The Great Resignation – hast du schon gekündigt oder denkst du noch darüber nach?
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Wie so häufig kommt der Trend aus den USA: Der Begriff „The Great Resignation“ bezeichnet die große Welle von freiwilligen Kündigungen, die den US-amerikanischen Arbeitsmarkt seit 2021 trifft. Mit einiger Verzögerung wird sie sich auch in den deutschsprachigen Ländern ausbreiten. Darauf deuten unter anderem die Ergebnisse einer Studie von XING in Zusammenarbeit mit Forsa hin, die eine deutlich gestiegene Wechselbereitschaft unter Angestellten in Deutschland, Österreich und der Schweiz feststellt. Wir haben uns angesehen, wodurch die Kündigungswelle ausgelöst wurde und was das für den Arbeitsmarkt und Beschäftigten in den deutschsprachigen Ländern bedeutet.
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The Great Resignation – die größte Kündigungswelle, die bisher in den USA festgestellt wurde
Seit Frühjahr 2021 meldete das U.S. Bureau of Labor Statistics immer wieder neue Höchststände an Kündigungen. So kündigten allein im Juli 2021 vier Millionen Amerikaner ihren Arbeitsplatz, im September waren es 4,4 Millionen und im November wurde der Rekord von 4,5 Millionen Kündigungen erreicht. Gleichzeitig gab es bei 6,9 Millionen Arbeitslosen 10,9 Millionen offene Stellen – also 1,5 Stellen pro unbeschäftigte Person. Eine solch massive Kündigungswelle gab es bisher noch nie am US-amerikanischen Arbeitsmarkt. In den letzten zwanzig Jahren überstieg die Kündigungsrate in den Vereinigten Staaten nie 2,4 Prozent der Gesamtbelegschaft pro Monat. 2021 lag die Kündigungsrate teilweise bei über drei Prozent.
Um genauer herauszufinden, was diese Verschiebungen vorangetrieben haben, hat der HR-Experte Ian Cook mit seinem Team eine Analyse von mehr als neun Millionen Mitarbeiter:innen-Akten von mehr als 4 000 Unternehmen durchgeführt. Der Datensatz umfasste Datenpunkte aus einer Vielzahl von Branchen, Funktionen und Erfahrungsstufen. Die Untersuchung zeigte zwei wichtige Trends auf:
1. Höchste Kündigungsraten bei Beschäftigten in der Mitte ihrer Karriere
Die Daten, die Ian Cook und sein Team auswerteten, zeigen, dass es bei Beschäftigten zwischen 30 und 45 Jahren mit mehr als 20 Prozent den stärksten Anstieg der Kündigungsraten gab. Das ist insofern interessant, da üblicherweise eher junge Arbeitnehmer:innen am Anfang ihrer Karriere häufig den Job wechseln. Cook erklärt diesen Trend damit, dass Unternehmen in Zeiten von Homeoffice eher auf erfahrene Mitarbeiter:innen setzen als auf Jobanfänger:innen, die noch Anleitung benötigen.
Gleichzeitig haben viele dieser Arbeitnehmer:innen mit verantwortungsvollen Posten nach vielen Monaten zu Beginn der Pandemie mit hoher Arbeitsbelastung, Unsicherheit, Einstellungsstopps und Leistungsdruck möglicherweise einfach einen Punkt erreicht, der sie dazu veranlasst hat, ihre Arbeits- und Lebensziele zu überdenken.
2. Kündigungen in der Tech- & Gesundheitsbranche am höchsten
Der zweite Trend, den Cook und sein Team identifiziert: Die Kündigungswelle fokussierte sich auf ausgewählte Branchen. Während die Zahl der Kündigungen im Finanzsektor und in der Industrie im Jahresvergleich sogar zurückging, waren sie in der Tech- und Gesundheitsbranche am höchsten. Dies erklärt Cook damit, dass in den Branchen, die während der Pandemie besonders gefragt sind, Arbeitsbelastung und Druck gestiegen sind und dass viele Mitarbeiter:innen vor diesem Hintergrund ihre Jobs gekündigt haben.
