Vaterschaftsurlaub 2024: So viel Urlaub steht Vätern nach der Geburt zu

Für (werdende) Mütter in Deutschland sind die Auszeiten vom Berufsleben vor und nach der Geburt sowie auch die Bezahlung in dieser Zeit im Mutterschutzgesetz geregelt. Normalerweise beginnt der Mutterschutz sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin und endet acht Wochen danach. Nun gibt es auch für Väter eine gute Nachricht: Mit 2024 und der Einführung des gesetzlichen Vaterschaftsurlaubs wird es werdenden Väter und den zweiten gleichgestellten Elternteilen ermöglicht, ab der Geburt ihres Kindes für zwei Wochen bezahlten Urlaub zu nehmen.
Doch wann genau tritt das neue Gesetz in Kraft? Wie steht es um die aktuellen Regelungen? Und was gilt es zu beachten?

Vaterschaftsurlaub 2024: Das sind die aktuellen Regelungen

Bei dem Thema Vaterschaftsurlaub hinkt die Gesetzgebung in Deutschland bisher hinterher. Die Europäische Union hat bereits 2019 eine Richtlinie erlassen, nach der die EU-Mitgliedsstaaten einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von 10 Arbeitstagen gesetzlich verankern sollen. Mit dem Verweis auf die Elternzeit, die bereits weit über die EU-Regeln hinaus die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördere, hat die Bundesregierung die EU-Richtlinie zunächst nicht umgesetzt.

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Die aktuelle Regelung

In Deutschland können beide berufstätige Elternteile bis zu drei Jahre Elternzeit pro Kind nehmen. Teilen sich beide Eltern die Zeit, können bis zu 14 Monate davon bezahlt werden. Der Rest gilt als unbezahlter Urlaub, während dem das Anrecht auf den Arbeitsplatz bestehen bleibt.

Gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Vaterschaftsurlaub nach der Geburt haben Väter damit noch nicht. Viele Arbeitgeber gewähren ihren Mitarbeiter:innen auf freiwilliger Basis einen oder mehrere Tage bezahlten Urlaub nach der Geburt (dies ist im Arbeitsvertrag festgehalten). Es gibt einzelne Unternehmen, die in diesem Bereich Vorreiter sind. SAP beispielsweise gewährt ab 2024 dem:der gleichgestellten Partner:in ganze sechs Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub. 

"Fairer Arbeitgeber mit vielen Aktivitäten. Tarifgehalt, Vaterschaftsurlaub."

Eine 4.5

Vaterschaftsurlaub – was ändert sich ab 2024?

Bisher handelt es sich beim deutschen Vaterschaftsgesetz lediglich um einen Entwurf, der nach Planung noch dieses Jahr 2024 umgesetzt wird. Im Koalitionsvertrag wird das Gesetzesvorhaben unter dem Begriff Familienstartzeit geführt und soll ab 2024 das bisherige Mutterschutzgesetz ergänzen. Einen klaren Zeitplan zur Umsetzung gibt es allerdings bisher nicht, jedoch habe Bundesfamilienministerin Lisa Paus von den Grünen angekündigt, dass es noch 2024 umgesetzt werden soll. Bis das Gesetz für den Vaterschaftsurlaub nicht verabschiedet ist, lassen sich also maximal belastbare Annahmen treffen. Die zentralen Punkte des Gesetzentwurfs für den Vaterschaftsurlaub in Deutschland sind:

  • Dem zweiten gleichgestellten Elternteil werden zwei Wochen (zehn Arbeitstage) bezahlter Sonderurlaub gewährt.
  • Während dieser Zeit übernimmt der Arbeitgeber die Vergütung und trägt die Kosten. 
  • Der Vaterschaftsurlaub ist bezahlter Urlaub, das Gehalt verändert sich also nicht.
  • Der Vaterschaftsurlaub muss nicht bei einem Amt beantragt werden, er steht jedem werdenden Vater zu. Natürlich muss jedoch der Arbeitgeber frühzeitig informiert werden. Zur Form und zu möglichen Fristen gibt es bisher keine bindenden Informationen.
  • Der Vaterschaftsurlaub gilt nicht nur für männliche Väter, sondern geschlechtsunabhängig für den zweiten gleichgestellten Elternteil.
  • Alleinerziehende haben die Möglichkeit, eine Person zu bestimmen, die den Vaterschaftsurlaub in Anspruch nehmen kann.
  • Der Vaterschaftsurlaub kann direkt in die Elternzeit übergehen, sofern sie rechtzeitig beantragt wurde. 
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Vaterschaftsurlaub 2024: Ab wann gilt das neue Gesetz?

