Befristeter Arbeitsvertrag: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Du hast gerade den Job deiner Träume entdeckt, wenn da nicht ein kleines Problem wäre: Der Arbeitsvertrag wäre zeitlich befristet. Aber ist das wirklich so schlimm? Unser Artikel soll dich dabei unterstützen, dich durch die Abwägung von Vor- und Nachteilen bewusst für oder gegen eine befristete Stelle entscheiden zu können. Außerdem erhältst du einen Überblick zur rechtlichen Situation in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Was ist ein befristeter Arbeitsvertrag?

Ein befristeter Arbeitsvertrag ist eine Vereinbarung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer:innen über eine zeitlich begrenzte Dauer eines Arbeitsverhältnisses. Grundsätzlich gibt es in Deutschland dabei laut § 14 Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) zwei unterschiedliche Befristungsarten:

Die 2. Befristungsarten

  • Befristeter Arbeitsvertrag mit Sachgrund
  • Befristeter Arbeitsvertrag ohne Sachgrund

Ein befristeter Arbeitsvertrag mit Sachgrund liegt vor, wenn es einen im TzBfG rechtlich anerkannten Grund für die Befristung gibt. Solche Gründe können beispielsweise eine Elternzeit- und Krankheitsvertretung oder vorübergehender Arbeitskräftebedarf aufgrund eines bestimmten Auftrags sein.

Dagegen ist ein befristeter Vertrag ohne Sachgrund nur zulässig, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Nach § 14 Abs. 2a TzBfG wäre das unter anderem in Start-ups der Fall. Den Gründer:innen wird hier mehr Spielraum gegeben, um Arbeitnehmer:innen in der Zeit vor der endgültigen Marktetablierung auch kurzfristig anzustellen.

Übrigens: Im Gegensatz zur Schweiz, wo es sowieso nur wenig zeitlich begrenzte Verträge gibt, spricht man auch in Österreich von sachlich begründet und unbegründet befristeten Jobs. Befristete Arbeitsverhältnisse enden unabhängig von ihrer Art automatisch mit Ablauf der vereinbarten Zeit, ohne dass eine Kündigung erforderlich ist. Allerdings ist es möglich, dass in einem befristeten Arbeitsvertrag eine ordentliche Kündigungsmöglichkeit vereinbart wird. Diese muss jedoch schriftlich festgehalten werden.

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Kleiner Exkurs: Warum vergeben Unternehmen eigentlich befristete Arbeitsverträge?

Rund 7,8 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befanden sich 2022 in Deutschland in einem befristeten Arbeitsverhältnis - Tendenz steigend! Aber warum ist das eigentlich so?

Das Statistische Bundesamt begründet den Anstieg befristeter Verträge unter anderem mit konjunkturellen Schwächephasen. Arbeitgeber können so flexibel auf saisonale oder projektbezogene Schwankungen im Personalbedarf reagieren. Können sie noch nicht genau abschätzen, wie sich die Wirtschafts- und Auftragslage entwickeln wird, können sie finanzielle Risiken durch kurzfristige Bindung minimieren.

Manche Arbeitgeber stellen dich aber auch befristet ein, weil sie zunächst testen wollen, wie gut du zum Unternehmen und dessen Kultur passt. Erst später möchten sie sich final für oder gegen ein unbefristetes Angebot entscheiden.

Wann darf ein Arbeitsvertrag befristet werden und wann nicht?

Vielleicht fragst du dich schon bei der Jobrecherche oder vor der Vertragsunterzeichnung: Ist die Befristung der Stelle eigentlich erlaubt? Die Antwort auf diese Frage unterscheidet sich von Land zu Land.

Regelung in Deutschland

In Deutschland dürfen Arbeitsverträge grundsätzlich befristet vergeben werden, wenn - wie oben erwähnt - ein sachlicher Grund gemäß § 14 TzBfG vorliegt. Liegt kein sachlicher Grund vor, ist die Befristung nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Diese Ausnahme betrifft unter anderem Start-ups, besonders junge Arbeitnehmer:innen (unter 25 Jahre) oder Langzeitarbeitslose.

Regelung in Österreich

Arbeitgeber in Österreich können Personen ebenfalls nur dann zeitlich begrenzt einstellen, wenn sie dies sachlich begründen können. Dazu zählt der Gesetzgeber unter anderem Saisonarbeit, Vertretungsbedarf oder bestimmte Ausbildungszwecke.