Die Kündigungswelle ist aktuell auf ausgewählte Industrien fokussiert, Bewegung gibt es jedoch branchenübergreifend. Im Oktober begann in den USA eine flächendeckende Streikwelle, die als Striketober bekannt wurde. Über 100 000 amerikanische Arbeiter nahmen an Streikaktionen teil, um gegen schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne zu demonstrieren.
The Great Resignation: Welche Länder sind sonst noch betroffen?
China: Tang Ping
China gilt als einer der restriktivsten und härtesten Arbeitsmärkte der Welt. Im vergangenen Jahr hat sich eine als Tang Ping bekannte Bewegung etabliert, die den Druck der Arbeitskultur hervorhebt und kritisiert. Tang Ping bedeutet wörtlich übersetzt „flach liegen“. Intensiver Druck, lange Arbeitszeiten und relativ niedrige Löhne gaben für Millionen Beschäftigte den Anlass, flexiblere und selbstbestimmte Arbeitsformen einzufordern und ihre alte Jobs zu verlassen.
Indien: The Great Reshuffle
Indiens Wirtschaft war 2020, im ersten Jahr der Pandemie, sehr hart getroffen. Entlassungen in großem Ausmaß waren die Folge. 2021 konnte die Wirtschaft wieder hochgefahren werden und der Arbeitsmarkt wuchs um elf Prozent, vor allem Unternehmen in der IT-Industrie suchen händeringend nach neuem Personal. Viele der Unternehmen, die neue Mitarbeiter:innen einstellen wollten, konnten diese nicht finden. Ein Grund dafür: Zahlreiche Beschäftigte möchten sie beruflich umorientieren. Einer Studie von Amazon India zufolge suchen 51 Prozent der arbeitssuchenden Erwachsenen nach Jobs in Branchen, in denen sie bisher keine oder wenig Erfahrung haben, rund 68 Prozent streben einen Branchenwechsel an. In Indien spricht man daher mittlerweile auch von „The Great Reshuffle“, anstelle von „The Great Resignation“.
The Great Resignation auch in Deutschland?
Um festzustellen, ob die große Kündigungswelle schon in Deutschland angekommen ist, hilft ein Blick auf die Fluktuationsrate. Diese ergibt sich aus dem Durchschnitt aus neu geschlossenen und beendeten Arbeitsverhältnissen im Vergleich zum durchschnittlichen Beschäftigtenbestand. Je häufiger demnach Beschäftigungsverhältnisse begonnen oder beendet werden, umso höher ist tendenziell die Fluktuationsrate.
In Deutschland liegt die Fluktuationsrate seit mehreren Jahrzehnten recht konstant bei Werten zwischen 31 und 33 Prozent. Zu Beginn der Pandemie ist sie leicht abgesunken, auf 30 Prozent. Die Zahlen für 2021 liegen noch nicht vor, aber es ist zu erwarten, dass die Rate im vergangenen Jahr gestiegen ist.
Aktuell denken 37 Prozent der Beschäftigten in Deutschland darüber nach, den Job zu wechseln, zwölf Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Im deutschsprachigen Raum kündigt jede:r Vierte, ohne eine neue Stelle zu haben. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie von XING in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa. Die Zahlen deuten darauf hin, dass auch auf Unternehmen in den deutschsprachigen Ländern eine Kündigungswelle zukommt.
Kein Wunder: Die Pandemie stellt für viele Beschäftigte eine Ausnahmesituation mit zusätzlichem Stress- und Frustpotenzial dar, die die Erwartungen an einen guten Arbeitgeber prägen. Laut XING Studie ist für 59 Prozent der Befragten in Deutschland ein gutes Führungsverhalten ausschlaggebend, dicht gefolgt von flexiblen Arbeitszeiten (57 Prozent), einem höheren Gehalt (54 Prozent), persönlicher Sinnerfüllung (52 Prozent) sowie der Möglichkeit, remote zu arbeiten.
Und du? Schließt du dich der Great Resignation an?
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letztes Update: 25. Januar 2022