Gen Z am Arbeitsplatz: Gut ausgebildet, aber anspruchsvoll
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Sie wurden zwischen den Jahren 1996 und 2009 geboren und sind als erste Generation von klein auf mit dem Internet und sozialen Medien aufgewachsen: Die Generation Z wird auf dem Arbeitsmarkt immer präsenter, auch wenn sie bisher nur einen recht kleinen Teil der arbeitenden Bevölkerung stellt. Viele der jungen Arbeitskräfte haben eine andere Einstellung gegenüber ihrem Job als ältere Generationen. Sie stellen Arbeitgeber vor neue Herausforderungen und stellen traditionelle Arbeitsmodelle infrage. Ist die „Angst“ von Arbeitgebern vor der Gen Z berechtigt?
Von Baby Boomer bis Generation Alpha: die Generationen im Überblick
Ganz genau lassen sich die unterschiedlichen Generationen nicht voneinander abgrenzen. Die Grenzen sind fließend und es lässt sich nicht unbedingt eine allgemein gültige Definition festlegen. Wir geben dir eine grobe Übersicht über die Generationen, von "Baby Boomer" zu "Generation Alpha".
Definition: Baby Boomer (geboren zwischen 1946 und 1964)
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die Generation der Babyboomer einen starken wirtschaftlichen Aufstieg und eine hohe Geburtenraten erlebt (daher auch der Name). Auch aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge standen die Babyboomer in Konkurrenz zueinander: Wer sich durchsetzen wollte, musste Leistung zeigen, hart arbeiten und zuverlässig sein. Baby Boomer sind den Umgang mit Autoritäten und Hierarchien gewohnt, zeigen oft eine hohe Loyalität ihrem Arbeitgeber gegenüber und haben große Teile ihres Berufslebens im selben Unternehmen verbracht. Mit der Digitalisierung mussten sich Baby Boomer erst im fortgeschrittenen Alter auseinandersetzen, daher rührt Skepsis oder schlicht Unvermögen gegenüber neuen Technologien. Durch die hohe Anzahl der Baby Boomer haben sie für lange Zeit den Arbeitsmarkt dominiert, mittlerweile ist ein großer Teil bereits aus dem Arbeitsleben ausgeschieden (mit Renten, von denen nachfolgende Generationen nur träumen können).
Definition: Generation X (geboren zwischen 1965 und 1979)
Auf den großen Aufschwung folgten wirtschaftliche Abschwünge und handfeste Krisen mit steigenden Arbeitslosenzahlen. Viele Angehörige der Generation X zählen auch zur Generation Praktikum: Sie mussten lange in schlecht bezahlten Positionen ausharren, bevor sie endlich einen Job mit angemessener Bezahlung ergattern konnten. Arbeiten ist für viele nicht die Sinnsuche, sondern die Voraussetzung, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Die Generation X ist auch geprägt von den ersten technologischen Neuerungen, die vor allem das Privat- und Konsumleben beeinflussten. Besonders präsent waren dabei die ersten Konsolen sowie die ersten Vorläufer von Video- und Computerspielen.
Definition: Millennials (geboren zwischen 1980 und 1994)
Die Millennials, auch Generation Y genannt, wurden stark durch den Internetboom und die Globalisierung geprägt. Gleichzeitig ist auch hier der Name Programm: Die Generation wird oft auch als "Generation Why" benannt, weil auch für diese Generation eine hohe Unsicherheit herrschte und vieles hinterfragt wurde. Die Generation Y ist geprägt von einer hohen Leistungsbereitschaft und einem hohen Einsatz für den Job. Dennoch setzten sich bei dieser Generation im Vergleich zur vorhergehenden die starken Bedürfnisse nach Familie, Erholung und Lebensqualität durch.
Definition: Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010)
Die jüngste Generation am Arbeitsmarkt besteht aus Digital Natives: Ihnen ist das Internet und die Digitalisierung in die Wiege gelegt worden und die neuen technischen Möglichkeiten wurden von Beginn an in Ausbildung und Beruf integriert. Die Generation Z ist aber auch geprägt von sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die einen großen Unsicherheitsfaktor darstellen.
Durch die voranschreitende Digitalisierung verschmelzen Beruf und Freizeit stärker miteinander, gleichzeitig legen viele Angehörige der Gen Z Wert auf eine gesunde Work-Life-Balance und die Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung. Erfolg wird nicht unbedingt mit beruflichem Erfolg gleichgesetzt. Die Gen Z stellt viele althergebrachte Vorgehensweisen infrage und nimmt den Status Quo nicht einfach hin.
Definition: Generation Alpha (geboren ab 2010)
Wie die Generation Alpha im beruflichen Leben geprägt sein wird, lässt sich nur erahnen, doch einige Dinge sind vorhersehbar: Die künstliche Intelligenz und weitergehende Digitalisierung werden ihren Alltag und ihr Berufsleben beeinflussen wie keine Generation zuvor. Nach Jahrzehnten der voranschreitenden Globalisierung wird sich eventuell ein Gegentrend entwickeln. Es bleibt abzuwarten, welchen Platz die Generation Alpha am Arbeitsmarkt einnimmt.
