Schichtarbeit: Häufige Schichtmodelle und Wissenswertes

Rund 14,7 Prozent der Deutschen waren im Jahr 2021 in einem Job mit Schichtarbeit beschäftigt. Grund genug, um einmal etwas genauer hinzusehen! kununu klärt für dich unter anderem, welche Arbeitszeitmodelle unter den Schichtdienst fallen, welche Rechte du als Schichtarbeiter:in hast und welche (finanziellen) Vorteile durch die Schichten entstehen können.

Arbeitest du in einem Job mit Schichtarbeit?

Begriffsklärung: Was ist Schichtarbeit?

Arbeitnehmer:innen arbeiten in Schichtarbeit, wenn sie in vorab festgelegten verschiedenen Zeitabschnitten in Gruppen oder einzeln tätig sind. Abwechselnde Mitarbeiter:innen besetzen einen Arbeitsplatz nacheinander. Dabei decken sie die Betriebszeit eines Unternehmens ab, die normalerweise über die klassischen acht Arbeitsstunden pro Tag hinausgehen und theoretisch bis zu 24 Stunden betragen können. Die gesetzlichen Regelungen zur Ruhezeit können mit dieser Arbeitsweise eingehalten werden.

Wann ist Arbeiten in Schicht sinnvoll?

Für Arbeitgeber ist Schichtarbeit je nach Branche und Unternehmensziel aus unterschiedlichen Gründen sinnvoll. Im Allgemeinen profitieren Firmen davon, die für Kund:innen oder Klient:innen einen durchgehenden Betrieb gewährleisten müssen. Auch Betriebe, die möglichst hohe Stückzahlen eines Produkts herstellen müssen, greifen gern auf eines der verschiedenen Schichtmodelle zurück und erhöhen so ihre Kosteneffizienz. Wer als Unternehmen auf der ganzen Welt Geschäft macht und international Mitarbeiter:innen beschäftigt oder als Servicedienstleistungsbetrieb Kund:innenwünsche bedient, kann durch Schichtarbeit stets passende Ansprechpartner:innen zur Verfügung stellen. Das war die Arbeitgeberseite - doch auch für Beschäftigte kann Schichtarbeit verschiedene Vorteile mit sich bringen. Folgende Szenarien wären denkbar:

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Wann Sichtarbeit auch für Arbeitnehmer:innen sinnvoll sein kann

  • Dein:e Partner:in arbeitet ebenfalls im Schichtmodell.
  • Du willst vorübergehend oder langfristig mehr Geld verdienen.
  • Du wechselst dich mit deiner:m Partner:in mit der Kinderbetreuung ab.
  • Du gehst einer nebenberuflichen Tätigkeit nach und willst flexibel sein.

Diese unterschiedlichen Schichtmodelle gibt es

Bei der Auswahl der Schichtmodelle kann sich dein Arbeitgeber je nach individuellem Bedarf an verschiedenen Möglichkeiten der Schichteinteilung bedienen. Schichtmodelle legen so fest, wie eine Arbeitswoche oder ein Arbeitstag hinsichtlich der Arbeitszeit gestaltet werden. Welche Arten der Schichtarbeit es gibt, wird einerseits nach der Durchlaufzeit, andererseits nach der einfachen Anzahl der Schichten angegeben. Die Durchlaufzeit steht für den Zeitraum, der für den Durchlauf oder Erhalt eines Systems benötigt wird.

Drei Beispiele: Berufe mit Schichtarbeit

In der Autoproduktion kann ein Auto in einem fiktiven Zeitraum von 24 Stunden das gesamte Herstellungssystem vom Rohbau über die Lackiererei bis hin zur Montage, Nachkontrolle und finalen Fertigstellung durchlaufen. Am Wochenende sollen die Mitarbeiter:innen aber frei haben. Die theoretische Durchlaufzeit beträgt 24 Stunden an fünf Tagen pro Woche mit Nachtarbeit.

Krankenhäuser müssen zum Erhalt ihres Systems 24 Stunden pro Tag Patient:innen behandeln oder pflegen. Ihre Durchlaufzeit liegt bei 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche und inkludiert Nachtarbeit.

Um an einem Bahnhof täglich Reisende mit Brötchen zu versorgen, arbeiten Mitarbeiter:innen einer Bäckerei an sieben Tagen pro Woche von 8 bis 20 Uhr. Sie haben eine Durchlaufzeit von 12 Stunden an sieben Tagen pro Woche, aber haben nachts frei.

