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Teilzeit auf Vollzeitstelle bewerben? Darum lohnt es sich

Stell dir vor, du bist auf Jobsuche, motiviert und bestens qualifiziert. Aber: Du möchtest oder kannst nur in Teilzeit arbeiten. Beim Blick auf die Stellenanzeigen auf den diversen Portalen wird schnell klar, dass viele spannende Positionen ausschließlich in Vollzeit ausgeschrieben sind. Doch bedeutet das automatisch, dass du dich nicht bewerben solltest? Dass du keine Chance gegen Mitbewerber:innen hast, die in Vollzeit arbeiten können und wollen? Ganz im Gegenteil: Wenn du einen realistischen Teilzeitwunsch hast und klug kommunizierst bzw. argumentierst, kannst du auch bei einer Bewerbung auf Vollzeitstellen überzeugen. In diesem Artikel erfährst du, worauf du dabei achten solltest und wie du deine Bewerbung strategisch aufsetzt, ohne dich zu verbiegen.

Teilzeitbewerbung: Die gründliche Vorbereitung entscheidet

Bevor du deine Bewerbung abschickst, ist eine gründliche Recherche entscheidend. Der Begriff „Vollzeit“ kann je nach Branche, Unternehmen oder sogar Region unterschiedlich interpretiert werden. Die klassische 40-Stunden-Woche gibt es zwar noch immer in zahlreichen Unternehmen, die Vielfalt der Modelle ist aber um einiges größer. Die 38, 37, oder 38,5-Stunden-Woche ist immer häufiger zu finden. Im Durchschnitt arbeiteten die Deutschen im Jahr 2023 übrigens 34,3 Stunden in der Woche (Vollzeit- und Teilzeitkräfte zusammengerechnet) – Platz vier im europäischen Vergleich: Nur Norwegen (34,1), Dänemark (33,7) und die Niederlande (31,3) liegen vor uns.

Einige Firmen arbeiten mit Gleitzeit oder sind ohnehin auf ein flexibles Arbeitsmodell eingestellt – nicht immer finden sich ausdrückliche Informationen dazu in der Stellenanzeige. Es lohnt sich also, wenn du dich mit dem Unternehmen näher auseinandersetzt. Gibt es Hinweise auf moderne Arbeitsmodelle oder bereits bestehende Teilzeitregelungen? Wie ist die Stelle aufgebaut – handelt es sich um eine Position mit Personalverantwortung oder um eine fachliche Expert:innenrolle? Je nach Aufgabenumfang kann es einfacher oder schwieriger sein, ein Teilzeitmodell für die Ausübung der Stelle vorzuschlagen. Je besser du dich vorbereitet hast, desto besser kannst du im nächsten Schritt dein Gesprächsangebot formulieren. Wie sich die Arbeit in Teilzeit auf dein Einkommen auswirkt und wie du dein Teilzeitgehalt berechnest, findest du in diesem Artikel heraus.

Teilzeit oder Vollzeit: Die realistische Selbsteinschätzung

Neben der Stellenanalyse ist auch der Blick auf deine eigene Situation wichtig:

  • Wie viele Stunden pro Woche kannst und möchtest du arbeiten und über welchen Zeitraum hinweg?
  • Ist dein Wunsch langfristig angelegt oder eine Übergangslösung?
  • Wie produktiv und effizient hast du in früheren Tätigkeiten gearbeitet? Warst du bereits in kürzester Zeit mit deinen Aufgaben fertig, oder bist du bestenfalls gerade so am Ende des Arbeitstages mit deiner To-do-Liste durch?
  • Wie gut kannst du dich fokussieren? Benötigst du wirklich so lange für Aufgaben, oder verlierst du währenddessen immer mal wieder die Konzentration und schweifst ab?

Viele Menschen sind in kürzerer Zeit erstaunlich leistungsfähig, insbesondere dann, wenn sie klare Strukturen und eine gute Selbstorganisation mitbringen. Die zentrale Frage lautet also nicht, ob du weniger arbeitest als andere, sondern ob du die im Stellenprofil beschriebenen Aufgaben innerhalb deiner angestrebten Arbeitszeit realistisch bewältigen kannst. Wenn du das mit gutem Gewissen bejahen kannst, spricht vieles dafür, es zu versuchen – selbst bei einer klassischen Vollzeitausschreibung.

