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Gehalt in systemrelevanten Berufen: Das verdienen Alltagsheld:innen

Krankenpflege, Einzelhandel, Polizei: Spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar, dass ohne systemrelevante Berufe gar nichts geht. Aber wie steht es um die Bezahlung der Menschen, die unsere Gesellschaft aufrechterhalten? In diesem Artikel erfährst du, welche Jobs als systemrelevant gelten und ob der Gehaltszettel zeigt, wie wichtig diese Berufe sind. Spoiler: Nicht immer.

Systemrelevante Berufe: Ohne sie läuft gar nichts mehr

Wann hast du das erste Mal den Ausdruck „systemrelevanter Beruf“ gehört? Wir raten einfach mal drauflos: Wahrscheinlich in der Corona-Pandemie. Während der Großteil der Menschen von einem Tag auf den anderen das Wohnzimmer in ein Homeoffice verwandelte, mussten einige die Welt draußen am Laufen halten.

Als systemrelevante Berufe gelten die Jobs, ohne die die gesellschaftliche Ordnung sofort zusammenbrechen würde. Ohne Krankenpfleger:innen, Müllabfuhr und Verkäufer:innen im Supermarkt würde unser System im Alltag einfach nicht funktionieren. Wie sehr wir auf unsere Alltagsheld:innen angewiesen sind, wurde vielen Menschen erst durch die Pandemie bewusst. Für eine Weile ertönten dann allerhand Lobgesänge und die Forderung, die Menschen mit systemrelevanten Berufen besser zu vergüten.

Seitdem wieder so etwas wie Normalität eingekehrt ist, hört man davon allerdings nicht mehr allzu viel. Applaus allein reicht aber nicht, um die Miete zu bezahlen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sind gerade systemrelevante Jobs oft sehr schlecht bezahlt: Und das, obwohl sich diese Menschen in vielen Fällen massivem Stress und einem hohen Gesundheitsrisiko aussetzen.

Was sind systemrelevante Berufe?

Im Alltag, aber auch in Krisensituationen müssen bestimmte kritische Infrastrukturen reibungslos funktionieren. Als systemrelevant gelten alle Jobs, die dafür sorgen, dass wir rund um die Uhr mit allem Lebensnotwendigen versorgt und sicher sind. Die Liste systemrelevanter Berufe ist länger, als du vielleicht denkst: Es wäre unmöglich, sie hier alle aufzulisten. Während der Corona-Pandemie hat die deutsche Bundesregierung aber klare Kriterien definiert. Eine beispielhafte Übersicht systemrelevanter Jobs findest du hier. Systemrelevant sind vor allem Berufe aus diesen Bereichen:

Gesundheitswesen: Ärzt:innen, Apotheker:innen, Pflegekräfte, Rettungsdienst

Kinderbetreuung, Soziales und Bildung: Erziehende, Lehrer:innen und Sozialarbeitende

Versorgung und Handel: Lebensmittelhandel, Lieferdienste und Logistik

Sicherheit und Ordnung: Justiz, Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr

Energie- und Wasserversorgung: Techniker:innen und Ingenieur:innen

Entsorgung: z.B. Müllabfuhr

Digitale Infrastruktur: IT-Expert:innen und -Sicherheitsbeauftragte

Transport: Bahn, Bus, Taxi, Flugzeug

Politik und Verwaltung: Jobcenter, Behörden und Ämter

Medien: Zeitung, Hörfunk, Fernsehen und digitale Medien

Das ist das Gehalt in systemrelevanten Berufen

Essenziell – und trotzdem oft schlecht bezahlt: Wie das Gehalt in systemrelevanten Jobs ausfällt, ist sehr unterschiedlich. Bestimmte Berufe, wie Ärzt:innen, Apotheker:innen oder manche Regierungsangestellte, verdienen überdurchschnittlich gut: Mediziner:innen sind mit einem Durchschnittsgehalt von 85.800 Euro brutto jährlich zum Beispiel unter den am besten verdienenden Berufsgruppen in Deutschland. Der Großteil der Menschen in systemrelevanten Jobs kann von solchen Gehältern allerdings nur träumen. Wir zeigen dir die Durchschnittsgehälter einiger Berufsgruppen, die als systemrelevant gelten.