Welche Schichtmodelle passen zu den Bedürfnissen des Autoherstellers, der Bäckerei und des Krankenhauses?

Schichtmodelle auf Basis der Durchlaufzeit

Vollkontinuierliches Schichtmodell

Der vollkontinuierliche Schichtdienst beschäftigt abwechselnde Arbeitnehmer:innen rund um die Uhr an Tag und Nacht. Ein Unternehmen muss hierfür mindestens drei Schichten mit jeweils acht Normalarbeitsstunden einplanen. Dabei sind noch keine Überlappungen eingeplant, diese sind aber sowieso freiwillig. Verpflichtend ist nur, dass Ruhezeiten eingehalten werden.

In unserem Beispiel passt die vollkontinuierliche Schichtarbeit zum Krankenhaus, das so einen 24/7-Betrieb für Patient:innen gewährleisten kann.

Teilkontinuierliches Schichtmodell mit Nachtarbeit

Produzierende Unternehmen - wie auch der Autohersteller im Beispiel - greifen gern auf das teilkontinuierliche Schichtmodell mit Nachtarbeit zurück. Obwohl 24 Stunden gearbeitet wird und wieder mindestens drei Schichten vonnöten sind, halten sie den Arbeitnehmer:innen das Wochenende frei. Der Betrieb läuft nur an fünf Tagen pro Woche.

Teilkontinuierliches Schichtmodell ohne Nachtarbeit

Arbeitgeber, die für ihr System eine Durchlaufzeit unter 24, aber über acht Stunden, ansetzen, kommen mit dem teilkontinuierlichen Schichtmodell ohne Nachtarbeit aus. Die Bahnhofsbäckerei würde die Angestellten bei 12 Stunden langen Öffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr in mindestens zwei Schichten einteilen. Eine davon könnte beispielsweise von einer Teilzeitkraft besetzt werden.

Die Schichtmodelle können wie bereits erwähnt auch nach der reinen Anzahl an Schichtdiensten definiert werden.

Schichtmodelle auf Basis der Anzahl an Schichten

Zwei-Schicht-Modell

Das Zwei-Schicht-Modell macht Nachtarbeit für Arbeitnehmer:innen unmöglich und findet somit nur am Tag statt. Der Arbeitgeber teilt dich und deine Kolleg:innen auf zwei Schichten auf, die in ihrer Dauer jeweils acht Stunden in der Regel nicht überschreiten dürfen.

Drei-Schicht-Modell

Mit einer dritten Schicht kann dein Arbeitgeber den Betrieb in der Nacht gewährleisten. Schließlich stehen ihm drei Arbeitskräfte für jeweils acht Stunden zur Verfügung. Es kann aber auch im Drei-Schicht-Modell auf Nachtarbeit verzichtet werden, wenn Schichten für eine gewisse Zeit überlappen.

Vier-, Fünf- oder Mehrschichtmodell

Im Vier-, Fünf- oder Mehrschichtmodell überschneiden sich die Schichtdienste automatisch. Das sorgt für kommunikativen Austausch oder kann Zeiten mit hohem Bedarf an Arbeitskräften abdecken. Auch Teilzeitangestellte können in dieses System leicht integriert werden.

Die oben genannten Schichtsysteme können entweder fest sein oder als Wechselschicht stattfinden. Bei einer festen Schicht bleibst du stets in deiner Schicht. Du arbeitest also langfristig beispielsweise in der Früh-, Spät- oder Nachtschicht. Die Wechselschicht wechselt - wie der Name schon sagt - unter der Belegschaft regelmäßig durch. In der einen Woche kannst du früh eingeteilt werden, in den anderen arbeitest du spät oder nachts. So soll niemand benachteiligt werden und die Flexibilität der Arbeitnehmer:innen erhalten bleiben.

Rechtliches: Das ist bei Schichtarbeit (nicht) erlaubt

Wer im Schichtdienst arbeitet, sollte sich unbedingt auch mit den rechtlichen Rahmenbedingungen befassen. Nur so erkennst du, ob dein Arbeitgeber alle Regeln korrekt einhält. In Deutschland, Österreich und der Schweiz variieren die gesetzlichen Vorgaben hierzu, stimmen aber im Großen und Ganzen überein.

