Unterbezahlt im Job? Anzeichen & was du tun kannst
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Wer im Job motiviert ist und gute Leistung zeigt, hat ein angemessenes Gehalt und hin und wieder auch eine Gehaltserhöhung verdient. Mehr Geld trotz guter Performance bekommen allerdings nicht alle Arbeitnehmer:innen. Laut einer repräsentativen Studie von XING fühlen sich vier von zehn Berufstätigen unterbezahlt mit negativen Auswirkungen auf die Motivation und auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Job. „Bin auch ich unterbezahlt?“, fragst du dich nun? Erfahre in diesem Artikel mehr über die Anzeichen für eine Unterbezahlung und was du tun kannst.
Bin ich unterbezahlt? Die Anzeichen
1. Die letzte Gehaltserhöhung war vor Jahren
Als Arbeitnehmer:in hast du keinen gesetzlichen Anspruch auf regelmäßige Gehaltserhöhungen. Wenn du dauerhaft eine gute Leistung zeigst und dein Unternehmen davon profitierst, kannst du jedoch erwarten, dass dein Gehalt angepasst wird. Wer geschickt verhandelt, sollte in der jährlichen Gehaltsverhandlung im bestehenden Job zwischen drei und sieben Prozent rausholen können. Bei einer Beförderung können und sollten es aber über zehn Prozent sein. In deinem Unternehmen gibt es keine regelmäßigen Gehaltsverhandlungen und deine letzte Gehaltserhöhung liegt schon Jahre zurück oder hat noch nie stattgefunden? Dann spricht einiges dafür, dass du unterbezahlt bist.
2. Deine Kolleg:innen verdienen mehr
Kolleg:innen mit ähnlicher Erfahrung und in einer vergleichbaren Position verdienen mehr als du? Das ist ein deutlicher Hinweis, dass du unterbezahlt bist im Job. Wenn du dir wirklich sicher bist, dass du dich in den direkten Vergleich mit den entsprechenden Kolleg:innen setzen kannst, hast du gute Karten: Seit 2017 greift in Deutschland nämlich das Entgelttransparenzgesetz. Das Gesetz soll dafür sorgen, Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen abzubauen, die mit gleichem Erfahrungsgrad die gleichen Tätigkeiten ausführen.
Übrigens: Gehalt ist keine Verhandlungssache
Im Februar 2023 erging ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt, wonach Arbeitgeber verpflichtet sind, männlichen und weiblichen Arbeitnehmern für gleiche Arbeit den gleichen Lohn zu zahlen, unabhängig von Verhandlungsgeschick oder anderen Faktoren. Das Urteil widerspricht häufig genannten Argumenten, dass Männer aufgrund ihrer besseren Verhandlungsfähigkeiten ein höheres Gehalt verdienen sollten.
Der Anlass für dieses Urteil war eine Klage einer Mitarbeiterin gegen ein Metallunternehmen aufgrund ungleicher Bezahlung bei Arbeitsantritt. Obwohl der Mitarbeiterin zu Beginn des Arbeitsverhältnisses ein monatliches Gehalt von 3500 Euro angeboten wurde, erhielten zwei männliche Kollegen deutlich höhere Gehälter. Der Arbeitgeber begründete diese Differenz mit dem angeblich besseren Verhandlungsgeschick der Männer. Das Gericht entschied jedoch, dass dies eine geschlechtsbedingte Benachteiligung darstellt und sprach der Klägerin einen entgangenen Lohn in Höhe von 14.500 Euro sowie eine Diskriminierungsentschädigung in Höhe von 2000 Euro zu.
3. Andere Unternehmen zahlen mehr
Nicht nur im Vergleich mit deinen direkten Kolleg:innen im gleichen Unternehmen kannst du Antwort finden auf die Frage „Bin ich unterbezahlt?“. Du solltest dich auch darüber informieren, welche Gehälter andere Unternehmen für Mitarbeiter:innen in deiner Position zahlen: Auf kununu kannst du anonym dein Gehalt vergleichen und dir ein besseres Bild über deine aktuelle Situation verschaffen.