Generationen sind geprägt von gemeinsamen historischen oder kulturellen Ereignissen wie Kriege, politische Umschwünge, wirtschaftliche Krisen oder globalen Trends wie die Digitalisierung, die die Generation Z besonders prägt. Durch diese verbindenden Erlebnisse prägen die unterschiedlichen Generationen die Kultur, das Zusammenleben und natürlich auch die Arbeitswelt. Da jede Generation unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen hat, sind Konflikte ganz natürlich. Aktuell stellen Angehörige der Gen Z tradierte Verhaltensweisen und gewachsene Regeln auf dem Arbeitsmarkt in Frage und Arbeitgeber damit vor neue Herausforderungen.
Gen Z – was macht die neue Generation am Arbeitsplatz aus?
„Technologie-affin und immer online, ungeduldig und fordernd, gesundheits- und umweltbewusst“, so beschreibt Dr. Christian Wulff, Consumer Markets Leader PwC Deutschland und EMEA die Generation Z. Während sich die älteren Generationen stark über ihren Job und ihren Arbeitgeber identifizieren, suchen Angehörige der Gen Z Sinn in dem, was sie beruflich tun. Der Job soll nicht das Zentrum ihres Lebens sein, sondern sich mit den privaten Interessen verbinden lassen.
Im Auftrag des Job-Netzwerks XING hat FORSA in zwei Studien die Gen Z und ihre Einstellung zum Arbeitsleben genauer unter die Lupe genommen und kommt unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
- Keine Generation ist stärker auf aktiver Job-Suche als die 18–29-Jährigen
- 42 Prozent der Wechselbereiten geben an, ihren Job aufgrund eines zu hohen Stresslevels wechseln zu wollen
- Sie sind die Treiber von New Work: Möglichkeiten zum flexiblen Arbeiten werden erwartet
Aber auch das Gehalt und die Führungskultur ist den Ergebnissen zur Folge für die Gen Z besonders wichtig: 49 Prozent gaben an aufgrund des zu niedrig empfundenen Gehalts einen Jobwechsel in Betracht zu ziehen. Und immerhin 27 Prozent gaben an einen Wechsel zu erwägen, da sie mit dem Führungsstil im Unternehmen unzufrieden sind.
„Für die Gen Z stehen Flexibilität und Agilität ganz oben auf der Agenda. Diese Generation ist nicht gekommen, um lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben. In Fachkreisen gelten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dieser Generation daher bereits jetzt zu den illoyalsten Jobbern aller Zeiten.“
Dr. Julian Stahl, Xing Arbeitsmarktexperte
Anders als vorherige Generationen machen sich die gut ausgebildete Angehörigen der Gen Z jedoch kaum Sorgen um ihre berufliche Zukunft – schließlich werden Fachkräfte händeringend gesucht.
Ist es unfair, dass die Unternehmen alles auf die Generation Z ausrichten?
Viele Unternehmen scheinen sich durch die Forderungen und Erwartungen der Generation Z unter Druck gesetzt zu fühlen und überbieten sich mit Angeboten für eine bessere Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeitmodelle und flache Hierarchien. Das führt vor allem bei den älteren Generationen zu Kritik und Unverständnis. In einer Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Civey für die Wirtschaftswoche durchgeführt hat, waren 57.3 Prozent der befragten Entscheider:innen der Meinung, dass die Gen Z zu viel Wert auf die Work-Life-Balance legt. Vor allem Vertreter:innen der Babyboomer-Generation sehen das ähnlich: Roland Mack, Chef des Europaparks in Rust und mit 72 Jahren selbst ein Vertreter der Babyboomer-Generation, äußerte sich in einem Interview mit der „Basler Zeitung“ mit folgenden Worten zur Gen Z Arbeitsmoral: „Da kommen 25-Jährige und wollen nur drei Tage arbeiten – dabei haben die das ganze Leben noch vor sich, könnten hier etwas werden, Verantwortung übernehmen, Karriere machen.“
Dabei ist der Kampf von Alt gegen Jung nicht neu und wir sollten nicht vergessen, dass Arbeitnehmer:innen seit Beginn der Industrialisierung immer wieder um bessere Arbeitsbedingungen gekämpft – und dadurch Vorteile für die gesamte Gesellschaft erkämpft haben. Auch die Corona-Pandemie hat – notgedrungen – die Flexibilisierung der Arbeitswelt vorangetrieben und somit den Bedürfnissen der Gen Z in die Hände gespielt.
Was neu ist an der Debatte ist das Selbstbewusstsein, mit dem junge Arbeitnehmer:innen Veränderungen einfordern. Dieses Selbstbewusstsein wird gespeist aus der Überzeugung nicht abhängig zu sein, von der Gunst eines Arbeitgebers. Eine Einstellung, die eher bewunderns- als verachtenswert ist und von der viele Arbeitnehmer:innen auf dem Arbeitsmarkt auch über die Generation Z hinaus profitieren werden.
letztes Update: 10. Mai 2023