Künstliche Intelligenz: Sind unsere Jobs gefährdet?

Die einen befürchten gravierende Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und die Verdrängung von Arbeitskräften, die anderen erhoffen sich vielseitige Chancen, Arbeitsprozesse zu optimieren und die Arbeitsqualität zu verbessern. Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Arbeitswelt grundlegend zu verändern. Doch welche Branchen sind eigentlich besonders betroffen? Und wie stelle ich mich als Arbeitnehmer:in am besten auf die weitreichenden Veränderungen ein?

Künstliche Intelligenz: Chance oder Risiko?

„Künstliche Intelligenz ist eines der wichtigsten Dinge, an denen Menschen arbeiten. Ihre Bedeutung ist grundlegender als Elektrizität oder das Feuer“, sagte Google-Chef Sundar Pichai 2018 auf einer Veranstaltung in San Francisco. Sind diese Äußerungen schlichtes Marketing oder zutreffende Analyse? So oder so deutet Pichais Vergleich auf die umfassenden Auswirkungen hin, die uns mit fortschreitender Entwicklung erwarten. 

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Künstliche Intelligenz (KI) versetzt Rechner in die Lage, aus Erfahrung zu lernen und Aufgaben zu bewältigen, die normalerweise menschenähnliches Denkvermögen erfordern. Im Alltag begegnet uns die KI immer häufiger – von Gesichtserkennung bis hin zu selbstfahrenden Autos oder dem Kund:innenservice. Diese basieren vor allem auf Deep Learning und NLP (Natural Language Processing).

Wie jeder technologische Fortschritt zuvor wird KI von den einen als Errungenschaft gefeiert und von anderen als Gefahr für die Gesellschaft betrachtet. In Europa und speziell Deutschland lässt sich häufig eine eher konservative Einstellung den Entwicklungen gegenüber erkennen: Nur 51 Prozent der Deutschen sind künstlicher Intelligenz gegenüber positiv eingestellt, in den USA sind es hingegen ganze 77 Prozent.

Das könnte unter anderem daran liegen, dass insbesondere USA und China als führende Länder im Bereich künstlicher Intelligenz gelten. Von über 600 befragten Unternehmen prognostizierten lediglich 3 Prozent Deutschland im Jahr 2030 eine führende Rolle bei KI. Mit steigenden Fähigkeiten der Systeme, wird in Deutschland die Debatte zunehmend emotional geführt - aus Angst vor einem Jobverlust oder grundlegenden Veränderungen unseres Alltags. Ist diese Sorge wirklich berechtigt?

Gefährdet künstliche Intelligenz unsere Jobs?

Eine der größten Bedenken in Bezug auf KI und den Arbeitsmarkt ist, dass KI zu einer Verringerung der Arbeitsplätze führen kann. Durch die Automatisierung von Prozessen können Unternehmen Arbeitsplätze einsparen, die früher von Menschen ausgeführt wurden. Somit könnten Menschen ihre Arbeitsplätze an KI verlieren und innerhalb ihrer Branche Schwierigkeiten haben, neue Arbeitsplätze zu finden. Aber ist dem wirklich so?

Obwohl einige Studien behaupten, dass ein großer Teil konventioneller Arbeitsplätze bald durch künstliche Intelligenz ersetzt werden, sind diese aufgrund ihrer unzureichenden Datenqualität und Methodik umstritten. Unternehmensperspektiven legen nahe, dass der Wandel im Arbeitsleben durch künstliche Intelligenz langsamer und weniger disruptiv verlaufen wird. Die Gefahr, dass ein Großteil von Berufen wegfällt und „eine Superintelligenz [...] uns Menschen auf allen Gebieten überflügelt", ist wohl eher der Science-Fiction als den realen Gefahren zuzuordnen.

