Hitzefrei in der Arbeit: Wunschtraum oder wirklich möglich?

Während du bei brütender Hitze in der Arbeit bist, träumst du von früher. Damals, als du in der Schule noch hitzefrei bekommen hast. Und vielleicht fragst du dich dann: Habe ich eigentlich am Arbeitsplatz bei bestimmten Temperaturen auch Anspruch auf Hitzefrei? Wir verraten es dir.

Hitzefrei in der Arbeit: Gibt es das überhaupt?

In deutschen Schulen entscheiden die Schulleiter:innen für gewöhnlich ab ca. 27 Grad Raumtemperatur darüber, ob die Schülerinnen und Schüler hitzefrei bekommen. Wie ist das jedoch am Arbeitsplatz? Es gibt einige Länder, die aufgrund der hohen Temperaturen hierzu spezielle Regelungen und Gesetze eingeführt haben. So können Arbeitnehmer:innen bei extremer Hitze ihre Tätigkeit rechtlich abgesichert niederlegen oder auf eine Anpassung der Arbeitsbedingungen bestehen.

Einige spanische Regionen haben im Zuge dessen die sogenannte "horario de verano" eingeführt, bei der im Sommer die Arbeitszeit verkürzt werden darf. Davon profitieren auch manche Beschäftigte in besonders heißen Orten Italiens. Einwohner:innen Saudi-Arabiens oder Kuwaits müssen nicht mehr draußen arbeiten, sobald die Temperatur gesundheitsgefährdend wird.

Hitzefrei: Diese Regeln herrschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Weder in Deutschland und Österreich noch in der Schweiz gibt es einen rechtlichen Anspruch auf Hitzefrei in der Arbeit. Soweit, so schlecht - zumindest für die Arbeitnehmer:innen. Doch unter bestimmten Voraussetzungen müssen die Unternehmen Maßnahmen gegen unerträgliche Wärme im Arbeitsumfeld treffen. Welche Faktoren dafür zutreffen müssen, ist in den drei Ländern jeweils unterschiedlich geregelt.

Deutschland

Der Schutz vor starker Hitzebelastung ist in Deutschland in der Arbeitsstättenverordnung verankert. In Verbindung mit der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR 3.5 sollten Arbeitgeber ab einer Raumtemperatur von 26 Grad Celsius Sofortmaßnahmen ergreifen, um die Gesundheit der Angestellten stets sicherzustellen. Sollte die Hitze trotz der Bemühungen bestehen bleiben, gibt es für Mitarbeiter:innen nur in Absprache mit dem Unternehmen etwaige Arbeitszeitverkürzungen.

Österreich

Die österreichische Arbeiterkammer empfiehlt, 25 Grad Raumtemperatur im Job nicht zu überschreiten. Wo das nicht möglich ist, sollen Unternehmen für ausreichende Pausen und anderweitige Maßnahmen - beispielsweise die kurzfristige Einführung von Gleitzeit - sorgen. Ein Gesetz, das eine konkrete Temperaturgrenze nach oben definiert, gibt es nicht.

Schweiz

Die Schweiz regelt den Schutz der Arbeitnehmer:innengesundheit im Arbeitsgesetz. Zwar gibt es kein klassisches Hitzefrei, Arbeitgeber müssen aber dennoch jederzeit angemessene Maßnahmen gegen die Hitzebelastung treffen. Das kann zum Beispiel das kostenlose Bereitstellen von antialkoholischen Getränken sein.

Ab wann kannst du auf Maßnahmen bestehen?

Da es kein Hitzefrei-Gesetz gibt, musst du dich bei Maßnahmen gegen Hitze im Job auf ungefähre Richtlinien und Anhaltspunkte beziehen. In Deutschland sollten Unternehmen ab 26 Grad Celsius mit Optimierungen hinsichtlich des Sonnenschutzes tätig werden, in Österreich ab ca. 25 Grad. Die Schweiz gibt keine Zahl vor.