Pflegefachkräfte

Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner sind das Rückgrat unseres Gesundheitssystems. Tagsüber, nachts und am Wochenende versorgen sie Kranke, betreuen ältere Menschen und unterstützen Patienten und Angehörige, oft auch emotional – meistens unter hohem Zeitdruck und mit wenig Personal.

Laut den kununu Gehaltsdaten liegt das Durchschnittsgehalt einer Pflegefachkraft in Deutschland bei ca. 42.700 Euro brutto im Jahr. Frauen verdienen dabei durchschnittlich 42.600 Euro, Männer mit durchschnittlich 43.600 Euro etwas mehr.

Erzieher:in

Ob Krippe, Kita oder Hort: Erzieherinnen und Erzieher legen den Grundstein für die Zukunft unserer Gesellschaft. Wenn sich Beruf und Familie in Zukunft besser vereinbaren lassen sollen, brauchen wir dringend mehr von ihnen. Erzieher:innen begleiten Kinder auf ihrem Weg, fördern ihre Entwicklung und sorgen für ein sicheres Umfeld zum Wachsen und Lernen. Ihr Job erfordert Geduld, Empathie und pädagogische Kompetenz – oft in Gruppen mit vielen Kindern und bei ständigem Personalmangel.

Wird das Gehalt dieser Verantwortung gerecht? Das Durchschnittsgehalt im kununu Gehaltscheck lag für Erzieher:innen bei rund 39.400 Euro brutto jährlich. Auch hier zeigt sich ein Gehaltsgefälle – wenn auch ein etwas geringeres: Männliche Erzieher verdienen etwa 2,24 Prozent mehr als weibliche.

Verkäufer:in

Auch im Lockdown brauchen wir Lebensmittel. Beraten, aufräumen, Regale auffüllen, kassieren – Verkäuferinnen und Verkäufer im Lebensmitteleinzelhandel sind ständig im Einsatz. Lange Schichten, dazu oft harte körperliche Arbeit und unfreundliche Kund:innen: Der Job ist stressig, der Druck ist hoch.

Während der Pandemie wurden auch Verkäufer:innen als Held:innen des Alltags gefeiert, doch ihr Gehalt spiegelt das kaum wider. Das Durchschnittsgehalt als Verkäufer:in lag 2025 in Deutschland bei 29.500 Euro brutto pro Jahr. Der Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern beträgt im Einzelhandel 3,57 Prozent.

Tipp: Du möchtest mehr über den Gender Pay Gap erfahren? Dann findest du hier einen interaktiven Einblick mit weiteren spannenden Fakten.

Berufskraftfahrer:in

Berufskraftfahrer:innen sorgen dafür, dass Supermärkte gefüllt, Fabriken beliefert und Pakete zugestellt werden. Sie sitzen stundenlang am Steuer, bewältigen enge Zeitpläne und fahren oft durch die Nacht. Ein harter Job mit viel Verantwortung – schließlich geht es neben den Waren auch um die Sicherheit im Straßenverkehr. Lange Arbeitszeiten, wenig Freizeit und eine hohe psychische und physische Belastung sind für Berufskraftfahrende Alltag.

Die Bezahlung trägt kaum dazu bei, den Beruf attraktiver zu machen: Das Jahres-Durchschnittsgehalt als Berufskraftfahrer:in beträgt in Deutschland 34.400 Euro brutto. Männer verdienen knapp sieben Prozent mehr als ihre Kolleginnen.

Polizist:in

Polizistinnen und Polizisten sind rund um die Uhr im Einsatz: Sie schützen Menschen, sorgen für Ordnung, deeskalieren Konflikte und sind vor allem in riskanten Situationen gefordert. Ob bei Verkehrsunfällen, Einsätzen gegen Gewalt oder Großveranstaltungen: Körperliche Risiken und eine hohe psychische Belastung gehören zum Berufsalltag. Eine faire Bezahlung von Polizist:innen zeigt Wertschätzung und ist eine Investition in unsere Sicherheit. Doch zahlen sich körperliche Fitness, schnelles Denkvermögen und Nervenstärke für sie aus?

