Unzufrieden im Job: Das kannst du dagegen tun?
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Ein Drittel unserer gesamten Lebenszeit - das sind ca. 90.000 Stunden - verbringen wir in der Arbeit. Unser Job nimmt demnach einen großen Anteil unseres Alltags ein und beeinflusst dadurch auch maßgeblich unser Lebensgefühl.
Damit ist auch klar: Wer unzufrieden im Job ist, trägt seinen Frust häufig auch ins Privatleben hinein. Doch wie merkst du eigentlich, dass dich deine Arbeit unglücklich macht und wann ist das grundsätzlich überhaupt der Fall? Wir haben für dich mögliche Ursachen für Unzufriedenheit im Job recherchiert und geben dir Tipps, wie du mit der Situation umgehen kannst. Denn schließlich sollte diese nicht zum Dauerzustand werden.
Wie merke ich, dass ich unzufrieden im Job bin?
Mehr und mehr Arbeitnehmer:innen hinterfragen ihre Arbeitsbedingungen. Vor allem die junge Generation stellt hohe Anforderungen und ist offener für einen Jobwechsel, wenn sie im Job nicht zufrieden sind. Dabei sind es jedoch nicht nur deine allgemeinen Ansprüche an eine Arbeitsstelle, die dich unglücklich werden lassen, wenn sie nicht erfüllt werden können.
Berufscoach Dorothea Lübke gibt eine Einschätzung dazu, wie du erkennen kannst, dass du unglücklich im Job bist: „Wenn man in der Früh fast täglich aufwacht und merkt, dass man das, was man heute tun will, nur ungern macht – dann sollten die Alarmglocken schrillen. Wenn man sich privat nicht mehr entspannen kann, dauernd müde und antriebslos ist und sich unwohl fühlt, sobald man nur an seinen Job denkt. Oder wenn der Kopf sagt: ‚Ja, ich bin glücklich, ich haben einen tollen Job’, aber man fühlt es einfach nicht – dann merkt man, es stimmt etwas nicht.“
Als erste Warnsignale für Unzufriedenheit im Beruf gelten unter anderem die folgenden zehn Punkte:
- Montage - und damit der Beginn der Arbeitswoche - belasten dich jede Woche aufs Neue.
- Du hast das Gefühl, dass deine Aufgaben dich nicht erfüllen oder denkst, dass diese nicht deinem Skill-Set entsprechen.
- Du kommst mit deinen Vorgesetzten nicht wirklich zurecht und hegst ihnen gegenüber negative Gefühle. Das kann natürlich auch bei Kolleg:innen der Fall sein.
- Deine Arbeitszeit vergeht gefühlt nur sehr langsam und du schaust ständig auf die Uhr.
- Während und nach dem Arbeitstag bist du gestresst, besorgt oder ängstlich.
- Du prokrastinierst deine Aufgaben und erledigst alles nur auf den letzten Drücker, weil du keine Lust darauf hast.
- Dir fehlen Motivation und Eigeninitiative und du erledigst deinen Dienst rein nach Vorschrift.
- Deine allgemeine Einstellung zu deinem Job ist negativ und du lässt zum Beispiel kaum eine Gelegenheit aus, um mit anderen darüber zu lästern.
- Deine Arbeit und die dort auftretenden Probleme begleiten dich Tag für Tag mit nach Hause und beeinflussen vielleicht sogar dein Privatleben negativ.
- Dein:e Ärzt:in hat dir bereits psychische Erkrankungen wie Burnout oder Boreout in Zusammenhang mit deinem Job diagnostiziert.
Wenn das Gefühl der Unzufriedenheit mit deinem Job anhält, solltest du unbedingt Schritte setzen, um diesen Zustand so schnell wie möglich aufzulösen. Dafür ist es wichtig, die individuellen Gründe und Auslöser identifizieren zu können.
Unzufrieden im Job? Das sind mögliche Gründe
Wie viele Menschen haben eigentlich den perfekten Job? Eine Studie von awork und Appinio glaubt, diese Frage beantworten zu können. Neun Prozent der Deutschen sollen es sein, die an ihrem Arbeitsplatz rundum glücklich sind. Die absolute Mehrzahl der Arbeitnehmer:innen haben also zumindest die ein oder andere Sache an ihrem Job auszusetzen. Jede:r ist ab und an frustriert. Oft vergeht diese Frustration wieder, manchmal bleibt sie dauerhaft. Aber wann kann man tatsächlich von einer anhaltenden Unzufriedenheit sprechen?
