
Quereinstieg mit gutem Gehalt: Was kannst du verlangen?
Du überlegst, beruflich umzusatteln und fragst dich, was du als Quereinsteiger:in verdienen kannst? Wahrscheinlich mehr, als du denkst: Nur weil du bisher in einem anderen Bereich gearbeitet hast, heißt das nicht, dass du gehaltsmäßig tiefstapeln musst. Hier erfährst du, was das Gehalt beim Quereinstieg beeinflusst und wie du am besten verhandelst.
Auch als Quereinsteiger sind gute Gehälter drin
Als Quereinsteiger:in beruflich einen neuen Weg einzuschlagen, ist heute fast schon der Normalfall. Viele Menschen entscheiden sich im Laufe ihrer Karriere für ein Tätigkeitsfeld, für das sie keine klassische Ausbildung haben. Dafür gibt es gute Gründe:
- Deine beruflichen Ziele haben sich verändert
- Du wünschst dir eine neue Herausforderung
- Du möchtest deine Stärken noch besser einsetzen
- Du willst deine finanzielle Situation verbessern
Viele Menschen, die damit liebäugeln, beruflich nochmal etwas ganz anderes zu machen, fragen sich, welches Gehalt als Quereinsteiger:in drin ist. Wenn du bereit bist, dir durch eine Weiterbildung oder Umschulung neue Fähigkeiten anzueignen, kann ein Quereinstieg auch finanziell durchaus lukrativ sein.
Quereinstieg oder doch klassischer Karriereschritt? Bei uns erfährst du, wie du in deinem aktuellen Bereich aufsteigst. Jetzt lesen:
Faktoren, die den Verdienst als Quereinsteiger:in beeinflussen
Gut ausgebildete Fachkräfte sind in vielen Branchen Mangelware. Das bedeutet, dass Unternehmen händeringend nach neuen Talenten suchen. In vielen Fällen sind sie dadurch offener denn je, auch Kandidat:innen mit ungewöhnlicheren Lebensläufen eine Chance zu geben.
Als Quereinsteiger:in bringst du zwar wahrscheinlich schon Berufserfahrung mit, aber nicht unbedingt in dem Bereich, in dem du dich bewirbst. Wer in einem neuen Bereich durchstarten will, stellt sich deshalb schnell die Frage: Was kann ich realistisch verdienen? Wie hoch das Gehalt als Quereinsteigerin ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Branche und Nachfrage: In boomenden Branchen mit einem hohen Bedarf an kompetenten Mitarbeiter:innen sind Unternehmen eher bereit, auch Quereinsteigerinnen ordentlich zu bezahlen. Im Bereich IT, Technologie, Vertrieb und Finanzen können motivierte Umsteiger:innen oft schnell sehr gutes Geld verdienen.
- Region und Unternehmensgröße: Ein Arbeitgeber in München zahlt meistens besser als einer auf dem Land. In Städten wie Frankfurt oder Stuttgart liegt das Gehalt für denselben Job teils 15 bis 20 Prozent höher als im Umland. Auch große Unternehmen zahlen oft mehr als kleine Firmen.
- Vorerfahrung und übertragbare Skills: Nur weil du bisher in einer anderen Branche gearbeitet hast, heißt das nicht, dass deine Erfahrung irrelevant ist. Viele grundsätzliche Kompetenzen, wie beispielsweise Projektmanagement, Kundenkommunikation oder analytisches Denken, kannst du auch im neuen Job nutzen und als Argument in der Gehaltsverhandlung nutzen.
- Weiterbildungen und Zertifikate: Ein Onlinekurs in Data Analytics, ein IHK-Zertifikat für Vertrieb oder eine pädagogische Qualifikation als Quereinsteiger:in im Lehramt: Weiterbildungen machen sich oft bezahlt. Arbeitgeber werten diese Qualifikationen als Zeichen von Motivation und Engagement und sind oft bereit, das auch finanziell zu honorieren.
