
Oberschicht, Mittelschicht, Unterschicht: Die Einkommensschichten im Vergleich
Unser verfügbares Einkommen bestimmt über unseren Lebensstandard und unsere Perspektiven. Dabei wird das Einkommensspektrum meistens in drei verschiedene Kategorien eingeteilt: Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht. Wie genau die jeweilige Schichtung definiert wird und mit welchen Einkommensgrenzen du in welche Schicht fällst, erfährst du jetzt von uns. Außerdem klären wir, wie sich die Verteilung der Einkommensschichten eigentlich in der Vergangenheit entwickelt hat.
Wie werden Einkommensschichten überhaupt bestimmt?
Wenn wir über Einkommensschichten sprechen wollen, müssen wir zuallererst herausfinden, wie diese überhaupt bestimmt werden. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze, jedoch keine allgemeingültige Definition.
In der Regel basiert die Einteilung der Einkommensschichten auf statistischen Kennzahlen wie dem Median- oder Durchschnittseinkommen. Neben dem reinen Einkommensquotienten spielen jedoch auch sozioökonomische Faktoren wie die Haushaltsgröße, individuelle Lebenshaltungskosten oder regionale Unterschiede eine Rolle. Diese können den eigenen tatsächlichen finanziellen Handlungsspielraum noch realistischer abbilden.
Good to know: Das ist der Median
Der Einkommensmedian gibt die mittlere Einkommensstufe an, wenn alle Gehälter plus sonstige Einkünfte in Deutschland gemäß ihrer Höhe geordnet werden. Exakt 50 Prozent der Bevölkerung verdienen mehr als das Medianeinkommen. Die anderen 50 Prozent dagegen weniger.
Definition: Was ist die Oberschicht?
Zur Oberschicht zählen in Deutschland diejenigen Haushalte, deren jährliches Nettoeinkommen in etwa zu den obersten zehn Prozent aller Einkommen gehört. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schätzt, dass eine Person innerhalb einer vierköpfigen Familie mit monatlichen Einkünften von 12.140 Euro netto als reich gilt. Die Schwelle zur einkommensbasierten Oberschicht entspricht 250 Prozent des mittleren Einkommens.
Solche Haushalte verfügen nicht nur über ausreichend Mittel, um Luxusgüter zu erwerben, sondern können sich zum Beispiel auch hochpreisige Immobilien leisten und auf erhebliche finanzielle Rücklagen zurückgreifen.
Einkommensrechner des IW
Das Institut der deutschen Wirtschaft IW in Köln hat einen Rechner veröffentlicht, mit dem du mit wenigen Klicks überprüfen kannst, ob du mit deinem Einkommen zur Ober-, Mittel- oder Unterschicht gehörst.
Für den Rechner werden neben deinem Arbeitseinkommen auch Renten, Kapital- und Vermögenseinkommen sowie die geschätzten Mietvorteile aus selbst-genutztem Wohneigentum unter Abzug von Instandhaltungsausgaben, Hypotheken und Steuern berücksichtigt.
Einkommen der Oberschicht: Wann bist du wirklich reich?
Reichtum lässt sich sowohl objektiv anhand definierter Schwellenwerte als auch subjektiv wahrnehmen. Objektiv gesprochen gehört man zur reichen Oberschicht, wenn das verfügbare Haushaltseinkommen den Schwellenwert überschreitet. Subjektiv kann man sich hingegen bereits ab deutlich niedrigeren Beträgen als sehr wohlhabend empfinden. Das gilt übrigens im Prinzip für alle Einkommensschichten. Denn das individuelle Reichtumsempfinden ist abhängig von eigenen Ansprüchen, Lebensstil und dem Umfeld.
Ebenfalls sollte man nicht vernachlässigen, dass es einen Unterschied zwischen Vermögen und laufendem Einkommen gibt. Wer bereits über ein hohes Vermögen verfügt, muss nicht zwangsläufig ein entsprechend hohes Gehalt beziehen, um sich reich zu fühlen.
Diese Jobs verdienen sehr gut
Um dir weitere Anhaltspunkte darüber zu bieten, wann du in einem Job sehr gut verdienst, stellen wir dir nun einige gut bezahlte Berufe vor. Mit den Gehältern, die du darin verdienst, gehörst du zur Oberschicht:
Chefärzt:in
Als Chefärzt:in verdient man 175.300 Euro brutto im Jahr, oder 14.608 Euro im Monat. Nutzt man den Einkommensrechner des IW Köln, stellt man fest: Mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 8.252 Euro (siehe: Brutto-Netto-Rechner für Deutschland) gehörst man somit als Single zum reichsten Prozent der Bevölkerung.
Softwarearchitekt:in
Bist du Alleinverdiener:in, gehörst du mit einem Brutto-Gehalt von durchschnittlich 84.500 Euro als Softwarearchitekt:in zu den reichsten elf Prozent der Gesellschaft. Hast du noch zusätzliche Einkünfte – beispielsweise aus Vermietung – oder verdienst mehr als der Durchschnitt der kununu-User:innen, bist du sogar noch wohlhabender.