Der erste Schritt sei, sich erst einmal richtig bewusst zu machen, dass etwas nicht stimme. „Im Keller mal das Licht aufdrehen“, so meint die Expertin Dorothea Lübke. „Eine Bestandsaufnahme machen: Was ist es? Welche Position habe ich, was habe ich zu leisten und erfüllt es mich? Wie ist das Umfeld, die Beziehung zum Chef? Wie ist die Tätigkeit, anspruchsvoll oder überfordernd? Gibt es Entwicklungschancen?“, nennt sie einige Beispiele.
Um herauszufinden, ob deine Stelle dich unglücklich macht oder vielleicht doch ganz okay ist, musst du dich also intensiv selbst reflektieren. Folgende Faktoren können je nach deinen individuellen Bedürfnissen mehr oder weniger stark zu deiner Unzufriedenheit im Job beitragen:
- Schlechtes Betriebsklima
Oft sind es nicht (nur) die Aufgaben, die für Unzufriedenheit im Job sorgen, sondern die Stimmung im Betrieb. Wenn Mitarbeiter:innen in eine Außenseiterposition gedrängt werden, hintergangen oder gar gemobbt werden, kann das schnell zu Unzufriedenheit führen und sogar zur mentalen Belastung werden. Hast du unter den Kolleg:innen keinen Anschluss gefunden oder wirst sogar ausgegrenzt, kann das der Grund für dein berufliches Unglück sein.
- Keine Möglichkeit zur Weiterentwicklung
Im Jahr 2023 interessierten sich rund 14,21 Millionen Menschen in Deutschland für berufliche Weiterbildung. Für die meisten Arbeitnehmer:innen ist es wichtig, dass sie in ihrem Job nicht auf der Stelle treten, sondern die Möglichkeit haben, sich weiterzuentwickeln. Das kann bedeuten, dass man innerhalb des Unternehmens Karriere macht und nach und nach verantwortungsvollere Positionen übernehmen kann. Für viele Arbeitnehmer:innen ist auch eine inhaltliche Weiterentwicklung und die Möglichkeit, Neues zu lernen, wichtig. Ist beides nicht gegeben, kann dich das auf lange Sicht unglücklich machen.
- Dein Verhältnis zu deinem:deiner Vorgesetzten stimmt nicht
Im besten Fall ist dein:e Chef:in gleichzeitig auch dein:e Mentor:in. Sie oder er fördert und unterstützt dich. Leider entspricht nicht jede:r Vorgesetzte diesem Idealbild. Auf die Dauer führt ein schlechtes Verhältnis zum:zur Chef:in oft zu Unzufriedenheit.
Tipp: Vorab checken, wie die Führungskräfte in einem Unternehmen so drauf sind? Geht ganz einfach. Auf kununu kannst du dir jederzeit ansehen, wie ein Arbeitgeber beim Vorgesetztenverhalten durchschnittlich abschneidet. - Fehlende Work-Life-Balance
Eine gute Work-Life-Balance ist der Grundstein für Zufriedenheit im Job. Ein optimaler Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit ist wichtig für dein berufliches und privates Wohlbefinden. Wenn der Job so viel Ressourcen und Nerven kostet, sodass du ständig müde bist und keine Zeit für dein Privatleben hast, macht dich das auf Dauer meist unglücklich. - Langeweile oder Unterforderung
Zu wenig Herausforderung ist das klare Gegenteil zur fehlenden Work-Life-Balance, kann aber genau den gleichen Effekt haben. Bist du für deinen Aufgabenbereich überqualifiziert? Hast du zu wenig zu tun? Musst du ständig überlegen, mit welchen Tätigkeiten du deinen Arbeitstag am besten füllen kannst? Auch das kann dich in der Arbeit unzufrieden werden lassen und im schlimmsten Fall sogar die Erkrankung Boreout auslösen. - Keine sinnvollen Aufgaben
Gefordert zu sein ist das eine, um im Job glücklich zu sein. Die meisten Arbeitnehmer:innen wünschen sich jedoch sinnstiftende Aufgaben. In der XING Gehaltsstudie 2019 zeigt sich, dass Aufstiegschancen und hohe Bezahlungen längst nicht mehr reichen, um Arbeitnehmer langfristig an ein Unternehmen zu binden. Immer mehr Menschen streben nach Berufen, die erfüllen, Sinn machen – kurzum: glücklich machen. Empfindest du deinen Job nicht als sinnvoll, kann das durchaus belastend sein. - Das Gehalt stimmt nicht
Wenig überraschend: Geld spielt bei deiner Arbeitszufriedenheit eine große Rolle. Bis zu einem gewissen Grad kann ein höheres Gehalt nämlich dafür sorgen, dass du im Job glücklicher bist. Ist das Gehalt der Grund, weshalb du unglücklich bist mit deinem Job, solltest du aktiv werden und das Gespräch mit deinen Vorgesetzten suchen.