Besonders gut bezahlte Berufe für Quereinsteiger:innen
Fest steht: Es gibt zahlreiche Jobs, die auch Quereinsteiger:innen gute Gehaltsperspektiven bieten. Wir stellen dir drei Branchen vor, in denen sich ein Wechsel finanziell oft besonders auszahlt.
Quereinstieg Vertrieb / Sales
Du berätst Geschäfts- oder Privatkund:innen, verkaufst Produkte oder Dienstleistungen und hast oft Umsatzziele, die du erreichen musst. Soft Skills wie Kommunikationsstärke, Menschenverständnis und Zielorientierung sind hier oft entscheidender als ein Studienabschluss.
Gerade Menschen, die schon Beratungserfahrung oder Kundenkontakt hatten (auch Gastronomie/Eventbranche) können in dieser Branche als Quereinsteiger:innen ein gutes Gehalt erreichen.
Im B2B-Vertrieb (also im Kontakt mit Geschäftskund:innen) gibt es oft Provisionen, die die Gehälter erhöhen. Als Vertriebsmitarbeiter:in liegen die deutschen Jahresgehälter bei durchschnittlich 50.100 Euro brutto.
Quereinstieg IT
Du koordinierst Softwareprojekte, analysierst Daten oder berätst Unternehmen. Was du brauchst, sind vor allem technisches Grundverständnis, analytisches Denken, eine Affinität zu Zahlen und ein gewisses Organisationstalent. Viele Unternehmen bieten Quereinsteiger:innen fundiertes Onboarding oder interne Weiterbildungen. Fortbildungen in agilen Methoden (z.B. Scrum) steigern deine Chancen oft deutlich.
Die Gehälter für IT-Projektmanager:innen liegen, je nach Aufgabe, Erfahrung und Unternehmensgröße, in Deutschland bei durchschnittlich 69.400 brutto im Jahr.
Quereinstieg Lehramt
In Deutschland werden laut einer Prognose der Kultusministerkonferenz bis zum Jahr 2025 rund 49.000 Lehrkräfte fehlen. Viele Bundesländer suchen deshalb nach geeigneten Kandidat:innen aus anderen Bereichen, um die Lücken zu füllen.
Schon jetzt sind bundesweit über 10 Prozent der Lehrkräfte Quereinsteiger:innen, an beruflichen Schulen sogar noch mehr. Um im Quereinstieg Lehrer:in zu werden, gibt es unterschiedliche Wege. Manche Umsteiger:innen haben schon einen Studienabschluss in einem relevanten Fach (zum Beispiel Mathe, Musik, Englisch) und setzen dann noch eine pädagogische Qualifikation obendrauf.
Wie genau der Quereinstieg im Lehramt funktioniert, entscheiden in Deutschland die einzelnen Bundesländer. Laut unserer kununu-Daten verdienst du als Lehrer:in in Deutschland durchschnittlich 51.500 Euro brutto pro Jahr. Der genaue Verdienst hängt natürlich vom Standort, der Schulform und der Berufserfahrung ab.
Quereinstieg als Lehrer:in in Österreich und der Schweiz
In Österreich fördern die Landesbildungsdirektionen Quereinsteiger:innen mit attraktiven Verträgen. Das Durchschnittsgehalt pro Jahr liegt als Lehrer:in in Österreich bei 48.700 Euro brutto.
Ein Quereinstieg als Lehrer:in ist aber nur in den allgemeinbildenden Fächer der Sekundarstufe möglich. Falls Interessent:innen die Voraussetzungen nicht erfüllen, ist alternativ auch ein berufsbegleitendes Lehramtsstudium möglich.
Auch in der Schweiz starten inzwischen viele Lehrkräfte ohne Pädagogik-Studium in den Beruf. Aufgrund des akuten Lehrkräftemangels gibt es teilweise Ausnahmeregelungen. Das Durchschnittgehalt für Lehrer:innen liegt laut kununu Gehaltscheck in der Schweiz bei 98.100 CHF brutto pro Jahr.
Wer sich für den Quereinstieg als Lehrer:in der Schweiz informieren will, macht das am besten über die Informationsseiten der einzelnen Kantone, wie hier beim Kanton Zürich.
