Manipulation im Job: So durchschaust du Kolleg:innen und Vorgesetzte
Wir alle manipulieren unsere Mitmenschen – so lautet eine These aus der Sozialpsychologie. Dabei sind viele dieser manipulierenden Verhaltensweisen unbewusst und über soziales Verhalten erlernt. Anders sieht es hingegen mit gezielter Manipulation im Privatleben oder Arbeitsalltag aus. Welche Strategien Vorgesetzte und Kolleg:innen anwenden und wie du dich dagegen wehren kannst, erfährst du hier.
Was bedeutet Manipulation im Job?
Wir alle werden manipuliert und beeinflussen auch andere – und bis zu einem gewissen Ausmaß, ist das auch vollkommen okay. Schließlich lernen wir bereits als Kleinkinder was wir tun müssen, um das zu bekommen, was wir wollen. Und auch Eltern beeinflussen ihre Kinder, um wünschenswertes Verhalten zu erzielen. Durch Verhandlungsgeschick und Menschenkenntnis schneller die Karriereleiter zu erklimmen, gehört ebenfalls dazu, allerdings geht Manipulation im Arbeitsumfeld häufig zu Lasten anderer. Personen üben absichtlich und strategisch Einfluss auf andere, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen, oft zum Nachteil der manipulierten Person. Dies geschieht häufig subtil und kann sowohl in zwischenmenschlichen Beziehungen als auch in strukturellen Arbeitsprozessen auftreten.
Wie zeigt sich Manipulation im Job?
Im beruflichen Kontext findet Manipulation auf unterschiedliche Weise statt. Sie kann sowohl von Kolleg:innen als auch von Vorgesetzten ausgehen. Vielleicht ist dir die eine oder andere dieser vier Form schon einmal begegnet:
1. Emotionale Manipulation
Emotionale Manipulation im Job zielt darauf ab, die Gefühle einer Person zu beeinflussen, um sie zu bestimmten Handlungen oder Entscheidungen zu bewegen. Der:die Manipulator:in nutzt gezielt Schuld, Angst, Druck oder Sympathie, um die Kontrolle zu behalten.
Beispiele für emotionale Manipulation:
- Ein Kollege spielt sich als Opfer auf, um Hilfe oder Unterstützung zu erzwingen, obwohl dies nicht gerechtfertigt ist.
- Deine Vorgesetzte macht Bemerkungen wie: „Wenn du das nicht übernimmst, bricht hier alles zusammen.“
- Schmeichelei wird eingesetzt, um eine Person zu einer Entscheidung zu überreden, die nicht in ihrem Interesse liegt.
Emotionale Manipulation ist oft schwer zu identifizieren, da sie subtil ist und sich auf persönliche Empfindungen stützt.
2. Informationsmanipulation
Hierbei wird die Kontrolle über den Informationsfluss genutzt, um andere zu beeinflussen. Informationen werden absichtlich zurückgehalten, verändert oder selektiv weitergegeben, um Vorteile zu erlangen oder andere zu benachteiligen.
Beispiele für Informationsmanipulation:
- Ein Mitarbeiter verschweigt wichtige Details eines Projekts, um die Kontrolle über das Ergebnis zu behalten.
- Eine Kollegin verbreitet falsche oder verzerrte Informationen, um jemandem die Schuld für einen Fehler zuzuschieben.
- Ein Teammitglied teilt erst kurz vor einem Meeting entscheidende Informationen, um andere schlecht aussehen zu lassen.
Hinweise auf Informationsmanipulation sind inkonsistente Aussagen, fehlende Transparenz oder unklare Kommunikation.
3. Soziale Manipulation
Diese Art der Manipulation nutzt soziale Dynamiken, Beziehungen oder Gruppenzwang, um Einfluss zu nehmen. Ziel ist es, das soziale Umfeld der Betroffenen so zu gestalten, dass sie isoliert, unter Druck gesetzt oder abhängig gemacht werden.
Beispiele für soziale Manipulation:
- Verbreitung von Gerüchten, um den Ruf einer Person zu schädigen.
- Bildung von „Allianzen“ innerhalb eines Teams, um andere auszugrenzen.
- Ein Kollege beeinflusst andere durch Charme oder Netzwerke, um persönliche Vorteile zu erlangen.
Man erkennt soziale Manipulation, wenn in einem Team viel geklatscht wird. Auch Mobbing und bevorzugte Behandlungen bestimmter Personen oder unklare Loyalitäten innerhalb eines Teams sind Hinweise.
