Kiffen am Arbeitsplatz: Erlaubt oder doch verboten?

Die Sonne scheint und die Temperaturen werden immer heißer, aber du musst trotzdem in die Arbeit. Seit 1. April 2024 fragen du und andere Arbeitnehmer:innen sich nun: Könnte ein bisschen Marihuana in der Mittagspause für Entspannung am Arbeitsplatz sorgen? Schließlich wurde der Konsum von Cannabis in Deutschland legalisiert.

Die schlechte Nachricht kommt zuerst. Einfach zum Joint greifen darfst du im Job nicht. Aber wieso eigentlich? Sehen wir uns die aktuellen Regelungen doch einmal genauer an!

Gras rauchen in der Arbeit: Rechtlicher Rahmen seit der Legalisierung

Um gegen den unkontrollierten Anbau und Handel von Cannabis vorzugehen, verabschiedete die deutsche Regierung zum 1. April 2024 ein Gesetz zur (Teil-)Legalisierung der bislang kriminalisierten Droge. Bis zu 25 Gramm Cannabis darfst du ab sofort straffrei für den Eigengebrauch in der Öffentlichkeit mitführen - und natürlich konsumieren.

Theoretisch solltest du das demnach doch auch am Arbeitsplatz dürfen, oder? Nein. Obwohl der Gesetzgeber das Kiffen im Job nicht explizit verbietet, bleibt es trotz der Legalisierung verboten.

Das hat mit dem Weisungs- bzw. Direktionsrecht von Unternehmen zu tun (siehe § 106 Gewerbeordnung und §611a Bürgerliches Gesetzbuch). Sobald du einen Arbeitsvertrag unterzeichnest, schuldest du deinem Arbeitgeber deine Arbeitsleistung. Wer während der Arbeitszeit oder in der Mittagspause kifft, Alkohol trinkt oder sonstige Drogen nimmt, beeinträchtigt diese Arbeitsleistung negativ. Und das wiederum heißt: Du erfüllst deine gesetzliche Pflicht nicht mehr.

Dein Arbeitgeber könnte dich in solchen Fällen abmahnen oder unter gewissen Umständen - beispielsweise bei wiederholtem Kiffen im Job - kündigen.

Besonders aufpassen solltest du übrigens, wenn du berufsbedingt im Straßenverkehr unterwegs bist. Im Moment (Stand: April 2024) darf weiterhin nur ein Nanogramm der in Cannabis enthaltenen psychoaktiven Substanz THC in deinem Blut nachgewiesen werden können. Die deutsche Regierung plant allerdings, die Grenze auf 3,5 Nanogramm anzuheben.

Liegt dein Blutwert über der Grenze, heißt es: Führerschein weg. Das bekommt natürlich auch dein Unternehmen mit und zieht daraus womöglich arbeitsrechtliche Konsequenzen.

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Sonderfall Arbeitsweg

Wie der Arbeitsrechtprofessor Michael Fuhlrott in einem Interview mit dem MDR sagt, ist die Situation beim Cannabis-Konsum am Arbeitsweg etwas komplizierter. Er unterscheidet dabei zwischen dem Hinweg und Heimweg.

Kiffst du am Weg zur Arbeit, sei die Wahrscheinlichkeit laut Fuhlrott höher, dass du auch während der Arbeitszeit beeinträchtigt bist. Rauchst du den Joint dagegen am Weg nach Hause, bist du vermutlich am nächsten Arbeitstag wieder klar genug, um zu arbeiten.

Wichtig ist auch hier: Du musst deinem Arbeitgeber deine volle Arbeitsleistung zur Verfügung stellen können. Ansonsten kann er dich begründet abmahnen oder sogar kündigen - auch, wenn du quasi nur in deiner Freizeit Marihuana rauchst.