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In erster Linie unterstützt künstliche Intelligenz uns Menschen bei der Arbeit, vollständig ersetzen kann sie uns nur in wenigen Fällen. Der jetzige Entwicklungsstand lässt erwarten, dass Tätigkeiten, die vorausschauendes Denken, Kreativität, wenig Wiederholungen und Anpassung an die sich stetig verändernden Arbeitsbedingungen erfordern, auch in den nächsten Jahren nicht durch KI automatisiert werden können. Da programmierbare Maschinen in erster Linie Routine-Tätigkeiten ausführen können und weniger Nicht-Routine-Tätigkeiten, ist der Einfluss dieser Systeme begrenzt. Diese Routine-Tätigkeiten werden insbesondere bei mittelqualifizierten Arbeitskräften verortet. Weniger betroffen sind laut einer Studie Hoch- und Niedrigqualifizierte.

Welche Berufe und Branchen sind besonders von KI betroffen?

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat in einer Studie versucht zu ermitteln, welche Berufe sich am leichtesten durch Computer ersetzen lassen. Dabei ist jedoch immer zu beachten, dass KI diese Arbeitsplätze nicht zwangsweise vollständig ersetzt, sondern auch neue Tätigkeitsbereiche ermöglicht und mehr Arbeitsplätze schaffen kann.

Künstliche Intelligenz: positive Potenziale

Befürworter:innen prognostizieren durch den Einsatz der KI in der Arbeitswelt nicht nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern darüber hinaus sogar neugeschaffene Arbeitsplätze. Kommt künstliche Intelligenz erst einmal großflächig zum Einsatz, wächst laut Analyst:innen das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis zum Jahr 2030 voraussichtlich um etwa 26 Prozent. Dies wiederum könnte zu neuen Arbeitsplätzen führen.

Mit zunehmender Integration von KI in unseren Arbeitsalltag, bleibt außerdem mehr Zeit für die kreativen, sozialen und anspruchsvollen Aufgaben. Somit könnte bei verringerter Arbeitszeit in einigen Unternehmen eine Vier-Tage-Woche realisiert werden. Auch die Arbeitsbedingungen, insbesondere in Berufen mit einem hohen Gefahrenrisiko, können durch den Einsatz von KI verbessert werden. Gesundheitsgefährdende Tätigkeiten, zum Beispiel im Bergbau, Brandbekämpfung, Entschärfung von explosivem Material oder Arbeiten in Atomkraftwerken könnten von künstlicher Intelligenz übernommen werden.

Das Potenzial der KI ist groß, aber es gibt einige Hürden, die das Ersetzen von menschlichen Arbeitnehmer:innen für Unternehmen schwierig gestalten. Darunter fallen beispielsweise eine fehlende Strategie, Mangel an Daten und MINT-Fachkräften sowie eine unklare arbeitsrechtliche Grundlage. Eine wichtige Erkenntnis der bisherigen Forschung ist außerdem, dass nicht ganze Berufe, sondern nur einzelne Tätigkeiten durch KI ersetzt werden können. KI lässt sich also als nützliches Tool verstehen, das ähnlich wie der Computer Arbeitnehmer:innen unterstützt und positive Effekte auf Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen haben kann. Entscheidend ist, dass man sich nicht auf die Angst fokussiert, dass die Arbeit ausgehen könnte, sondern dass man sich rechtzeitig auf die Veränderungen der Arbeit einstellt. 

Wie passe ich mich am besten an die Veränderungen an?

Um in einer sich schnell entwickelnden Arbeitswelt wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten sich Arbeitnehmer:innen auf die Veränderungen einstellen und sich mit den Funktionsweisen neuer Technologien vertraut machen. Hier sind einige Schritte, die dich dabei unterstützen können:

Weiterbildungen und Umschulung

Die eigenen Fähigkeiten auf dem neuesten Stand zu halten, ist auf dem heutigen Arbeitsmarkt von entscheidender Bedeutung. Du solltest also stets versuchen, neueste Entwicklungen deiner Branche im Auge zu behalten und deine Fähigkeiten in diesen Bereichen auszubauen, um als Arbeitnehmer:in relevant zu bleiben. Hierfür bietet es sich an, Weiterbildungskurse zu besuchen, die unter Umständen sogar vom Arbeitgeber bezahlt werden. Es gibt eine Vielzahl an Kursen in Bereichen wie Datenanalyse, Programmierung und digitale Kompetenz, die dir ein Verständnis für die neuesten Fortschritte liefern und für deren erfolgreichen Abschluss du auch ein Zertifikat erhältst.