Neben rechtlichen Aspekten spielen natürlich auch noch einige andere Punkte eine Rolle. Stell dir vor einem Gespräch mit deinem Arbeitgeber folgende Fragen und nutze die Antworten darauf für deine Argumentation:

  • Hat die Temperatur gesundheitliche Auswirkungen auf mich und andere?
  • Muss ich die Hitze im Job bei hoher Außentemperatur dauerhaft ertragen oder tritt sie nur punktuell auf?
  • Hat das Unternehmen bereits Maßnahmen zur Hitzebekämpfung ergriffen? Waren diese erfolgreich oder nicht?
  • Welche konkreten Vorschläge und Forderungen habe ich, um die Situation zu verbessern?

"Hatten letztens hitzefrei!!! aber auch sonst probiert man uns den Arbeitsalltag durch Gadgets zu erleichtern."

So setzt du Hitzefrei in deiner Arbeit durch

Du lebst in einem Land, bei dem es rechtlich keinen Anspruch auf Hitzefrei gibt? Dennoch gibt es einige Strategien, wie du bei unerträglichen Temperaturen am Arbeitsplatz vielleicht trotzdem aufhören kannst zu arbeiten:

  • Sprich mit deiner Führungskraft: Wenn die Arbeit aufgrund der Hitze zum Gesundheits- und Sicherheitsrisiko wird, solltest du unbedingt mit deiner Führungskraft sprechen. Gemeinsam könnt ihr Lösungen erarbeiten.
  • Wende dich an die Gewerkschaft: Solltest du einer Gewerkschaft angehören, kannst du diese um Beratung und eine Einschätzung deiner individuellen Situation bitten. Deine Ansprechpartner:innen können dich auf Wunsch im Gespräch mit deinem Arbeitgeber unterstützen.
  • Hol dir Unterstützung innerhalb des Unternehmens: Nicht nur du schwitzt, sondern alle? Wenn weitere Kolleg:innen unter der Situation leiden, könnt ihr im Kollektiv auf eure Situation aufmerksam machen.
  • Dokumentiere relevante Ereignisse: Halte am besten jegliche Kommunikation rund um das Thema Hitze mit deinem Arbeitgeber fest. So hast du alle Vereinbarungen schriftlich vorliegen und kannst im Zweifelsfall darauf hinweisen.
  • Suche einen Arzt oder eine Ärztin auf: Sobald deine Arbeitssituation körperliche Auswirkungen hat, solltest du eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren. Diese:r kann dich bei gesundheitlichen Problemen vorübergehend krankschreiben.

Kein Erfolg mit Hitzefrei? Tipps für das Arbeiten bei Hitze

Du hast alles versucht, leider ist aber weiterhin keine Verbesserung deiner Situation in Sicht? Dann musst du dir eben anderweitig behelfen, um zumindest das Gefühl von Hitzefrei an deinen Arbeitsplatz zu bekommen. Wir haben fünf Tipps für etwas Abkühlung:

  1. Kühlende Ernährung: Tausche dein Chili sin oder con carne zu Mittag doch einmal gegen einen erfrischenden Wassermelonen-Minz-Salat. Dieser liegt dir nicht so schwer im Magen und kühlt dich von innen ab.
  2. Pausen im Schatten: Solltest du draußen arbeiten, achte auf kleine Pausen im Schatten. Der Temperaturunterschied zu Sonnenplätzen ist nicht zu unterschätzen.
  3. Hydration olé: Achte darauf, genug zu trinken - notfalls mithilfe regelmäßiger Erinnerungen am Smartphone. Das schützt deinen Körper vor drohender Überhitzung und Austrocknung.
  4. Sommertauglicher Arbeitsplatz: Sofern es dir erlaubt ist, kannst du deinen Arbeitsort mit Ventilatoren und feuchten Tüchern ausstatten. Damit fühlt es sich gleich etwas kühler an.
  5. Angepasstes Lüften: Gern unterschätzt, aber dennoch wichtig! Gelüftet werden sollte bei hoher Außentemperatur nur in den frühen Morgen- und späteren Abendstunden. Ansonsten werden Büroräume schnell zur Hitzefalle.

Das ist dir noch nicht genug? In unserem Ratgeber gibt es weitere hilfreiche Lifehacks im Kampf gegen Hitze in der Arbeit.