Lügen im Lebenslauf: Was ist erlaubt?
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Bei der Bewerbung für eine attraktive Position oder gar den persönlichen Traumjob kann man schon in Versuchung geraten, den eigenen Lebenslauf ein bisschen aufzupolieren, um sich besonders gut zu präsentieren. Ein übertriebenes Skillset oder eine verlängerte Vertragsdauer in einem früheren Job, um eine Lücke im Lebenslauf zu kaschieren – solche Anpassungen mögen harmlos erscheinen. In einer Umfrage aus dem Jahr 2023 gaben fast 60 Prozent der Befragten an, in ihrem Lebenslauf geschummelt zu haben. Doch aufgepasst: Lügen im Lebenslauf können erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen. Kurzfristig kann eine Schummelei im Lebenslauf vielleicht Vorteile bringen, langfristig kann sie dir jedoch auch erhebliche Probleme bescheren.
In einer Zeit, in der die Überprüfung von Bewerbungsunterlagen immer einfacher wird, stellt sich die Frage: Ist eine Lüge im Lebenslauf wirklich das Risiko wert? Dieser Text beleuchtet die häufigsten Lügen im Lebenslauf, die Motive dahinter und die möglichen Konsequenzen, die für Bewerber:in und Unternehmen entstehen können.
Gründe: Warum lügt man im Lebenslauf?
Wer im Lebenslauf wissentlich lügt, tut dies, um sich für einen Job besser zu positionieren und die Chancen zu steigern, in die engere Auswahl der Bewerber:innen zu kommen. Die Motive sind vielfältig. Hand aufs Herz, wahrscheinlich kennt jede:r von uns die eine oder andere Situation. Das sind mögliche Gründe, für Lügen im Lebenslauf.
Lügen im Lebenslauf, um spezifischen Anforderungen zu genügen
In vielen Jobausschreibungen wird sehr klar formuliert, welche Qualifikationen, Zertifikate oder Erfahrungen Voraussetzung sind, um im Bewerbungsprozess berücksichtigt zu werden. Wenn man als Bewerber:in der Meinung ist, perfekt zu passen, aber eine spezifische Erfahrung oder Qualifikation nicht hat, kann man in Versuchung geraten, sie zu erfinden.
Tipp: Offen kommunizieren
Gehe mit einer fehlenden Qualifikation offen und selbstbewusst um, anstatt zu lügen. In Zeiten des Fachkräftemangels suchen viele Unternehmen händeringend passendes Personal – und sind im Zweifel durchaus auch bereit, in die Aus- und Weiterbildung neuer Mitarbeiter:innen zu investieren.
Verdecken von Lücken im Lebenslauf
Längere Zeiten ohne Beschäftigung, sei es durch Arbeitslosigkeit, persönliche Gründe oder Sabbaticals, gelten in einigen Unternehmen nach wie vor als Makel. Da kann es nahe liegen, diese Lücken mit nicht korrekten Angaben zu kaschieren.
Tipp
Die Zeiten, in denen man bis zur Rente beim gleichen Unternehmen geblieben ist sind ebenso Schnee von gestern wie die Annahme, dass sich in einer perfekten Karriere ein Job nahtlos an den andern anschließt. Auszeiten, Sabatticals oder auch einfach eine Pause zwischen zwei Jobs sind heute keine Seltenheit mehr. Wenn du der Meinung bist, eine Lücke in deinem Lebenslauf könnte Fragen aufwerfen, thematisiere und erläutere sie offensiv, statt sie mit einer Lüge zu kaschieren.
Vertuschen von unerwünschten Informationen
Eine Kündigung durch den Arbeitgeber in einem früheren Job kann Fragen aufwerfen. Bewerber:innen können dies verschweigen oder beschönigen, um negative Assoziationen zu vermeiden. Das gleiche gilt für Vorstrafen oder andere rechtliche Probleme, die eine Anstellung beeinträchtigen könnten. Aber auch hier gilt: Ehrlichkeit währt am längsten. Kommunizieren offen, denn langfristig kann das Vertuschen von Informationen ernsthafte Probleme bereiten.
Fehlendes Bewusstsein über die Konsequenzen
In vielen Fällen sind sich die Bewerber:innen nicht bewusst darüber, welche Konsequenzen Lügen im Lebenslauf haben können – und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie ans Licht kommen.
Wo wird im Lebenslauf am meisten geschummelt?
