Die häufigsten Fragen im Bewerbungsgespräch und warum sie gestellt werden

Gibt es im Bewerbungsgespräch Fragen, auf die man sich – neben fachlichem Wissen – vorbereiten kann? Definitiv! Denn Personaler:innen haben schließlich alle das gleiche Ziel: herausfinden, ob du in das Unternehmen passt. Dementsprechend gibt es typische Bewerbungsfragen, um verschiedene Bereiche deines bisherigen Arbeitslebens, aber auch deine Persönlichkeit abzuklopfen.  

Neben dem Gesamteindruck und deinen Qualifikationen, spielen deine Antworten im Vorstellungsgespräch also eine entscheidende Rolle. Damit du in Zukunft gut vorbereitet bist, findest du hier die häufigsten Bewerbungsfragen und warum sie gestellt werden. 

Fragen im Bewerbungsgespräch: Was Recruiter wissen wollen

Ein Bewerbungsgespräch ist im besten Fall kein Verkaufsgespräch. Natürlich solltest du dich gut und authentisch präsentieren. Es ist aber sinnvoller, dieses Kennen als einen Moment zu verstehen, in dem du deine besten Fähigkeiten klar und verständlich aufzeigst, um für etwas Geld zu bekommen, das du wirklich gut und gerne machst.  

Das erste Kennenlernen ist eine gute Möglichkeit herauszufinden, ob du deine Fähigkeiten diesem Unternehmen zur Verfügung stellen möchtest oder nicht. Genauso möchten der Recruiter oder die Recruiterin herausfinden, ob deine Skills und du als Person genau das sind, was das Unternehmen aktuell braucht. Eine Bewerbungssituation ist im besten Fall also mehr ein Dialog und weniger dein Versuch, dich anzubiedern. 

Je nach Branche und Stelle gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Für manche Recruitingprozesse ist es durchaus sinnvoll, sich vornehmlich auf Hard Skills zu konzentrieren und eine Liste von Fähigkeiten abzuhaken. In den meisten Bewerbungsgesprächen finden sich jedoch übereinstimmende und wiederkehrende Fragen, die vor allem darauf abzielen, eine Person und ihre Motivation besser kennenzulernen. 

Teile deine Erfahrung mit Bewerbungsprozessen von Unternehmen. Folge dazu dem Link.

Die häufigsten Fragen im Bewerbungsgespräch und warum sie gestellt werden

Biographische Fragen im Bewerbungsgespräch:

    • Führen Sie uns durch Ihren Lebenslauf.
    • Wie sehen Ihre Ziele für die nächsten Jahre aus?
    • Wie sehen Ihre Gehaltsvorstellungen aus?
    • Warum haben Sie da eine Lücke im Lebenslauf?

Für Personaler:innen ist es wichtig, den Werdegang von den Bewerber:innen persönlich zu hören, weil Tonalität, Wortwahl und Stimmfarbe schon einen Eindruck über die eigene Biographie vermitteln können.  
Warum hast du den beruflichen Weg so beschritten? Welche Entscheidungen hast du auf dem Weg dahin getroffen? Hast du mehrere Studien begonnen? Warum? Wohin möchtest du? Hier stellt sich schließlich heraus, ob die Art und Weise, wie du Entscheidungen triffst und wo du dich selbst in Zukunft siehst, zum Unternehmen passt. 

Weitere Fragen:

    • Wie sind Sie auf unser Unternehmen gekommen
    • Was wissen Sie über unser Unternehmen?
    • Warum haben Sie sich beim Unternehmen beworben?
    • An welchen Aufgaben haben Sie am meisten Spaß?
    • Warum wollen Sie Ihre derzeitige berufliche Situation verändern?
    • Wodurch erfahren Sie Bestätigung?
    • Was motiviert Sie, jeden Tag auf die Arbeit zu gehen?
    • Wie sieht die ideale Arbeitsumgebung für Sie aus?

