyse deiner aktuellen Situation und deiner Optionen sowie in der Folge finanzielle Disziplin. Hast du aktuell zwischen sechs und zehn Jahren Berufserfahrung? Dann befindest du dich in einer entscheidenden Phase: Du bist zwar schon mitten im Berufsleben, hast aber noch genug Zeit, die entsprechenden Schritte vorzunehmen. Ob klassisch mit Rentenabschlägen oder unabhängig über alternative Strategien – in diesem Artikel erfährst du, wie du vorzeitig in Rente gehen kannst, was das konkret bedeutet und worauf du achten solltest, wenn du in Deutschland, Österreich oder der Schweiz wohnst.

Wichtig: Zeiten wie Kindererziehung oder Pflege werden beim Eintritt in die Rente und damit auch beim vorzeitigen Ruhestand teilweise angerechnet. Ein genauer Blick lohnt sich.

Was bedeutet eigentlich „früher in Rente gehen“?

„Früher in Rente gehen“ kann vielerlei Ausprägungen haben. Für die einen bedeutet es, nur ein paar Jahre früher – z. B. mit 63 statt mit 67 – aufzuhören. Für andere heißt es: 55, oder sogar noch früher in den Ruhestand zu gehen. Grundsätzlich gibt es zwei Wege:

  • Den klassischen Weg über das staatliche Rentensystem – mit oder ohne Abschlägen.
  • Den eigenständigen Weg über Sparen, Investieren und alternative Lebensmodelle – unabhängig vom Rentenalter.

Beide Wege bieten Vor- und Nachteile. Entscheidend ist, dass du dir früh über deine Ziele klar wirst, deinen Weg wählst und entsprechend handelst.

Der klassische Weg: Vorzeitig in Rente über die gesetzliche Rentenversicherung

Deutschland: Früher in Rente – mit und ohne Abschläge

In Deutschland liegt die reguläre Altersgrenze derzeit bei 67 Jahren – für alle, die nach 1964 geboren wurden. Wer früher gehen will, hat zwei Möglichkeiten:

  • Mit Abschlägen: Hast du das 63. Lebensjahr vollendet, ist ein vorzeitiger Rentenbezug möglich. Pro Monat früherer Rente gibt es einen Abschlag von 0,3 %, also 3,6 % pro Jahr. Bei vier Jahren früher wären das 14,4 % weniger Rente – und zwar dauerhaft.
  • Ohne Abschläge: Wer mindestens 45 Jahre Rentenbeiträge eingezahlt hat, kann unter bestimmten Voraussetzungen schon mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen (sogenannte „Rente für besonders langjährig Versicherte“).

Österreich: Korridorpension & Frühpension

In Österreich liegt das Regelpensionsalter bei 65 Jahren für Männer, 62 Jahren für Frauen (das Frauenpensionsalter wird seit 2024 schrittweise angehoben). Wer früher in Rente will, kann über die Korridorpension mit 62 Jahren in Pension gehen – allerdings mit Abzügen von 5,1 % pro Jahr vor dem Regelpensionsalter. Für Frauen, die vor 1964 geboren wurden, gelten noch Ausnahmen – hier ist ein Renteneintritt mit 60 oder 61 möglich.

Schweiz: Frühpensionierung ab 58 – mit deutlichen Einbußen

In der Schweiz ist der reguläre Rentenbeginn mit 65 Jahren festgelegt. Eine vorzeitige Pensionierung ist bereits ab 58 möglich – allerdings nicht über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV), sondern nur durch private oder berufliche Vorsorge (2. und 3. Säule). Mehr zu den drei Säulen und private Altersvorsorge liest du hier. Ein Vorbezug der AHV-Rente ist ab 63 Jahren (Frauen) bzw. 64 Jahren (Männer) möglich – mit Kürzungen von 6,8 % pro Jahr des Vorbezugs.

Der unabhängige Weg: Strategien für einen früheren Renteneintritt

Wenn du nicht auf die gesetzliche Rente warten willst oder nicht mit teils hohen Einbußen früher in den Ruhestand gehen möchtest, brauchst du Alternativen. Wir haben dir hier einige Möglichkeiten zusammengestellt, die dich bei einem vorzeitigen Renteneintritt unterstützen.

Rechenbeispiel: Wenn du 50.000 € netto im Jahr verdienst und davon 20.000 € sparst und klug investierst, kannst du dir in 20 Jahren (bei 5 % Rendite) ein Vermögen von rund 700.000 € aufbauen.