Regelung in der Schweiz

In der Schweiz sind befristete Arbeitsverträge jederzeit möglich. Das Obligationenrecht (OR) gibt keine bestimmten sachlichen Gründe für die Befristung vor. Stattdessen müssen Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber sich über den Anfangs- und Endpunkt des Arbeitsverhältnisses einig werden. Ob dies schriftlich, mündlich oder stillschweigend geschieht, ist jedoch irrelevant.

Die wichtigsten Unterschiede von unbefristeten und befristeten Verträgen

Unbefristete und befristete Verträge unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer zeitlichen Begrenzung. Wir haben dir die wichtigsten fünf Abgrenzungspunkte in einer Liste zusammengefasst.

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Die 5. wichtigsten Abgrenzungspunkte

    1. Dauer des Arbeitsverhältnisses: Dieser Aspekt liegt auf der Hand. Während unbefristete Arbeitsverträge eine unbeschränkte Laufzeit haben, werden befristete Jobs nur auf bestimmte Zeit vergeben.

    1. Kündigung und Beendigung des Arbeitsverhältnisses: Das Kündigungsschutzgesetz (KSchG) gewährt Arbeitnehmer:innen in unbefristeten Arbeitsverhältnissen einen erweiterten Kündigungsschutz. Willst du selbst kündigen, musst du dies zwar immer aktiv kundtun, es ist jedoch immer erlaubt. Bist du befristet beschäftigt, läuft dein Vertrag zu einem bestimmten Datum einfach aus. Eine Kündigung ist nicht erforderlich. Abseits davon kannst du deine Stelle nur kündigen oder selbst gekündigt werden, wenn dafür ein wichtiger Grund vorliegt.

    1. Vergütung und Sozialleistungen: Arbeitnehmer:innen in unbefristeten Verträgen erhalten häufig mehr Geld. Außerdem haben sie Anspruch auf Sozialleistungen (z.B. betriebliche Altersvorsorge). Prinzipiell kann das auch auf befristet angestellte Arbeitnehmer:innen zutreffen. In der Praxis verdienen sie jedoch rund 19 Prozent weniger als ihre unbefristet eingestellten Kolleg:innen und erhalten weniger oder keine Benefits und Sozialleistungen.

    1. Urlaubsanspruch: Ähnlich sieht es beim Thema Urlaubsanspruch aus. Arbeitnehmer:innen mit unbefristetem Vertrag profitieren oft von mehr Urlaubstagen als befristet Angestellte. Das kann sich auf deine Work-Life-Balance auswirken.

    1. Aufstiegsmöglichkeiten: Beförderungen werden in der Regel nur an Menschen vergeben, die langfristig für ein Unternehmen arbeiten. Das bedeutet, dass du als unbefristet angestellte:r Arbeitnehmer:in hier vermutlich bevorzugt wirst. Deine Kolleg:innen mit zeitlich begrenztem Arbeitsverhältnis dürften trotz guter Leistung leer ausgehen.

Die Unterschiede haben nicht nur Auswirkungen auf deine Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer:in, sondern bilden auch die Basis für die Beurteilung der Vor- und Nachteile von befristeten Stellen.

Das sind die Vorteile von befristeten Jobs

Zuerst einmal: Ob und welche Vorteile bzw. Nachteile ein befristeter Job für dich haben kann, hängt von deiner individuellen Situation und deinen Bedürfnissen ab. Brauchst du viel Planungssicherheit, um nicht ständig in finanziellem Stress zu sein, können die Vorteile einer Befristung dies vielleicht nicht aufwiegen. Aber nun sehen wir uns die positiven Aspekte erst einmal genauer an:

Vorteile

  1. Flexibilität: Du weißt noch nicht, wo du beruflich wirklich hin willst? Ein befristeter Job gibt dir die nötige Zeit, um dir über deine Zukunft klarer zu werden. Willst du später weiter im Unternehmen oder in einem ähnlichen Bereich bleiben, haben sich Türen für dich geöffnet. Solltest du stattdessen gemerkt haben, dass der Beruf gar nicht zu dir passt, kannst du den Vertrag einfach auslaufen lassen.
  2. Einblick in beliebte Unternehmen: Befristete Verträge bieten dir die Möglichkeit, in besonders beliebten Unternehmen unterzukommen. Mit deiner Leistung kannst du ihnen beweisen, dass sie in dir eine:n Mitarbeiter:in mit großem Potenzial gefunden haben.
  3. Gegenseitiges Beschnuppern: Arbeitgeber können befristete Arbeitsverträge als Probephase nutzen, um die Leistung von Mitarbeiter:innen zu testen. Aber auch du als Arbeitnehmer:in kannst das Unternehmen erstmal beschnuppern. Möchtest du hier langfristig arbeiten oder siehst du den Job eher als Karrieresprungbrett?
  4. Konzentration auf Projekte: Häufig werden Stellen befristet vergeben, um einen kurzfristigen Bedarf an Personal für bestimmte Projekte abzudecken. Du kannst an diesen mitwirken und dich auf genau diese spezielle Aufgabe konzentrieren.
  5. Erfahrungshorizont erweitern: Du hast Lust auf unterschiedliche Berufserfahrungen und möchtest deine Fähigkeiten erweitern? Durch befristete Jobs können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verschiedene Branchen, Arbeitsumgebungen und Aufgabenbereiche kennenlernen. Für zukünftige Stellen kann das im besten Fall einen finanziellen Vorteil bieten.

Das sind die Nachteile von befristeten Arbeitsverträgen

Die Nachteile einer Jobbefristung können für dich als Arbeitnehmer:in schwerwiegend sein. Das sind die gängigsten Punkte, die dich an einer Vertragsunterzeichnung hindern könnten:

Nachteile

  1. Finanzielle und berufliche Unsicherheit: Als befristet angestellte:r Arbeitnehmer:in hast du keine langfristige Stabilität. Hinsichtlich deiner finanziellen Situation und beruflichen Zukunft kann demnach Unsicherheit entstehen. Das kann wiederum eine psychische Belastung darstellen.
  2. Weniger Gehalt und Sozialleistungen: Arbeitnehmer:innen haben in befristeten Stellen möglicherweise weniger Sozialleistungen und werden schlechter bezahlt als ihre unbefristet eingestellten Kolleg:innen.
  3. Eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten: Und wieder eine Beförderung, bei der du übergangen wurdest. Die Befristung deines Arbeitsverhältnisses kann deine Aufstiegsmöglichkeiten einschränken. Deine individuelle Leistung kann weniger zählen als bei anderen.
  4. Mangelnde Integration: Kein Zugriff auf Ordner für unbefristete Mitarbeiter:innen und kein gratis Mittagessen in der Mensa - das kann dazu führen, dass du dich im Unternehmen schlechter integriert und immer etwas außen vor fühlst.

Rechtliches und wichtige Fragen

Bei den rechtlichen Gegebenheiten rund um befristete Arbeitsverhältnisse kann man schon einmal den Überblick verlieren. Aus diesem Grund folgen nun die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema - darunter auch, ob und wie häufig ein zeitlich begrenzter Vertrag eigentlich verlängert werden darf.

Wann wird ein Arbeitsvertrag automatisch unbefristet?

Dein befristetes Arbeitsverhältnis wird ohne dein explizites Zutun unbefristet. Das klingt traumhaft und ist aus verschiedenen Gründen durchaus möglich. Bist du Arbeitnehmer:in in der Schweiz, wäre das der Fall, wenn du nach Ablauf der Befristung weiterhin für deinen Arbeitgeber tätig bist. Es braucht für die Entfristung keinen neuen Arbeitsvertrag.

In Deutschland regelt das TzBfG die Bedingungen für die Befristung von Arbeitsverträgen. Arbeiten Arbeitnehmer:innen nach Ablauf der Befristung ohne neuen Vertrag weiter (§ 16 TzBfG) oder verstößt der Arbeitgeber gegen die Sachgründe bzw. rechtlichen Vorgaben, wird das Arbeitsverhältnis unbefristet.

Nach österreichischem Recht wird ein befristeter Arbeitsvertrag automatisch zu einem unbefristeten, wenn der Arbeitgeber die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nach Ablauf der Befristung nicht schriftlich bestätigt oder wenn Arbeitnehmer:innen nach Ablauf der Befristung weiterarbeiten und der Arbeitgeber dies nicht ausdrücklich ablehnt.

Gut zu wissen: Will ein Unternehmen in Deutschland eine Stelle befristen, muss es dies schriftlich im Vertrag festhalten. Sofern nur eine mündliche Übereinkunft stattgefunden hat, ist die zeitliche Beschränkung nichtig und du bist unbefristet eingestellt.

