Diversität am Arbeitsplatz: Warum Vielfalt das Arbeitsleben besser macht
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Diversität steht für Vielfalt und Offenheit. Jeder Mensch soll sich so einbringen können, wie er:sie ist – ohne sich verstellen zu müssen oder einer bestimmten Norm zu folgen. Die Idee, Diversität nicht nur zuzulassen, sondern sie gezielt zu fördern, ist noch recht neu. Begrüßenswerterweise wird sie in westlichen Gesellschaften aber immer stärker umgesetzt, im alltäglichen Leben genauso wie in der Arbeitswelt. Immer mehr Unternehmen erkennen die Vorteile von diversen Teams und überwinden alte Vorbehalte. Wir geben einen Einblick in das aktuelle Stimmungsbild zum Thema, zeigen, wie Diversität am Arbeitsplatz umgesetzt werden kann und weshalb Unternehmen und Angestellte von Vielfalt im Job profitieren.
Diversität in der Arbeitswelt – was bedeutet das?
Vielfalt am Arbeitsplatz bedeutet, dass sich die Belegschaft eines Unternehmens aus Menschen mit vielen unterschiedlichen Eigenschaften und Hintergründen zusammensetzt. Kolleg:innen werden unabhängig von ihrem Geschlecht, ihres Alters, ihrer Herkunft, ihrer Religion und Weltanschauung und ihrer sexuellen Orientierung und Identität eingestellt. Darüber hinaus sind Unternehmen, die Diversität fördern, offen für Menschen mit Behinderung und unterstützen einen barrierefreien Arbeitsplatz. Diversität und Inklusion sind zwei Konzepte, die sich nicht voneinander trennen lassen. Im Arbeitsalltag werden unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen toleriert, der Austausch untereinander wird gefördert. Egal, wie unterschiedlich die Mitarbeiter:innen sind, man begegnet einander stets mit Respekt.
In den vergangenen Jahren öffnen sich immer mehr Unternehmen für Vielfalt am Arbeitsplatz. Wirtschaftlich agierenden Unternehmen geht es nicht nur darum, Toleranz unter der Belegschaft zu fördern. Viele Firmen versprechen sich Wettbewerbsvorteile, weil sich unterschiedliche Potenziale ergänzen. Damit Diversität im Unternehmen gelingt, reicht jedoch nicht nur der gute Wille. Das Konzept muss strategisch im Unternehmen verankert und mit Handlungsanweisungen unterlegt sein. Unternehmen bauen dazu ein Diversity Management auf und setzen sich Ziele, zum Beispiel zum Prozentsatz von Frauen in Führungspositionen. Faktoren für mehr Vielfalt können auch für die Auswahl und Einstellung neuer Kolleg:innen festgelegt werden. Diversity Management ist üblicherweise ein Teilbereich des Personalmanagements.
"Diversity Management wird an der Führungsebene entschieden und nur dann auch authentisch getragen. Mit allen Unwägbarkeiten und Unbequemlichkeiten, die in diesem Prozess entstehen."
Türkân Deniz-Roggenbuck, Inhaberin von „Kulturton“-Agentur im Interview
Vielfalt am Arbeitsplatz: Vorteile fĂĽr Unternehmen
Laut einer Studie von Michael Page aus dem Jahr 2018 haben sich 63 Prozent der befragten Unternehmen mit dem Thema Vielfalt am Arbeitsplatz auseinandergesetzt. 2015 erachteten noch weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen das Thema als relevant. Der Großteil der Befragten (91,9 Prozent) sieht im Diversity Management einen wichtigen Erfolgsfaktor. Als eines der wichtigsten Ziele in Zeiten des Fachkräftemangels gilt es, für potenzielle Bewerber attraktiv zu werden (64 Prozent).
