
Vor der endgültigen Kündigung: Welche Punkte du berücksichtigen solltest
Neues Glück in einem neuen Job oder ist es wo anders am Ende doch nicht besser: Stehst du gerade vor der Entscheidung für oder gegen deinen aktuellen Job? Der Entscheidungsprozess bis hin zu einer endgültigen Kündigung dauert häufig sehr lang. Schließlich musst du das Für und Wider deiner aktuellen Stelle sorgfältig abwägen.
Unsere Tipps sollen dir dabei helfen, herauszufinden, ob du mit deinem Job tatsächlich abgeschlossen hast oder ob du darin mithilfe gewisser Strategien wieder glücklicher werden könntest.
Kündigen ja oder nein: Welche häufigen Gründe gibt es für eine Kündigung?
Eine Gallup-Studie untersuchte 2024 die wichtigsten Trends bei den Kündigungsgründen von Arbeitnehmer:innen. Neben dem Wunsch nach neuen Herausforderungen wurde am häufigsten eine zu geringe Bezahlung genannt. Eine große Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine Kündigung spielt gemäß der Studien-Ergebnisse außerdem das Thema mangelnde Wertschätzung durch Führungskräfte.
Unzufriedenheit mit den Vorgesetzten, zu wenig Feedback oder ein toxisches Team können weitere Gründe für eine Kündigung sein. Allerdings muss es nicht immer sein, dass du deinen Job aus Frust wechseln möchtest. Die Ursachen sind häufig komplex und individuell.
Hier sind beispielhaft einige weniger offensichtliche Beweggründe, die den Wunsch nach beruflicher Veränderung in dir auslösen können:
- Persönliche Weiterentwicklung: Bietet dir dein aktueller Job keine Perspektiven oder Weiterentwicklungsmöglichkeiten? Fehlt es an spannenden Herausforderungen?
- Private Veränderungen: Planst du einen Umzug, möchtest deine Familie vergrößern oder bist aus gesundheitlichen Gründen eingeschränkt? Suchst du deshalb nach einer Neuorientierung?
- Fehlende Work-Life-Balance: Verschlechtern zu viel Stress oder Überstunden deine Lebensqualität, psychische Gesundheit oder die Bindung zu deiner Familie?
- Wertekonflikte: Passt die Unternehmensphilosophie nicht mehr zu deinen eigenen ethischen oder moralischen Überzeugungen? Fühlst du dich beim Erfüllen der Ziele unwohl?
Selbstreflexion: Wichtig für die Entscheidung für oder gegen eine Kündigung
Nicht immer lassen sich die Probleme aus dem alten Job mit einer Kündigung und einem Wechsel in ein neues Unternehmen lösen. Bevor du den Schritt endgültig wagst, solltest du dich unbedingt selbst reflektieren. Könnten sich die Umstände im aktuellen Job möglicherweise doch wieder verbessern oder bleibt die Situation voraussichtlich langfristig schlecht?
Gespräche mit Vorgesetzten oder Kolleg:innen könnten dich dabei unterstützen, deine weiteren beruflichen Schritte besser planen zu können. Außerdem gibt es einige Fragen, die du dir selbst vor einer möglichen Kündigung stellen kannst.
Diese Fragen solltest du dir vor einer Kündigung stellen
1. Wieso möchte ich überhaupt gehen?
Fühlst du dich in deinem Team nicht mehr wohl, fehlt dir Weiterentwicklungspotenzial oder wurdest du gar Opfer von Mobbing? Es ist wohl nie nur ein einziger Grund, warum du eine Kündigung einreichen möchtest.
Sich Gedanken über den oder die persönlichen Kündigungsgründe zu machen, ist auch deshalb wichtig, weil sie über die Kündigungsform entscheiden. Ordentlich ist eine Kündigung, wenn du dich einfach persönlich ohne rechtlich relevante Ursache dafür entscheidest. Von einer außerordentlichen und damit fristlosen Kündigung spricht man dagegen, wenn gegen geltendes Arbeitsrecht – zum Beispiel aufgrund von Mobbing oder Sexismus – verstoßen wurde (siehe unten).
