Körpersprache im Vorstellungsgespräch: Warum ist sie so wichtig?
Inhaltsverzeichnis
Bei einem Bewerbungsgespräch können Kleinigkeiten darüber entscheiden, ob du für eine Stelle in Betracht gezogen wirst oder nicht. Eine dieser vermeintlichen Kleinigkeiten ist die Körpersprache. Was sie umfasst und warum sie tatsächlich sogar einen ziemlich großen Einfluss auf deine gesamte Kommunikation im Berufsleben nimmt, erklären wir dir jetzt. Außerdem bekommst du spannende Tipps, um deine Körpersprache zu trainieren und damit nachhaltig zu verbessern.
Was ist eigentlich Körpersprache?
Deine Körpersprache umfasst alle Kommunikationssignale, die du ohne Worte ausdrückst. Nonverbal kommunizierst du mit deiner Mimik, deiner Körperhaltung oder deiner Gestik. Schon neugeborene Babys drücken mit ihrer Körpersprache ihre Bedürfnisse und Gefühle aus. Mit der Zeit schwächt die Relevanz der Körpersprache nicht ab, sondern bleibt weiterhin ein sehr wichtiger Bestandteil der zwischenmenschlichen Interaktion.
Körpersprachliche Signale
- Gestik
- Mimik
- Berührungen
- Augenkontakt
- Körperhaltung
- Körperliche Orientierung
- Kopfhaltung
- Abstand zu anderen
Übrigens: Körpersprache wird wie verbale Sprache nicht überall gleich verstanden. Europäer:innen tendieren beispielsweise in Gesprächen dazu, viel Abstand zum Gegenüber zu lassen. In anderen Kulturen kann es dagegen völlig normal sein, auch mit Fremden sehr nah beisammen zu sitzen.
Körpersprache im Bewerbungsgespräch: Wieso ist sie so wichtig?
"Actions may speak louder than words" oder auf Deutsch: Das Verhalten kann mehr aussagen, als es Wörter können. Auch aus diesem Grund ist eine angemessene Körpersprache im Bewerbungsgespräch unerlässlich.
Das Beherrschen der non-verbale Kommunikation steht häufig für emotionale Intelligenz. Du zeigst damit, dass du andere Menschen und ihre Verhaltensweisen verstehst und sinnvoll darauf reagieren kannst.
Die Personalverantwortlichen erhalten mit dir und deinen getroffenen Aussagen ein Gesamtbild von dir. Für sie ist bei der Besetzung einer Stelle und der Beurteilung deiner Kompetenz nicht nur fachliches Wissen relevant. Nein, auch der Team Fit spielt eine große Rolle. Jemand, der keinen Blickkontakt herstellt oder aufgrund seiner Mimik und Gestik ablehnend wirkt, passt möglicherweise nicht in einen Job mit viel erforderlicher Teamarbeit. Ein zu geringer Sitzabstand könnte dagegen bedrohlich wirken.
So setzt du Körpersprache im Vorstellungsgespräch richtig ein
Der gezielte Einsatz von Körpersprache im Bewerbungsgespräch kann dir den entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz bringen. Natürlich hängt deine non-verbale Kommunikation individuell von der HR-Mitarbeiterin oder dem HR-Mitarbeiter ab. Worauf du jedoch allgemein achten solltest:
- Begrüßung: Meistens beginnt ein Vorstellungstermin mit einem festen Händedruck zur Begrüßung. Seit der Corona-Pandemie verzichten manche aber darauf und lächeln sich stattdessen freundlich an. Beides ist in Ordnung und sollte individuell an die Situation angepasst werden.
- Blickkontakt herstellen: Während des Gesprächs solltest du Blickkontakt halten. Das zeigt deinem Gegenüber dein Interesse und lässt dich selbstbewusst wirken.
- Aufrechte und offene Haltung: Der oder die Interviewer:in möchte, dass du ihm oder ihr aktiv zuhörst. Deine aufrechte und ihm oder ihr zugewandte Haltung macht das deutlich.
- Freundliche Mimik: Passe deine Mimik stets an den Gesprächsverlauf an. Wenn es passt, kannst du durch freundliches Lächeln oder weit geöffnete Augen punkten.
- Neutrale Gestik: Nervöse Gestik wie Fingerklopfen vermittelt Unsicherheit. Auf kritische Fragen solltest du abgesehen davon nicht mit einer ablehnenden Gestik - wie verschränkte Arme - reagieren. Achte stattdessen darauf, möglichst neutral zu bleiben.
- Ausreichend Abstand: Gib deinem Gegenüber ausreichend Abstand und setze dich nicht wenige Zentimeter daneben! Das wäre nur bei Freund:innen oder zumindest Bekannten okay.
- Verabschiedung: Hier gilt dasselbe wie bei der Begrüßung. Ein fester Händedruck zum Abschied ist immer angemessen. Du kannst dich aber ansonsten neben der verbalen Interaktion nur freundlich lächelnd verabschieden.