Welches Gehalt kannst du im Quereinstieg verlangen?
Bleibt noch die wichtigste Frage beim Branchenwechsel: Was genau ist dein Marktwert? Auch als Quereinsteiger:in darfst (und sollst!) du selbstbewusst verhandeln.
Unabhängig davon, was du vorher gemacht hast: Du bringst mit Sicherheit Fähigkeiten mit, die auch in der neuen Branche wichtig und gefragt sind. Frischer Wind, ein breiter Erfahrungsschatz und ein anderer Blickwinkel rechtfertigen oft ein höheres Gehalt, als man auf den ersten Blick erwarten würde. Bevor du dein Gehalt verhandelst, kann es helfen, deine individuellen Stärken, Erfahrungen und Fähigkeiten aufzuschreiben.
Außerdem empfehlen wir dir, dich über die marktüblichen Gehälter zu informieren: Sie bieten dir auch als Quereinsteigerin einen guten Anhaltspunkt und verhindern, dass du dich unter Wert verkaufst. Der kununu Gehaltscheck liefert dir verlässliche Gehaltsdaten in den Jobs und Branchen, die dich interessieren.
Tipp: Nettogehalt herausfinden
Brutto-Netto-Rechner helfen dir dabei, dein künftiges Netto-Einkommen als Quereinsteiger:in realistisch einzuschätzen. Für das Lehramt orientierst du dich in Deutschland an den Besoldungstabellen der Bundesländer. Verbeamtete Lehrer:innen haben weniger Abzüge und dadurch mehr Netto vom Brutto.
Tipps für die Gehaltsverhandlung
- Übertrage deine bisherigen Erfahrungen auf die Aufgaben im neuen Bereich: Wahrscheinlich gibt es mehr Überschneidungen als du denkst.
- Berücksichtige Soft Skills, die für den künftigen Job wichtig sind.
- Definiere (auf Basis deines Gehaltschecks) eine realistische, aber selbstbewusste Gehaltsspanne als Grundlage für die Verhandlungen.
- Verhandle neben dem Gehalt auch Benefits, wie beispielsweise Weiterbildungen, Coaching, zusätzliche Urlaubstage, Homeoffice oder betriebliche Altersvorsorge.
Quereinsteiger:innen haben vergleichbare Verdienstchancen
Kannst du als Quereinsteiger:in genauso viel verdienen wie deine Kolleg:innen? Ja, das ist tatsächlich möglich. Zwar kann es sein, dass du zuerst mit etwas weniger Gehalt einsteigst als jemand, der in seinem oder ihrem Bereich voll ausgebildet ist. Aber je länger du dabei bist, desto mehr schrumpfen die Unterschiede.
Das gilt auch als Quereinsteiger:in im Lehramt. Theoretisch kannst du, wenn du alle Bedingungen erfüllst, in Deutschland sogar noch verbeamtet werden. Dieser Aspekt macht im Lehrberuf den größten Unterschied, weil die Abzüge geringer sind. Nicht-verbeamtete Lehrer:innen verdienen brutto zwar ungefähr dasselbe, haben netto aber deutlich weniger Einkommen.
Fazit: Ein gutes Gehalt als Quereinsteiger:in
Wer den Mut aufbringt, noch einmal Anfänger:in in einem neuen Feld zu sein, kann von einem Quereinstieg auch finanziell profitieren. Tiefstapeln solltest du bei der Gehaltsverhandlung nicht: Die Berufs- und Lebenserfahrung, die du aus deiner bisherigen Arbeit mitbringst, ist auch für den neuen Arbeitsgeber wertvoll. Das darf sich ruhig im Gehalt widerspiegeln.
Klar ist, dass Branche, Region und Unternehmensgröße das Gehalt beeinflussen. Und natürlich spielt es eine Rolle, welche Qualifikationen und Erfahrungen du schon mitbringst. Aber auch, wenn du vielleicht anfangs mit einem etwas niedrigerem Gehalt einsteigst: Viele Quereinsteiger:innen verdienen nach einer Weile dasselbe wie ihre fachspezifisch ausgebildeten Kolleg:innen.