Bekommst du diese Fragen im Bewerbungsgespräch gestellt, zielen sie vornehmlich darauf ab herauszufinden, welches Mindset du mitbringst und ob du die Werte und Ziele des Unternehmens teilst. Bist du jemand der eher introvertiert ist und eine ruhige Arbeitsatmosphäre braucht, kann es sein, dass du an der Wall Street nicht die Bedingungen findest, die dir entgegenkommen. Außerdem können so sozial erwünschte Antworten vermieden werden. Du brauchst Ruhe und Beständigkeit, bewirbst dich aber bei einem Start-Up? Kommen hier Ungereimtheiten zu Tage, die sich nicht erklären lassen, können die Recruiter:innen weitergehen und die Hintergründe erfahren. Was ist es, was du wirklich suchst? Oder bist du vielleicht nicht zu 100 Prozent am Job interessiert?

Fragen zu Achievements

    • Was sind Ihre persönliche Stärken und Schwächen?
    • Was waren bisher Ihre größten Erfolge? Oder auch Misserfolge?

Hierbei geht es vor allem darum zu verstehen, wie der Kandidat bzw. Die Kandidatin Erfolg ganz subjektiv messen und wahrnehmen. Was bedeutet Erfolg für dich, welche Faktoren führen dazu und welche Learnings ziehst du aus Misserfolgen? Hier wird auch überprüft, wie du "Scheitern" oder "Fehler" reflektierst. Klassische Beispiele und charmante Antworten auf die Stärken-Schwächen-Frage findest du hier.

Fragen im Bewerbungsgespräch zur Perspektive

    • Wenn Sie sich Ihren  Traumjob selbst gestalten könnten, wie würde der aussehen?
    • Beschreiben Sie, was ein gutes Team für Sie ausmacht?

Hier geht es vor allem darum herauszufinden, wie jemand die Rolle im eigenen Team auffasst und welchen Beitrag man zu einem funktionierenden Team leisten möchte. Außerdem verraten diese Fragen deine persönlichen Bedürfnisse in der Arbeitssituation und geben den Personaler:innen so die Möglichkeit zu evaluieren, ob das Unternehmen diese Bedürfnisse erfüllen kann. 

Das übergeordnete Ziel all dieser Fragen ist es, im Bewerbungsgespräch die Authentizität deiner Person zu überprüfen. Sind Antworten und Verhalten stimmig? Recruiter:innen wollen schlussendlich herausfinden, wie du dich bisher verhalten hast und leiten im besten Fall daraus ab, wie du dich (vermutlich) in Zukunft verhalten wirst und ob das zum Unternehmen passt. Für dich bietet das natürlich im selben Ausmaß die Möglichkeit zu erfahren, wie das Unternehmen arbeitet und ob das deiner Arbeitsweise entspricht. 

"Hätte man 2 Möbelstücke statt den Abteilungsvertretern hingestellt, wärs aufs selbe hinausgelaufen - desinteressiert und Informationen musste man rausquetschen"

Eine 1.4

Fragen im Vorstellungsgespräch, die unangenehm sein können 

Warum gerade Sie? 

Kein Wunder, dass diese Frage bei Bewerber:innen Unbehagen auslösen kann, denn du möchtest dich in einem guten Licht darstellen, aber gleichzeitig nicht arrogant rüberkommen. Hier ist Ehrlichkeit gefragt – und das erfordert Selbstreflexion. Dem HR-Team geht es bei dieser Frage nämlich vor allem darum zu erkennen, ob du in die Unternehmenskultur passt – und das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass du langfristig glücklich in diesem Job werden kannst. Mehr Input, wie du auf diese Bewerbungsfrage antworten kannst, findest du hier.

Warum wechseln Sie? 

Hier ist die richtige Balance aus Diplomatie und Ehrlichkeit gefragt. Denn Fakt ist: Niemand wechselt den Job, wenn alles perfekt ist. Ob zu wenig Geld, nervige Chefs oder langweilige Aufgaben – irgendeinen Punkt wird es immer geben, der dich zur Neuorientierung motiviert hat. Das wissen auch Personaler:innen, weshalb es ok ist, hier mit offenen Karten zu spielen. Aber: Sprich trotzdem respektvoll über deinen bisherigen Arbeitgeber und verfalle nichts ins Lästern (auch nicht, wenn dein Gegenüber damit anfängt, das könnte ein Test sein). Mehr Inspiration, wie du auf die Frage nach dem Jobwechsel antworten kannst, findest du hier.