Sparen & Geldanlage – Sparen „on FIRE“

Eine Möglichkeit, genug Geld für deinen vorzeitigen Ruhestand zusammenzubekommen, ist ein stark erhöhtes Sparniveau. Vielleicht hast du schon einmal etwas vom sogenannten Frugalismus gehört. Die sogenannte FIRE-Bewegung (steht für: Financial Independence, Retire Early) ist der Überbegriff dieser extremen Form des Sparens und zeigt, wie durch zusätzliches Investieren ein früher Ausstieg möglich wird. Das Prinzip ist einfach:

  • Hohe Sparquote: 30 %, 40 % oder sogar mehr vom Netto zur Seite legen.
  • Investieren statt nur sparen: Langfristiger Vermögensaufbau über ETFs, Fonds, Immobilien oder andere Anlageklassen.
  • Konsumverhalten anpassen: Weniger Ausgaben = mehr Sparpotenzial.

Wenn du früh genug startest, und einen Großteil deines Nettoeinkommens sparst, profitierst du bereits von Anfang an vom Zinseszins, kannst dadurch passives Einkommen generieren und ab einem gewissen Punkt sogar ohne Erwerbseinkommen leben – idealerweise schon mit Mitte 50 oder früher. Weitere Informationen zum Investieren und dem Zinseszinseffekt findest du hier.

Einen weiteren Hebel hast du auch noch in deiner Hand: Je höher dein Jahreseinkommen ist, desto mehr wirst du von deinem Nettogehalt sparen und anlegen können. Daher lohnt es sich, zu Beginn nach Jobmöglichkeiten mit einem höheren Gehaltsniveau zu suchen und dich gezielt nach besser bezahlten Jobmöglichkeiten umzusehen. Der kununu Gehaltscheck liefert dir die passenden Daten und unterstützt dich bei der Suche nach dem richtigen Arbeitgeber, der dich entsprechend bezahlt.

Private Altersvorsorge und Zusatzrenten

Unabhängig vom FIRE-Ansatz ist die private Vorsorge ein wichtiger Baustein für deine finanzielle Situation und deine Rentenpläne:

  • In Deutschland z. B. über Riester- oder Rürup-Rente (je nach Profil).
  • In Österreich via Pensionskassen oder prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge.
  • In der Schweiz über die 3. Säule (Säule 3a oder 3b), die individuell besparbar ist.

Diese Modelle bieten oft steuerliche Vorteile – aber erfordern konsequentes Sparverhalten.

Immobilien & Mieteinnahmen

Vielleicht ist auch ein anderer Weg für dich interessant: Durch den Erwerb von Eigentum kannst du nach Tilgung der Schulden die Mieteinnahmen als Altersvorsorge nutzen. Wenn du bereits frühzeitig eine Immobilie finanzierst und z. B. mit 55 schuldenfrei bist, kannst du theoretisch ab dann über die Einnahmen verfügen – oder selbst mietfrei wohnen.

Wege abseits der klassischen Rente

Neben den Konzepten, früher und mit Abschlägen in Rente zu gehen oder alternativ Vermögen aufzubauen, gibt es auch noch andere Möglichkeiten. Denn die Antwort muss nicht immer lauten, nie wieder zu arbeiten. Auch Zwischenmodelle sind denkbar – etwa:

  • Teilzeitmodelle / Downshifting: Weniger arbeiten, aber dafür mehr Freizeit bereits während der Berufstätigkeit.
  • Sabbaticals: Gezielte Auszeiten, z. B. über Arbeitszeitkonten oder eigene Rücklagen.
  • Mini-Rente mit Teilzeit oder Nebeneinkünften: Etwa durch Selbstständigkeit, Honorartätigkeiten oder passives Einkommen (z. B. Dividenden).

Diese Wege kombinieren finanzielle Freiheit mit Beschäftigung – und helfen dir dabei, den Übergang ins Alter sanfter zu gestalten.

Fazit: Früher in Rente ist machbar – aber nicht bequem

Früher in Rente ist kein unrealistischer Traum. Es ist eine strategische Entscheidung, die du aktiv treffen kannst. Wenn du früher in Rente gehen möchtest, solltest du bereits heute anfangen, die richtigen Weichen zu stellen. Je nachdem, ob du auf das staatliche System setzt oder unabhängig werden willst, braucht es Planung, Disziplin und klare Prioritäten.

Beginne damit, deine finanzielle Situation zu analysieren, z. B. mit dem kununu Gehaltscheck. So kannst du einschätzen, wie viel Sparpotenzial in deinem Job steckt, ob du langfristig auf dem richtigen Weg bist oder gegebenenfalls strategische Jobwechsel anstreben solltest.