Das Durchschnittsgehalt von Polizeibeamt:innen liegt in Deutschland aktuell bei 42.200 Euro brutto pro Jahr. Frauen verdienen bei der Polizei ganze 8,33 Prozent weniger als ihre Kollegen, mit durchschnittlich 39.600 Euro brutto.

Du möchtest erfahren, wie hoch das Gehalt in weiteren systemrelevanten Berufen ist? Hier findest du weitere Jobprofile.

Gehälter systemrelevanter Berufe vs. Durchschnittsgehälter

Was denkst du: Sind diese Gehälter angemessen für die Menschen, die das Fundament unseres gesellschaftlichen Lebens bilden? Wie viel einzelne Personen in systemrelevanten Jobs wirklich verdienen, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab: Je nach Branche, Erfahrung, Unternehmensgröße und Standort variieren die Gehälter in Deutschland teils enorm.

Trotzdem ist eines offensichtlich: Bei den meisten systemrelevanten Berufen liegt die Bezahlung deutlich unter dem deutschen Bundesdurchschnitt von 50.239 Euro brutto pro Jahr. Besonders im Einzelhandel, bei Berufskraftfahrern und in der Kinderbetreuung klafft eine Lücke. Pflegefachkräfte verdienen zwar etwas mehr – gemessen an ihrer Verantwortung und Arbeitsbelastung ist aber auch hier sicher noch Luft nach oben.

Schätzen wir die systemrelevanten Jobs genug?

Finanziell wird die Systemrelevanz dieser Beruf also kaum honoriert. Das liegt oft an veralteten Strukturen, einem hohen Frauenanteil in den entsprechenden Berufen und einer fehlenden Lobby.

Dass einige dieser Berufe eher schlecht bezahlt sind, lässt sich zum Teil dadurch erklären, dass sie ein geringeres Ausbildungsniveau erfordern als zum Beispiel die Arbeit als Apotheker:in, Arzt oder Ärztin. Spannend ist aber, dass viele Menschen in systemrelevanten Berufen selbst im Vergleich zu Jobs auf derselben Qualifikationsstufe weniger verdienen. In anderen Berufen beeinflusst auch das Verhältnis zwischen der Zahl der Bewerber:innen und dem Bedarf die Höhe des Gehalts. Sehr viele systemrelevante Berufe kämpfen mit einem Mangel an Personal – dieser Aspekt scheint hier allerdings ebenfalls kaum ins Gewicht zu fallen.

Fest steht: Die meisten systemrelevanten Jobs erhalten in der Gesellschaft einfach nicht die Wertschätzung, die sie verdienen. Während Krisen steigt die Aufmerksamkeit für die Menschen, die Tag und Nacht für uns im Einsatz sind. Doch sobald der Alltag wieder einkehrt, verschwinden sie aus dem Fokus.

Fazit: Die Realität systemrelevanter Berufe

Die Menschen in den systemrelevanten Berufen sind das Fundament unserer Gesellschaft – ohne sie steht alles still. Doch ein Blick auf die kununu-Gehaltsdaten zeigt: In der Bezahlung spiegelt sich die Verantwortung, die diese Menschen tragen, nicht immer wider.

Pflegekräfte, Erzieher und viele andere leisten enorm viel, verdienen aber fast immer weniger als der Durchschnitt. Der Gehaltsunterschied zwischen einer Fachärztin und einem Krankenpfleger liegt teilweise bei mehr als 100.000 Euro brutto pro Jahr.Klar, das Gehalt ist nicht alles: Angenehme Arbeitsbedingungen, Aufstiegschancen und eine sinnstiftende Aufgabe tragen auch zur Zufriedenheit im Job bei. Trotzdem sollte eine faire Bezahlung, gleiches Gehalt für alle Geschlechter und Wertschätzung von Seiten der Gesellschaft eigentlich der Standard sein.