So kommunizierst du deinen Teilzeitwunsch

Der wahrscheinlich wichtigste Aspekt, wenn du dich mit einem Teilzeitwunsch auf eine Vollzeitstelle bewirbst, ist eine offene, gleichzeitig lösungsorientierte Kommunikation. Im Bewerbungsschreiben solltest du deinen Wunsch nach Teilzeit nicht verstecken, sondern im Gegenteil selbstbewusst und offen ansprechen.

Formuliere deinen Teilzeitwunsch am Ende des Anschreibens, nachdem du deine fachliche Eignung vorher bereits überzeugend dargestellt hast. Mit einer konkreten Stundenangabe wie „30 Stunden pro Woche“ triffst du gegenüber dem Unternehmen eine klare Aussage und zeigst, dass du dir Gedanken über deine Verfügbarkeit gemacht hast.

Gleichzeitig solltest du aber auch zum Ausdruck bringen, dass du bereit bist, dich an die Bedürfnisse des Teams oder der Abteilung anzupassen. Das kann bedeuten, dass du mit deiner Arbeitszeit bestimmte Kernarbeitszeiten abdeckst oder bereit bist, bei Bedarf auch temporär mehr Stunden zu leisten.

Wichtig ist auch, dass der von dir gewünschte Umfang im Verhältnis zur ausgeschriebenen Stelle steht. Wenn du dich auf eine Position mit großem Verantwortungsbereich und hohem Workload bewirbst, aber nur zehn Wochenstunden anbieten kannst, wirkt das schnell unrealistisch und zeigt, dass du dich nicht ausreichend vorbereitet hast. Hilfreich ist es, wenn du bereits erste Ideen mitbringst, wie sich die Stelle in Teilzeit gestalten ließe – etwa durch eine Aufgabenfokussierung, die Aufteilung im Team oder durch eine längere Einarbeitungsphase. Und: Ein guter Grund schafft Verständnis. Du musst nicht jede private Motivation offenlegen, aber ein kurzer Hinweis – sei es die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Weiterbildung oder gesundheitliche Gründe – kann deine Entscheidung nachvollziehbarer machen und unnötige Spekulationen vermeiden.

Eventuell ist auch ein zeitlich begrenztes Teilzeitmodell für dich interessant. Die Brückenteilzeit ist z. B. eine Form der befristeten Teilzeitarbeit. Arbeitnehmer:innen reduzieren dabei ihre Arbeitszeit für einen festgelegten Zeitraum, kehren danach aber wieder zur ursprünglichen Arbeitszeit zurück. So können sie etwa familiäre Verpflichtungen besser erfüllen und haben die Gewissheit, danach wieder in ihren vorherigen Arbeitszeitumfang zurückzukehren. Mehr Informationen zur sogenannten Brückenteilzeit findest du in diesem Artikel.

Bewerbung Teilzeit auf Vollzeitstelle: Formulierungen, die überzeugen

Wichtig ist, dass deine Formulierung Vertrauen schafft und zeigt, dass du dich mit der Stelle und den Anforderungen ernsthaft auseinandergesetzt hast. Die passende Formulierung für den Teilzeitwunsch in der Bewerbung muss weder lang noch kompliziert sein – im Gegenteil. Ein professioneller, klarer Satz reicht oft aus. Zum Beispiel:

  • „Da ich aktuell in einem Teilzeitmodell mit 30 Stunden pro Woche arbeite und mit dieser Arbeitszeit sehr gute Erfahrungen gemacht habe, würde ich auch für die ausgeschriebene Position diese Stundenzahl anstreben – selbstverständlich mit Bereitschaft zu flexiblen Lösungen.“
  • „Ich bin überzeugt davon, dass ich die in der Stellenausschreibung beschriebenen Aufgaben auch in einem Teilzeitmodell mit 32 Wochenstunden sehr gut umsetzen kann. Gerne erläutere ich meine Vorstellungen dazu im persönlichen Gespräch.“

Deinen Teilzeitwunsch zu äußern lohnt sich

Schrecke nicht davor zurück, dich mit einem Teilzeitwunsch auf Vollzeitstellen zu bewerben. Wenn du dich gut vorbereitest, das Stellenprofil richtig einschätzen kannst und deinen Teilzeitwunsch professionell kommunizierst, hast du gute Chancen, dass Unternehmen deinem Wunsch einer Teilzeitstelle nachkommen.