Wann das neue Sonderurlaub-Gesetz 2024 in Kraft tritt, gab Familienministerin Paus bislang noch nicht bekannt. Fest steht, dass es noch in diesem Jahr passieren soll. Begründet wird die schleppende Gesetzeseinführung mit der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage, in der man kleine und mittelständische Unternehmen nicht zusätzlich mit der neuen Regelung belasten wolle.

Vaterschaftsurlaub – was gilt bis zur Einführung des neuen Gesetzes?

Solange das für 2024 geplante Gesetz nicht in Kraft getreten ist, gelten die aktuellen Bestimmungen: Wenn dein Arbeitgeber auf freiwilliger Basis Sonderurlaub für Väter nach der Geburt anbietet, hast du Glück. Alternativ kannst du natürlich ganz normal Urlaub beantragen, der dann von deinem Urlaubskonto abgezogen wird. Oder du kannst Elternzeit beantragen. 

Vaterschaftsurlaub in Österreich

In Österreich wurde die EU-Richtlinie zum Vaterschaftsurlaub bereits 2019 umgesetzt. Die gesetzliche Regelung geht sogar über die EU-Richtlinie hinaus: Seit September 2019 gilt für unselbständig erwerbstätige Väter ein Vaterschaftsurlaub von vier Wochen ab Geburt. Aufgrund der Länge wird der Vaterschaftsurlaub in Österreich auch Papamonat genannt. Wenn die Mutter keinen Anspruch auf Mutterschutz hat (zum Beispiel, weil sie nicht arbeitet) oder wenn es sich um eine Mehrlings- oder Frühgeburt handelt, kann der Vaterschaftsurlaub in Österreich auf bis zu zwölf Wochen nach der Geburt verlängert werden. 

Vaterschaftsurlaub in der Schweiz

In der Schweiz wurde der Vaterschaftsurlaub nach einer Volksabstimmung 2021 eingeführt. Seitdem können Väter innerhalb von sechs Monaten ab Geburt zwei Wochen (zehn Arbeitstage) bezahlten Urlaub nehmen. Der Vaterschaftsurlaub kann auf einmal oder verteilt auf mehrere Tage genommen werden. Vaterschaftsurlaub in der Schweiz ist allerdings kein bezahlter Urlaub. Er wird über die Sozialversicherung finanziert und beträgt 80 Prozent des durchschnittlichen Einkommens vor der Geburt. 

Mehr Gleichberechtigung durch Vaterschaftsurlaub?

Der Begriff „Vaterschaftsurlaub“ klingt etwas irreführend. Die Idee ist nämlich, dass eben nicht nur Väter ihn in Anspruch nehmen können, sondern auch das zweite gleichberechtigte Elternteil, unabhängig vom Geschlecht. Deshalb ließe sich darüber diskutieren, ob der bezahlte Urlaub nach der Geburt eines Kindes nicht einen anderen Namen bekommen sollte, wie es der Titel Familienstartzeit bereits vorsieht.

Ganz unabhängig von der Bezeichnung wäre er ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Ein Vaterschaftsurlaub würde eine gleichberechtigte Verteilung der Sorgearbeit für das neugeborene Kind fördern. Davon abgesehen, erscheint es nur menschlich, Familien eine gemeinsame Zeit nach der Geburt eines Kindes zu ermöglichen. Kritiker:innen dagegen stellen in Frage, ob sich unsere Gesellschaft in Zeiten von Krisen und fehlenden Arbeitskräften einen Vaterschaftsurlaub für alle überhaupt leisten kann.

Letztes Update: 26. August 2024