Telefoninterview – so überzeugst du im Bewerbungsgespräch
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Ja, auch in Zeiten von Video-Calls gibt es noch diesen Kommunikations-Klassiker: ein telefonisches Vorstellungsgespräch. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Gerade dann, wenn Personaler:innen noch im Frühstadium ihrer Auswahl sind, spart es Zeit und Energie, zum Telefon zu greifen, statt sich vor Ort zu treffen. Auch wenn nur ein paar offene Fragen ausstehen, die die Bewerbungsunterlagen nicht beantworten, für eine potenzielle Einladung aber entscheidend sind, ist ein Telefoninterview üblich. Denn im Vergleich mit einem Video-Call ist es einerseits weniger verbindlich, kann andererseits aber sehr aufschlussreich sein.
Vorteile des Telefoninterviews
Am Telefon fallen Körpersprache und optische Merkmale weg – das mag zwar auf den ersten Blick mehr Distanz erzeugen und die Kommunikation erschweren, gleichzeitig kann so der Fokus auf dem Inhalt liegen. Außerdem können durch den rein telefonischen Erstkontakt einige Unconscious Bias vermieden werden, zum Beispiel eine internalisierte Voreingenommenheit bezüglich Hautfarbe, Styling und bestimmten körperlichen Merkmalen.
Auch auf der Seite der Bewerber:innen entstehen Vorteile: Einerseits bleibt möglicherweise eine lange Anreise erspart oder es muss nicht extra technisches Equipment (wie ein videofähiger Laptop) besorgt werden. Andererseits hilft die Distanz eines Telefoninterviews gerade schüchternen oder introvertierten Menschen, sich im Erstkontakt selbstsicherer zu präsentieren.
Doch ein Vorstellungsgespräch am Telefon bedeutet noch lange nicht, dass du ihm weniger Fokus und Aufmerksamkeit schenken solltest. Auch hier gilt: Vorbereitung und Setup müssen stimmen.
Bewerbungsgespräch am Telefon – aber nicht auf der Couch
Ein Telefoninterview führt man bestens an einem Ort, an dem man ungestört ist und Ruhe hat, sich aber auch wohl fühlt. “Trotzdem bloß nicht im Café oder Bett“, erklärt Karrierecoachin Jessica Wahl im Gespräch mit dem Magazin Business Punk. “Die Stimme verändert sich mit der Haltung. In einer Businesssituation am Schreibtisch und richtig angezogen, spricht man viel professioneller als mit Jogginghose auf der Couch oder im Bett.”
Tipps für das Telefoninterview
Wenn du ein paar einfache Tipps und Tricks beachtest, steht einem souveränen und authentischen Auftritt am Telefon nichts im Weg. In unserem Telefoninterview-Guide bekommst du wertvollen Input für dein anstehendes Bewerbungsgespräch.
1. Die Vorbereitung
Für die Vorbereitung auf das Telefoninterview solltest du dir ausreichend Zeit nehmen, denn diese Vorarbeit gibt nicht nur dir selbst mehr Sicherheit im Gespräch, auch dein:e Gesprächspartner:in wird spüren, dass du dich vorbereitet hast und dem potenziellen Job motiviert und engagiert entgegenblickst. Und dieser erste Eindruck hat sicherlich Einfluss auf den Bewerbungserfolg.
Informationen über das Unternehmen sammeln
Informiere dich umfassend über das Unternehmen, die Produkte und die Kundschaft, um einen inhaltlichen Eindruck zu bekommen. Auch Historie, Vision und Teamstrukturen spielen eine wichtige Rolle. Dazu kannst du dich zum Beispiel auf der Website und den Social-Media-Kanälen der Firma umschauen oder auf kununu nach deinem potenziellen neuen Arbeitgeber suchen.
Ansprechperson herausfinden
Viele Unternehmen geben in der Einladungsmail zum Telefoninterview den/die Gesprächspartner:in bekannt. Ist dem nicht so, ist es in jedem Fall sinnvoll, sich darüber schlau zu machen, wer die Person ist, die du über das Telefon überzeugen möchtest. So gewinnst du Sicherheit und weiß ungefähr, auf wen du dich einstellen solltest.
Stellenbeschreibung genau lesen
Überprüfe Überschneidungen zwischen deinem Profil und der ausgeschriebenen Stelle. Es ist wichtig zu wissen, welche Anforderungen gestellt werden und welche Fähigkeiten gefragt sind. Nicht selten kommt es vor, dass dein Gegenüber fragt, welche Tätigkeit dich am meisten angesprochen hat oder in welchem Bereich du schon besonders viel Erfahrung mitbringst. Außerdem kannst du dir so schon eine Antwort parat legen, wenn nach bestimmten Anforderungen gefragt wird, die dein Lebenslauf (noch) nicht erfüllt.
