Hitze am Arbeitsplatz: 36 Grad und es wird noch heißer
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Die Temperaturen klettern immer höher, aber für dich heißt es Arbeit statt Freibad? Hitze kann am Arbeitsplatz schnell zur echten Herausforderung werden. Wenn die Luft in den Produktionshallen mal wieder nur so flimmert und der Ventilator im Büro auf Hochtouren läuft, fragst du dich vielleicht: Ab wann spricht man eigentlich von tatsächlicher Hitze? Worauf muss mein Arbeitgeber achten und welche Rechte habe ich als Arbeitnehmer:in? Das und mehr Fragen zum Thema Hitze im Büro beantwortet dir kununu im folgenden Artikel.
Wann spricht man von Hitze am Arbeitsplatz?
Den einen ist es bei 22 Grad schon zu heiß, andere fühlen sich da erst so richtig wohl. Eine feste Definition für Hitze am Arbeitsplatz gibt es deshalb nicht. Diese hängt nämlich neben der individuellen Wahrnehmung auch noch von Faktoren wie der Luftfeuchtigkeit, der körperlichen Aktivität oder der Dauer der Hitzeexposition ab.
Ob es sich tatsächlich um zu hohe Temperaturen handelt, kannst du beurteilen, indem du dir verschiedene Fragen stellst:
- Geht es nur dir so? Ob die Hitze subjektiv oder objektiv ist, findest du am besten heraus, indem du dich mit Kolleg:innen unterhältst. Klagen sie auch über die Temperaturen in der Firma, ist es vermutlich wirklich zu heiß.
- Hält dein Arbeitgeber die gesetzlichen Richtlinien ein? In einigen Ländern gibt das Arbeitsschutzgesetz Temperaturvorschriften vor. Sollten diese nicht eingehalten werden, hast du rechtliche Handhabe, um dagegen vorzugehen.
- Hat die Hitze gesundheitliche Auswirkungen? Sobald du und deine Kolleg:innen mit gesundheitlichen Probleme wie Hitzschlag oder Dehydrierung kämpfen müsst, ist es in eurem Unternehmen definitiv zu warm.
- Wie hoch ist die Luftfeuchtigkeit? Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit (ab ca. 60 Prozent) kann dein Hitzeempfinden deutlich verstärken und sollte von deinem Arbeitgeber behoben werden.
Temperaturvorschriften: Was ist erlaubt, was nicht?
Deutschland
In Deutschland sind die Mindestanforderungen an Sicherheit und Gesundheitsschutz von Arbeitnehmer:innen ganz klar geregelt. So hat die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) in Verbindung mit ASR (Technische Regeln für Arbeitsstätten) 3.5 geregelt, dass die Raumtemperatur 26 Grad nicht überschreiten darf. Leider gibt es hier ein kleines Aber. Sollte es aus betrieblichen oder technischen Gründen nicht möglich sein, unter 26 Grad zu bleiben, ist eine Überschreitung grundsätzlich erlaubt. Dieses Gesetz bezieht sich auf eine klassische Sitz- oder Stehtätigkeit - beispielsweise im Büro oder in einem Lager.
Österreich
Auch Österreich hat in der Arbeitsstättenverordnung (AStV) Bestimmungen zur Höchsttemperatur am Arbeitsplatz festgelegt. Die Regelung findest du in § 28: Sie besagt, dass eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 70 Prozent herrschen muss und höchstens 26 Grad Celsius erlaubt sind. Darüber hinaus muss der Arbeitgeber für etwaige Gegenmaßnahmen wie nächtliches Lüften oder die Beschattung von Fenstern sorgen.
Schweiz
Die Schweiz hat keine allgemeingültigen Regelungen zur Hitzevermeidung am Arbeitsplatz. Dennoch empfiehlt die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) eine Raumtemperatur von 20 bis 23 Grad. Sobald das Thermometer höher ansteigt, haben Schweizer:innen die Möglichkeit, ihre individuelle Situation von Spezialist:innen für Arbeitssicherheit beurteilen zu lassen.
Büro, Industrie oder Außenarbeit: Diese Unterschiede gibt es bei Hitze
Während man sich im Büro zumeist wenig körperlich anstrengen muss, auf Schutzkleidung verzichten kann und kontrollierbare Raumtemperaturen vorherrschen, sieht das in der Industrie oder draußen auf einer Baustelle schon ganz anders aus. Das Thema Hitze erhält hier eine ganz andere Bedeutung.
Trotzdem fehlen besondere Temperatur-Regelungen für außenarbeitende Personen - unter anderem Bauarbeiter:innen - zumindest in Deutschland. Der Arbeitsschutz muss jederzeit gewährleistet sein und Unternehmen müssen bei Bedarf Sonnensegel spannen oder Kopfbedeckungen anbieten. Dennoch gibt es für sie beispielsweise kein prinzipielles Recht auf Hitzefrei. Ähnlich sieht es in der Schweiz aus. Österreichische Bauarbeiter:innen hingegen dürfen ab 32,5 Grad Celsius mit der Arbeit aufhören. Alternativ werden sie für jede Arbeitsstunde mit mehr als 32,5 Grad aus der Bauarbeiterurlaubs- und Abfertigungskasse entschädigt.
