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Reallohn-Entwicklung: Wenn Geldwert und Kaufkraft sinken 

Inflation, hohe Energiepreise und unsichere Zeiten: Obwohl die Lebenshaltungskosten steigen, stagniert bei vielen Menschen das Gehalt – oder das Geld ist aufgrund der Inflation einfach weniger wert. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie sich die Reallöhne in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 2021 entwickelt haben. Außerdem haben wir Tipps für dich, wie du deine Kaufkraft trotz Inflation erhöhen kannst.

Was ist der Reallohn und warum ist er wichtig?

Wenn wir über Gehalt sprechen, meinen wir meistens den sogenannten Nominallohn: Das ist der Betrag, der auf deinem Gehaltszettel steht. Viel entscheidender ist aber, was du dir mit deinem Gehalt leisten kannst. Genau dafür steht der Begriff Reallohn.

Der Reallohn berücksichtigt die Inflation, also die allgemeine Preisentwicklung von Gütern und Dienstleistungen. Wenn dein Gehalt gleich bleibt, aber alles teurer wird, sinkt deine Kaufkraft. Das bedeutet: Du verdienst dasselbe Geld, kannst dir aber weniger davon leisten. Ein anderer Begriff für Inflation ist deshalb Geldwertverlust.

Wenn die Kaufkraft sinkt

Die letzten Jahre waren sehr turbulent. Durch Pandemie, Energiekrise und geopolitische Unsicherheiten sind in vielen Regionen der Welt die Inflationsraten gestiegen. Weil die Gehälter aber nicht unbedingt mitziehen, haben viele Menschen real weniger Geld in der Tasche.

Nach der Corona-Pandemie, vor allem im Jahr 2022, war die Inflationsrate auf einem Rekordhoch. Ein Großteil der Arbeitnehmer:innen in Deutschland und Österreich hat in dieser Zeit einen spürbaren Verlust ihrer Kaufkraft erlebt, selbst wenn sie vielleicht eine Gehaltserhöhung bekommen haben. Im Moment sieht es zwar wieder etwas besser aus, wie es in den nächsten Jahren weitergeht, ist aber sehr schwer abzuschätzen.  

Kaufkraftverlust durch Inflation: Den Reallohn berechnen

Um zu verstehen, was das im Alltag für dich bedeutet, hilft ein einfaches Rechenbeispiel. Es zeigt, wie die Inflation dein Gehalt so sehr schmälern kann, dass du dir sogar nach einer Gehaltserhöhung plötzlich weniger leisten kannst.  

Beispiel: Gehalt vs. Inflation

Stell dir vor, du verdienst (nominal) 40.000 Euro brutto im Jahr. Nach einer Gehaltsverhandlung erhöht dein Arbeitgeber das Gehalt um 2 Prozent. Nur leider liegt die Inflationsrate in diesem Jahr bei 5 Prozent.

Was passiert also mit deiner Kaufkraft bzw. deinem Reallohn?

Die zwei  Prozent Gehaltserhöhung entsprechen 800 Euro mehr im Jahr, du verdienst dann also (nominal) 40.800 Euro brutto. Durch die hohe Inflationsrate sind aber alle Preise durchschnittlich um 5 Prozent gestiegen: Du bräuchtest also eigentlich 42.000 Euro, um dir genau das leisten zu können, was du im Vorjahr mit 40.000 Euro kaufen konntest.

Trotz Gehaltserhöhung hast du also real 1.200 Euro verloren. Deine Kaufkraft und dein Reallohn sind spürbar gesunken.

Entwicklung der Inflation in Deutschland (2021–2024)

2021: Mit einem Anstieg von 3,1 Prozent machte sich die Inflation erstmals spürbar bemerkbar. Die Hauptauslöser waren Lieferengpässe und Nachholeffekte nach der Pandemie.

2022: Mit 6,9  Prozent wurde der Höchststand der Inflationsrate seit Einführung des Euro erreicht. Die Haupttreiber waren die Energiekrise durch den Ukraine-Krieg und das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nach der Pandemie.

2023: Zwar sank die Inflation in Deutschland leicht auf 5,9  Prozent, blieb aber weiterhin deutlich erhöht.

2024: Mit 2,5  Prozent näherte sich die Inflation langsam wieder dem Normalniveau an.

Wie haben sich die Reallöhne in Deutschland entwickelt?

2021: Die nominalen Gehälter in Deutschland sanken im Durchschnitt um 6,2  Prozent. Das ist der größte Rückgang im Betrachtungszeitraum: In Kombination mit der steigenden Inflation (plus 3,1 Prozent) war das ein dramatischer Reallohnverlust von 9,3 Prozent, der wahrscheinlich durch Kurzarbeit während der Corona-Pandemie und verzögerte Tarifabschlüsse begünstigt wurde.

