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Richtig Feedback geben: Regeln im Team

Mal geht es um die Zusammenarbeit bei einem Projekt, mal um den Umgang mit Konflikten oder einfach um ein gutes Miteinander im Büro. Feedback zu geben, gehört zum Joballtag dazu. Trotzdem tun sich viele schwer damit – ganz besonders, wenn es um (konstruktive) Kritik geht. Wir sagen dir, wie du im Team richtig Feedback gibst: auf Augenhöhe, respektvoll und zielführend.

Feedback im Team geben

Als Europäer:innen sind wir dafür bekannt, insgesamt direkter zu kommunizieren als Menschen aus anderen Kulturen. Das heißt aber nicht, dass wir uns weniger Gedanken über unsere Kommunikation machen: Auch bei uns fragen sich viele, wie man Kritik richtig (oder besser) formuliert.

Ehrlich währt zwar am längsten, trotzdem bringt uns nicht jede Rückmeldung automatisch weiter. Konstruktives Feedback zielt darauf ab, Verhalten zu reflektieren und gemeinsame Verbesserungen anzustoßen. Und zwar ohne Schuldzuweisung oder persönliche Angriffe.

Ungefiltertes vs. konstruktives Feedback

Das funktioniert auch bei schwierigen Themen. Wichtig ist, dass du auf Augenhöhe kommunizierst und deinem Gegenüber die Chance gibst, auch seine oder ihre Perspektive zu äußern.

Der Hauptunterschied zwischen destruktivem und konstruktivem Feedback besteht in der Intention: Hilfreiche Kritik dient dazu, Lösungen zu finden und letztendlich die Zusammenarbeit zu verbessern.

Platte Aussagen wie „Das war einfach schlechte Arbeit“ oder „Du bist so unzuverlässig“ hingegen verallgemeinern, verurteilen und dienen meistens vor allem dazu, Dampf abzulassen. Das führt beim Gegenüber eher zu Verteidigung als zu Veränderung.

Eine Feedbackkultur braucht psychologische Sicherheit

In einem Team, in dem sich niemand traut, den Mund aufzumachen, oder in dem alle Angst haben, einen Fehler einzugestehen, wird kaum eine gesunde Feedbackkultur entstehen. Die Grundlage dafür ist fehlende psychologische Sicherheit.

Dieser Begriff beschreibt eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre, in der Teammitglieder ihre Meinung sagen können, ohne dafür bloßgestellt oder abgestraft zu werden. In solchen Umgebungen werden tendenziell mehr Ideen geteilt, Konflikte schneller geklärt und Fehler als Lernchancen genutzt.

Regelmäßige gemeinsame Reflexionsrunden, eine offene Fehlerkultur und Führungskräfte, die mit gutem Beispiel vorangehen, helfen, die psychologische Sicherheit im Team zu stärken.

Regeln für gutes Feedback

Konstruktives Feedback lebt von Klarheit, Respekt und einem klaren Ziel. Wer sich an ein paar Grundprinzipien hält, macht es seinem Gegenüber leichter, die Rückmeldung anzunehmen.

Klarheit

Wer konstruktiv Feedback geben will, sollte möglichst konkret und neutral beschreiben, was passiert ist. Statt „Du kommst immer zu spät“ also lieber: „In den letzten drei Meetings bist du jeweils fünf bis zehn Minuten nach Beginn dazugestoßen.“

Klarheit bedeutet auch, dass dein Feedback sich ausschließlich auf das beobachtete Verhalten beziehen sollte. Vermeide es, vorzeitige Schlussfolgerungen zum Charakter oder zur Absicht eines Menschen zu ziehen.

Respekt

Wer sich von oben herab behandelt fühlt, reagiert eher mit Widerstand und Rechtfertigung. Statt Frust abzuladen, nimm dein Gegenüber ernst und sei offen für eine andere Perspektive. Nur so könnt ihr gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

„Honesty without compassion is cruelty.“ – auf Deutsch: Ehrlichkeit ohne Mitgefühl ist Grausamkeit. Dieses Zitat verdeutlicht, warum es meistens keine gute Idee ist, die eigenen Gedanken ungefiltert rauszulassen. Vor dir steht schließlich ein Mensch mit Gefühlen, Unsicherheiten und einer Geschichte, von der du als Kolleg:in wahrscheinlich nur einen sehr kleinen Teil kennst.  

Zielorientierung

Wir haben es schon mehrfach betont: Konstruktives Feedback dient immer dazu, eine Lösung zu finden und das Miteinander zu verbessern. Es geht nicht darum, wer woran schuld ist, sondern wie es beim nächsten Mal besser laufen kann. Idealerweise hast du vor Beginn des Gesprächs schon eine konkrete Idee, was man ändern könnte.

Balance

Kennst du das Sandwich-Prinzip? Zuerst nennst du eine Sache, die die andere Person gut macht, dann den Punkt, der dich stört, und als letztes noch einmal etwas Positives. Das macht die Kritik für dein Gegenüber etwas leichter verdaulich.

Diese Methode kann aber, je nach Situation, auch etwas zu gewollt bzw. offensichtlich wirken. Manchmal reicht es schon, eine kritische Äußerung einfach mit etwas Positivem zu beenden.