Leiter:in Vertrieb
Unabhängig von weiteren Einkünften oder bereits vorhandenem Vermögen, bist du mit einem Monatsgehalt von durchschnittlich 82.600 Euro als Leiter:in Vertrieb reicher als 88 Prozent der deutschen Bevölkerung.
Definition: Was ist die Mittelschicht?
Die Mittelschicht bildet in Deutschland das große Zentrum der Einkommensverteilung. Als Single gehörst du zu dieser Einkommensschicht, wenn du mindestens 1.850 Euro netto im Monat zur Verfügung hast. Eine vierköpfige Familie ist Teil der Mittelschicht, wenn sie ab 3.880 Euro netto monatlich verdient.
In der Mittelschicht finden sich Personen, die einen weitgehend abgesicherten Lebensstandard genießen, jedoch beispielsweise mit steigenden Wohn- und Lebenshaltungskosten kämpfen müssen.
Mit diesen Jobs liegst du beim Gehalt in der Mitte
Es handelt sich nicht nur um ein Gerücht, sondern es ist Tatsache: Zu viele Menschen glauben, dass sie „nur“ der Mittelschicht angehören. Reiche schätzen sich häufig weniger wohlhabend ein, als sie es wirklich sind. Grund genug, um näher hinzusehen! Wo verdienst du wirklich mittelgut? In diesen drei Jobs liegst du einkommenstechnisch in der Mitte der Gesellschaft:
HR Manager:in
Eindeutig zur Mittelschicht zählst du beim Gehalt als HR Manager:in: Gemäß IW Köln sind 32 Prozent der Deutschen wohlhabender als du, die übrigen 68 Prozent verdienen dagegen weniger.
Marketing Manager:in
Arbeitest du als Marketing Manager:in, sind bei einem Durchschnittsbruttolohn von 49.200 Euro jährlich rund 39 Prozent der übrigen Arbeitnehmer:innen reicher als du.
Kaufmännische:r Angestellte:r
Auch als kaufmännische:r Angestellte:r bewegst du dich hinsichtlich deines Einkommens in der Mittelschicht. Bei einem Durchschnittsbrutto von 40.400 € sind 52 Prozent wohlhabender als du.
Definition: Was ist die Unterschicht?
Der Begriff Unterschicht wird häufig missverstanden und als Abwertung für eine bestimmte Gesellschaftsschicht verwendet. Er bezeichnet in diesem Artikel jedoch keine feste soziale Klasse mit eigenen Normen oder Kulturmustern, sondern wird als eine rein einkommensstatistische Kategorie genutzt.
In Deutschland gelten Haushalte mit weniger als 60 Prozent des nationalen Medians, also unter circa 1.500 Euro netto im Monat, als eher einkommensschwach. In Österreich liegt die Grenze entsprechend bei etwa 1.300 Euro, in der Schweiz bei rund 2.200 CHF.
Diese Berufe gehören zur unteren Einkommensschicht
Zur Unterschicht zählen beim Einkommen unter anderem Single-Haushalte mit niedrigen Erwerbseinkommen, Teilzeitbeschäftigte, Minijobber:innen, Arbeitslose oder manche Rentner:innen. Es gibt jedoch auch Jobs, die aufgrund von Faktoren wie einem niedrigen Qualifikationsniveau, einem prekären Arbeitsverhältnis oder den regionalen Unterschieden generell eher schlecht bezahlt sind. Darunter fallen beispielsweise die folgenden:
Tankstellenmitarbeiter:in
Alleinstehende Tankstellenmitarbeiter:innen zählen bei einem Durchschnittseinkommen von 26.400 Euro brutto zur unteren Einkommensschicht. 78 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland verdienen mehr als sie.
Friseur:in
Der minimal höhere Bruttodurchschnittsverdienst von Friseur:innen bringt sie in die gleiche Einkommensschicht wie Tankstellenmitarbeiter:innen. Ebenfalls 78 Prozent sind wohlhabender.
Kassierer:in
Im Vergleich mit anderen Arbeitnehmer:innen in Deutschland verdienst du als Kassierer:in eher wenig. Betrachtet man das Nettoeinkommen, sind 75 Prozent reicher als du.
Verteilung: So haben sich die Einkommensschichten entwickelt
Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer: In Deutschland ist die Einkommensungleichheit seit den 1990er-Jahren messbar angestiegen. Diese Kurve ist zuletzt jedoch leicht abgeflacht. Während die Realeinkommen im oberen Bereich weiter gewachsen sind, stagnieren oder sinken sie im unteren Bereich teils seit Jahren. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Personen mit Migrationshintergrund.
Die Mittelschicht verliert dabei an relativer Größe: Laut Studien des IW Köln schrumpfte der Anteil der Haushalte, die zur mittleren Einkommensgruppe zählen, in den letzten Jahrzehnten um mehrere Prozentpunkte. Gleichzeitig ist das Armutsrisiko gestiegen. In der Schweiz und Österreich verläuft die Entwicklung etwas moderater. Die Mittelschicht ist dort bisher stabiler aufgestellt, allerdings wachsen auch hier die Anforderungen an Bildung, Digitalisierungskompetenz und berufliche Mobilität. Wie sich die Situation in den nächsten Jahren im DACH-Raum weiterentwickelt, bleibt spannend.