Befristeter Arbeitsvertrag: Wie oft kann er verlängert werden?

Statt eines unbefristeten Vertrags bietet dir dein Arbeitgeber schon wieder eine befristete Anstellung an. Darf er das? Unter Umständen ja.

Deutsche Unternehmen können befristete Arbeitsverträge gemäß § 14 Abs. 2 TzBfG grundsätzlich bis zu dreimal verlängern. Die Gesamtdauer der Befristung darf dabei zwei Jahre nicht überschreiten. Befindest du dich in einer sachgrundlosen Befristung, darf diese maximal 18 Monate andauern.

Eine weitere Befristung ist in Österreich zulässig, sofern dafür ein sachlicher Grund vorliegt. Die Gesamtdauer der Befristung darf dabei drei Jahre nicht überschreiten.

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Verbot von Kettenverträgen

Österreich und die Schweiz verbieten Unternehmen, Kettenverträge abzuschließen. Das bedeutet, dass du als Arbeitnehmer:in nach Ablauf eines befristeten Vertrags keinen weiteren befristeten Vertrag erhalten darfst. Eine Ausnahme gibt es zumindest: Sollte ein wichtiger Grund für die fortdauernde Befristung bestehen, ist ein Kettenvertrag in beiden Ländern unter Umständen zulässig.

Auch in Deutschland dürfen Kettenarbeitsverträge abgeschlossen werden, wenn weiterhin ein Sachgrund dafür vorliegt. Um Missbrauch dieser Regel zu vermeiden, sollten weitere Befristungen jedoch nicht häufiger als fünf Mal geschlossen werden. 

Was tun, wenn der Vertrag ausläuft?

Frühzeitige Kommunikation ist unerlässlich! Läuft dein Vertrag bei einem Unternehmen in Kürze aus, solltest du unbedingt mit deiner Führungskraft über deine Zukunft sprechen. Du kannst im Gespräch nachfragen, ob eine Verlängerung deines Vertrags möglich ist. Zusätzlich solltest du dich erkundigen, inwiefern eine Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis umsetzbar ist. Lass dir etwaige Zugeständnisse unbedingt schriftlich geben.

Hast du bemerkt, dass du lieber in einem anderen Betrieb weiterarbeiten möchtest? Das solltest du deiner:m Vorgesetzten unbedingt mitteilen. Ansonsten geht dein Arbeitgeber womöglich von einer Verlängerung aus, die du eigentlich gar nicht möchtest.

Kündigung von befristeten Verträgen

Vor Ablauf der Befristung zu kündigen, ist für Arbeitnehmer:innen eigentlich verboten. Erfreulicherweise gibt es jedoch Ausnahmen, die eine Kündigung doch möglich machen. Nach § 15 TzBfG kannst du ordentlich kündigen, sofern in deinem Einzelvertrag oder im Tarifvertrag eine Kündigungsmöglichkeit definiert wurde.

Solltest du in deinem Job eine Probezeit haben, kannst du währenddessen ebenfalls deine Kündigung einreichen. Ansonsten bleibt dir ein beidseitiger Aufhebungsvertrag, dem dein Arbeitgeber allerdings zustimmen muss. Ähnliche Regelungen gibt es in Österreich und der Schweiz.

Bekommt man nach einem befristeten Vertrag Arbeitslosengeld?

Mindestens drei Monate vor Ende deines Arbeitsvertrags solltest du dich bei der Bundesagentur für Arbeit melden. Nur dann erhältst du - sofern du keinen neuen Job gefunden hast - bei Nichtverlängerung sofort Arbeitslosengeld. Bei Verstoß gegen diese Frist kann die Bundesagentur für Arbeit die Zahlung bis zu drei Monate lang aussetzen.

Nicht vergessen: Anspruch auf Arbeitslosengeld hast du nur dann, wenn du in den 30 Monaten vor Ende deines Dienstverhältnisses mindestens zwölf Monate pflichtversichert oder freiwillig versichert gearbeitet hast. Des Weiteren musst du nachweisen können, dass du aktiv nach einer neuen Stelle suchst. Hast du allerdings einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet, bekommst du aufgrund von Selbstverschulden der beruflichen Situation in der Regel kein Arbeitslosengeld.

Letztes Update: 2. Mai 2024