
Privat für Rente & Alter vorsorgen: Welche Möglichkeiten gibt es?
Je früher du dich mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigst, desto entspannter kannst du später deinen Ruhestand genießen. Denn leider wird die gesetzliche Rente bei vielen Menschen nicht ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Wenn du deine Rentenlücke schließen willst, solltest du unbedingt privat für die Rente vorsorgen. Hier erfährst du, welche Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge es gibt und worauf du achten musst.
Ist eine private Altersvorsorge sinnvoll?
Das deutsche Rentensystem ist ein Generationenvertrag, der auf dem sogenannten Umlageverfahren basiert. Das bedeutet: Die Beiträge, die du heute in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst, landen nicht auf deinem persönlichen Rentenkonto, sondern werden direkt an die aktuellen Rentner:innen ausgezahlt. Deine Rente wiederum wird später von der Generation bezahlt, die dann arbeitet.
Solange ungefähr gleich viele Menschen arbeiten und in Rente gehen, funktioniert dieses Konzept relativ gut. Doch genau da liegt das Problem: Die Bevölkerung wird immer älter, gleichzeitig werden immer weniger Kinder geboren. Es gibt also immer mehr Rentner:innen, während die Zahl der Beitragszahler:innen sinkt.
Rentenlücke schließen
Alle, die in Deutschland arbeiten und in die Rentenkasse einzahlen, sammeln sogenannte Rentenpunkte. Je mehr du verdienst und je länger du arbeitest, desto mehr Punkte bekommst du. Auf Basis deiner Rentenpunkte und dem, was du während deines Berufslebens verdient hast, berechnet sich deine Rente.
In den letzten Jahren ist das Rentenniveau in Deutschland allerdings kontinuierlich gesunken. Im Moment erhalten Rentner:innen etwa 48 Prozent ihres Gehalts als Rente. Um im Alter weiterhin komfortabel leben zu können, solltest du aber etwa 80 Prozent dessen zur Verfügung haben, was du im Moment netto verdienst.
Diese Differenz zwischen deinem Bedarf und deiner tatsächlichen Rente nennt man Rentenlücke. Zwar betrifft das Thema grundsätzlich auch Österreich und die Schweiz, die Rentenlücke ist in beiden Ländern aber tendenziell etwas kleiner als in Deutschland.
Ohne zusätzliche Altersvorsorge wird es eng
Selbst, wenn du dein ganzes Leben lang arbeitest, reicht die Rente oft nicht für ein finanziell sorgenfreies Leben im Alter. Wenn du später nicht deutlich kürzertreten willst, solltest du deine Rentenlücke schließen, indem du privat für die Rente vorsorgst.
Besonders eng wird es bei Menschen, die wegen Kindererziehung, Teilzeit oder Phasen ohne Job insgesamt weniger Rentenpunkte sammeln. Leider sind deshalb noch immer Frauen besonders oft von Altersarmut betroffen.
Vorsicht bei „Microdosing Retirement“
Ein Trend, der zunehmend diskutiert wird, ist das sogenannte Microdosing Retirement: Statt erst mit 67 in Rente zu gehen, nehmen sich Anhänger:innen schon vorher immer wieder kürzere Auszeiten oder reduzieren ihre Arbeitszeit.
Das klingt verlockend – birgt im Hinblick auf deine zukünftige Rente aber einige Risiken. Jede Auszeit bedeutet, dass du weniger in die Rentenkasse einzahlst und entsprechend im Alter weniger Geld bekommst. Falls du Microdosing Retirement in Erwägung ziehst oder planst, ein Sabbatical zu nehmen oder in Teilzeit zu arbeiten, ist es besonders wichtig, dass du privat für das Alter vorsorgst.
Die drei Säulen der Altersvorsorge
Wenn du angestellt bist (oder freiwillig einzahlst), ist die gesetzliche Rente das Fundament deiner Altersvorsorge – aber sie ist eben nur ein Teil des Puzzles. Ganz auf den Staat verlassen solltest du dich lieber nicht. Besser ist es, auf das sogenannte „Drei-Säulen-Modell“ der Altersvorsorge zu setzen.
