Sind Familienunternehmen die besseren Arbeitgeber?

Familienunternehmen gelten vielfach als die besseren Arbeitgeber. Schließlich steckt der Gedanke an ein familiäres Betriebsklima quasi schon im Namen. Doch hält dieses Bild den Bewertungen der Mitarbeiter stand? Ein Blick in unsere kununu Daten zeigt, ob die Unternehmen ihrem guten Ruf gerecht werden.

Auf die Größe kommt es an

Viele Bewerber und Arbeitnehmer verbinden mit Familienunternehmen ein sehr positives Image. So hebt zum Beispiel eine Publikation der „Stiftung Familienunternehmen“ zu „Familienunternehmen als Arbeitgeber“ durchgeführten Umfrage unter Bewerbern hervor: Eine überwältigende Mehrheit ordnet eine „gute Arbeitsatmosphäre“ sowie einen „kooperativen Führungsstil“ eher Familien- als Nicht-Familienunternehmen zu.[1] Doch was sagen die Mitarbeiter tatsächlich über Familienunternehmen als Arbeitgeber?

Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin sowie der Universität Trier zeigt jetzt: Bei einem Blick auf die größeren Familienunternehmen ist der Vorsprung gegenüber anderen Großunternehmen dahin. Für die Analyse haben die Wirtschaftswissenschaftler Michael Graffius (HWR Berlin) und Christopher Hansen (Universität Trier) 198.000 kununu Bewertungen von 788 größeren Unternehmen ausgewertet. Größere Familienunternehmen erzielen nach dieser Analyse im Mittelwert einen kununu Score von 3,22, Nicht-Familienunternehmen kommen hingegen auf 3,37. Doch nicht nur insgesamt, sondern auch im Vergleich aller 13 Bewertungskriterien schnitten Familienunternehmen schlechter ab. Die geringste Zufriedenheit ließ sich in Hinblick auf Kommunikation, Karriere und Vorgesetztenverhalten feststellen.

Selbstbild „Mittelstand“

"Familienunternehmen mit Herz am rechten Fleck."

– Bewertung bei Petri Vertriebs GmbH

Wieso hält sich das gute Image? Die Erklärung: Die großen Unternehmen profitieren vom guten Ruf der kleinen familiengeführten Unternehmen, ohne die Ansprüche selbst zu erfüllen. „Auch größere Familienunternehmen pflegen als Arbeitgeber das Selbstbild als ‚Mittelstand‘“, sagt Michael Graffius: „Sie schmücken sich mit den Attributen der Kleinen („Wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter.“), obwohl die Strukturen längst andere sind.“ Sein Kollege Christopher Hansen ergänzt: „Auf der einen Seite mag es stimmen, dass der Kontakt zwischen Mitarbeitern und Unternehmensführung aufgrund einer langen gemeinsamen Zusammenarbeit oftmals persönlicher ist. Auf der anderen Seite sind viele Familienunternehmen aufgrund der hohen Machtkonzentration in der Person des Eigentümer-Managers aber auch sehr patriarchalisch geprägt.“

"Man geht gerne zur Arbeit und fühlt sich wie in einer großen Familie."

– Bewertung bei Finanz Informatik GmbH & Co. KG

Zieht sich die Familie aus der operativen Leitung zurück, haben die beiden Wissenschaftler festgestellt, so werden die Unterschiede zwischen großen Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen wieder geringer. Umgekehrt gebe es auch den sogenannten Generationeneffekt, sagt Graffius: „Je länger ein Unternehmen in Familienhand ist, je mehr Generationen aus derselben Familie es schon geleitet haben, desto zufriedener sind die Mitarbeiter.“ Hier finden sich Kontinuität und das Bemühen um den Erhalt der Tradition offenbar tatsächlich im Verhalten als Arbeitgeber wider.

Familienunternehmen vs. Nicht-Familienunternehmen

Mittelwert FU
Mittelwert NFU
kununu Score3,223,37
Vorgesetztenverhalten2,973,16
Kollegenzusammenhalt3,653,80
Interessante Aufgaben3,493,60
Arbeitsatmosphäre3,183,35
Kommunikation2,843,03
Gleichberechtigung3,283,50
Karriere/ Weiterbildung2,953,12
Gehalt / Sozialleistungen3,153,38
Arbeitsbedingungen3,293,46
Work-Life-Balance3,083,26
Image3,363,38
Umgang mit Kollegen 45+3,573,63
Umwelt- / Sozialbewusstsein3,323,40

Quellen:

[1] familienunternehmen.de