Ausbildung oder Studium: Was passt besser zu dir?

Du hast dein Abitur oder deine Matura in der Tasche? Juhu! Endlich Zeit, um zu feiern. Aber stopp. Da ist immer diese unangenehme Stimme aus dem Off, die dir sagt: Du solltest dir langsam eine passende Ausbildung oder ein spannendes Studium aussuchen.

Keine Angst! Wir von kununu helfen dir bei deiner Entscheidung und zeigen dir die jeweiligen Vor- und Nachteile von Ausbildung und Studium. So findest du sicher bald die richtige Option für dich.

Ausbildung vs. Studium: Das ist beliebter

Ausbildungsbetriebe haben es in Deutschland nicht leicht, denn der Fachkräftemangel macht ihnen sehr zu schaffen und immer mehr Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Im Jahr 2021 blieben laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft 63.000 Plätze ohne passende:n Auszubildende:n. Die Gründe dafür werden unter anderem in der Privatisierung, Individualisierung und Akademisierung gesehen. Hingegen ist die Zahl der Studentinnen und Studenten deutlich gestiegen. Während sich laut der Erhebung rund 1,3 Millionen Menschen für eine Ausbildung entschieden, wählten 2,9 Millionen ein Studium. Das Studium gewinnt also hinsichtlich der Beliebtheit bei Abiturient:innen klar gegen die Berufsausbildung.

Wer nun aber auf den ersten Blick denkt, dass die Zahl der Azubis mit Abitur gesunken ist, liegt falsch. Das geht zumindest aus dem "Ausbildungsmonitor" hervor, der vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt wurde. Die Erhebung ergab, dass die Zahl der Azubis mit Abitur von 35 Prozent (2011) auf 47,4 Prozent (2021) gewachsen sei.

Ob du dich persönlich mehr in einer Ausbildung oder an der Universität siehst, bleibt natürlich immer eine individuelle Entscheidung. Dennoch kann dir die Statistik dabei helfen, deine Chancen am Arbeitsmarkt, in der Wunschausbildung oder dem Traumstudium einzuordnen. Aber nun zu den Vor- und Nachteilen von Ausbildung und Studium!

Ausbildung: Das sind die Vor- und Nachteile

Wer nach dem Schulabschluss als Alternative zum Studium eine Ausbildung absolviert, darf sich über einige Vorteile freuen. Diese sind unter anderem:

  • Gehalt: Bei einer Ausbildung bekommst du eine monatliche Vergütung und verdienst von deinem ersten Tag an Geld. Hier findest du sogar besonders lukrative Ausbildungsberufe.
  • Praxis: Du lernst, worauf es im Berufsleben wirklich ankommt, da du direkt im Betrieb mitarbeitest.
  • Sicherheit: Durch die Struktur deiner Ausbildung weißt du normalerweise immer, welche Aufgaben du wann hast. Außerdem musst du dir durch das regelmäßige Gehalt keine Sorgen um deine Zukunft machen.
  • Hohe Übernahmechancen: Das Unternehmen lernt dich und deine Arbeitsweise in deiner Zeit als Azubi kennen. Wenn du gut zum Betrieb passt, kann es gut sein, dass dir später eine Festanstellung angeboten wird.
  • Wohnortnähe: Universitäten und Fachhochschulen befinden sich fast ausschließlich in größeren Städten. Ausbildungsbetriebe gibt es dagegen auch in kleineren Orten, sodass dir ein Umzug erspart bleiben könnte.
  • Alle Türen bleiben offen: Während der Ausbildung merkst du, ob der Bereich mit seinen Tätigkeiten dir tatsächlich Spaß macht. Danach kannst du prinzipiell jederzeit in eine ganz andere Branche gehen oder ein Studium anhängen.

Leider gibt es auch ein paar Nachteile, die du vor einer Bewerbung für eine Berufsausbildung bedenken solltest:

  • Wenig Freizeit: Aufgrund der Ausbildungsstruktur bist du ganz normal in den betrieblichen Alltag mit allen Rechten und Pflichten (z.B. Urlaub, Kernarbeitszeiten) integriert und musst außerdem zur Berufsschule gehen. In deiner Freizeit kann es sein, dass du für den schulischen Teil lernen musst.
  • Hohes Pflichtbewusstsein erforderlich: Dein Unternehmen zählt auf dich als Arbeitskraft, weshalb du auch in jungem Alter schon strukturiert und organisiert sein musst.
  • Auf Dauer schlechteres Gehalt: Obwohl du sofort Geld verdienst, deine Freund:innen in ihrem Studium aber nicht, werden sie irgendwann wahrscheinlich mehr Lohn bekommen als du.
  • Weniger Aufstiegschancen: Für bestimmte Positionen kommst du nicht infrage, weil dafür ein abgeschlossenes Studium vorausgesetzt wird. Das gilt leider oft auch innerhalb des Ausbildungsbetriebs.