Das Drei-Säulen-Modell der Altersvorsorge besteht aus der gesetzlichen Rente, der betrieblichen Altersvorsorge und allen Maßnahmen, mit denen du privat für das Alter vorsorgst.
Betriebliche Altersvorsorge
Mit der betrieblichen Altersvorsorge unterstützt deine Firma dich dabei, für die Rente vorzusorgen. Es gibt verschiedene Varianten: Unternehmen entscheiden selbst, was sie ihren Angestellten anbieten.
Bei der sogenannten Entgeltumwandlung fließt ein Teil deines Bruttogehalts direkt in die Altersvorsorge – noch bevor Steuern und Sozialabgaben abgezogen werden. Deine Firma steuert zusätzlich mindestens 15 Prozent deiner Einzahlungen bei.
Achtung: Bei der Betriebsrente gibt es große Unterschiede
Das spart dir Geld, weil sich dein zu versteuerndes Einkommen verringert. Versteuern musst du dann erst die Auszahlung im Rentenalter: Also dann, wenn dein Steuersatz wahrscheinlich niedriger ist.
Ein Nachteil ist, dass durch das geringere Bruttogehalt dein gesetzlicher Rentenanspruch etwas sinkt. Außerdem hast du keinen Einfluss darauf, in welche Art von Vertrag die Firma dein Geld steckt. Wie lukrativ die betriebliche Altersvorsorge für dich ist, hängt deshalb von deiner individuellen Situation und vom Angebot deines Arbeitgebers ab.
Die Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge
Die dritte Säule der Altersvorsorge ist das, was du selbst tust, um privat für die Rente vorzusorgen. Einige Altersvorsorge-Möglichkeiten werden vom Staat gefördert, andere nicht. Neben der betrieblichen Altersvorsorge unterstützt dich die deutsche Bundesregierung zum Beispiel bei der Riester- und der Rürup-Rente. Das ist zwar wichtig zu wissen, bedeutet aber nicht automatisch, dass diese Varianten die besten sind.
Private Renten- und Lebensversicherungen
Ob Kapital-Lebensversicherung, private Rentenversicherung, fondsgebundene Rentenversicherung oder Indexpolicen: Versicherungspolicen sind ein Klassiker der privaten Altersvorsorge – aber mit Vorsicht zu genießen. In vielen Fällen lohnen sich die Angebote nicht: Sie sind komplex, zu teuer und erzielen zu geringe Renditen. Für die meisten Menschen gibt es bessere Möglichkeiten, um privat für die Rente vorzusorgen.
Riester-Rente
Bei der Riester-Rente zahlst du regelmäßig in einen Fonds-Sparplan oder eine Rentenversicherung ein. Der Staat unterstützt dich mit Zulagen und Steuervorteilen. Einen Teil des angesparten Geldes kannst du dir zu Beginn deiner Rente auszahlen lassen, den Rest erhältst du monatlich.
Angestellte, Beamte und Studierende können einen Riester-Vertrag abschließen – wirklich sinnvoll ist er aber nur für Familien und Geringverdienende. Außerdem wird die Riester-Rente häufig dafür kritisiert, dass sie kompliziert ist und hohe Verwaltungskosten verursacht.
Rürup-Rente
Selbständige und Freiberuflicher können keinen Riester-Vertrag abschließen: Für sie gibt es in Deutschland die Rürup-Rente. Auch diese Beiträge kannst du zu großen Teilen von der Steuer absetzen. Außerdem ist dein Kapital auch bei Insolvenz geschützt. Doch Vorsicht: Diese Verträge sind sehr unflexibel – ein vorzeitiger Ausstieg oder eine Kapitalauszahlung sind nicht möglich.
ETF-Sparpläne
Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, mithilfe von ETF-Sparplänen privat für das Alter vorzusorgen. Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Funds: Diese kostengünstigen Indexfonds bilden ganze Märkte ab (zum Beispiel den MSCI World) und ermöglichen dir, mit kleinen monatlichen Beträgen in Aktien zu investieren.
ETFs sind kostengünstig, flexibel und können langfristig bessere Renditen erzielen als klassische Altersvorsorge-Produkte. Der Haupt-Nachteil ist, dass die Börsenkurse naturgemäß schwanken. Bei einer langen Laufzeit ist das Risiko aber relativ überschaubar – zumindest, wenn du einen breit gestreuten ETF wählst.