„Kollegen hauen sich gegenseitig in die Pfanne und spielen der Führung damit Joker zu, die diese für strategische Manipulationsspiele nutzen.“
4. Strukturelle Manipulation
Diese Manipulation nutzt die formalen oder informellen Strukturen eines Unternehmens, um Macht zu festigen oder andere zu benachteiligen. Dies geschieht häufig durch gezielte Entscheidungen, die die Position einer Person schwächen oder die Karrierechancen einschränken.
Beispiele für strukturelle Manipulation:
- Zuweisung unrealistischer Aufgaben, um eine:n bestimmte Mitarbeiter:in scheitern zu lassen.
- Änderungen in der Organisation, die nur eine Person betreffen, wie die Einführung spezieller Regeln oder Einschränkungen.
- Ungerechte Beförderungen oder Gehaltserhöhungen, um Loyalität zu belohnen oder Rival:innen zu benachteiligen.
Warum manipulieren sich Menschen gegenseitig im Job?
Menschen manipulieren im Job aus unterschiedlichen Gründen, die häufig mit persönlichen Zielen, Unsicherheiten oder Machtstreben zusammenhängen. Manipulation im Job entsteht oft aus einer Kombination von persönlichen Unsicherheiten, Ehrgeiz und den Bedingungen des Arbeitsumfeldes. Manipulierendes Verhalten wird oft eingesetzt, um Macht über andere auszuüben und Kontrolle über Situationen oder Entscheidungen zu gewinnen. Hinter dem Manipulieren von Menschen kann jedoch auch Selbstschutz stecken. Manche Menschen manipulieren, um eigene Fehler zu vertuschen oder negative Konsequenzen zu vermeiden. Manipulation kann dazu dienen, persönliche Karriereziele schneller zu erreichen oder Konkurrent:innen auszustechen. Menschen mit geringem Selbstbewusstsein versuchen, andere zu manipulieren, um sich selbst besser zu fühlen oder ihre Unsicherheiten zu kompensieren. Manchmal zielt Manipulation auch darauf ab, persönliche Annehmlichkeiten oder Vorteile zu erlangen, sei es durch weniger Arbeit, mehr Ressourcen oder besondere Privilegien.
Um Manipulation zu verhindern, ist eine gesunde Unternehmenskultur mit klaren Kommunikationswegen und einem Fokus auf Zusammenarbeit entscheidend.
Manipulation am Arbeitsplatz kann auch positiv sein
In seltenen Fällen kann Manipulation im Job positiv wirken, insbesondere wenn sie gezielt eingesetzt wird, um konstruktive oder ethisch vertretbare Ziele zu erreichen. Einige Beispiele:
- Eine Führungskraft lenkt die Aufmerksamkeit von Konfliktparteien auf gemeinsame Ziele, um Spannungen abzubauen.
- Der:die Vorgesetzte beeinflusst Diskussionen subtil, um sicherzustellen, dass auch leise Stimmen im Team Gehör finden.
- Eine Person steuert eine Entscheidung bewusst so, dass ein:e benachteiligter Kolleg:in eine faire Chance erhält.
- Eine Führungskraft hält kritische Informationen bewusst zurück, um negative Auswirkungen auf das Team zu vermeiden, bis eine Lösung gefunden ist.
Was kann ich gegen Manipulation am Job tun?
Um Manipulation im Job zu verhindern und sich dagegen wehren zu können, ist es zunächst einmal wichtig zu wissen, dass man zum eigenen Nachteil beeinflusst wird. Vor allem besonders geschickte Manipulator:innen sind oftmals schwer zu enttarnen. Mit diesen Tipps und Strategien kannst du dich selbst schützen:
1. Hinterfrage Informationen
Manipulation fällt besonders leicht, wenn du einfach hinnimmst, was andere sagen. Um eine mögliche Manipulation erkennen zu können, solltest du deshalb durchaus kritisch sein. Wenn dir Informationen und Aussagen ungewöhnlich vorkommen, zögere nicht noch einmal genauer zu hinterfragen, bevor du sie einfach akzeptierst.
Achte auf wiederkehrende Muster, um Manipulation zu erkennen
– Werden Informationen immer wieder verzerrt dargestellt?
– Fühlst du dich emotional unter Druck gestellt?