4. Der Unternehmenserfolg kommt nicht bei den Mitarbeiter:innen an
Die Höhe der Gehälter und die Gehaltserhöhungen stehen im Zusammenhang mit dem Unternehmenserfolg. Ein Unternehmen, das sich in einer wirtschaftlichen Krise befindet oder eine Neuausrichtung durchläuft, muss die Personalkosten stärker im Blick behalten als ein erfolgreiches Unternehmen. Dein Unternehmen veröffentlicht eine Erfolgsmeldung nach der anderen und streicht hohe Gewinne ein, von denen nichts an die Mitarbeiter:innen weitergegeben wird? Auch das spricht dafür, dass du unterbezahlt bist.
5. Deine (Fach-) Expertise wird nicht bezahlt
Verfügst du über eine spezielle Expertise in deinem Bereich, von der dein Unternehmen profitiert? In Zeiten des Fachkräftemangels haben viele Unternehmen Probleme, offene Stellen zu besetzen. Wahrscheinlich hätte auch dein Arbeitgeber Schwierigkeiten, eine:n Nachfolger:in für dich zu finden. Du kannst also durchaus erwarten, dass deine Erfahrung und Fachexpertise auch in Form von Gehalt wertgeschätzt werden.
Unterbezahlt im Job. Das kannst du tun
Festzustellen, dass du unterbezahlt bist, kann demotivieren und frustrieren. Unser Tipp ist jedoch: Versuche, es positiv zu sehen. Schließlich ist die Feststellung, dass du unterbezahlt bist, der erste Schritt, etwas dagegen zu tun. Auf die Dauer solltest du dich nicht unter Wert verkaufen und ausnutzen lassen, sondern aktiv werden.
Verhandle dein Gehalt neu
Vielen Arbeitnehmer:innen ist es unangenehm, ihr Gehalt zu verhandeln oder um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Dies kann sogar ein Grund dafür sein, dass du unterbezahlt bist. Zur Gehaltsverhandlung gehören immer zwei Parteien – wenn du das Angebot deines Unternehmens annimmst, ohne zu verhandeln, kann das in die Unterbezahlung führen. Ähnliches gilt für die Gehaltserhöhung: Die wenigsten Unternehmen bieten Gehaltserhöhungen von sich aus an. Der Impuls muss von dir kommen und du solltest die richtigen Argumente parat haben. Wenn du feststellst, dass du unterbezahlt im Job bist, ist es definitiv an der Zeit, das Gespräch mit deinen Vorgesetzten zu suchen. Mit unseren Tipps für die Gehaltsverhandlung bist du dafür bestens gewappnet.
Steigere deinen Wert
Je mehr dein Unternehmen von dir profitiert, desto unentbehrlicher bist du. Je unentbehrlicher du bist, desto schwerwiegender sind deine Argumente für mehr Gehalt. Bist du unterbezahlt im Job, aber abgesehen vom Gehalt fühlst du dich wohl im Unternehmen? In diesem Fall lautet unser Tipp: Analysiere, was du unternehmen kannst, um deine Position im Unternehmen zu verbessern. Vielleicht macht eine Fortbildung Sinn? Oder ein freiwilliges Zusatzprojekt oder eine Publikation in einem Fachmedium für deine Branche? Finde in deiner individuellen Situation die richtige Möglichkeit, deinem Unternehmen zu zeigen, dass du mehr Wert bist als das Gehalt, dass du aktuell bekommst.
Orientiere dich neu
Wenn du dich besonders stark unterbezahlt fühlst und die Chancen einer Gehaltserhöhung oder -anpassung gering sind, solltest du dich nach einer neuen beruflichen Herausforderung umsehen. Bereite dich auf die Gehaltsverhandlung für deinen neuen Job sorgfältig vor, damit du nicht in die gleiche Falle tappst. Informiere dich auf kununu über die Gehälter für deinen Jobtitel, definiere deine Gehaltsvorstellung und lege dir die richtigen Argumente zurecht.
Unterbezahlt als Frau?
Frauen verdienen im Schnitt immer noch weniger als Männer, nämlich 17 Prozent im Jahr 2023. Der Gender Pay Gap hat tiefreichende gesellschaftliche und strukturelle Gründe, gleichzeitig verhandeln Frauen ihr Gehalt weniger häufig oder intensiv wie ihre männlichen Kollegen. Erfahre mehr über den Gender Pay Gap und was du als Frau tun kannst, wenn du unterbezahlt bist:
letztes Update: 13. März 2024