Teste deinen Umgang mit den Technologien

Eigne dir ein grundsätzliches Verständnis für die Technologien an, indem du sie selbstständig ausprobierst. Einige technologische Entwicklungen, wie zum Beispiel vom US-Unternehmen OpenAI, stehen während ihrer BETA-Phase kostenlos zur Verfügung. Besonders interessant sind die Programme ChatGPT oder Midjourney, mit dessen Hilfe du Aufsätze erstellen oder aber Illustrationen und Bilder generieren kannst. Du kannst dir also den Umgang mit der KI ganz allein beibringen und die vielen verschieden Funktionen und Arbeitsweisen der Entwicklungen kennenlernen.

"Um den praktischen Umgang mit KI zu erlernen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, darunter Kurse und Workshops, Online-Lernplattformen, sowie Praktika und Trainee-Programme bei Unternehmen, die im Bereich KI tätig sind. Es ist wichtig, praktische Erfahrungen zu sammeln, indem man mit KI-Systemen arbeitet und sich gleichzeitig weiterbildet, um die neuesten Entwicklungen und Methoden zu verstehen."

- ChatBot ChatGPT auf die Frage, wie du den praktischen Umgang mit KI erlernen kannst

Mach dir die Technologien zu Nutze

Verschaffe dir einen Vorsprung gegenüber anderen Arbeitnehmer:innen, indem du die Funktionsweisen der KI kennst und sie ganz bewusst einsetzt. Sei es in der alltäglichen Arbeit, in der dich die KI eventuell unterstützen kann, oder aber im Bewerbungsprozess. Beispielsweise lohnt es sich, dein Bewerbungsschreiben und Lebenslauf an das Auswertungsverfahren von KI anzupassen. Denn: Rund 70 Prozent der deutschen Unternehmen setzen ein sogenanntes „Applicant Tracking System“ ein. Durch die Optimierung deiner Bewerbung auf bestimmte Schlüsselbegriffe und das passende Layout kannst du deine Chancen auf ein persönliches Bewerbungsgespräch erheblich erhöhen.

Entwickle deine Soft Skills

Während Hard Skills wie EDV-Kenntnisse natürlich wichtig sind, werden jedoch auch Soft Skills wie Kommunikation, Zusammenarbeit, Kreativität und Problemlösung in einer von KI dominierten Welt immer wertvoller werden. Diese menschlichen Fähigkeiten sind essentiell für ein erfolgreiches Unternehmen und können nur in seltensten Fällen von KI-Systemen ersetzt werden. Auch hier gibt es vielseitige Kursangebote, die dich beispielsweise in Kommunikationsmanagement oder Mitarbeiter:innenführung trainieren.

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Übrigens

Die Expertenwelt unterscheidet zwischen zwei Arten von KI, nämlich der schwachen und der starken KI. Während  die schwache KI ausschließlich auf einzelne Aufgaben optimiert ist, handelt es sich bei der starken KI um Systeme, die vergleichbare intellektuelle Fähigkeiten wie Menschen aufweisen und über eine Art "Bewusstsein" verfügen sollen.

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Wo wird künstliche Intelligenz bereits eingesetzt?

In der Arbeitswelt gibt es bereits jetzt eine Vielzahl an Branchen, in denen KI erfolgreich in den Arbeitsalltag integriert ist. Vom automatisierten Kund:innensupport, der rund um die Uhr Fragen beantwortet und Probleme löst, bis hin zur Erkennung von Kaufmustern der Kund:innen. Wir haben für dich die wichtigsten Anwendungsfelder von künstlicher Intelligenz zusammengefasst.