Eine aktuelle Umfrage unter 2.400 Personalverantwortlichen zeigt, welche Punkte im Lebenslauf am häufigsten geschönt werden:
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- Die meisten Lügen im Lebenslauf beziehen sich auf den beruflichen Werdegang und Erfahrung geht: Hier ist jeder: zweite:r Bewerber:in (52 Prozent) nicht komplett ehrlich.
- 44 Prozent der Bewerber:innen schummeln bei ihren Fachkenntnissen
- 39 Prozent sind nicht ganz ehrlich, was die Informationen zu Ausbildung und Qualifikationen betrifft.
- Immerhin 13 Prozent sind unehrlich beim Thema Gehalt im letzten Job.
Darf man im Lebenslauf lügen?
Lügen im Lebenslauf sind eine riskante Strategie. Geschulte Personaler:innen haben ein Gespür für Aussagen, die nicht ganz stimmig sind und bohren im Zweifel nach oder recherchieren. Ein Background-Check bei deinem ehemaligen Arbeitgeber oder deiner Ausbildungsstelle ist schnell erledigt – und auch das Internet wird im Zweifel mehr über dich wissen als du vermutest.
Bei vielen Unternehmen werden Bewerber:innen, die beim Schummeln im Lebenslauf aufgefallen sind, direkt ausgeschlossen vom Bewerbungsprozess – auch für die Zukunft. Robert Szvetecz, Country Manager bei Robert Half in Wien, gibt zu bedenken: "Etwa zwei Drittel der befragten Manager schließen Bewerber aus, nachdem sie mit falschen Angaben ertappt werden." Daher unser Tipp: Egal, wie verlockend es auf den ersten Blick wirkt – Lügen im Lebenslauf sind ein No Go.
Sind Lügen im Lebenslauf strafbar?
Strafrechtlich sieht die Sache ein bisschen anders aus. Es ist ein Unterschied, ob du Informationen über dich etwas aufpolierst oder ob du ernsthafte Falschaussagen triffst. Ein Hobby zu erfinden, um dich interessanter zu machen, ist etwas anderes, als beispielsweise einen Studienabschluss oder eine Anstellung zu faken (wobei ein erfundenes Hobby durchaus auch Möglichkeiten bietet, in ein peinliches Fettnäpfchen zu treten).
Achtung: langfristige Folgen
Wer im Lebenslauf lügt, läuft Gefahr, den Job zu verlieren. Denn eine ernsthafte Lüge im Lebenslauf ist ein Kündigungsgrund – auch Jahre nach der Einstellung, wenn man den Bewerbungsprozess schon lange hinter sich hat.
Noch schwerwiegender ist es, wenn für die Bewerbungsunterlagen Unterlagen gefälscht werden – beispielsweise der Studienabschluss, oder wenn die Noten im Zeugnis retouchiert werden. Urkundenfälschung ist strafbar mit bis zu fünf Jahren Gefängnis oder Geldstrafe.
Strafbare Lügen im Lebenslauf
Zwischen Schummelei oder Kosmetik im Lebenslauf und strafbarer Lüge im Lebenslauf verläuft oft eine dünne Linie. Wir raten grundsätzlich ab von Falschaussagen im Lebenslauf, ganz besonders Lügen, die im Zweifel eine Urkundenfälschung darstellen:
- Gefälschte Zeugnisse (Schulzeugnisse, Arbeitszeugnisse)
- Gefälschte Abschlüsse (Studienabschlüsse, Ausbildungsabschlüsse)
- Erfundene Angaben bisheriger beruflicher Stationen
Wann kann man Jobs im Lebenslauf weglassen?
Der Lebenslauf soll vollständig und aussagekräftig sein, aber am besten nicht länger als zwei Seiten. Wer mehrfach den Job gewechselt hat oder einfach schon ein paar Jahre Berufserfahrung – und entsprechend Jobs – gesammelt hat, stößt da schnell an die Grenzen. Personaler:innen interessieren sich meist für die aktuellsten beruflichen Stationen. Es kann daher sinnvoll sein, die letzten beiden Jobs ausführlich darzustellen und die Stationen davor nur stichpunktartig. Wer mehrere Positionen bei dem gleichen Arbeitgeber innehatte, kann diese Jobs zusammenfassen. Im Zweifel gilt hier: Vollständigkeit vor Detailtreue.
Letztes Update: 6. August 2024