Immobilien
Immobilien, manchmal scherzhaft auch Betongold genannt, sind eine weitere Möglichkeit, um privat für die Rente vorzusorgen. Wenn du deine Immobilie selbst nutzt und im Alter mietfrei wohnst, reduzierst du deine monatlichen Ausgaben. Vermietest du sie, erzielst du eine Art passives Einkommen, das deine gesetzliche Rente aufstockt.
Ein Nachteil ist, dass Immobilien viel Kapital binden. Außerdem verursachen sie laufende Kosten und einen gewissen Verwaltungsaufwand. Gerade, wenn du Immobilien als Renditeobjekte für die Altersvorsorge kaufen willst, solltest du eine solide Strategie entwickeln.
Andere Wege der privaten Altersvorsorge
Soweit zu den klassischen Möglichkeiten, um privat fürs Alter vorzusorgen. Natürlich gibt es noch viele weitere Wege, um das eigene Vermögen zu vermehren. Weil es bei Lebenssituation und Risikobereitschaft aber große Unterschiede gibt, eignen sich wahrscheinlich nicht alle gleich gut für dich. Im Folgenden haben wir einige unkonventionellere Optionen für diejenigen, die ihre Anlagen diversifizieren wollen.
Edelmetalle
Gold, Silber und andere Edelmetalle gelten als sehr sichere Möglichkeiten der Geldanlage – gerade in unsicheren Zeiten. Sie sind vor Inflation geschützt und können durchaus eine kleine Beimischung im Vorsorge-Portfolio darstellen. Allerdings werfen sie keine laufenden Erträge ab und unterliegen Preisschwankungen.
Inzwischen gibt es auch Edelmetall-ETFs, bei denen du monatlich eine kleine Summe in Gold und Silber investieren kannst. Für diese Produkte gelten allerdings die allgemeinen Kapitalmarkt-Risiken.
Kryptowährungen
Das Interesse an Bitcoin, Ethereum und Co. hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Einige Menschen sehen darin eine moderne Form der Altersvorsorge. Kryptowährungen sind allerdings sehr volatil, sie unterliegen also großen Kursschwankungen. Als hochspekulative Anlagen sind sie nichts für schwache Nerven – und generell nur dann etwas für dich, wenn du dir erlauben kannst, das Geld zu verlieren. Wenn überhaupt sollten sie nur einen sehr kleinen Teil deiner Altersvorsorge ausmachen.
Passives Einkommen
Eine Möglichkeit, um privat für die Rente vorzusorgen, ist es, sich nebenbei eine Art passives Einkommen aufzubauen. Der Begriff passiv ist allerdings etwas missverständlich, denn in der Regel muss man zumindest am Anfang einiges an Zeit und/oder Kapital investieren. Langfristig kannst du dir aber durch Mieteinnahmen oder ein kleines Online-Business ein zusätzliches Einkommen sichern.
Crowdinvesting, P2P-Kredite & Co.
Inzwischen gibt es auch für Einzelpersonen die Möglichkeit, in Start-ups zu investieren oder Geld an Privatpersonen zu verleihen (sogenannte Peer-to-Peer-Kredite). Im Gegenzug bekommst du Zinsen oder Beteiligungen. In diesem Bereich sind zwar hohe Renditen möglich, entsprechend groß ist aber auch das Risiko. Falls du so etwas in Erwägung ziehst, solltest du nur kleine Beträge investieren und sehr breit streuen.
Fazit: Privat für Alter & Rente vorsorgen
Die beste Altersvorsorge ist ein Mix aus verschiedenen Bausteinen. Am besten berechnest du zuerst deine Rentenlücke, überlegst dir, wie viel du monatlich sparen kannst. Basierend auf deiner Lebenssituation entwickelst du dann eine Strategie, mit der du dich wohl fühlst.
Wichtig ist, dass du überhaupt anfängst – idealerweise so früh wie möglich. Auch kleine regelmäßige Beträge können durch den Zinseszinseffekt über die Jahre zu einem ordentlichen Vermögen anwachsen.