2. Was kann ich selbst aktiv an der Situation verbessern?
Unzufriedenheit im Job muss nicht zwangsläufig zur Kündigung führen. Denn du kannst – und solltest – selbst aktiv werden! Gib Feedback an deine:n Vorgesetzte:n und kommuniziere deine Erwartungen an deine Rolle im Team klar.
Indem du dir gewisse Prozesse erleichterst oder deine Arbeit nach Absprache anders gestaltest, könntest du eine Kündigung zumindest erstmal vermeiden.
3. Geht es anderen Kolleg:innen genauso wie dir?
Der Austausch über den Arbeitgeber mit Kolleg:innen tut uns gut. Nicht nur wird das Zusammengehörigkeitsgefühl gesteigert, sondern dir wird auch klar, ob ihre Erwartungshaltung an den Job ebenfalls enttäuscht wurde. Das hilft wiederum dir bei der Einordnung deiner persönlichen Gefühle und Erwartungen.
Plus: Mit vereinten Kräften könnt ihr eurem Arbeitgeber in diesem Fall Feedback geben und etwaige Verbesserungsvorschläge präsentieren.
4. Was erwartest du dir von einer Kündigung und einem neuen Job?
Nein, du musst vor einer Kündigung nicht unbedingt eine neue Jobzusage haben. Einen groben Zukunftsplan solltest du dir dennoch zurecht legen. So solltest du dir beispielsweise im Klaren darüber werden, was du dir von deiner nächsten Stelle erwartest und warum du diese überhaupt antreten willst.
Daran kannst du dann deine Herangehensweise bei der Jobsuche anpassen und dich auf Stellen konzentrieren, die dich langfristig glücklich machen könnten.
5. Ist es sinnvoll, jetzt zu kündigen?
Diese Frage kann wichtig sein, wenn du erst seit kurzer Zeit für ein Unternehmen arbeitest. Eine (zu) schnelle Kündigung könnte zu zusätzlichem Erklärungsbedarf bei Bewerbungen führen. Etwas abzuwarten, kann hier sinnvoll sein. Auch ist es möglich, dass du in einer unsicheren Unternehmensphase gestartet bist und sich dein Team erst neu einspielen musste.
Der richtige Kündigungszeitpunkt bemisst sich des Weiteren daran, ob es im Moment passende Stellenangebote für dich gibt. Wechselst du in einen Job, der dich eigentlich gar nicht so interessiert, um deinen aktuellen Arbeitgeber möglichst schnell loszuwerden? Das könnte auch nach hinten losgehen. Abwarten kann sich für das persönliche Arbeitsglück lohnen!
6. Kannst du bei deinem aktuellen Arbeitgeber wirklich nicht glücklich werden?
Du bist gerade total frustriert, weil dir deine Tätigkeit einfach keinen Spaß mehr macht und du dich lieber in eine andere Fachrichtung orientieren möchtest? Das muss nicht das Ende der Arbeitsbeziehung zu deinem Unternehmen bedeuten.
Ein horizontaler Stellenwechsel innerhalb des Betriebs könnte die Lösung sein. Frage doch am besten bei deiner:m Vorgesetzten nach, ob du näher mit deiner internen Wunschabteilung zusammenarbeiten kannst oder diese mit wenigen Wochenstunden unterstützen darfst. Natürlich gilt das nur, wenn du ansonsten mit dem Arbeitgeber zufrieden bist!
Kündigungsarten: Warum Jobwechsel nicht gleich Jobwechsel ist
Nicht jede Kündigung ist gleich – und diese Tatsache hat oft weitreichende Auswirkungen. Ob du ordentlich kündigst oder außerordentlich aus dem Unternehmen ausscheidest, beeinflusst nicht nur deine Karriere, sondern zieht rechtliche und finanzielle Fragen nach sich. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf die verschiedenen Arten von Kündigungen.
Kündigungsformen
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- Ordentliche Eigenkündigung: Du ziehst freiwillig einen Schlussstrich und reichst eine ordentliche Kündigung ein. Meistens geschieht das, weil du eine neue berufliche Perspektive anstrebst oder dich im aktuellen Job nicht mehr wohlfühlst. Aber Achtung: Hier gilt es, die Kündigungsfrist einzuhalten und sich frühzeitig arbeitslos zu melden, falls du zwischen zwei Jobs stehst.Kündigungsfrist: Diese ist abhängig von den individuellen Vereinbarungen in deinem Arbeitsvertrag. In der Regel beträgt sie drei Monate. Die Frist kann bei beidseitigem Einverständnis verkürzt werden.
