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Vaterschaftsurlaub 2025: So viel Urlaub steht Vätern nach der Geburt zu

Für (werdende) Mütter in Deutschland sind die Auszeiten vom Berufsleben vor und nach der Geburt sowie auch die Bezahlung in dieser Zeit im Mutterschutzgesetz geregelt. Normalerweise beginnt der Mutterschutz sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin und endet acht Wochen danach. Nun gibt es auch für Väter eine gute, aber auch eine schlechte Nachricht. Die Gute: Mit der Einführung des gesetzlichen Vaterschaftsurlaubs wird es werdenden Väter und den zweiten gleichgestellten Elternteilen ermöglicht, ab der Geburt ihres Kindes für zwei Wochen bezahlten Urlaub zu nehmen. Die Schlechte: Das Gesetz zum Vaterschaftsurlaub sollte 2024 verabschiedet werden, wurde es aber nicht.
Doch wann genau tritt das neue Gesetz in Kraft? Wie steht es um die aktuellen Regelungen? Und was gilt es zu beachten?

Vaterschaftsurlaub 2025: Das sind die aktuellen Regelungen

Bei dem Thema Vaterschaftsurlaub hinkt die Gesetzgebung in Deutschland bisher hinterher. Die Europäische Union hat bereits 2019 eine Richtlinie erlassen, nach der die EU-Mitgliedsstaaten einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von 10 Arbeitstagen gesetzlich verankern sollen. Mit dem Verweis auf die Elternzeit, die bereits weit über die EU-Regeln hinaus die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördere, hat die Bundesregierung die EU-Richtlinie zunächst nicht umgesetzt.

Die aktuelle Regelung

In Deutschland können beide berufstätige Elternteile bis zu drei Jahre Elternzeit pro Kind nehmen. Teilen sich beide Eltern die Zeit, können bis zu 14 Monate davon bezahlt werden. Der Rest gilt als unbezahlter Urlaub, während dem das Anrecht auf den Arbeitsplatz bestehen bleibt.

Gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Vaterschaftsurlaub nach der Geburt haben Väter damit noch nicht. Viele Arbeitgeber gewähren ihren Mitarbeiter:innen auf freiwilliger Basis einen oder mehrere Tage bezahlten Urlaub nach der Geburt (dies ist im Arbeitsvertrag festgehalten). Es gibt einzelne Unternehmen, die in diesem Bereich Vorreiter sind. SAP beispielsweise gewährt seit 2024 dem:der gleichgestellten Partner:in ganze sechs Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub. 

„Fairer Arbeitgeber mit vielen Aktivitäten. Tarifgehalt, Vaterschaftsurlaub.“

Vaterschaftsurlaub – was ändert sich ab 2025?

Bisher handelt es sich beim deutschen Vaterschaftsgesetz lediglich um einen Entwurf, der nach Planung im Jahr 2024 umgesetzt werden sollte. Im Koalitionsvertrag wird das Gesetzesvorhaben unter dem Begriff Familienstartzeit geführt und sollte eigentlich ab 2024 das bisherige Mutterschutzgesetz ergänzen. Einen klaren Zeitplan zur Umsetzung gibt es allerdings noch immer nicht, auch wenn Bundesfamilienministerin Lisa Paus von den Grünen angekündigt hatte, dass es 2024 umgesetzt würde. Bis das Gesetz für den Vaterschaftsurlaub nicht verabschiedet ist, lassen sich also maximal belastbare Annahmen treffen. Die zentralen Punkte des Gesetzentwurfs für den Vaterschaftsurlaub in Deutschland sind:

  • Dem zweiten gleichgestellten Elternteil werden zwei Wochen (zehn Arbeitstage) bezahlter Sonderurlaub gewährt.
  • Während dieser Zeit übernimmt der Arbeitgeber die Vergütung und trägt die Kosten. 
  • Der Vaterschaftsurlaub ist bezahlter Urlaub, das Gehalt verändert sich also nicht.
  • Der Vaterschaftsurlaub muss nicht bei einem Amt beantragt werden, er steht jedem werdenden Vater zu. Natürlich muss jedoch der Arbeitgeber frühzeitig informiert werden. Zur Form und zu möglichen Fristen gibt es bisher keine bindenden Informationen.
  • Der Vaterschaftsurlaub gilt nicht nur für männliche Väter, sondern geschlechtsunabhängig für den zweiten gleichgestellten Elternteil.
  • Alleinerziehende haben die Möglichkeit, eine Person zu bestimmen, die den Vaterschaftsurlaub in Anspruch nehmen kann.
  • Der Vaterschaftsurlaub kann direkt in die Elternzeit übergehen, sofern sie rechtzeitig beantragt wurde. 

Vaterschaftsurlaub 2024 vertagt: Ab wann gilt das neue Gesetz?

Wann das neue Sonderurlaub-Gesetz in Kraft tritt, gab Familienministerin Paus bislang noch nicht bekannt. Fest steht, dass es noch 2025 passieren soll. Begründet wird die schleppende Gesetzeseinführung mit der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage, in der man kleine und mittelständische Unternehmen nicht zusätzlich mit der neuen Regelung belasten wolle.

Vaterschaftsurlaub – was gilt bis zur Einführung des neuen Gesetzes?

Solange das für 2025 geplante Gesetz nicht in Kraft getreten ist, gelten die aktuellen Bestimmungen: Wenn dein Arbeitgeber auf freiwilliger Basis Sonderurlaub für Väter nach der Geburt anbietet, hast du Glück. Alternativ kannst du natürlich ganz normal Urlaub beantragen, der dann von deinem Urlaubskonto abgezogen wird. Oder du kannst Elternzeit beantragen. 

Vaterschaftsurlaub in Österreich

In Österreich gibt es seit dem 1. September 2019 einen gesetzlichen Anspruch auf den sogenannten „Papamonat“. Dieser ermöglicht es Vätern bzw. dem zweiten Elternteil, unmittelbar nach der Geburt des Kindes einen Monat vom Arbeitsplatz freigestellt zu werden. Somit habt ihr Zeit, einander als Familie zu unterstützen und euch in die neue Lebenssituation einzufinden. Diese Regelung gilt über sämtliche Betriebsgrößen hinweg und erfordert keine Mindestbeschäftigungsdauer.

Dauer und Zeitpunkt

  • Dauer: Der Papamonat umfasst einen Monat (28 bis 31 Tage).
  • Zeitpunkt: Die Freistellung kannst du ab dem Tag nach der Geburt deines Kindes bis zum Ende des Beschäftigungsverbots der Mutter in Anspruch nehmen. Besteht kein gesetzliches Beschäftigungsverbot der Mutter (z. B. bei Selbstständigkeit), kann der Papamonat bis zum Ablauf von acht Wochen nach der Geburt beansprucht werden.

Finanzielle Leistungen

Während des Papamonats hast du keinen Anspruch auf Entgeltfortzahlung durch deine:deinen Arbeitgeber:in. Stattdessen kannst du als Vater bzw. zweites Elternteil den sogenannten Familienzeitbonus beantragen. Hier beträgt der tägliche Satz 54,87 Euro im Falle von Geburten ab dem 01. Januar 2025.

Antragstellung und Fristen

  • Meldung beim Unternehmen: Der Wunsch nach Inanspruchnahme des Papamonats muss dem:der Arbeitgeber:in spätestens drei Monate vor dem errechneten Geburtstermin angekündigt werden. Nach der Geburt musst du dein Unternehmen unverzüglich informieren.
  • Beantragung des Familienzeitbonus: Der Antrag muss bei Geburten bis inklusive 31.10.2023, spätestens innerhalb von 91 Tagen ab der Geburt des Kindes gestellt werden. Ist dein Kind ab dem 01.11.2023 geboren hast du für die Antragsstellung 121 Tage Zeit.