– Nutzen Kolleg:innen oder der:die Chef:in persönliche Beziehungen oder Macht, um andere zum Handeln zu bringen?
Tipp: Führe ein Protokoll über verdächtige Vorfälle, um klare Beweise zu sammeln.
2. Halte Abstand zu Manipulator:innen
Wenn möglich, halte (emotionalen) Abstand zu manipulativen Personen, unabhängig ob du das Ziel der Manipulation bist, oder andere. Vermeide es, dich in Spiele ziehen und so instrumentalisieren zu lassen. Konzentriere dich auf deine Arbeit und lasse dich nicht ablenken.
3. Fördere klare und eindeutige Kommunikation
Manipulation gedeiht oft in unklaren oder missverständlichen Situationen. Wenn du das Gefühl hast, es wird „um den Brei geredet“ oder Informationen unvollständig geteilt, frage nach. Setze klare Grenzen und äußere deine Einstellung sachlich. Auch wenn es schwer fällt, lass dich von emotionalem Druck nicht beeinflussen. Vorwürfe musst du nicht einfach hinnehmen, du kannst deine Position sachlich vortragen. Reagiere auf Vorwürfe zum Beispiel mit: „Ich sehe das anders. Können wir das sachlich klären?“ Sorge dafür, dass wichtige Themen transparent und faktenbasiert behandelt werden. Teile Informationen in Meetings oder via E-Mail, um Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle relevanten Personen eingebunden sind. Bestehe auf dokumentierte Entscheidungen, um Manipulation im Verborgenen zu verhindern, zum Beispiel so: „Können wir das bitte schriftlich festhalten, damit alle Bescheid wissen?“
4. Stärke dein Selbstbewusstsein und suche Unterstützer:innen
Manipulator:innen nutzen oft Unsicherheiten aus. Ein starkes Selbstvertrauens hilft, solchen Angriffen standzuhalten. Sei dir deiner Fähigkeiten und Werte bewusst und lasse dich nicht durch Schmeichelei oder Kritik manipulieren. Das Selbstbewusstsein kannst du auch stärken, wenn du dir Vertraute suchst, die die Situation wie du wahrnehmen. Das können Kolleg:innen, Mentor:innen sein oder auch ein:e Freund:in aus dem privaten Umfeld.
5. Sprich Konflikte an
Menschen, die am Arbeitsplatz manipulieren, sehen sich in ihrem Handeln bestätigt, wenn es keine Gegenwehr gibt. Wenn du dich bereit fühlst, sprich die Manipulation in einem persönlichen Gespräch an. Nutze Ich-Botschaften, um Vorwürfe zu vermeiden: „Ich habe den Eindruck, dass…“ oder „Ich fühle mich unwohl, wenn Informationen zurückgehalten werden. Können wir transparenter arbeiten?“ Versuche sachlich zu bleiben und die Situation nicht eskalieren zu lassen. Wieder gilt: Dokumentiere die Reaktion deines Gegenübers schriftlich.
6. Hol dir Hilfe
Im besten Fall schaffst du es mit den oben beschriebenen Taktiken, dem:der Manipulator:in verständlich zu machen, dass du der Manipulation standhältst. Vielleicht löst sich damit das Problem. Wenn du oder Kolleg:innen um dich herum anhaltender Manipulation ausgesetzt sind, solltet ihr das jedoch nicht hinnehmen. Systemische und anhaltende Manipulation kann das psychische Wohlbefinden stark negativ beeinflussen und im schlimmsten Fall in einen Burn Out münden. Es ist auch im Sinne des Unternehmens, Manipulation am Arbeitsplatz zu unterbinden, um eine positive Unternehmenskultur und die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen zu wahren. Ziehe ein Gespräch mit der HR-Abteilung in Erwägung, auf das du dich gut vorbereiten solltest, indem du die Manipulationen gut dokumentiert hast.
7. Raus aus dem toxischen Arbeitsumfeld
Wenn Manipulation zum Alltag gehört, ist es definitiv Zeit die Reißleine zu ziehen. Denn das ist nicht zuletzt ein mehr als deutliches Anzeichen für ein toxisches Arbeitsumfeld. Deshalb empfiehlt sich: Achte bei der Suche nach dem richtigen Arbeitgeber schon vorab auf Warnsignale. Lies dazu auf kununu interne Erfahrungsberichte von Mitarbeiter:innen des Unternehmens, für das zu dich interessierst.