Wie viel Geld macht glücklich?

Geld alleine macht nicht glücklich - das ist allseits bekannt. Aber wer mehr Geld verdient, der hat es einfacher im Leben. Inmitten von steigenden Kosten, Krisen und Inflation wird das zunehmend deutlicher. Aber macht ein hohes Gehalt wirklich glücklicher? Und wenn ja, wie hoch muss das Gehalt dann sein? Kann man auch weniger verdienen und glücklich sein? Wir haben uns mit diesen Fragen auseinandergesetzt und einige Studien zur Frage „Macht Geld glücklich?“ ausgewertet, um das Verhältnis zwischen Gehalt und Glück zu analysieren.

Geld macht glücklich: Was ist dran an der Aussage?

Pro-Argumente: Geld macht glücklich!

Es beruhigt ungemein, wenn man nicht jeden Cent zweimal umdrehen muss und sich den Lebensstandard, den man anstrebt, leisten kann. Finanzielle Unabhängigkeit wirkt enorm erleichternd auf die menschliche Psyche. Die meisten Arbeitsverhältnisse basieren nach wie vor auf dem Verständnis, dass der monetäre Ausgleich die wesentliche Motivation für Arbeitsleistung sei. Mehr Gehalt bedeutet mehr Motivation, bedeutet mehr Glück, so ist die landläufige Annahme.

Desto mehr Geld, desto glücklicher?

Erst 2023 haben Killingsworth, Kahneman und Mellers in einer spannenden Studie den Geld-Glück-Komplex unter die Lupe genommen. Ihre Ergebnisse? Mehr Geld heißt meistens auch mehr Happiness – aber nur bis zu einer bestimmten Grenze! Sie fanden heraus, dass bis zu einem Gehalt von 100.000 Dollar jährlich jeder zusätzliche Dollar das Glücksgefühl steigert. Über diese magische Grenze hinaus, hat mehr Gehalt, nicht gleich einen Einfluss auf dein Glücksbefinden.

Contra-Argumente: Ein hohes Gehalt allein macht nicht glücklich!

Geld ist nicht alles im Arbeitsleben! Für viele Arbeitnehmer:innen sind nicht mehr nur Gehalt und Aufstiegschancen die wesentlichen Faktoren, die beruflich glücklich machen. Arbeitnehmer:innen werden anspruchsvoller in ihren Erwartungen an ihre Beschäftigung. Der Job soll nicht mehr nur materiell glücklich machen, sondern auch darüber hinaus erfüllen. So gaben etwa 39 % der Befragten bei einer Studie des Pew Research Center von 2023 an, dass ihr Job oder ihre Karriere extrem oder sehr wichtig für ihre Gesamtidentität ist​ und dass die Arbeitszufriedenheit nicht ausschließlich von materiellen Vorteilen wie Gehalt oder Beförderungsmöglichkeiten abhängt.

Wie viel Geld macht glücklich?

Die Frage, ab welchem Gehalt Menschen glücklich sind und ob sich unser Glück durch ein immer höheres Gehalt im gleichen Verhältnis immer weiter steigert, beschäftigt die Wissenschaft seit vielen Jahren. Bislang galt die allgemeine Erkenntnis, dass es einen Grenzwert gibt.

Die magische Schwelle in Sachen Glück hatten Forscher:innen (u.a. der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman) auf Basis der Ergebnisse der viel beachteten Studie aus dem Jahr 2010 bei 75.000 US Dollar (aktuell ca. 64.000 Euro) Jahreseinkommen definiert. Bis zu dieser Schwelle steigen laut Kahneman und Deaton Einkommen und Glück beinahe linear, danach beginne die Kurve abzuflachen. Die Auswertung der knapp 450.000 Datenpunkte ergab zwar, dass die Studienteilnehmer:innen auch oberhalb der Grenze von 75.000 US-Dollar Einkommen ihr Leben als umso komfortabler einschätzen, je mehr sie verdienten. Allerdings blieb ihr Alltagsglück unverändert. Laut Kahnemman und Deaton liegt das daran, dass ab der magischen Grenze von 75.000 Dollar Jahreseinkommen das persönliche Glücksempfinden stärker durch andere Faktoren als das Einkommen beeinflusst wird, zum Beispiel davon, wie man lebt, vom sozialen Umfeld und dem individuellen Charakter. Die Erkenntnisse der Studie von Kahneman und Deaton zum Verhältnis von Einkommen und Glück galten jahrelang als allgemeingültig.