Deutschland

Arbeitnehmer:innen in Deutschland dürfen im monatlichen Durchschnitt höchstens acht Stunden pro Tag arbeiten. Das ist für Schichtarbeiter:innen im § 6 ArbZG (Arbeitszeitgesetz) geregelt. Spezielle Vorgaben gelten für Nachtarbeitende, die gesetzlich Anspruch auf eine angemessene Zahl zusätzlicher Urlaubstage oder ein höheres Bruttoentgelt haben. An Sonn- und Feiertagen darf dich dein Arbeitgeber nur im Schichtdienst beschäftigen, wenn dein Beruf vom Sonntagsarbeitsverbot ausgenommen ist. Sowohl Jugendliche unter 18 Jahren als auch Schwangere oder Stillende dürfen keine Nachtschichten zwischen 20 und 6 Uhr arbeiten. Bei Jugendlichen gibt es aber einige Ausnahmen, die in § 14 JArbSchG (Jugendarbeitsschutzgesetz) geregelt sind.

Österreich

Österreich verlangt von seinen Arbeitgebern, dass diese für ihre Arbeitnehmer:innen einen Schichtplan erstellen (§ 4 AZG Arbeitszeitgesetz). Außerdem dürfen bis zu zehn Arbeitsstunden pro Tag in den Kollektivverträgen zugelassen werden. Sobald ein vollkontinuierliches Schichtmodell eingeführt werden soll, muss dieses dem Arbeitsinspektorat zur Freigabe vorgelegt werden. Dieses überprüft, ob alle Gesetze eingehalten werden und erteilt ggf. bei 7-Tagesschichten eine Ausnahme von der sonn- und feiertäglichen Arbeitsruhe.

Schweiz

In der Schweiz kannst du dich im Arbeitsgesetz (ARG) über deine Rechte als Schichtarbeiter:in informieren. Die Vorgaben sind etwas lockerer, da du in der Schweiz beispielsweise bis zu elf Stunden pro Tag arbeiten darfst. Hat sich das Unternehmen nicht mit der Belegschaft geeinigt, das Wechselschichtmodell auszusetzen, müssen die Arbeitnehmer:innen spätestens alle sechs Wochen in ihrer Schicht rotieren. Prinzipiell ist die Einführung von Schichtdienst in der Schweiz nur bewilligungspflichtig, sofern das Nacht- und Sonntagsarbeitsverbot berührt werden. Ansonsten kann dein Arbeitgeber jederzeit und ohne dein Einverständnis als Mitarbeiter:in Schichten einführen.

Vorteile und Nachteile von Schichtdienst

"Super Arbeitgeber, wenn man mit der Schichtarbeit klarkommt."

Eine 4.1

Während Unternehmen vor allem von gesteigerter Effizienz und der Möglichkeit der Aufrechterhaltung des Betriebs profitieren, hat Schichtarbeit auch für Arbeitnehmer:innen erfreulicherweise einige Vorteile.

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Vorteile von Schichtarbeit

Zeitliche Flexibilität

Wer Schicht arbeitet, ist zeitlich manchmal sogar flexibler als in 9-to-5-Jobs. Du kannst nach einer Nachtschicht und etwas Schlaf am Tag alle Einkäufe erledigen oder gemütlich ohne Anstehen zur Post gehen. Andere kommen erst kurz vor den Schließungszeiten aus dem Büro und haben für solche Tätigkeiten kaum mehr Zeit.

Mehr Gehalt durch finanzielle Anreize

Viele Unternehmen wollen dich durch finanzielle Anreize - beispielsweise Schichtzulagen - von sich und ihren Schicht-Jobs überzeugen. Das kann die Stellen besonders lukrativ machen und du kannst dir gut gewisse Summen für größere Anschaffungen wegsparen.

Gute Planbarkeit

Sobald du deinen Schichtplan vorliegen hast, kannst du deine Freizeit gut planen. Kurzfristige Dienstplanänderungen muss dein Arbeitgeber nämlich mindestens vier Tage zuvor ankündigen.

Meist keine Überstunden

Gerade in produzierenden Unternehmen sind Schichten quasi minutengenau getaktet. Sobald du in den Feierabend gehst, steht schon die oder der nächste Kolleg:in bereit und übernimmt deinen Arbeitsplatz. Überstunden kannst du dadurch nur durch zusätzliche Dienste aufbauen.