Rechtlicher Schutz

Während des Papamonats bist du durch einen besonderen Kündigungs- und Entlassungsschutz abgesichert und das bereits ab der Vorankündigung bei deinem:deiner Arbeitgeber:in – also bis zu vier Monate vor dem errechneten Geburtstermin – bis vier Wochen nach Ende des Papamonats. Sollte es keine Vorankündigung geben, z. B. im Falle einer Frühgeburt, beginnt der Kündigungsschutz mit der Meldung des Antrittszeitpunktes deines Papamonats. In Bezug auf den Urlaubsanspruch, handelt es sich bei dem Papamonat nicht um Arbeitszeit – dieser fließt also nicht in die Berechnung von jährlichem Urlaubsanspruch ein. Wohl aber zählt der Papamonat als Dienstzeit, wenn es um den Anspruch der sechsten Urlaubswoche geht, die in Österreich Arbeitnehmer:innen nach Vollendung von 25 Dienstjahren zusteht.

Vaterschaftsurlaub in der Schweiz

In der Schweiz wurde der Vaterschaftsurlaub nach einer Volksabstimmung am 01. Januar 2021 eingeführt. Seitdem können Väter bzw. andere Elternteile innerhalb von sechs Monaten ab Geburt zwei Wochen (zehn Arbeitstage) bezahlten Urlaub nehmen. Der Vaterschaftsurlaub kann dabei am Stück oder in einzelnen Tagen genommen werden.

Leistungen und Voraussetzungen

Während des Vaterschaftsurlaubs hast du als Vater bzw. anderes Elternteil einen Entschädigungsanspruch in Höhe von 80 Prozent deines durchschnittlichen Einkommens vor der Geburt. Der tägliche Höchstsatz beträgt 220 Franken. Die Auszahlung erfolgt dabei aber nicht automatisch, du musst sie bei der zuständigen Ausgleichskasse beantragen. Dein Geld erhältst du dann entweder über deine:n Arbeitgeber:in oder direkt von der Kasse. Voraussetzung ist, dass du eine unselbstständige oder selbstständige Erwerbstätigkeit ausübst und mindestens in den neun Monaten vor der Geburt des Kindes bei der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) versichert bist, auch wenn du wegen Arbeitslosigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Unfall, Krankheit oder Invalidität entsprechende Gelder beziehst. Anspruch auf Vaterschaftsentschädigung besteht nicht im Falle einer Adoption. In dieser Situation hast du Anspruch auf die Adoptionsentschädigung.

Auch im Todesfall tritt der Vaterschaftsurlaub in Kraft. Stirbt die Mutter kurz nach der Geburt des Kindes, haben Väter bzw. andere Elternteile Anspruch auf 14 Urlaubswochen. Stirbt der Vater, hat die Mutter den gleichen Anspruch sowie zusätzliche zwei Wochen Urlaub.

Mehr Gleichberechtigung durch Vaterschaftsurlaub?

Der Begriff „Vaterschaftsurlaub“ klingt etwas irreführend. Die Idee ist nämlich, dass eben nicht nur Väter ihn in Anspruch nehmen können, sondern auch das zweite gleichberechtigte Elternteil, unabhängig vom Geschlecht. Deshalb ließe sich darüber diskutieren, ob der bezahlte Urlaub nach der Geburt eines Kindes nicht einen anderen Namen bekommen sollte, wie es der Titel Familienstartzeit bereits vorsieht.

Ganz unabhängig von der Bezeichnung wäre er ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Ein Vaterschaftsurlaub würde eine gleichberechtigte Verteilung der Sorgearbeit für das neugeborene Kind fördern. Davon abgesehen, erscheint es nur menschlich, Familien eine gemeinsame Zeit nach der Geburt eines Kindes zu ermöglichen. Kritiker:innen dagegen stellen in Frage, ob sich unsere Gesellschaft in Zeiten von Krisen und fehlenden Arbeitskräften einen Vaterschaftsurlaub für alle überhaupt leisten kann.