2022: Es zeigt sich eine erste Erholung, die Nominallöhne stiegen um 2,2  Prozent. Durch die extrem hohe Inflation von 6,9 Prozent waren die Reallöhne aber dennoch niedriger als vor der Pandemie.

2023: Mit einem Plus von 1,0  Prozent blieb das nominale Gehaltswachstum erneut deutlich unter der noch immer hohen Inflationsrate von 5,9 Prozent.

2024: Der Wendepunkt: Die 2,5  Prozent (nominaler) Gehaltszuwachs lagen wieder etwas höher als die Inflationsrate von 2,3 Prozent.  

Die Entwicklung der Reallöhne in Österreich und der Schweiz

Nicht nur in Deutschland spürten Arbeitnehmer:innen in den letzten Jahren, wie sich die hohen Inflationsraten auf die Entwicklung der Reallöhne auswirkt. In Österreich und der Schweiz zeigt sich ein ähnliches Bild, wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung.

Reallohn-Entwicklung in Österreich

Die Daten aus Österreich zeigen eine große Kluft zwischen der Inflationsrate und der Gehaltsentwicklung. Die Inflation war 2022 sogar noch höher als in Deutschland. Besonders niedrige Einkommensgruppen mussten erleben, wie ihre Kaufkraft deutlich zurückging.

2022 war die Inflation in Österreich mit 8,6  Prozent besonders hoch. Die nominalen Gehälter konnten lange nicht mithalten (plus 4,0 Prozent), es kam zu einem spürbaren Reallohnverlust. Ähnliches galt für 2023, als die Inflation noch immer bei 7,8 Prozent lag und die (nominalen) Gehälter nur um 3,6 Prozent stiegen.

2024 erholte sich die Inflationsrate und sank auf rund 2,9  Prozent. Gleichzeitig wuchs das durchschnittliche Bruttogehalt um 4,3 Prozent an, sodass der Reallohn deutlich anstieg.

Reallohn-Entwicklung in der Schweiz

In der Schweiz blieb die Inflation auch nach der Pandemie relativ niedrig, der höchste Wert betrug 2,8  Prozent. Die (nominalen) Gehälter zeigten einen kurzen, aber heftigen Absturz im Jahr 2021 (minus 8,1 Prozent). Allerdings ist das Lohnniveau in der Schweiz insgesamt deutlich höher als in Deutschland und in Österreich.

Der Reallohn sank allerdings in der Post-Pandemie-Zeit auch in der Schweiz spürbar. Erst 2024 konnten die Schweizer:innen wieder ein leichtes Plus verzeichnen, weil die Inflation mit 1,1 Prozent niedriger lag als die durchschnittlichen Gehaltszuwächse von 1,5 Prozent.

Was kannst du tun, um deinen Reallohn zu verbessern?

Wenn dein Geld durch die Inflation an Wert verliert, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Du kannst deine Kosten senken oder dein Gehalt erhöhen. Am besten natürlich beides.

Wir empfehlen dir allerdings nicht, die Inflationsrate als Hauptargument für eine Gehaltsverhandlung zu verwenden. Warum das meistens nicht die beste Idee ist, erfährst du in diesem Artikel.

Gehaltserhöhung als Inflationsausgleich?

Wenn du aber schon länger keine Gehaltserhöhung mehr erhalten hast, lohnt es sich bei hoher Inflation umso mehr, dir endlich einen Schubs zu geben. Auch wenn fast niemand gerne Gehalt verhandelt: Wer sein Einkommen nicht regelmäßig erhöht, verliert im Endeffekt Geld. Zumindest im Hinblick auf den Reallohn und die Kaufkraft.

Klar ist aber auch: Bei hohen Inflationsraten sitzt dein Arbeitgeber im selben Boot wie du. Die Kosten steigen für alle und nicht jedes Unternehmen ist in der Lage, die Gehälter entsprechend anzupassen. Denk beim Verhandeln deshalb auch an andere mögliche Benefits, wie zum Beispiel zusätzliche Urlaubstage, Homeoffice-Regelungen, eine Weiterbildung oder ein Jobticket.

Fazit: Die Reallohn-Entwicklung zeigt, was du dir leisten kannst

Wenn die Preise schneller steigen als dein Einkommen, verlierst du unterm Strich Geld. Zwischen 2021 und 2023 haben viele Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz genau das erlebt: Ihre Reallöhne sind spürbar gesunken. Erst seit 2024 entwickelt sich die Kaufkraft wieder positiv. Wie es weitergeht, werden die nächsten Jahre zeigen.

Gegen steigende Inflation kannst du selbst nur wenig tun. Mit regelmäßigen, gut geplanten Gehaltsverhandlungen kannst du aber dazu beitragen, dass dein Reallohn steigt. Tipps für die erfolgreiche Gehaltsverhandlung findest du in diesem Beitrag!