Diversity als Employer Branding-Instrument
Vor allem groĂźe Unternehmen haben Diversity Management bereits als festes Employer Branding-Instrument etabliert. 69,4 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, bei der Werbung neuer Mitarbeiter und der Positionierung als Arbeitgebermarke bereits einen Mehrwert durch Diversity Management zu sehen.
Diversität fördert die Zusammenarbeit der Mitarbeiter:innen
Vielfältige Teams profitieren von den verschiedenen Charakterzügen der Mitglieder, von den Erfahrungen der langjährigen Mitarbeiter:innen und dem frischen Wind, den die jüngeren Teammitglieder mitbringen. Aber auch unterschiedliche Sprachen, Know-how in allen möglichen Bereichen oder unterschiedliche kreative Denkansätze tragen dazu bei, dass Teams Höchstleistungen erbringen und völlig neue Wege einschlagen können. Im Arbeitsalltag sind verschiedene Sichtweisen und Meinungen nicht nur akzeptiert, sondern explizit gewünscht, um das volle Potenzial von Vielfalt zu nutzen. Begegnungen auf Augenhöhe, Anerkennung und Wertschätzung ermöglichen eine Zusammenarbeit, die genügend Raum für neue Ideen und neue Ansätze bietet.
Mehr Innovationskraft durch Diversity
Die Charta der Vielfalt ist eine Initiative für Diversität in Unternehmen. Seit ihrer Gründung 2006 sind mehrere Tausend Unternehmen und Einrichtungen der Initiative beigetreten. Die Charta der Vielfalt befragt regelmäßig Unternehmen zum Thema Vielfalt und Inklusion (sowohl solche, die die Charta unterzeichnet haben als auch Unternehmen, die keine Unterzeichner sind). Bei der letzten Befragung im Jahr 2020 gaben 82 Prozent der befragten Unternehmen, die die Charta unterzeichnet haben, an, dass Vielfalt ihre Innovationskraft fördert.
Herausforderungen können dann am besten gelöst werden, wenn es möglichst viele verschiedene Rollen im Team gibt und unterschiedliche Perspektiven in Betracht gezogen werden können. Innovationen werden ermöglicht, wenn viel Wissen aus verschiedenen Quellen vorhanden ist und wenn es Akzeptanz und Respekt für Meinungen gibt. Wenn jede:r im Unternehmen das individuelle Potenzial ausleben darf, entsteht eine Unternehmenskultur, die von Innovationen, Lösungsorientierung und Produktivität gekennzeichnet ist. "Thinking outside the box" fördert Innovation und Weiterentwicklung.
Vielfalt stärkt die Verbindung zum Unternehmen
Die Akzeptanz von Vielfalt und Unterschieden trägt zu einem besseren Arbeitsklima bei. Dementsprechend hat dies auch Auswirkungen auf die Verweildauer von Mitarbeiter:innen im Unternehmen. Immerhin 43,5 Prozent der im Rahmen der Michael Page-Studie Befragten gaben an, dass Diversity Management die Loyalität der Mitarbeitenden fördert.
Aber nicht nur die Mitarbeiter:innenbindung, sondern auch das Zusammengehörigkeitsgefühl wird aufgrund der Akzeptanz und Wertschätzung erheblich gestärkt. Ganz nach dem Motto: Einer für alle, alle für einen. Unternehmen, die Diversity leben, haben zufriedene Mitarbeiter:innen, die gerne über einen langen Zeitraum bei dem Unternehmen bleiben.
Spannende Arbeitsatmosphäre
Wenn jeder Mensch über das gleiche Wissen verfügen würde, jeder die gleichen Stärken hätte und jeder derselben Meinung wäre, wäre der Arbeitsalltag wohl an Langeweile nicht zu überbieten und die Produktivität würde darunter leiden. Durch Teammitglieder, die unterschiedlich sind, ergibt sich ein Mix an Sichtweisen, Meinungen, Erfahrungen, Wissen und Stärken. Es gibt keinen Tag, an dem man nichts dazulernt und sich nicht weiterentwickelt, sei es nun fachlich oder persönlich.