Automatisierung von Routine-Tätigkeiten

Einer der wichtigsten Anwendungsbereiche von KI in der Arbeitswelt ist die Automatisierung. So werden beispielsweise in der Fertigungsindustrie KI-gesteuerte Roboter für Montageaufgaben eingesetzt, und Algorithmen des maschinellen Lernens zur Automatisierung von Kund:innenndienstanfragen und der Auftragsabwicklung verwendet. Doch auch Tätigkeiten am Computer, wie zum Beispiel die Dateneingabe und -auswertung in der öffentlichen Verwaltung, können immer mehr von KI ersetzt werden.

Auch Unternehmen wie beispielsweise Lieferando nutzen bereits künstliche Intelligenz um Lieferkettenprozesse effizienter zu gestaltenSomit können automatisch die besten Lieferant:innen ausgewählt und die Lagerbestände kontrolliert werden. 

Datenanalyse- und Entscheidungsfindung

KI-Technologien wie Big-Data-Analysen und Deep-Learning-Algorithmen sind zu wichtigen Werkzeugen geworden, um große Datenmengen zu analysieren und anhand dessen fundierte Entscheidungen zu treffen. Insbesondere die Tech-Giganten wie Amazon oder Facebook nutzen KI-Algorithmen um ein besseres Verständnis für das Verhalten, Vorlieben und Kaufmuster ihrer Kund:innen zu gewinnen. Diese Informationen können dann für Marketingstrategien, Produktentwicklung und Verkaufsbemühungen genutzt werden.

Auch in der Finanzbranche kann KI hilfreich sein, indem sie Daten schnell und genau analysiert und Prognosen für zukünftige Kursentwicklungen macht. Dies kann Investoren dabei unterstützen, bessere Entscheidungen über den Kauf und Verkauf von Aktien zu treffen und somit das Risiko von Verlusten zu minimieren.

Diagnose- und Behandlung von Patient:innen

Der Gesundheitssektor ist eine weitere Branche, die von der KI erheblich profitiert hat. Von der Entwicklung neuer Medikamente und Diagnose bis hin zur Behandlung können KI-Technologien den Menschen große Hilfe leisten. So wird KI beispielsweise zur Analyse großer Mengen medizinischer Daten eingesetzt, um neue Behandlungsmöglichkeiten zu erkennen und zukünftige Gesundheitsprobleme vorherzusagen.

Personalwesen

Auch in der Personalbranche sind kluge KI-Tools eine wertvolle Unterstützung. Zum einen können Routineaufgaben wie das Schreiben von Stellenanzeigen vereinfacht werden, zum anderen durch ein optimiertes Auswahlverfahren die vermeintlich besten Kandidat:innen für bestimmte Positionen gefunden werden. Erstmal eingestellt, kann KI deine Leistung im Auge behalten und mit der von anderen Arbeitnehmer:innen vergleichen.

Sicherheit & Überwachung

Ebenfalls vielseitig anwendbar sind KI-Systeme auch in der Sicherheit- und Finanzbranche. Es können nicht nur Straftaten in der "echten Welt" wie Einbruch oder Vandalismus durch die automatisierte Auswertungen von Videomaterial verhindert werden, sondern auch Cyberkriminalität bekämpft werden. Denn mit Hilfe von KI-Technologien werden riesige Mengen von Finanzdaten analysiert, um betrügerische Transaktionen zu erkennen und ungewöhnliche Verhaltensmuster zu entdecken. Dies hat zu höherer Genauigkeit, geringeren Kosten und höherer Effizienz bei der Aufdeckung von Betrug geführt, was im Zeitalter der zunehmenden Cyberkriminalität und des Finanzbetrugs immer wichtiger geworden ist.

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letztes Update: 3. Februar 2023