Tipp: Der kununu Gehaltscheck kann dich bei der Gehaltsverhandlung unterstützen. Vergleiche dafür einfach dein Gehalt für deinen Beruf mit den Angaben der kununu User:innen. Das bietet dir eine erste Argumentationsgrundlage.
Das kannst du gegen Unzufriedenheit im Job tun
Was auch immer der Grund für die Unzufriedenheit mit deinem Job ist: Du solltest dich nicht damit abfinden. Bist du dauerhaft unglücklich, kann sich das stark negativ auf deine Psyche auswirken. Schwerwiegende Erkrankungen wie Burnout entstehen häufig auf Basis immer wiederkehrender Frustration im Beruf.
Nichts weniger als deine mentale Gesundheit steht auf dem Spiel. Doch nicht nur sie liegt in deiner Verantwortung. Auch deine Produktivität könnte unter deiner Unzufriedenheit leiden. Eine Studie der University of Oxford belegt, dass Angestellte, die sich selbst als glücklich bezeichnen, im Durchschnitt 13 Prozent produktiver sind.
Also nimm deine Situation selbst in die Hand und verbessere deine Arbeitszufriedenheit mit unseren Tipps:
Tipp 1: Suche das Gespräch mit deinem:deiner Chef:in
Job-Coach Jannike Stöhr rät, das Gespräch zu suchen: „Gespräche in der Arbeit können helfen, ob mit dem Chef oder Kollegen. Eine neue Zusammensetzung als Team oder neue interne Aufgabenbereiche zu übernehmen, könnten zum Ziel führen.“
Dein:e Vorgesetzte:r trägt Verantwortung für dich und dein Wohlbefinden. Geht es dir gut, geht es auch dem Unternehmen gut. Motivierte und zufriedene Mitarbeiter:innen sind nämlich leistungsbereiter. Eine gute Führungskraft wird gemeinsam mit dir Lösungswege für deine Situation finden. Die Voraussetzung dafür, dass ein Gespräch mit dem:der Chef:in Abhilfe schafft: Du musst die Gründe für deine Unzufriedenheit kennen. Vielleicht bringst du außerdem schon mögliche Lösungsvorschläge mit.
Tipp 2: Hol dir Rat bei einem:einer Coach
Du bist dir noch nicht im Klaren über die Gründe für deine Unzufriedenheit im Job? Dann kann es sinnvoll sein, eine:n professionelle:n Coach zu konsultieren.
Die Coachin Dorothea Lübke beschreibt ihre Aufgabe folgendermaßen: „Ein Job-Coach kann helfen, den Wunsch, aber auch die inneren Widerstände klarer zu sehen. Andere Sichtweisen einzunehmen. Häufig haben wir nämlich eine eingeschlossene Sichtweise, bei der wir aus den vielen „Abers“ nicht herauskämen.”
So kristallisieren sich dann die Antworten auf viele Fragen heraus: Ist es die Tätigkeit, die nicht zu dir passt? Stimmen die Beziehungen zu Kolleg:innen und Vorgesetzten? Ist das Unternehmen nicht das richtige? Oder macht dir der ausgeübte Beruf keine Freude mehr und geht es um eine Neuorientierung?
Tipp 3: Setze klare Grenzen
Ständige Überlastung kann eine der Ursachen für Unzufriedenheit im Job sein. Wo die Arbeit immer mehr Raum einnimmt, verschwimmt der Übergang zwischen Beruf und Privatleben. Gerade dann ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen. Schließlich ist eine gesunde Work-Life-Balance essentiell für dein Wohlbefinden und deine Zufriedenheit am Arbeitsplatz.
Bestimme feste Zeiten, zu denen du deine Arbeit beendest, und halte diese nach Möglichkeit konsequent ein. Sage “Nein”, wenn dein Workload zu groß wird oder dir deine Aufgaben über den Kopf wachsen. Diese Regeln kannst und solltest du auch an deine Vorgesetzten oder Kolleg:innen kommunizieren. Nur so können sie darauf sinnvoll reagieren.
Tipp 4: Medizinische oder psychologische Hilfe in Anspruch nehmen
Manchmal klappt es nicht, die berufliche Unzufriedenheit auf eigene Faust zu bewältigen. Merkst du, dass deine mentale Gesundheit stark belastet ist? In diesem Fall solltest du medizinische oder psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Psychotherapeut:innen können dir dabei helfen, die Ursachen für deine Unzufriedenheit zu erkennen. Darauf aufbauend könnt ihr gemeinsam Strategien entwickeln, um mit emotionalen Belastungen im Job besser umgehen zu können.
