Burnout: Wenn die Arbeit krank macht
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Wörtlich übersetzt bedeutet Burnout „ausgebrannt sein“ und die Formulierung beschreibt ziemlich gut den Gefühlszustand von Menschen, die an einem Burnout leiden: Ein Burnout ist ein Zustand der emotionalen und körperlichen Erschöpfung. Von Burnout betroffene Personen fühlen sich kraft- und antriebslos, ihre Leistungsfähigkeit ist erheblich eingeschränkt. Ein Burnout wird häufig auch als Erschöpfungsdepression bezeichnet, ausgelöst durch Überlastung. Es ist traurig, aber wahr: Im Jahr 2022 waren psychische Erkrankungen wie Burnout dritthäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. Das zeigt, dass das Burnout-Syndrom keine Randerscheinung ist, sondern viele Menschen betrifft. Dieser Artikel klärt über Ursachen und Burnout-Symptome auf und gibt Information zu Behandlungsmöglichkeiten und Prävention.
Definition: Was ist ein Burnout
Das Burnout-Syndrom ist ein akuter Risikozustand, der durch anhaltende berufliche Überforderung oder Stress ausgelöst wird. Von Burnout betroffene Personen fühlen sich überfordert von ihren Aufgaben und sind zutiefst erschöpft von den Belastungen ihres Alltags. Ein Burnout kündigt sich häufig über eine längere Zeit an. Viele betroffenen Personen kommen dann aber plötzlich an einen Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht.
Der Begriff kommt ursprünglich aus den USA. Der deutsch-amerikanische Psychotherapeut Herbert Freudenberger beschrieb mit dem Begriff den Gefühlszustand von Menschen in pflegenden Berufen, die er untersucht hatte. Ärzt:innen und Krankenpfleger:innen kümmerten sich selbstlos um kranke und pflegebedürftige Personen, bis sie selbst entkräftet und überfordert waren. Die Situation von Menschen in pflegenden Berufen ist nach wie vor an vielen Stellen prekär und hat sich während der Corona-Pandemie eher weiter verschärft. Dennoch bezieht sich der Begriff des Burnouts schon lange nicht mehr nur auf Pfleger:innen und Ärzt:innen, sondern auf alle Berufsgruppen.
"Personen die ihre Grenzen nicht kennen oder ein hohes Verantwortungsbewusstsein haben, laufen regelmäßig in Überlastung. Leider schon bei vielen Kollegen ein Burnout miterlebt."
Burnout ist ein offizielles Krankheitsbild
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2019 Burnout erstmals offiziell als Krankheitsbild anerkannt, „ausgelöst durch chronischen Stress am Arbeitsplatz“. Mit dieser Definition lässt sich das Burnout-Syndrom auch von einer klassischen Depression abgrenzen. Der Auslöser für einen Burnout ist die belastende Situation am Arbeitsplatz. Wenn betroffene Personen Abstand nehmen von der Arbeit, die sie krank macht, sollten sich die Symptome bessern. Bei einer klassischen Depression ist das nicht der Fall.
Achtung: Ein Burnout kann weitere psychische Erkrankungen auslösen. Ein unbehandelter Burnout kann zum Beispiel in eine Depression führen.
Ist ein Nervenzusammenbruch ein Zeichen für einen Burnout?
Andauernder Stress in Kombination mit Erschöpfung und Überforderung kann zu einem Nervenzusammenbruch führen. Ein fortgeschrittener Burnout kann sich daher in einer extremen Situation wie einem Nervenzusammenbruch äußern. Auch ein plötzlich auftretender Hörsturz oder Tinnitus kann Anzeichen für einen Burnout sein (wenn eine hohe Lärmbelastung als Ursache ausgeschlossen werden kann).
Man spricht auch von einem stillen Burnout, wenn die Symptome besonders schleichend und langsam auftreten. Sie werden dann häufig nicht als Symptome erkannt oder zu spät erkannt – bis sich die Situation so zuspitzt, dass sie in einem Nervenzusammenbruch endet.
Ursachen: Welche Auslöser können zu einem Burnout führen?