Jede:r Mitarbeiter:in erlebt eine spannende Arbeitsatmosphäre und die Kompetenzen aller wachsen Tag für Tag, sodass sich das Team zu einem unschlagbaren Match formieren kann.
Diversität am Arbeitsplatz – welche Vorbehalte haben Unternehmen?
Die Zahl der Unternehmen, die in einem aktiven Diversity Management einen Vorteil für sich sehen, ist groß: 97 Prozent der Unternehmen, die die Charta der Vielfalt unterzeichnet haben, sind dieser Meinung (Nicht-Unterzeichner: 67 Prozent). Es gibt jedoch auch Vorbehalte: Damit Diversity im Unternehmen etabliert wird, sind Vorgaben, Quoten und Regeln wichtig. Kritiker:innen argumentieren, dass durch Vorgaben beispielsweise Personalentscheidungen nicht uneingeschränkt im wirtschaftlichen Sinne des Unternehmens getroffen werden können. Trotz der Vorteile empfinden viele Unternehmen vor allem die ersten Schritte eines erfolgreichen Diversity Managements als herausfordernd.
"Diverse Teams erfordern erst einmal mehr Zeit, weil Vieles neu gedacht wird. Das ist aufwändiger, erfordert Toleranz von allen Beteiligten. Wenn dann noch Sprachhürden hinzukommen, wird es anstrengend. Wir suchen uns Menschen aus, die uns ähneln, das ist vertrauter und einfacher. "
Prof. Manuela Rousseau, Mitglied des Aufsichtsrats vom DAX-Unternehmen Beiersdorf AG im Interview
Dies wird an folgendem Beispiel deutlich: Ein Unternehmen führt eine Frauenquote für Führungskräfte ein. Bei der Besetzung einer Führungsposition kann die Entscheidung nun nicht nur auf Basis der Qualifikation und der Erfahrung von Bewerber:innen getroffen werden. In dieser Argumentation schränkt die Vielfalt eines Unternehmens wichtige Unternehmensentscheidungen ein.
Diversität und Inklusion – was ist der Unterschied?
Diversität und Inklusion werden häufig vermischt. Es handelt sich jedoch um unterschiedliche Begriffe, die eng miteinander verbunden sind. Das Konzept der Diversität lässt Vielfalt zu, beispielsweise hinsichtlich Alter, Herkunft, Einstellung und Religion. Inklusion geht einen Schritt weiter: Allen Menschen sollen die gleichen Möglichkeiten gegeben werden. Es geht also darum, eine Kultur der Gleichstellung zu schaffen. Nicht nur durch Offenheit füreinander, sondern indem beispielsweise für einen Menschen mit Behinderung der Arbeitsplatz so gestaltet wird, dass er ihn genauso wie ein Mensch ohne Einschränkung nutzen kann.
So kannst du Diversität am Arbeitsplatz fördern
Wir haben oben beschrieben, dass die Idee zur Förderung von Diversität eine unternehmensstrategische Entscheidung ist, die vom Management getragen werden muss. Dennoch ist jede:r einzelne im Arbeitsalltag gefragt, die Vielfalt an seinem Arbeitsplatz zu fördern.
Tipps fĂĽr Mitarbeiter:innen
- Sei achtsam
Diskriminierung darf keinen Platz am Arbeitsplatz haben. Versuche, deine Wahrnehmung bewusst in Richtung Diversity zu lenken, indem du deinen Kolleg:innen zuhörst und dein Bestes gibst, Sorgen nachzuvollziehen und zu verstehen. Entwickle ein Auge dafür, wo es noch Probleme im Team gibt, wenn es um die Akzeptanz jedes:jeder Einzelnen geht.