Aktuelle Studien zum Thema Gehalt und persönliches Glück stellen diese immerhin zehn Jahre alten Erkenntnisse jedoch in Frage. Eine Anfang 2021 veröffentlichte Studie des US-amerikanischen Forschers Matthew Killingsworth kommt zu dem Schluss, dass es kein Maximal-Einkommen gibt, ab dem der Einfluss des Gehalts auf das persönliche Glück abnimmt. Je höher das Gehalt, desto glücklicher ist man, das ist die Grunderkenntnis von Killingsworth, der für seine Studie 1,7 Millionen Datenpunkte mit der von ihm entwickelten App „Track Your Happiness“ ausgewertet hat. Killingsworth erklärt sich die Ergebnisse unter anderem damit, dass Besserverdienende ein gesteigertes Gefühl der Kontrolle über das Leben haben.

Eine Anfang 2021 veröffentlichte Studie aus Deutschland im Auftrag der Initiative „7 Jahre länger“ kommt zu einem ähnlichen Schluss. Menschen mit höherem Einkommen seien im Alter die glücklicheren. Sie würden nicht nur ihre finanzielle Lage besser beurteilen, sie seien auch mit anderen Lebensbereichen deutlich zufriedener als weniger Vermögende. Im Rahmen der Untersuchung wurde die Zufriedenheit von über 60-Jährigen in sechs Kategorien abgefragt: Freunde, Freizeit, Gesundheit, finanzielle Lage, Wohnsituation, Familie und Partnerschaft.

Die Frage “wie viel Geld macht glücklich?“ ist auf der Basis wissenschaftlicher Studien also nicht eindeutig zu beantworten. Es kann aber durchaus Sinn machen, wenn du dich persönlich mit der Fragestellung auseinandersetzt. Denn eines ist klar: Man kann auch weniger verdienen und glücklich sein.

Was uns wirklich glücklich macht – Insights aus dem World Happiness Report

Der neueste World Happiness Report von 2023 wirft ebenfalls ein spannendes Licht auf das, was Menschen rund um den Globus wirklich glücklich macht. Statt sich nur aufs Gehalt zu fokussieren, zeigt der Report: Glück liegt oft in den Dingen, die kein Preisschild tragen. Aber was sind diese Einflussfaktoren zum Glück?

Erstens, die Qualität unserer sozialen Beziehungen steht ganz oben auf der Liste. Freunde, Familie und ein starkes soziales Netzwerk sind Gold wert, wenn es um unser Wohlbefinden geht. Zweitens, das Gefühl der Freiheit, eigene Lebensentscheidungen treffen zu können, spielt eine riesige Rolle. Wer das Steuer seines Lebens in den Händen hält, navigiert anscheinend glücklicher durchs Leben. Auch das Vertrauen in die Gemeinschaft und die öffentlichen Institutionen sind wichtig: Wenn wir das Gefühl haben, in einer gerechten, unterstützenden Gesellschaft zu leben, steigt unser Glücksbarometer. Und nicht zuletzt, die Gesundheit – sowohl physisch als auch psychisch – ist ein entscheidender Faktor für das Glücksempfinden.

Klar, ein angemessenes Gehalt, das Sicherheit und Komfort bietet, ist nicht unwichtig. Aber der World Happiness Report erinnert uns daran, dass die Grundlagen des Glücks oft in den Bereichen liegen, die wir nicht einfach kaufen können. Es sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, das Gefühl der Autonomie und das Vertrauen in unsere Gemeinschaft, die unser Glück maßgeblich beeinflussen.

Macht dein Gehalt dich unglücklich?

Wenn du zum Beispiel herausfindest, dass Kolleg:innen in ähnlichen oder gleichen Positionen wie du deutlich mehr Gehalt verdienen, kann das sehr unzufrieden machen. In einem solchen Fall solltest du die Ruhe bewahren und deine nächsten Schritte planen, anstatt unglücklich mit deinem Einkommen zu bleiben und den Kopf in den Sand zu stecken. Zumindest für den deutschen Arbeitsmarkt ist seit 2017 das Entgelttransparenzgesetz bindend. Das Gesetz soll dafür sorgen, Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen mit gleichem Erfahrungsgrad und in gleichen Tätigkeiten abzubauen.

Bist du mit dem Gehalt in deinem aktuellen Job nicht glücklich und der Meinung, dass du ein höheres Einkommen verdienst? Plane den richtigen Zeitpunkt, um eine Gehaltserhöhung zu verhandeln. So steigerst du die Chance darauf, dass du in der Gehaltsverhandlung das Gehalt erhältst, mit dem du glücklich wirst.

Verhandlungstipps für Frauen

Die Höhe deines individuellen Gehalts hängt natürlich auch davon ab, wie du verhandelst. Frauen sind beim Thema Gehalt oft zurückhaltender als Männer. Wie du im nächsten Gehaltsgespräch das Beste für dich herausholst, erfährst du in unserem Ratgeber.

letztes Update: 28. Februar 2024