Studium: Vor- und Nachteile

Weißt du einfach nicht, ob du dich zukünftig eher in einem Ausbildungsjob oder zwischen vielen anderen Studierenden im Hörsaal an der Universität oder Fachhochschule siehst? Ein Studium könnte zu dir passen, wenn dir folgende Dinge besonders wichtig sind:

  • Freiheit: Du kannst dir deine Zeit im Studium meistens selbst nach deinen Vorlieben einteilen und bist unabhängig von einem Unternehmen.
  • Später mehr Gehalt: Dass du während der Uni nichts verdienst, ändert sich nach deinem Studienabschluss. Im Schnitt verdienen Studienabsolvent:innen im gesamten Berufsleben fast 400.000 Euro mehr als ehemalige Azubis. Bei diesen Studiengängen ist sogar überdurchschnittlich viel Verdienst möglich.
  • Bessere Auswahl am Arbeitsmarkt: Bei vielen Stellen wünschen sich die Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen Bewerber:innen mit Studienabschluss. Da du alle Voraussetzungen erfüllst, hast du größere Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.
  • Interessensfindung: Studiengänge vermitteln ein breites theoretisches Wissen. Dadurch merkst du schnell, welche Bereiche für dich in beruflicher Hinsicht interessant sein könnten.

Negative Punkte, die ein Studium mit sich bringt, können sein:

  • Verzögerter Berufseinstieg: Ein Bachelorstudium dauert in der Regel drei Jahre, ein Masterstudium weitere zwei Jahre. In dieser Zeit verdienst du kein Geld und bist - außer beispielsweise bei Praktika oder Werkstudent:innentätigkeiten - noch nicht Teil des Berufslebens.
  • Erhöhte Kosten: Manche Studiengänge kosten trotz des Wegfalls der generellen Studiengebühren Geld. Dazu kommen etwaige Umzugskosten und deine Aufwendungen für die Lebenshaltung, die du nicht durch ein Ausbildungsgehalt finanzieren kannst.
  • Keine Praxis: Nicht jedes Studium bereitet dich direkt auf die berufliche Realität vor. Dir fehlt somit wertvolle Praxiserfahrung, die du nur durch persönliches Engagement außerhalb der Universität bekommen kannst.
  • Selbstorganisation notwendig: Die meisten Universitäten geben dir als Student:in keine Struktur vor. Wenn Organisation nicht zu deinen Stärken gehört, könnte das problematisch werden.
Bewerte jetzt deinen Arbeitgeber!

Duales Studium: Die perfekte Lösung für alle?

Du hast Lust auf ein regelmäßiges Gehalt von Anfang an, willst aber auch später auf nichts verzichten müssen? Sicherheit findest du großartig, aber ein gewisses Maß an Gestaltungsfreiheit ist dir ebenso wichtig? Dich überzeugen sowohl die Vorteile eines Studiums als auch die einer Ausbildung? Dann könntest du mit einem dualen Studium glücklich werden. Dabei studierst du an einer Fachhochschule oder Berufsakademie und hast gleichzeitig feste Praxisphasen, die du in einem Unternehmen absolvierst.

Hier profitierst du demnach von Praxisnähe und punktest mit deinen umfassenden Erfahrungen später auch bei anderen möglichen Arbeitgebern. In ausbildungsintegrierten dualen Studiengängen erwirbst du neben dem Studienabschluss zusätzlich noch eine Berufsausbildung. Ein weiterer Vorteil: Das Gehalt liegt generell höher als bei einer normalen Ausbildung, wobei außerdem deine Studiengebühren von deinem Betrieb übernommen werden. Durch die doppelte Belastung aus Studium und Praxisarbeit entsteht bei dualen Studierenden allerdings ein großer Leistungsdruck, den du dir vorab bewusst machen solltest.

Von Handel über Ingenieurswesen bis hin zu Informatik boten die Unternehmen laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung im Jahr 2016 rund 1.600 unterschiedliche duale Studiengänge an. Die Auswahl ist also groß, dennoch kannst du beispielsweise Medizin und Jura weiterhin nur ganz klassisch an Universitäten studieren.

Individuelles Abwägen bleibt essentiell

Die Vor- und Nachteile von Ausbildung und Studium kennst du jetzt. Doch am Ende musst du selbst beurteilen, was wie stark für dich wiegt. Ist es die Wohnortnähe, die dir am wichtigsten ist und dich damit eher in Richtung einer Ausbildung bewegt? Oder wünschst du dir nach der anstrengenden Schulzeit mehr Freizeit und Spaß, sodass du zu einem Studium tendierst? Alles ist möglich.

Sollte dir dein gewählter Weg doch nicht zusagen, kannst du jederzeit noch einmal wechseln und etwas Neues ausprobieren. Denn wichtig ist eigentlich nur, dass du mit deiner Wahl glücklich bist und bleibst.

Letztes Update: 26. Juli 2023