- Werde aktiv
Auch wenn es möglicherweise Mut erfordert: Setze dich für Kolleg:innen ein, die wegen bestimmter Merkmale nicht akzeptiert werden. Wenn du merkst, dass jemand leidet, werde aktiv und suche das Gespräch mit dieser Person und sucht gemeinsam nach Unterstützung.
- Sei ein Vorbild
Zeige, wie es geht. Toleriere andere Meinung und begegne deinen Kolleg:innen mit Wertschätzung und Respekt. Erwähne beispielsweise vor allen, wie toll es ist, dass andere Kolleg:innen bereits mehr Erfahrung haben, neues Wissen mitbringen oder eine ganz andere Sichtweise zu bestimmten Dingen haben. So verankerst du im Unterbewusstsein der Kolleg:innen, dass es einen ungemeinen Nutzen bringt, dass Menschen unterschiedlich sind.
"Die Wertevorstellung des Unternehmens wie z.B. Gleichberechtigung sind in einer Art „Hausordnung“ beschrieben, welche von Mitarbeitern unterschiedlicher Abteilungen bzw. Hierarchieebenen aus eigenem Antrieb verfasst wurde."
Tipps für Führungskräfte
- Sei aufmerksam in Interviews
Oft kann man schon aufgrund gewisser Aussagen Annahmen treffen, inwiefern die Person Unterschiede zwischen Menschen akzeptiert und ob die Person tatsächlich zur Unternehmenskultur passt, in der idealerweise Diversität gelebt wird.
- Sei ansprechbar
Vermittle deinem Team das Gefühl, dass du jederzeit ansprechbar bist. Gerade wenn es zu Konflikten kommt, soll jede:r im Team wissen, dass du erreichbar bist und dass du dich für eine Lösung einsetzt. Wenn deinen Teammitgliedern bewusst ist, an wen sie sich wenden können und vor allem, dass sie offen mit Diskriminierung umgehen können, ist es für Vorgesetzte viel einfacher, Ungerechtigkeiten in der Firma den Kampf anzusagen.
- Kommuniziere die Unternehmenskultur
Wird im Unternehmen Diversity gelebt, ist es enorm wichtig, dies auch zu kommunizieren. Vor allem Führungskräfte haben oft die Möglichkeit, aktiv auf dieses Thema einzugehen. Sei es nun beim gemeinsamen Mittagessen, in Mitarbeitergesprächen oder in allgemeinen Ansprachen, bei denen eine große Menge an Mitarbeiter:innen vor Ort ist. Vorgesetzte haben es in der Hand und sind verantwortlich, dass immer wieder betont wird, wie wichtig es ist, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen.
"Diversität bedeutet ein Umdenken: Toleranz, die Bereitwilligkeit zu lernen, dass nicht nur meine eigene Idee und Haltung die richtige ist. Dem anderen oder der anderen zuhören, ihm oder ihr und den anderen Ansichten Raum geben – da gibt es noch viel Nachholbedarf."
Prof. Manuela Rousseau, Mitglied des Aufsichtsrats vom DAX-Unternehmen Beiersdorf AG im Interview
Du willst in einem vielfältigen Umfeld arbeiten?
Wenn dir Vielfalt am Arbeitsplatz wichtig ist, solltest du im Bewerbungsprozess potenzielle Arbeitgeber danach screenen. Unternehmen, bei denen Vielfalt und Inklusion fester Bestandteil der Unternehmenskultur sind, erwähnen dies meist bereits in der Stellenanzeige. Wie genau Vielfalt und Offenheit im Alltag umgesetzt werden, kannst du spätestens im Vorstellungsgespräch erfragen.
Übrigens: Auf kununu kannst du dein Wunschunternehmen nach Merkmalen wie Gleichberechtigung, Umgang mit älteren Kolleg:innen oder Kolleg:innenzusammenhalt unter die Lupe nehmen und herausfinden, ob die jeweilige Unternehmenskultur auch wirklich zu dir passt.
letztes Update: 28. April 2022