
Altersvorsorge für Frauen: Warum Handlungsbedarf besteht
Die Altersvorsorge ist sicher? Für Frauen in Deutschland stellt sich diese Frage oft anders dar als für Männer. Trotz eines solidarischen Rentensystems, in das alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einzahlen, gibt es gravierende Unterschiede bei den Alterseinkünften der Geschlechter. Das liegt nicht nur an der ungleichen Bezahlung (Stichwort Gender Pay Gap), sondern auch an Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitmodellen, die häufiger von Frauen genutzt werden. Doch welche Konsequenzen hat das für die Altersvorsorge von Frauen? Und was kann jede Frau tun, um finanziell unabhängig zu bleiben?
Die Rentenlücke: Ein strukturelles Problem bei der Altersvorsorge für Frauen
In Deutschland zahlen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anteilig ihres Bruttogehalts in die gesetzliche Rentenkasse ein. Da Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer, leisten sie auch geringere Beitragszahlungen – mit fatalen Folgen für ihre spätere Rente. Noch deutlicher wird das Problem durch Erwerbsbiografien, die durch Kindererziehung, Pflege von Angehörigen oder Teilzeitarbeit geprägt sind. Zwar werden Elterngeld- und Arbeitslosenzeiten angerechnet, doch die gesetzliche Rente bemisst sich primär an der Höhe der eingezahlten Beiträge. Das bedeutet: Wer länger oder besser verdient, bekommt im Alter mehr.
Das Ergebnis dieser Entwicklungen zeigt sich in der Statistik zu Frauen und Altersvorsorge: Frauen in Deutschland erhalten im Schnitt deutlich weniger Alterseinkünfte als Männer. Die Folge ist oft eine finanzielle Abhängigkeit im Alter oder sogar Altersarmut.
Der Equal Pension Day: Ein Warnsignal für Frauen
Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich ist die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern gravierend. Ein Blick auf den „Equal Pension Day 2024“ verdeutlichte das Problem: An diesem Tag haben Männer bereits so viel Rente erhalten, wie Frauen bis zum Jahresende beziehen werden. In Österreich hat sich der Pensionstag in den letzten Jahren zwar leicht verbessert, aber in vielen Regionen zeigt sich kaum Fortschritt. Experten prognostizieren, dass es in diesem Tempo über 100 Jahre dauern würde, bis die Pensionslücke geschlossen ist.
Die Ursachen der geringen Altersvorsorge bei Frauen? Sie arbeiten öfter in schlecht bezahlten Berufen, übernehmen mehr unbezahlte Care-Arbeit und können deshalb weniger in private Vorsorge investieren. Nur ein geringer Anteil von Frauen zahlt eigenständig in betriebliche oder private Rentenmodelle ein.
Die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen in ihren erwerbstätigen Jahren kannst du dir auf unserer Seite zum Gender Pay Gap ansehen:
Frauen ohne Altersvorsorge: Kein Einzelschicksal
Ein eindrückliches Beispiel für die realen Konsequenzen einer unzureichenden Altersvorsorge ist die Geschichte von Marietta Babos. Die Gründerin der Finanzberatung „Damensache“ musste hautnah erleben, wie prekär die Lage sein kann: Ihre Mutter wäre nach dem frühen Tod ihres Vaters beinahe in die Altersarmut abgerutscht. Nur durch finanzielle Unterstützung ihrer Kinder konnte sie dies verhindern. Diese Erfahrung war für Babos der Auslöser, sich intensiv mit dem Thema Finanzbildung für Frauen zu befassen und andere Frauen zu ermutigen, rechtzeitig vorzusorgen.
Was Frauen für ihre Altersvorsorge tun können: 5 Strategien zur finanziellen Absicherung
Frühe Vorsorge zahlt sich aus. Finanzexpertinnen raten dazu, bereits mit dem ersten Gehalt einen Teil des Einkommens für die Altersvorsorge beiseitezulegen. Durch den Zinseszinseffekt kann sich auch ein kleiner Betrag über Jahrzehnte hinweg erheblich vermehren. Dabei gibt es verschiedene Strategien:
- Früh starten: Je eher Frauen beginnen, desto weniger müssen sie monatlich zur Seite legen, um eine solide Altersvorsorge aufzubauen.
- Diversifikation nutzen: Nicht alle Ersparnisse sollten in eine einzige Anlageform fließen. Ein Mix aus Aktien, ETFs, Immobilien oder Rentenversicherungen bietet mehr Sicherheit.
- Selbstvorsorge als Selbstfürsorge begreifen: Frauen sollten sich aktiv mit Finanzplanung befassen, um Unabhängigkeit zu sichern.
- Investieren statt sparen: Langfristige Investments in Aktien oder Fonds sind oft rentabler als klassische Sparprodukte.
- Gemeinsam planen: Wer in einer Partnerschaft lebt, sollte frühzeitig über finanzielle Fairness sprechen. Ein gemeinsames Konzept zur Absicherung kann verhindern, dass ein Partner später in finanzielle Not gerät.
Finanzielle Bildung als Schlüssel
Die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen ist kein Zufall, sondern das Ergebnis struktureller Ungleichheiten. Doch jede Frau kann aktiv gegensteuern, indem sie frühzeitig für ihre finanzielle Zukunft plant. Die wichtigste Erkenntnis dabei: Selbstvorsorge bedeutet Unabhängigkeit. Wer sich heute mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt, kann langfristig sorgenfrei leben – und das gilt für jede Lebensphase.
Initiativen und Plattformen, die sich speziell an Frauen richten, helfen dabei, die eigenen Finanzen in die Hand zu nehmen. Online-Workshops, Finanzkurse und Investment-Coachings bieten praxisnahe Tipps zur individuellen Vorsorge.