Aktuelle Arbeitstrends 2023: So verändern sie die Zukunft der Arbeit
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Hustling, Bare Minimum Mondays oder Quiet Quitting: Soziale Netzwerke wie TikTok oder Instagram zeigen uns die neuesten Trends auf dem Arbeitsmarkt 2023. Manche davon verschwinden so schnell wieder, wie sie gekommen sind, andere bleiben dagegen für immer. Eines haben aber alle gemeinsam: Arbeitnehmende gewinnen immer mehr Kontrolle über ihre Arbeitsbedingungen und Arbeitgeber müssen sich zunehmend an diese Wünsche anpassen. Wir stellen dir die aktuellen Entwicklungen in diesem Artikel vor und verraten, wie Unternehmen darauf reagieren.
Das sind die aktuellen Trends am Arbeitsmarkt 2023
Die neuesten Trends am Arbeitsmarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen langsam, aber sicher eine Verschiebung hin zu flexibleren Arbeitsmodellen und einer erhöhten Sensibilisierung für die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen. Der aktuelle Arbeitsmarkt ist mit der voranschreitenden Digitalisierung und nach der Corona-Pandemie von einer hohen Dynamik geprägt. Diese Veränderungen beeinflussen nicht nur die Art und Weise wie wir arbeiten, sondern auch das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer:innen.
Digitalisierung, Pandemie und der Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance haben das traditionelle Arbeitsmodell auf den Kopf gestellt und neue Arbeitstrends hervorgebracht. Diese reichen von "Hustling", der Selbstausbeutung im Namen der Produktivität, über "Quiet Quitting", dem Zurückfahren der Leistung aus Selbstschutz, bis hin zu "Act Your Wage", dem Aufruf, Leistung und Entlohnung in Einklang zu bringen. Unternehmen und Arbeitnehmer sind somit gleichermaßen gefordert, sich auf diese neuen Trends einzustellen und Lösungen zu finden, die sowohl den Anforderungen des Arbeitsmarktes als auch den Bedürfnissen und Werten der Arbeitnehmer:innen gerecht werden. In diesem Artikel zeigen wir dir einige dieser Trends und diskutieren, wie sie das Arbeitsumfeld in Deutschland und darüber hinaus beeinflussen.
Hustling - Wenn es dir nie genug Arbeit ist
Der englische Ausdruck Hustling bedeutet im Deutschen etwa schweres Arbeiten und sich besonders anstrengen. Nach dem Job ist vor dem Job und oft arbeiten Hustler:innen in mehreren Stellen oder an verschiedenen Projekten gleichzeitig. Nie ist die Performance wirklich gut genug und man lebt, um zu arbeiten.
Menschen, die hustlen, setzen sich häufig selbst stark unter Druck, um maximale Produktivität zu erreichen und ihre Karriere voranzutreiben. Auf Dauer kann die Hustle-Kultur zu psychischer und physischer Überanstrengung bis hin zu ernsthaften Erkrankungen wie Burn-Out führen.
Quiet Quitting - Wenn du nur noch das Nötigste für deinen Job machst...
Der Begriff Quiet Quitting ging 2022 erstmals auf TikTok viral, als der US-amerikanische Software-Entwickler Zaid Khan unter seinem Pseudonym Zaid Leppelin ein Video veröffentlichte, in dem er erklärt, warum Arbeit für ihn nicht alles im Leben ist. Auch im Jahr 2023 beschreibt Quiet Quitting noch einen der größten Trends am Arbeitsmarkt. Gemeint ist damit, nicht zu kündigen, aber für die eigene Gesundheit und Work-Life-Balance nur noch so wenig Leistung wie nötig im Job zu erbringen - also mehr eine allgemeine Arbeitseinstellung, als ein individuelles Problem in einer konkreten Stelle.
Spannend: In den USA sind ganze 50 Prozent der Arbeitnehmer:innen Quiet Quitters, wie das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen Gallup in einer Studie herausfand. Hier erfährst du, warum du den Quiet-Quitting-Trend besser nicht für dich entdeckst.
Act Your Wage - kenne deinen Wert
In eine ähnliche Kerbe wie Quiet Quitting, schlägt der Trend Act Your Wage. Ursprünglich war der Ausdruck als Ratschlag, der zur finanziellen Verantwortung ermahnt, gedacht - benimm dich, wie es dein Einkommen dir erlaubt. Du sollst dabei entsprechend deines Gehalts leben und nicht finanziell über die Stränge schlagen, sodass du dir ein solides Fundament für die Zukunft legen kannst.
Umgelegt auf die Arbeitswelt heißt das, dass Arbeitnehmer:innen sich im Job entsprechend der Höhe ihres Gehalts benehmen. Verdient man in den eigenen Augen zu wenig, strengt man sich im Job kaum an. Gleichzeitig fordern Anhänger:innen von Act Your Wage, dass gutverdienende Menschen mehr Leistung erbringen, um ihren Lohn zu rechtfertigen.
Bare Minimum Mondays - Der ganz entspannte Wochenstart
Am Sonntag schon wieder auf Montag freuen: das tun wohl die wenigsten Personen, die den New Work Trend der Bare Minimum Mondays feiern. Erstmals erwähnt wurde die Arbeitseinstellung von TikTok-Userin Marisa Jo Mayes, die damit schnell viral ging.
Sie und ihre Zustimmer:innen promoten auf TikTok und Instagram einen langsamen und gemütlichen Start in die Arbeitswoche. An Montagen machen sie so wenig, wie nur möglich und erledigen ausschließlich Aufgaben mit dringender Deadline. An den restlichen Arbeitstagen steigt die Leistungsbereitschaft dann wieder an.
Rage Applying - Auf gut Glück bewerben...