Umgang mit unangebrachten Fragen im Bewerbungsgespräch 

Wenn es zu persönlich wird: Das rät Karriereberaterin Nane Nebel:

“Zu den grenzwertigen Fragen gehören Fragen wie: „Wie werden Sie den Spagat zwischen Arbeit und Muttersein hinbekommen?“, „Kommen Sie aus einem akademischen Elternhaus?“, „Haben Sie Familienangehörige, die Sie pflegen müssen?“, „Haben Sie Allergien?“. Bevor Sie schnell eine Antwort auf solche Fragen geben, plädiere ich für kurzes Innehalten. (…) Zum einen sorgt ein kurzes Schweigen dafür, dass Ihr Gegenüber vielleicht doch noch merkt, dass mit der Frage die Grenze des Anständigen überschritten ist. (…) 

Nach dieser Schweige-Pause würde ich empfehlen, statt einer Antwort eine Nachfrage zu stellen. In höflichem Tonfall natürlich: „Könnten Sie mir bitte sagen, inwiefern Ihre Frage und meine Antwort für diese Stelle wichtig ist?“(…). Was der Fragestellende daraus ableitet, kann Ihnen wichtige Hinweise auf die Kultur des Unternehmens und den vorherrschenden Führungsstil geben.” 

So bereitest du dich auf Fragen im Bewerbungsgespräch vor 

So aufregend ein Bewerbungsgespräch ist, so ist es doch immer auch eine gute Möglichkeit, mehr über sich selbst zu erfahren. Damit du nicht erst im Gespräch selbst neue Erkenntnisse über dich sammelst, ist es sinnvoll, die häufigsten Fragen für dich schon vorher zu beantworten. Dazu kannst du sie dir hier heraus kopieren und in einem Word-Dokument selbst beantworten. Ganz frei von der Seele. Du wirst schnell merken, was dich wirklich motiviert, wo es womöglich Unstimmigkeiten gibt oder wie du Unklarheiten in positive Stärken umformulieren kannst. Wer konkret weiß, wohin es in Zukunft gehen soll und was die eigenen Bedürfnisse sind, kann das auch ganz selbstbewusst kommunizieren.  

Icon Glühbirne

Übrigens

Nicht vergessen: Auch du darfst Fragen stellen. Das gibt dir nicht nur die Möglichkeit, das Unternehmen besser kennenzulernen, sondern zeigt auch Eigeninitiative und Interesse. Erfahre hier, welche Fragen bei Personaler:innen gut ankommen.

Woran du erkennst, dass das Recruiting in dem Unternehmen vielleicht nicht optimal ist

(Übrigens sehr wichtig, denn der erste Eindruck und Umgang verrät dir vermutlich schon, was du generell vom Unternehmen zu erwarten hast)

  • Der Bewerbungsprozess ist sehr lang und undurchsichtig für dich.
  • Das Interesse und Engagement scheint überschaubar zu sein.
  • Das Auswahlverfahren ist unverhältnismäßig hart für die ausgeschriebene Stelle. (Ein Stressinterview mag für die Stelle des CEO einer Bank notwendig sein, für die Stelle als Marketing Manager oder Fachverkäufer jedoch häufig nicht.)
  • Deine Antworten auf deine Bewerbungsfragen werden im Bewerbungsgespräch einfach akzeptiert und ohne Rückmeldung abgehakt.
  • Es ist mehr ein Monolog, als ein Dialog.

Falls du derzeit auf Jobsuche bist und dein neuer Arbeitgeber bestimmte Benefits wie z.B. Home Office, Mitarbeiterevents oder Hunde am Arbeitsplatz erfüllen sollte, dann nutze auf kununu die Filter-Funktion, um den passenden Arbeitgeber für dich zu finden.

Letztes Update: 13. Februar 2023