In einer Verhaltenstherapie lernst du, wie du mit Stress und beruflichen Herausforderungen besser umgehen kannst, und erhältst Werkzeuge, um negative Gedankenmuster zu durchbrechen. Zusätzlich können dich Ärzt:innen nach der Beurteilung deiner individuellen Situation medikamentös unterstützen.
Tipp 5: Orientiere dich neu
Es kann sein, dass eine Neuorientierung die Lösung für deine Unzufriedenheit im Job ist. Vielleicht ist es an der Zeit, das Unternehmen zu wechseln, weil du im aktuellen Job keine Entwicklungsmöglichkeit mehr hast. Vielleicht macht es Sinn, andere Arbeitsmodelle für dich zu durchdenken oder eine Zeit lang ins Ausland zu gehen. Eventuell bist du beruflich auch so unzufrieden, dass du einen Berufswechsel in Betracht ziehen solltest.
Für eine Neuorientierung aufgrund von beruflicher Unzufriedenheit empfiehlt Jannike Stöhr, sich mit folgenden Fragen auseinanderzusetzen: „Was könnte beruflich für mich interessant sein? Welcher Job könnte mich langfristig glücklich machen?”
Im nächsten Schritt sollte man aktiver werden. Jannike Stöhr glaubt: „Es gibt so viele Möglichkeiten, seinen Traumjob zu finden. Zum Beispiel ein Praktikum zu machen oder auch mehrere. Man kann auch seine Arbeitszeit reduzieren und sich dann in der Freizeit neuen Herausforderungen stellen. Eine Möglichkeit ist, nebenbei ehrenamtlich zu arbeiten oder sich im Kleinen selbstständig zu machen. Man kann aber auch einfach mal bei anderen nachfragen, wie zufrieden sie in ihrem Job sind und warum. Aus Gesprächen kann man auch vieles mitnehmen. Es gibt also ganz viele Möglichkeiten, sich beruflich neu zu orientieren.”
Unglücklich im Job, aber keine Alternative
In den meisten Fällen haben Mitarbeiter:innen immerhin einen begrenzten Handlungsspielraum, wenn sie mit ihrem Job unglücklich sind. Es sollte immer das erste Ziel sein, die Situation zu ändern. Langfristige Unzufriedenheit kann sich immerhin negativ auf unsere Psyche auswirken. Das ist aber leichter gesagt als getan.
Nicht immer gibt es einen klar definierten Ausweg aus einer beruflich schwierigen Lage. Viele Aspekte - darunter die Wohnortnähe oder die familiäre Situation - können dazu führen, dass du dich zumindest vorübergehend mit deinem aktuellen Job abfinden musst.
Deshalb haben wir ein paar Tipps für dich zusammengestellt, die womöglich wieder für etwas mehr Zufriedenheit und Motivation im Beruf sorgen:
Tipp 1: Den Job nicht zu ernst nehmen
Ja, ein Job ist wichtig und sorgt für eine gute Existenzgrundlage. Trotzdem: Arbeit und Geld sind bei weitem nicht alles im Leben. Es bringt am Ende niemandem etwas, wenn du den ganzen Tag ängstlich und gestresst vorm Bildschirm sitzt. Wer sich ständig mit anderen vergleicht, wird nur unzufriedener. Man wird immer kritischer und ist mit nichts mehr zufrieden. Manchmal kann es helfen, die die Arbeit einfach nur Arbeit sein zu lassen und sich nach Möglichkeit abzugrenzen.
Tipp 2: Kleine Ziele setzen & für Highlights sorgen
Wer sich selbst zu viel unter Druck setzt, macht sich das Leben unnötig schwer und wird teils unzufrieden. Versuche, dir kleine Ziele im Arbeitsalltag zu setzen, die du innerhalb einer Woche erreichen kannst und auf die du nicht mehrere Monate oder Jahre hinarbeiten musst. Große Ziele wirken manchmal unerreichbar und können dich schnell demotivieren. Wer sich aber kleine Ziele setzt, kommt schneller zum Erfolgserlebnis. Diese beflügeln bekanntlich.
Tipp 3: Feier deine Freizeit
Wenn dein Job dich schon nicht zufrieden macht, so sollte deine Freizeit es tun. Vielleicht gibt es etwas, das du schon immer machen oder lernen wolltest, für das du aber nie die Zeit hattest. Eine neue Sprache oder ein Instrument lernen zum Beispiel. Oder eine Sportart, die dich schon immer interessiert hat. Vielleicht hilft es auch, alte Freundschaften aufzufrischen und Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen.
letztes Update: 20. September 2024