Burnout: Wenn die Arbeit krank macht
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Insgesamt 44 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen befinden sich in einem frühen Problemstadium, in einem Übergangsstadium oder leiden sogar unter einem Burnout. Das geht aus einer repräsentativen Erhebung im Auftrag des Sozialministeriums hervor.[1] Die Coronakrise dürfte dieses Problem nach jüngsten Umfragen sogar noch verschärfen. Wie sich ein Burnout äußert und wie man dagegen vorgehen kann, erklärt Psychotherapeutin Andrea Pabst im Interview.
Definition: Was bedeutet Burnout?
kununu: Was versteht man unter Burnout und wie äußert es sich bei Betroffenen?
Andrea Pabst: Ein Burnout oder auch Erschöpfungszustand äußert sich in einer körperlichen, mentalen und seelischen Erschöpfung. Das Gefühl des Ausgebranntseins gibt dem Ganzen auch seinen Namen. Doch Burnout ist ein Beschwerdebild, das über das normale Belastungsempfinden hinaus geht. Außerdem überschneiden sich viele Burnout Symptome mit denen einer Depression. Eine sorgfältige Diagnose ist daher zu Beginn eines psychologisch-therapeutischen Gesprächs sehr wichtig.
"Die Arbeitsbelastung ist enorm, die Überstunden sind zahllos, alles ist dringend."
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kununu: Welche Ursachen können zu einem Burnout führen?
Pabst: Ein Burnout kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel eine längerfristige Über- oder auch Unterforderung, eine extreme Einsatzbereitschaft in Verbindung mit hohem Zeitdruck, aber auch Konflikte mit der Führungskraft oder Kollegen können zu psychischem Stress führen.
Diese Warnsignale sendet der Körper
kununu: Auf welche Warnsignale des Körpers sollte man achten, bevor es zu einem Burnout kommt?
Pabst: Ein Burnout Syndrom kennzeichnet sich durch eine ganze Reihe an körperlichen und psychischen Beschwerden. Betroffene leiden unter anhaltender körperlicher Erschöpfung, Müdigkeit und Energielosigkeit. Im Arbeitsalltag machen sich Leistungsabfall und Unkonzentriertheit bemerkbar. Aber auch das Empfinden einer Leere und psychosomatische Schmerzen, wie Migräne, Magen-Darm-Beschwerden oder Rückenschmerzen können in diesem Zusammenhang auftreten. Sollten diese Symptome vermehrt vorkommen, ist es wichtig diese ernst zunehmen und genau zu beobachten.
"Überforderung der Kollegen und hohe Fluktuation sprechen für sich."
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kununu: Wie können Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden unterstützen, um ein Burnout zu vermeiden?
Pabst: Grundsätzlich hängt es von jedem einzelnen ab, wie resilient und widerstandsfähig er oder sie ist, bzw. wie Betroffene mit Belastungen und Stresssituationen umgehen. Sollten Vorgesetzte jedoch erste Anzeichen, die auf ein Burnout hinweisen, bei einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin feststellen, ist es unbedingt erforderlich, das persönliche Gespräch zu suchen. Als Arbeitnehmer ist es, wie bereits beschrieben, sehr wichtig auf Warnsignale des Körpers zu achten und Überlastung beim Arbeitgeber anzusprechen.
Denn nur wenn eine Kommunikation frühzeitig stattfindet, besteht die Möglichkeit der Unterstützung und das notwendige Bewusstsein für die Situation. Schließlich sollte es im Interesse aller sein, ein Burnout zu verhindern.
Hilfe für sich selbst und andere
kununu: Was kann ich als Betroffener zunächst selber tun und ab wann sollte ich mir professionelle Hilfe suchen?
Pabst: Als Betroffener merkt man die Symptomatik in der Regel erst sehr spät. Oft weisen Partner, Familie, oder Freunde darauf hin, denn diese spüren die Auswirkungen meist mehr. Änderungen im Verhalten, sozialer Rückzug oder Gereiztheit fällt anderen Personen stärker auf, als uns selbst. Das zeigt, wie wichtig es ist, auf die Menschen in unserem Umfeld zu achten.
Bei ersten Anzeichen kann es zunächst helfen, sich dessen bewusst zu werden und versuchen zu verstehen, welche Ursachen dahinter liegen könnten. In weiterer Folge sollten diese dann durch Gespräche mit Vorgesetzten oder Kollegen angegangen bzw. eine Lösung gefunden werden, zum Beispiel wenn Überforderung oder Konflikte am Arbeitsplatz eine Belastung darstellen. Sollte das Burnout schon weiter fortgeschritten sein, ist ein psychotherapeutisches und professionelles Beratungsgespräch eine wichtig Maßnahme. Professionelle Hilfe soll aber nie als allerletzter Ausweg verstanden werden, sondern kann jederzeit zugezogen werden.
kununu: Wie kann ich Betroffenen in meinem (Arbeits-)Umfeld helfen?
Pabst: Wenn man bei Kollegen oder anderen Personen im Umfeld Anzeichen feststellen sollte, rate ich dazu, Hilfestellung in Form eines Gesprächs anzubieten und Informationen zu Burnout und psychischen Erkrankungen einzuholen. Um diese Thematik gibt es leider immer noch viele Stigmata und nicht selten fühlen sich Betroffene als wäre es eine Schwäche, sich professionelle Unterstützung zu holen. Wer sich mit dem Thema befasst und offen darüber spricht, trägt aktiv dazu bei, ein gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen. Darüber zu reden und sich nicht zu verschließen, leistet also tatsächlich schon einen sehr großen und wichtigen Beitrag.
Quellen:
Prävalenz des Burnout-Syndroms in Österreich (BMASK); Wien 2017

Andrea Pabst
Andrea Pabst ist Psychotherapeutin in Wien und Baden. Sie hilft bei Depressionen, Beziehungsproblemen und in Krisensituationen wie Trennung, Angst- und Panikzuständen. Weiteres verfügt sie über Expertise auf dem Gebiet der Familien- und Paartherapie.
30. September 2020