Rage Applying, also wütend bewerben - bitte was? Unzufriedene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer lassen ihrem Frust freien Lauf und wollen ihren alten Job so schnell wie möglich wechseln. Dafür schicken sie in kurzer Zeit viele Bewerbungen aus.
Ihnen ist weniger wichtig, Mühe in die Unterlagen zu stecken und sich näher mit den Stellenangeboten auseinanderzusetzen. Es geht vielmehr um Quantität - also mit wenig Aufwand möglichst viele Bewerbungen zu versenden. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass Bewerber:innen aus Verzweiflung unpassende Jobs annehmen oder schon vorher in einem negativen Kreislauf aus Bewerbungsabsagen landen. Wie Bewerben besser geht? Mit dieser Checkliste stimmen in deinen Unterlagen alle Formalien.
Career Cushioning - Plan B für deine finanzielle Absicherung
Cushion ist das englische Wort für Kissen. Doch Career Cushioning hat natürlich nichts mit einer Karriere bei einem Kissen-Produzenten zu tun. Der Trend ist durch die kürzlichen Entlassungswellen bei großen Konzernen wie Twitter oder Meta entstanden und spielt auf Rettungskissen an, die einen Aufprall weniger hart erscheinen lassen.
Angestellte, die von einer Entlassung betroffen sein könnten, legen sich früh einen Plan B zurecht, um im Falle des Falles keine Existenzangst haben zu müssen. Das kann ein paralleler Schritt in die Selbstständigkeit sein, aber auch einfach eine Bewerbung für eine alternative Stelle. Ein Beispiel für persönliches Career Cushioning wäre der Aufbau eines finanziellen Polsters, indem du Geld sparst oder Investitionen tätigst, um bei unerwarteter Arbeitslosigkeit oder beruflichen Veränderungen finanziell abgesichert zu sein.
Quiet Hiring - Wenn auf Neubesetzung verzichtet wird
Tatsächlich ist Quiet Hiring der einzige Trend in dieser Liste, der unmittelbar durch Arbeitgeber bzw. Personaler:innen geprägt wurde. Hat ein:e Arbeitnehmer:in ein Unternehmen verlassen, wird aus Kostengründen, wegen des Fachkräftemangels oder aus Zeitgründen zunächst oder dauerhaft auf eine Neubesetzung verzichtet. Stattdessen sorgen Führungskräfte dafür, dass das restliche Team sich die nun fehlenden Kompetenzen aneignet und neue Rollen etabliert werden.
So reagieren Arbeitgeber auf die Trends
Auch Arbeitgeber erfahren natürlich über Social Media von den aktuellen Entwicklungen. Wenig überraschend sind sie nicht gerade begeistert, wenn es darum geht, dass Arbeitnehmer:innen beispielsweise montags nur noch das Nötigste arbeiten wollen. In ihren Augen ist ein solches Verhalten im Arbeitsalltag kaum umsetzbar und teilweise unfair gegenüber Teamkolleg:innen, die dieses mit mehr Leistung auffangen müssen.
Dennoch ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels bei vielen Firmen angekommen, dass es neue Strategien braucht, um Angestellte in ihren Jobs bei Laune zu halten. Es hängt allerdings von der Unternehmenskultur, den Führungskräften und der Branche ab, wann und ob Veränderungen umgesetzt und spürbar werden.
Was du tun kannst, um deinen Arbeitgeber auf deine Bedürfnisse aufmerksam zu machen, sodass Quiet Quitting erst gar nicht entsteht? Offene Kommunikation ist wichtig! Sprich Probleme in Feedback-Gesprächen mit deiner Führungskraft an oder wende dich an vertrauensvolle Stellen im Unternehmen.
Zukunftsaussichten: Was bleibt, was geht wieder?
Bei der Betrachtung der Zukunft des Arbeitsmarktes ist es wichtig, zwischen langfristigen und kurzfristigen Trends zu unterscheiden. Langfristige Trends wie Flexibilisierung der Arbeit und der Fokus auf digitale Kompetenzen scheinen hier bleiben zu wollen. Diese sind in erster Linie das Ergebnis fundamentaler Veränderungen in der Art und Weise, wie wir arbeiten und kommunizieren, die durch technologische Innovationen und globale Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie vorangetrieben wurden.
Kurzfristige Trends wie das "Hustling" oder "Quiet Quitting" können eher als Reaktionen auf spezifische Situationen oder Herausforderungen verstanden werden. Während sie ein wichtiger Indikator für aktuelle Stimmungen und Bedürfnisse unter den Arbeitnehmern sein können, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie auf lange Sicht bestehen bleiben, vor allem, wenn Unternehmen beginnen, auf diese Bedürfnisse einzugehen und ein gesünderes Arbeitsumfeld zu fördern.
Andere Trends wie "Career Cushioning" oder "Act Your Wage" könnten sich je nach wirtschaftlicher Entwicklung und Arbeitsmarktsituation ändern. Sie sind eng mit der Unsicherheit und Volatilität des Arbeitsmarktes verbunden und könnten abnehmen, wenn sich die wirtschaftliche Situation stabilisiert und Unternehmen bessere Arbeitsbedingungen und fairere Bezahlung bieten.
Für Arbeitnehmer:innen ist es entscheidend, proaktiv und flexibel auf diese Veränderungen und Trends zu reagieren. Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel, der sowohl von technologischen Entwicklungen als auch von den sich verändernden Wünschen und Bedürfnissen der Arbeitnehmer:innen getrieben wird. Arbeitnehmer:innen gewinnen immer mehr Kontrolle über ihre Arbeitsbedingungen und können die Zukunft der Arbeit aktiv mitgestalten.
Letztes Update: 4. Juli 2023