Ein Burnout kann viele unterschiedliche Ursachen haben, in den meisten Fällen löst ein Zusammenspiele mehrerer Faktoren einen akuten Burnout aus. Hier einige der häufigsten Ursachen:
- Zu hohe Arbeitsbelastung über einen längeren Zeitraum
- Übersteigerte Zielvorgaben („Druck von oben“)
- Zu wenig (positives) Feedback
- Fehlende Führung, fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte
- Mobbing am Arbeitsplatz
- Fehlende Strukturen im Unternehmen
- Übersteigerte Konkurrenz im Kollegium
- Fehlende/intransparente Kommunikation
- Unsicherheit durch sie ständig ändernde Strukturen oder Aufgaben
- Wachsende Verantwortung
- Nacht- und Schichtarbeit
- Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes oder Kündigung
- Perfektionismus, übersteigerte Erwartungen an sich selbst
Mit 5,2 Prozent leiden Frauen häufiger an Burnout als Männer (3,3 Prozent). Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der Care-Arbeit in Familien und spüren die Doppelbelastung von Job und Familie daher stärker.
Übrigens kann auch eine andauernde Unterforderung im Job zu einer psychischen Belastung werden. In diesem Fall spricht man auch von einem Boreout.
Burnout-Symptome: Diese Warnsignale sendet dein Köper
Ein Burnout kommt meistens nicht von heute auf morgen, er bahnt sich an. Genauso ist es mit den Symptomen. Sie sind individuell unterschiedlich und treten nicht all auf einmal auf. Wenn du eines oder mehrere Symptome an dir oder an Kolleg:innen feststellst, solltest du aufmerksam werden.
Mögliche körperliche Symptome eines Burnouts:
- Anhaltende Erschöpfung, Müdigkeit, Energielosigkeit
- Migräne
- Magen-Darm-Beschwerden
- Rückenschmerzen
- Erhöhter Blutdruck
- Tinnitus/Hörsturz
- Schlaflosigkeit
- Schwindel
Mögliche psychische Symptome eines Burnouts:
- Andauernde Niedergeschlagenheit
- Angstzustände
- Gefühl der Überforderung
- Bedürfnis, sich zurückzuziehen vor Familie und Freund:innen
- Nervosität
- Fehlende Konzentrationsfähigkeit, die zu Fehlern am Arbeitsplatz führen
- Gesteigerte Sensibilität (Tränenausbrüche „aus dem Nichts“)
- Angst, an den Arbeitsplatz zu gehen
Achtung: Es gibt keine allgemein gültige Liste an Symptomen, sie können bei einem Burnout individuell abweichen.
Prävention: Wie man einem Burnout vorbeugen kann
Zunächst einmal ist es wichtig, anzuerkennen, dass jede:r von einem Burnout betroffen sein kann. Persönliche Umbruchsituationen oder familiäre Konflikte können dazu beitragen, dass wir beruflich ein weniger dickes Fell haben. Auch gesellschaftliche Herausforderungen wie die Corona-Epidemie haben einen Einfluss auf unsere Resilienz.
Neben diesem Bewusstsein ist eine gesunde Work-Life-Balance (Verlinkung) die beste Prävention gegen das Burn-Out-Syndrom. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung machen zusätzlich stark gegen psychische Belastungen.
Die unterschiedlichen Phasen eines Burnouts
Es hilft auch, sich bewusst zu sein, dass ein Burnout in unterschiedlichen Phasen verläuft. Es gibt unterschiedliche Verlaufsmodelle für einen Burnout, je nach Theorie werden fünf, sieben oder gar zwölf Phasen definiert. Ohne auf einzelne Theorien im Detail einzugehen, lässt sich sagen: Wer einen Burnout durchlebt, durchläuft unterschiedliche Stufen der Erkrankung.
- Am Anfang steht häufig der Wille, sich beruflich zu beweisen und besonders leistungsbereit zu sein. Der Druck, besonders gut sein zu müssen, kann natürlich auch von außen herangetragen werden.
- Man gibt beruflich besonders viel, investiert übermäßig Zeit und Kraft in den Beruf.
- Irgendwann beginnt man, die eigenen Bedürfnisse oder die von Familien und Freunden hintenanzustellen.
- Jetzt droht, dass die Situation aus dem Lot gerät. Betroffene verleugnen Probleme oder Vorwürfe der Familie jedoch.
- Es wächst einem alles über den Kopf. Viele Betroffene beginnen nun, sich zurückzuziehen.
- Auf eine innere Leere folgt eine depressive Stimmung und im schlimmsten Fall die völlige Erschöpfung.
Betroffenen kann es helfen, festzustellen, in welcher Phase des Burnouts sie sich befinden und das Ruder herumzureißen, bevor die letzte Stufe erreicht ist.
Was tun bei Anzeichen von Burnout?