Industrielle Jobs unterliegen normalerweise denselben Arbeitsschutzregelungen wie Bürojobs. Spezielle Verordnungen gibt es nur in besonders hitzeintensiven Bereichen wie der Metallverarbeitung oder in Gießereien.
Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer:in
Hinsichtlich der Hitze hast du an deinem Arbeitsplatz als Beschäftigte:r einige Rechte, aber auch Pflichten.
- Recht auf Arbeitsschutz: Arbeitsschutz bedeutet, dass du jederzeit in einer sicheren und gesunden Umgebung arbeiten können musst. Schutz vor Hitzebelastung gehört dazu.
- Recht auf Gesundheitsschutz: Sobald die Arbeit aufgrund der Hitze gesundheitsschädlich wird, müssen geeignete Gegenmaßnahmen seitens deines Unternehmens ergriffen werden.
- Recht auf Information: Dein Arbeitgeber muss dich jederzeit über seine Arbeitsschutzmaßnahmen informiert halten.
- Recht auf Pausen: Je nach Ausprägung der Temperatur und deinem Arbeitsort hast du Anspruch auf zusätzliche Erholungspausen, die zur Arbeitszeit gezählt werden.
Dein Arbeitgeber kann von dir ebenfalls gewisse Dinge verlangen. Darunter fallen:
- Arbeitspflicht: Schlechte Nachrichten! Auch bei großer Hitze darfst du deinen Arbeitsplatz nicht einfach so verlassen. Sofern unmittelbare Gesundheitsgefahr besteht, sieht das jedoch anders aus. Informiere aber unbedingt deine:n Vorgesetzte:n, wenn du deshalb aufhörst zu arbeiten.
- Meldepflicht: Auch dann, wenn du deine Arbeit nicht niederlegst, musst du deinen Arbeitgeber über hitzebedingte Probleme wie Erschöpfung informieren. Nur so kann er sofort Maßnahmen ergreifen.
- Sorgfaltspflicht: Du musst so gut es geht für dich selbst Sorge tragen. Das heißt, dass du regelmäßig trinken musst oder Sonnenschutz tragen solltest.
"Je nach Standort und Büro, gibt es ggf. Hitzebeeinträchtigungen. Klimaanlagen oder Ventilatoren sind überwiegend nicht vorhanden bzw. zugelassen (Brandschutz). Man kann aber an Hochtemperaturtagen ins Homeoffice oder ein anderes, leerstehendes Büro wechseln."
Praktische Tipps gegen die Hitze am Arbeitsplatz
kununu lässt dich auch bei größter Hitze nicht im Stich! Daher haben wir für dich die besten Tipps zusammengetragen, um die heißen Tage im Büro oder auch privat ein wenig erträglicher zu gestalten:
Trinken nicht vergessen
Bei hohen Temperaturen solltest du am Tag zwischen 1,5 und drei Litern Flüssigkeit zu dir nehmen, damit dein Körper dich weiterhin ausreichend kühlen kann. Am besten sind dafür Wasser und ungesüßter Tee. Ja, richtig gelesen. Vor allem in südlichen Ländern trinkt man Tee, um die Hitze besser auszuhalten. Kalte Getränke lassen dich nämlich nur noch mehr schwitzen, da der Körper Mühe hat, seine Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Übrigens: Meide am besten koffein- oder zuckerhaltige Getränke. Diese trocknen dich nur zusätzlich aus.
Trage leichte und luftige Sommerbekleidung
Natürlich kann man nicht in jedem Unternehmen einfach mit Flip-Flops, Hawaii-Hemd oder knappem Sommerkleid arbeiten. Musst du auch nicht, denn es geht auch anders. Wo es keinen vorgeschriebenen Dresscode oder verpflichtende Schutzkleidung gibt, kannst du auf Kleidung aus kühlenden und temperaturausgleichenden Stoffe wie Leinen, Wolle oder Viskose setzen.
Frischer Wind gefällig?
Ein Ventilator wirbelt nur die Luft auf und kühlt sie im Gegensatz zu einer Klimaanlage nicht. Dennoch verschafft er dir zumindest die Illusion einer angenehmen Brise. Zusätzlich zum Ventilator kannst du dir je nach Arbeitsplatz auch ein Fußbad unter den Schreibtisch stellen. Ist doch fast wie am Strand, oder?
Kleine Auszeiten
Wenn du es dir erlauben kannst, gönne dir stündlich eine zusätzliche Pause. Schon fünf Minuten können helfen, das Wetter besser zu ertragen. Hast du gesundheitliche Probleme, wie etwa Herz- oder Kreislaufprobleme, kannst und solltest du dich von deiner Ärztin oder deinem Arzt krankschreiben lassen.
Eis für alle!
Was gibt es Besseres als ein Eis, wenn man drinnen und draußen selbst fast zerfließt? Chef:innen des Monats spendieren schon mal eine Runde Eis für alle oder gehe einfach selbst mit den Kolleg:innen auf ein Eis anstatt einen Kaffee.
Auch wenn die Hitze unerträglich und die Tage unendlich scheinen: Der nächste Winter kommt bestimmt! Bis dahin behalte einen kühlen Kopf und sorge für Pausen, Sonnenschutz und Getränke.
letztes Update: 31. August 2023