Du wirst vielleicht nicht all diese Tipps während des Vorstellungsgesprächs umsetzen können. Das ist einerseits der Aufregung geschuldet, andererseits hängt es von deiner Persönlichkeit ab. Diese solltest du nicht unterdrücken und dich als Menschen darstellen, der du eigentlich gar nicht bist. Immerhin soll der Job auch zu dir und deinen Bedürfnissen passen.
Im Job: Welche non-verbale Kommunikation ist wann angebracht?
Die Wichtigkeit der Körpersprache endet nicht beim Bewerbungsgespräch. Im Job ist sie mindestens genauso relevant. Grundsätzlich musst du aber nicht umdenken: Eine positive non-verbale Kommunikation läuft im Berufsleben eigentlich genauso wie bei Vorstellungsterminen.
Mit einer aufrechten Haltung wirkst du in Meetings selbstbewusst und kompetent. Blickkontakt macht deiner Kollegin, deinem Kollegen oder deiner Führungskraft im persönlichen Austausch dein Interesse deutlich und lässt dich zugänglich wirken. Deine neutrale und moderate Gestik lässt bei beruflichen Veranstaltungen Raum für positive soziale Interaktionen.
Ein spezieller Fall sind Konfliktsituationen. Fühlst du dich selbst von einer Handlung angegriffen oder bekommst negative Rückmeldung, musst du besonders auf deine Körpersprache achten. Atme tief durch, um Ruhe zu bewahren und deine Neutralität aufrecht zu erhalten. Gerade jetzt ist es wichtig, weiterhin Professionalität auszustrahlen und den Konflikt nicht durch als aggressiv interpretierbare Gestik oder Mimik noch zu verschlimmern.
Wie andere deine körpersprachlichen Signale deuten können
Im Vorstellungsgespräch, im Job, im Alltag und in der Freizeit: Menschen interpretieren ständig die verbalen und non-verbalen Kommunikationsausdrücke anderer, um passend darauf zu reagieren. Aber wie machen wir das eigentlich und welche komplexen Abläufe löst das im Gehirn aus?
Wie alles beginnt
Alles beginnt damit, dass dein dein Gegenüber einen visuellen Reiz (z.B. ein Lächeln oder wild gestikulierende Hände) von dir wahrnimmt und ihn im visuellen Cortex verarbeitet, einem Teil der Großhirnrinde.
Und schon beginnt der Teil, bei dem die non-verbalen Signale interpretiert werden. Daran ist unter anderem die Amygdala, eine bestimmte Struktur im Hirn beteiligt, die deiner Gesprächspartnerin oder deinem Gesprächspartner dabei hilft, bisher gespeicherte Informationen aus dem Gedächtnis abzurufen und emotionale Assoziationen herzustellen. Wie hat sie oder er früher auf diesen körpersprachlichen Ausdruck reagiert? Ist daraus eine positive, neutrale oder negative Situation entstanden?
Die oben genannten Beispiele - ein Lächeln oder wild gestikulierende Hände - werden in der Regel völlig unterschiedlich interpretiert und lösen demnach auch verschiedene Reaktionen aus. Kulturell bedingt steht ein Lächeln in Europa für Freude, Offenheit oder Freundlichkeit. Es ist wahrscheinlich, dass dein Gegenüber dein Lächeln mit diesen Emotionen oder Verhaltensweisen verknüpft. Die wild gestikulierenden Hände könnten dagegen für Aufregung oder Wut stehen und lösen Wachsamkeit aus.
Kann man die eigene Körpersprache trainieren?
Ja, erfreulicherweise kann man die Körpersprache trainieren und nachhaltig verändern. Wie das geht? Im ersten Schritt solltest du dich selbst reflektieren und beobachten. Dazu kannst du entweder eine Videokamera verwenden, aber natürlich auch in Gesprächen - bei Vertrauenspersonen kannst du dich besser konzentrieren - bewusst auf deine körperlichen Signale achten. Mit welcher Haltung sitzt du da? Wie hältst du Blickkontakt? Wie und wann gestikulierst du?
Außerdem kann es in diesem Schritt hilfreich sein, die Reaktion der anderen Person auf dein Verhalten genau zu beobachten. Vielleicht kannst du deine Gesprächspartnerin oder deinen Gesprächspartner sogar freundlich um direktes Feedback darauf bitten. Das geht natürlich auch nach einem Bewerbungsgespräch oder im Austausch mit deiner Führungskraft.
Tipp: Viele lokale Niederlassungen der Bundesagentur für Arbeit bieten hilfreiche Kurse rund um das Thema Körpersprache im Job und Bewerbungsgespräch an. Die Workshops leiten beispielsweise Schauspieler:innen oder Kommunikationsexpert:innen.
Sobald du herausgefunden hast, wie deine eigene Körpersprache momentan funktioniert, kannst du handeln. Manchen hilft es, Videoaufnahmen von Personen mit - ihrer Ansicht nach - gutem körpersprachlichen Ausdruck zu sehen und ihr Verhalten nachzuahmen. Andere üben zuhause vor dem Spiegel oder versuchen bei der non-verbalen Kommunikation stets die möglicherweise ausgelösten Gefühle der anderen im Hinterkopf zu behalten. Das mag anfangs schwer sein, wird aber irgendwann zum Automatismus.
Letztes Update: 15. Januar 2024