Im besten Fall behandelt man einen Burnout im möglichst frühen Stadium beziehungsweise lässt eine berufliche Stresssituation gar nicht erst in einem Burnout münden. Doch das ist häufig einfacher gesagt als getan. Andrea Pabst ist Psychotherapeutin und behandelt in ihrer Praxis in Wien unter anderem Burnout-Patient:innen. Sie sagt: „Als Betroffener merkt man die Symptomatik in der Regel erst sehr spät. Oft weisen Partner, Familie, oder Freunde darauf hin, denn diese spüren die Auswirkungen meist mehr. Änderungen im Verhalten, sozialer Rückzug oder Gereiztheit fällt anderen Personen stärker auf, als uns selbst. Das zeigt, wie wichtig es ist, auf die Menschen in unserem Umfeld zu achten.”
Wenn du Symptome eines möglichen Burnouts bei Kolleg:innen oder im Freundeskreis feststellst: Sprich die Person darauf an. Und umgekehrt: Nimm es ernst, wenn dich jemand aus deinem Umfeld darauf aufmerksam macht, dass du eventuell von einem Burnout betroffen bist.
Laut Psychotherapeutin Andrea Pabst kann es bereits helfen, sich der Situation bewusst zu werden und zu verstehen, was die Ursachen für die stressbedingte berufliche Ausnahmesituation sind. Im nächsten Schritt solltest du das Gespräch suchen mit deinen Vorgesetzten. Bestenfalls können sie dir helfen, die Situation aufzufangen, zum Beispiel, indem Konflikte mit Kolleg:innen gelöst oder Aufgaben neu verteilt werden.
Einige Unternehmen bieten geschulte Ansprechpartner:innen bei beruflich bedingten Stresssymptomen, die anonym kontaktiert werden können. In den meisten Städten gibt es auch entsprechende Selbsthilfegruppen.
Aber Achtung: Einen (drohenden) Burnout solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Bei folgenden Symptomen ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen:
- Anhaltende deprimierte, traurige Gefühle die sich nicht bessern
- Ängste oder Panikattacken, vor allem in Zusammenhang mit beruflichen Themen
- Andauernde körperliche Beschwerden wie Migräne, Schwindel, Schlaflosigkeit, Magen-Darm-Probleme, für die du keine Ursache erkennen kannst
Deine erste Anlaufstelle kann dein:e Hausärzt:in sein. Er:sie kann erste Untersuchungen durchführen und dich bei Bedarf an eine:n Fachärzt:in überweisen.
Behandlung von Burnout-Patient:innen
Wenn du dich in professionelle Hilfe begibst, wird der:die behandelnde Spezialist:in je nach Situation eine Behandlung definieren. Dazu können folgende Dinge gehören:
1.: Auszeit von der Arbeit
Je nach Schwere des Burnouts ist es nötig, dass du Abstand bekommst von der krankmachenden Arbeitssituation. Dein:e Ärzt:in wird dich in diesem Fall krankschreiben und eine Therapie empfehlen. Auch eine längere Auszeit kann nötig sein, um die Symptome zu mildern und damit du richtig abschalten kannst.
2.: Wiedereingliederung oder Neuorientierung
Ja, im drastischsten Fall kann es nötig sein, dass du dich beruflich neuorientierst. Aber auch eine sanfte Rückkehr an den alten Arbeitsplatz kann gelingen, wenn entsprechende Vorkehrungen verhindern, dass du nicht in alte Muster zurückfällst. Hier ist auch die Unterstützung deines Arbeitgebers gefragt.
3.: Änderung der eigenen Einstellung
Es klingt etwas zynisch, aber ein drastischer Einschnitt wie ein Burnout kann dir auch dabei helfen, dein Mindset zu schärfen und zu justieren. Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Welchen Stellenwert haben Beruf und Karriere? Was tut dir gut und was stresst dich so, dass du im schlimmsten Fall krank wirst? Nach einem durchstandenen Burnout leben viele Menschen bewusster.
4.: Medikamente
Ein Burnout ist eine ernsthafte Erkrankung, die im schlimmsten Fall Spätfolgen in Form von beispielsweise einer Depression haben kann. Daher kann eine medikamentöse Behandlung nötig sein.
5.: Gruppen- oder Einzeltherapie
Auch eine Psychotherapie kann im Einzelfall angebracht sein. Das Besondere an einer Grippentherapie ist, dass du mit anderen Betroffenen zusammen bist. Der Austausch und die Erkenntnis, dass andere unter ähnlichen Problemen leiden, kann sehr hilfreich sein.
Letztes Update: 6. Oktober 2023