Achte in jedem Fall darauf, dass du neben Kritik auch mal einfach nur Lob an deine Kolleg:innen verteilst. Das schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass auch deine kritischen Rückmeldungen eher gehört werden.

Zeitpunkt

Feedback ist am sinnvollsten, wenn der Bezug zur konkreten Situation noch frisch ist. Wer Kritik erst Wochen später ausspricht, riskiert, dass sie verpufft oder als nachtragend wahrgenommen wird. Überstürzen solltest du es allerdings auch nicht: Warte lieber auf einen ruhigen Moment in ungestörter Atmosphäre.

Beispiele für konstruktives Feedback im Team

Positives Feedback geben

Positives Feedback stärkt die Beziehung im Team, motiviert deine Kolleg:innen und zeigt, dass gute Leistungen nicht selbstverständlich sind.

Beispiel:

„Ich fand deinen Beitrag im Meeting gestern super. Deine konkreten und durchdachten Vorschläge haben uns die finale Entscheidung wirklich erleichtert.“

Warum es wirkt:

Das Lob ist spezifisch und hebt den Beitrag der Kollegin oder des Kollegen hervor. Solche Rückmeldungen fördern das Selbstvertrauen und stärken die Zusammenarbeit im Team.

Kritisches Feedback geben

Kritisches Feedback braucht ein bisschen Fingerspitzengefühl. Besonders bewährt hat sich hier die Methode: Wahrnehmung, Wirkung und Wunsch (WWW-Methode).

Beispiel:

„Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit öfter mal Deadlines überzogen hast. Das führt dazu, dass ich weniger Zeit für meinen Teil habe. Ich würde mir wünschen, dass wir gemeinsam einen realistischeren Plan aufstellen.“

Warum es wirkt:

Hier steht eine konkrete Beobachtung mit einer ehrlichen Rückmeldung zur Auswirkung auf das Gegenüber im Zentrum. So bleibt das Gespräch sachlich und lösungsorientiert.

Feedback bei Konflikten geben

Wenn die Stimmung angespannt ist, sollte Feedback unbedingt in einem ruhigen, vertraulichen Rahmen stattfindet. Es gilt: Beobachten statt Interpretieren und Offenheit statt Vorwurf.

Beispiel:

„Ich habe den Eindruck, dass es im letzten Sprint Spannungen zwischen uns gab. Mir wäre wichtig, dass wir mal darüber sprechen. Hättest du Zeit für ein kurzes Gespräch?“

Warum es wirkt:

Die Formulierung lädt zur Klärung ein und bleibt dabei neutral. Sie zeigt Bereitschaft zum Dialog und lässt Raum für das Gegenüber, die eigene Sichtweise einzubringen.

Feedback an Führungskräfte geben

Zwar liegt der Fokus in diesem Text auf kollegialem Feedback liegt, trotzdem tauchen im Alltag natürlich auch Situationen auf, in denen Feedback „nach oben“ geht. Für diesen Fall empfehlen wir dir unseren Artikel zum Thema Feedback an Führungskräfte: Darin findest du viele Beispiele und Tipps, wie du in dieser Situation strategisch klug vorgehst.

Konstruktives Feedback im Team etablieren

Jedes gutes Feedback-Gespräch ist wertvoll. Noch besser ist es aber, wenn Feedback in eurem Team zur Gewohnheit wird. Damit eine echte Feedbackkultur entsteht, definiert ihr idealerweise klare Strukturen und gemeinsame Regeln.

Feste Feedbackroutinen

Regelmäßige Termine schaffen Verbindlichkeit und einen sicheren Raum für Kritik, Wünsche und gemeinsame Optimierungsstrategien.  

Beispiele:

  • Retrospektiven in agilen Teams, bei denen ihr gemeinsam reflektiert, was gut lief und was ihr verbessern könnt.
  • 1:1-Gespräche zwischen Kolleg:innen oder in kleinen Gruppen
  • Feedback-Sessions am Ende eines Projekts oder Quartals

Klare Teamvereinbarungen

Jeder Mensch, jedes Team tickt anders. Es lohnt sich, im Kreis der Kolleg:innen immer mal wieder gemeinsam zu klären, wie ihr euch gegenseitiges Feedback vorstellt.

Beispiele:

  • Wie direkt wollt ihr kommunizieren?
  • Findet ihr Feedback nach der WWW-Methode gut?
  • In welchem Rahmen wünscht ihr euch Kritik und Feedback?
  • Bevorzugt ihr schriftliches oder mündliches Feedback?

Deine Meinung zählt!

Fazit: Feedback im Team ist eine Verbindungs- und Entwicklungschance

Die Fähigkeit, ehrliches, konstruktives Feedback zu geben und Kritik sachlich und respektvoll zu äußern, ist wahrscheinlich eine der wichtigsten Fähigkeiten im (Berufs-)Leben. Mit klaren Regeln, wie ihr euch die Feedbackkultur im Team vorstellt, schafft ihr einen Rahmen, in dem das idealerweise etwas leichter fällt.

Reibungen und Konflikte sind immer eine Gelegenheit, Prozesse zu optimieren und die Zusammenarbeit zu verbessern. Wichtig ist aber auch, dass sich Lob und Kritik die Waage halten: Wer regelmäßig Anerkennung erfährt, nimmt meistens auch (sachliche) Kritik weniger persönlich.