Schichtarbeit beeinflusst - je nach ihrer Dauer mehr oder weniger stark ausgeprägt - dein psychisches Wohlbefinden und die physische Gesundheit. Du solltest dir also die möglichen Nachteile des Arbeitszeitmodells bewusst machen, bevor du dich für einen Job mit Schicht entscheidest.

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Nachteile von Schichtarbeit

Soziale Isolation

Du hast frei. Alle anderen sitzen in der Arbeit. Du arbeitest. Alle anderen haben frei. Dieser Umstand kann dich im schlimmsten Fall sozial isolieren und Treffen mit Freund:innen oder Familie außerhalb des Urlaubs zeitlich sehr schwierig machen.

Familiäre Auswirkungen

Du siehst deine Familie nur noch zwischen Tür und Angel oder musst nach der Schicht trotz deiner großen Erschöpfung noch Energie für sie aufwenden. Deine Arbeitszeiten können für dich und deine Familie zur dauerhaften psychischen Belastungsprobe werden.

Gesundheitsprobleme (psychisch und physisch)

Vermindertes Leistungsvermögen, höhere Fehleranfälligkeit, Müdigkeit und Erschöpfung oder Stress: Das sind nur ein paar der möglichen Gesundheitsprobleme, die durch eine Tätigkeit im Schichtdienst entstehen können. Wie sich Schichtarbeit gesundheitlich auf dich auswirkt, ist jedoch individuell und von Person zu Person verschieden.

Schlechte Work-Life-Balance

Nach einer anstrengenden Schicht braucht der Körper eine Pause. Der erhöhte Schlafbedarf kann dazu führen, dass du übermäßig viel schläfst und weniger wache Freizeit hast. Das wiederum kann deine Work-Life Balance verschlechtern.

 

 

Mehr Gehalt durch Schichtzuschläge

Die schlechte Nachricht vorab: Du kannst nicht in jedem Unternehmen durch Schichtarbeit mehr Geld verdienen. Allerdings locken die meisten Schichtbetriebe Arbeitnehmer:innen mit finanziellen Anreizen, wie beispielsweise vertraglich vereinbarten Schichtzulagen oder höheren Grundgehältern. Grundsätzlich sind solche Vereinbarungen freiwillig und müssen dir nicht gezahlt werden. Schichtdienst heißt oft Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit. Immerhin das muss sich doch auf deinem Konto positiv bemerkbar machen, oder? Teils!

In Deutschland sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet, dir für jede geleistete Arbeitsstunde zwischen 23 Uhr und 6 Uhr einen Nachtzuschlag zu zahlen. Außerdem musst du laut § 6 ArbZG bei Nachtschichten ein angemessenes Bruttoentgelt erhalten. Darüber hinaus ist ein Bonus für Sonntags- oder Feiertagsarbeit nicht zwingend erforderlich. In Österreich und der Schweiz sind die gesetzlichen Regelungen hierfür erfreulicher ausgefallen. Wie viel du genau als Aufschlag auf deinen Bruttolohn erwarten kannst, liest du in unserem Artikel zu Sonntagsarbeit.

Abseits der Normalarbeitszeiten: Berufsgruppen mit Schicht

Dass in der Pflege, im Rettungsdienst, bei der Feuerwehr oder Polizei und in Krankenhäusern in Schichten gearbeitet wird, ist hinreichend bekannt. Notfälle halten sich nicht an gesetzliche Ruhezeiten und Kranke oder Hilfebedürftige müssen den ganzen Tag versorgt werden. Daneben gibt es aber noch eine Reihe anderer Jobs, Branchen und Berufsgruppen, in denen Schichtarbeiter:innen beschäftigt werden. Einige Beispiele dafür sind:

  • Bus- und Taxifahrer:innen 
  • Zugführer:innen und Zugbegleiter:innen
  • Gastronomie
  • Handel
  • Justizvollzug
  • Produktion
  • Sicherheitsmitarbeiter:innen
  • Support- und Callcenter-Mitarbeiter:innen
  • Autoindustrie
  • Zulieferungsunternehmen
  • Tief-, Hoch- und Straßenbau
  • Bundeswehrsoldat:innen

Unabhängig davon kann dein Arbeitgeber unter Beachtung geltender Vorgaben und Gesetze vorübergehende oder dauerhafte Schichtarbeit in deinem Job anordnen - selbst dann, wenn du nicht zu oben genannten Berufsgruppen gehörst.

Letztes Update: 23. Januar 2024