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- Außerordentliche Eigenkündigung: Um außerordentlich zu kündigen, muss ein schwerwiegender und bestenfalls nachweisbarer Grund vorliegen, der eine fristlose Beendigung des Arbeitsverhältnisses rechtfertigt. Das betrifft unter anderem Verletzungen der Pflichten des Arbeitgebers (z.B. schwere Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz oder nicht-bezahlte Löhne) oder Mobbing am Arbeitsplatz.Kündigungsfrist: Eine außerordentliche Kündigung erfolgt ohne Einhaltung einer vertraglichen Kündigungsfrist und ist somit fristlos.
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- Änderungskündigung: Eine Änderungskündigung kommt nur dann zum Tragen, sobald es um einen internen Stellenwechsel geht. Während dieser in der Regel über Änderungen und Ergänzungen am bestehenden Arbeitsvertrag abgewickelt wird, kann dein Arbeitgeber auch auf eine Änderungskündigung bestehen. Du hast jederzeit das Recht, diese zu prüfen und abzulehnen.Kündigungsfrist: Die Kündigungsfrist bei einer Änderungskündigung hängt von individuellen Vereinbarungen ab. Da es sich zumeist um interne Jobwechsel handelt, findet normalerweise ein fließender Übergang hin zur neuen Stelle statt.
Ein Jobwechsel ist also weit mehr als ein einfacher Neuanfang und sollte sorgfältig durchdacht werden. Versuche dafür, die für dich passende Kündigungsart herauszufinden. Setze dich außerdem mit ihren Konsequenzen und möglichen rechtlichen Stolperfallen auseinander. Das erleichtert dir die Kündigung und den Übergang hin zum nächsten Karriereschritt.
Diese Strategien helfen dir, wenn du eigentlich bleiben möchtest
Eine Kündigung kann der beste Weg sein, mit beruflicher Unzufriedenheit umzugehen. Sie muss es aber nicht. Ob es nun fehlende Jobmöglichkeiten vor Ort gibt, du dir finanziell aktuell keine Kündigung leisten kannst oder du einfach nur dein Team von Herzen vermissen würdest: Erfreulicherweise gibt es unzählige Alternativen, die deinen bestehenden Job kurz- und langfristig wieder attraktiver für dich machen können.
Der erste Schritt dabei? Kommunikation. Solltest du erste Anzeichen andauernder Unzufriedenheit verspüren, sprich am besten offen mit deiner Führungskraft darüber. Immerhin lassen sich viele Wünsche – von mehr Verantwortung über abwechslungsreichere Aufgaben bis hin zu einer besseren Work-Life-Balance – im besten Fall in einem konstruktiven Gespräch klären.
Dasselbe gilt, falls dein Arbeitsumfeld die Hauptursache dafür ist, warum du überhaupt eine Kündigung in Betracht ziehst. Anhaltende Spannungen im Team oder mit einzelnen Kolleg:innen können oft durch Gespräche oder den Wechsel in eine andere Abteilung entschärft werden.
Fehlt es dir dagegen an Herausforderungen, könntest du eine fachliche Weiterbildung in Betracht ziehen. Diese kann unter Umständen durch deinen Arbeitgeber finanziell bezuschusst werden.
Kündigen oder nicht: Dann solltest du es wirklich tun
Am Ende gilt: Sei ehrlich zu dir selbst. Wenn die Probleme zu tiefgreifend sind, ist ein Jobwechsel vielleicht unvermeidbar. Doch oft reichen gezielte Veränderungen aus, um aus einem schwierigen Job wieder eine erfüllende Tätigkeit zu machen.
Herz und Verstand müssen sich mit der Kündigung wohlfühlen. Nimm dir Zeit – und nutze dafür gegebenenfalls deinen Urlaub -, um die für dich richtige Entscheidung herauszufinden. Tu das, was dir guttut und mache dir bewusst: Wenn du glaubst, dass es dir in einem anderen Unternehmen nur besser gehen kann, hast du die Entscheidung innerlich eigentlich bereits getroffen.