Auswirkungen auf die Arbeitsleistung

Mit unkontrollierten Lachanfällen oder Fressflashs als unmittelbare Folge von Cannabiskonsum könnte man im Job ja noch irgendwie umgehen. Schadet ja niemandem und mal ehrlich, irgendwie witzig ist es ja auch. Für deinen Arbeitgeber werden deine Joints allerdings zum echten Problem, wenn sich die enthaltenen psychoaktiven Verbindungen - insbesondere THC - negativ auf deine Arbeitsleistung auswirken.

Die Verbindungen beeinflussen unter anderem das zentrale Nervensystem. Mögliche kurzfristige Nebenwirkungen von Cannabis sind deshalb verminderte Aufmerksamkeit, verlangsamte Reaktionszeiten, Probleme bei der Artikulation, eingeschränktes Urteilsvermögen oder Gedächtnisstörungen. Langfristig gesehen kann regelmäßiger Cannabiskonsum auch zu einer allgemeinen Abnahme der kognitiven Funktionen führen und das Risiko für psychische Störungen wie Angstzustände und Depressionen erhöhen.

Sind deine kognitiven Fähigkeiten durch Marihuana kurz- oder langfristig beeinträchtigt, kannst du gewisse berufliche Tätigkeiten nicht mehr angemessen ausführen. Allein eine verwaschene Aufmerksamkeit könnte beispielsweise in medizinischen Berufen sogar Leben kosten. Dieses Sicherheitsrisiko kann sich kein Arbeitgeber leisten. Aus diesem Grund geben einige von ihnen bereits klare Regeln zum Kiffen am Arbeitsplatz vor - so, wie es häufig auch schon beim Thema Alkohol gehandhabt wird.

Österreich und Schweiz: Ist Cannabis im Job erlaubt?

Die Flucht in die deutschen Nachbarländer Österreich und Schweiz lohnt sich für Kiffer:innen nicht. Auch dort darfst du in der Arbeit kein Gras rauchen. Tatsächlich sind die Regelungen bezüglich des Besitzes und Konsums von Cannabis hier sogar weitaus strenger als in Deutschland.

Gemäß des Schweizer Betäubungsmittelgesetzes ist der Konsum von Cannabis mit einem THC-Gehalt von über einem Prozent grundsätzlich verboten. Dasselbe gilt für den Handel. Der Besitz von bis zu zehn Gramm für den eigenen Konsum ist allerdings nicht strafbar.

Nachdem der Verfassungsgerichtshof in Österreich im Jahr 2022 eine Aufhebung des Cannabisverbots abgelehnt hat, bleibt die Droge hier weiterhin illegal. Selbst dann, wenn du den Joint selbst rauchst und keinen Handel mit den Marihuana-Pflanzen oder Cannabisprodukten betreibst, kannst du strafrechtlich belangt werden. Österreich hat zudem kürzlich angekündigt, dass sie die Grenzkontrollen zu Deutschland aufgrund der Legalisierung verschärfen werden.

Die Frage nach erlaubtem Konsum am Arbeitsplatz stellt sich dementsprechend nicht, weil sich die geltenden Gesetze auf das gesamte Leben in Österreich und der Schweiz beziehen.

Entspannung im Job: Es geht auch anders!

Möchtest du am Arbeitsplatz kiffen, um dich besser entspannen zu können und beruflichen Stress abzubauen? Das ist - wie du nun weißt - verboten. Doch erfreulicherweise gibt es einige Möglichkeiten, die dir stattdessen bei der Stressbewältigung im Job helfen könnten.

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Ohne Cannabis im Beruf entspannen: Das kannst du tun

  • Für mehr Bewegung am Arbeitsplatz sorgen
  • Regelmäßig Pausen machen
  • Meditation oder Atemtechniken ausprobieren
  • Stressmanagement zur Aufgabenpriorisierung einführen

Wir hoffen, du findest bald eine passende Lösung für dich! Denn, wenn deine Arbeitsleistung durch einen Joint leidet und dein Arbeitgeber den Grund für deinen Leistungsabfall herausfindet, entsteht durch eine Abmahnung oder Kündigung am Ende noch viel, viel mehr Stress.

Letztes Update: 15. April 2024