Werdegang zusammenfassen
Personalverantwortliche hören gerne eine Zusammenfassung deines bisherigen Lebenslaufs. Bereite dich darauf besonders gut vor. Beantworte dafür folgende Frage für dich selbst: Was waren die Highlights bis jetzt, die aufgrund der ausgeschriebenen Position besonders relevant sein könnten? Die Antworten sollten sich demnach auch Großteils an den Anforderungen für die angebotene Stelle orientieren“, rät Karrierecoachin Jessica Wahl. Wichtig dabei: “Kurzes Intro, nur nicht zu lange sprechen. Es soll schließlich ein Dialog sein und kein Monolog.
Stärken und Schwächen überlegen
Der Klassiker. Es wird immer gerne die Frage gestellt, welche guten Eigenschaften ein:e Kandidat:in besitzt und wo möglicherweise noch Aufholbedarf besteht. Hierbei ist es auf jeden Fall gut, wenn man nicht erst grübeln muss, was einen auszeichnet und von anderen Bewerber:innen abhebt. Um aus dieser Frage einen Vorteil zu verschaffen, schau mal in unseren Ratgeber für Stärken und Schwächen im Vorstellungsgespräch.
Bereite Fragen an dein Gegenüber vor
- Wer Interesse zeigt, macht immer einen positiven Eindruck. Es ist ratsam, sich schon vor dem Gespräch zwei bis drei Fragen zu überlegen, die gestellt werden könnten, um zu zeigen, dass du den Bewerbungsprozess für wichtig empfindest und großes Interesse daran hast, mehr über das Unternehmen und die freie Position zu erfahren.
2. Die Begrüßung
Deine Begrüßung sollte professionell und respektvoll sein und vermitteln, dass du Lust hast, das Interview zu führen und mehr über die Position und das Unternehmen zu lernen. In diesem Fall gilt: Freundlich den Namen nennen und dem/der Interviewer:in das Gefühl geben, für dieses Gespräch bereit zu sein, etwa durch Floskeln wie: “Ich freue mich, in diesem Gespräch mehr über die ausgeschriebene Position zu erfahren.”
"Nach der Bewerbung kam rasch ein Telefoninterview und danach rasch ein persönliches Vorstellen."
3. Der Hauptteil
Hast du nun die Begrüßung gemeistert, ist es am einfachsten, sich nun vom Gegenüber leiten zu lassen. Personaler:innen haben viel Erfahrung mit Telefoninterviews und wissen vorab, welche Punkte sie besprechen möchten. Dabei solltest du offen und freundlich sein, gut zuhören und kannst natürlich bei Bedarf auch Rückfragen stellen. Da bei einem Telefongespräch die nonverbale Kommunikation fast vollends wegfällt, ist es natürlich schwieriger, Zeichen richtig zu deuten, etwa wenn dein Gegenüber das Wort ergreifen möchte. So kann es bei Telefoninterviews immer passieren, dass man einander ins Wort fällt. Das ist nicht weiter schlimm und kann bei wiederholtem Mal auch mit einem Augenzwinkern thematisiert werden. Authentizität ist beim Telefoninterview genauso wichtig wie bei Bewerbungsgesprächen vor Ort. Am Ende des Hauptteiles ist meistens noch Zeit, selbst Fragen zu stellen. Hier hast du einmal mehr die Chance mit deiner Persönlichkeit und deinem Interesse zu punkten.
4. Die Verabschiedung
Du hast nun den Großteil des Interviews hinter dir, doch es folgt noch ein wichtiger Punkt: die Verabschiedung. Hierbei ist es ratsam, sich für die Zeit des Gegenübers zu bedanken und nochmal einen guten Eindruck zu hinterlassen und Verbindlichkeit zu schaffen, etwa in dem man über die nächsten Schritte und Erreichbarkeiten spricht. Höfliche Abschiedsfloskeln, bei denen du etwa noch einen schönen Arbeitstag/Guten Feierabend/etc. wünschst, gehören zum guten Ton natürlich eh dazu.
Wer im Telefoninterview überzeugt, darf sich auf ein weiteres Gespräch freuen – nun in Persona. Und dank des ersten Kennenlernens am Telefon, an das man in der Kommunikation anknüpfen kann, ist das anschließende Bewerbungsgespräch gleich nicht mehr ganz so nervenaufreibend. Tipps dafür findest du hier.
letztes Update: 17. März 2023