Was verdient man als Erzieher:in? Gehalt & Verdienstunterschiede
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Für Menschen die gerne mit Kindern arbeiten, sich sozial engagieren wollen und für die ein Schreibtisch-Job nicht infrage kommt, ist Erzieher:in ein attraktiver Beruf. Erzieher:innen sind für die Betreuung und die pädagogische Förderung von Kindern und Jugendlichen zuständig. Und: Sie zählen zu den aktuell stark gefragten Fachkräften – denn es gibt einen Mangel an ausgebildeten Erzieher:innen auf dem Arbeitsmarkt. Erzieher:in zählt zu den Berufen, die den Fachkräftemangel in Deutschland verstärken. Der von der Bertelsmann Stiftung erstellte „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule“ identifiziert für die nahe Zukunft eine Lücke von über 230.000 Erzieher:innen in Deutschland.
Ein Grund ist sicherlich das Gehalt – Erzieher:in zählt zu den wenig gut bezahlten Berufen. Allerdings brachten die letzten Tarifverhandlungen Gehaltserhöhungen. Aber wie sieht es mit der Bezahlung genau aus? Mit welchem Einstiegsgehalt kannst du als Erzieher:in rechnen? Wie sind die Gehaltsaussichten mit längerer Berufserfahrungen? Welche Möglichkeiten bieten sich für Quereinsteiger:innen? Und gibt es Unterschiede in der Bezahlung in den unterschiedlichen Bundesländern? Wir haben alle relevanten Informationen für dich zusammengetragen.
Gehalt als Erzieher:in im Durchschnitt
Das durchschnittliche Gehalt für Erzieher:innen liegt bei 37.900 Euro brutto pro Jahr. Einstiegsgehälter für Erzieher:innen in Deutschland mit weniger als drei Jahren Berufserfahrung liegen zwischen 33.900 und 39.000 Euro. Die Top-Verdiener:innen unter den Erzieher:innen verdienen ein Jahresgehalt von bis zu 54.300 Euro und haben meist mehr als zehn Jahre Berufserfahrung. In einer Leitungsposition kann dein Gehalt deutlich höher liegen: Als Leiter:in einer KiTa kannst du mit durchschnittlich 48.300 Euro pro Jahr rechnen.
Übrigens: 72 Prozent der Menschen die als Erzieher:in arbeiten sind weibliche Personen, ähnlich wie in zahlreichen anderen sozialen Berufen. Expert:innen sehen dies als einen Treiber für die noch immer existenten Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern.
Zahlung nach Tarifvertrag
Anders als Lehrer:innen sind Erzieher:innen nur in Ausnahmefällen verbeamtet. Rund 75 Prozent der Erzieher:innen arbeiten im öffentlichen Dienst. Für ihre Bezahlung greift der Tarifvertrag öffentlicher Dienst Sozial- und Erziehungsdienste (TVöD SuE). Der Tarifvertrag wird regelmäßig neu verhandelt, sodass Erzieher:innen von definierten Gehaltserhöhungen profitieren ohne selbst verhandeln zu müssen. Im April 2023 gab es die letzte Tarifeinigung, die auch Gehaltserhöhungen für Erzieher:innen bedeutet. Einrichtungen die von einem öffentlichen Träger geleitet werden, beispielsweise ein städtischer Kindergarten, müssen sich bei der Bezahlung am Tarifvertrag orientieren. Das Gehalt kann darüber, aber es darf nicht unter dem Tarifvertrag liegen. Auch viele private und kirchliche Einrichtungen orientieren ihre Gehälter am Tarifvertrag obwohl sie dazu nicht verpflichtet sind. Dennoch ist die Flexibilität bei den Gehältern bei privaten Einrichtungen größer – und dein Gehalt hängt dort stärker von deinem Verhandlungsgeschick ab. In jedem Fall solltest du die Gehaltsangabe in einer Stellenausschreibung nicht als in Stein gemeißelt betrachten – sondern zu deinen Gunsten verhandeln.
Erzieher:in: In Bayern gibt’s das höchste Gehalt
Mit 41.000 Euro liegt das durchschnittliche Jahresgehalt für Erzieher:innen in Bayern 3.100 Euro über dem bundesweiten Durchschnitt, gefolgt vom Saarland (durchschnittlich 40.300 Euro) und von NRW (durchschnittlich 38.800 Euro). Die Schlusslichter sind Mecklenburg-Vorpommern (durchschnittlich 34.900 Euro), Sachsen (durchschnittlich 34.600 Euro) und Sachsen-Anhalt (durchschnittlich 34.500 Euro).
In welchem Bundesland wohnst du? Informiere dich hier über das durchschnittliche Jahresgehalt als Erzieher:in in deinem Bundesland.
Sonderfall: Teilzeit
Der Beruf als Erzieher:in ist ein beliebter Teilzeitberuf: Knapp 60 Prozent der Erzieher:innen in KiTas arbeiten in Teilzeit. Der Vorteil: Sie haben die Möglichkeit, sich neben ihrem Beruf um ihre eigenen Kinder oder die Familie zu kümmern. Der Nachteil: Die Gehälter fallen entsprechend geringer aus. Die oben genannten Gehälter beziehen sich auf Vollzeitstellen. Wer in Teilzeit arbeitet, bekommt entsprechend weniger Gehalt.
Und was bleibt netto vom Brutto-Gehalt?
Gerade für Berufseinsteiger:innen ist die Unterscheidung zwischen Brutto und Netto oft verwirrend. Generell gilt: Stellenbeschreibungen sowie Gehaltsangaben auf kununu sind grundsätzlich in brutto, also vor Abzug von Abgaben und Steuern angegeben. Das macht auch Sinn, da in Deutschland die Steuersätze von der jeweiligen privaten Situation abhängen. Tipps für die Berechnung deines Brutto-Gehalts findest du hier.
Berufsprofil Erzieher:in: Welche Ausbildungswege gibt es?
Die Regelung der Erzieher:innen-Ausbildung fällt in Deutschland in den Zuständigkeitsbereich der Bundesländer, denn Bildung ist Ländersache. Daher gibt es Unterschiede in der Ausbildung je nach Bundesland. Allerdings gibt es verbindliche Rahmenvereinbarungen, die von der Kultusministerkonferenz beschlossen wurden und für alle Länder verbindlich sind. Die Ausbildung kann vollschulisch (zwei Jahre Ausbildung, ein Jahr Berufspraktikum) oder berufsbegleitend (praxisintegriert) absolviert werden. Je nach beruflicher Vorbildung findet die Ausbildung an einer Fachschule oder an einer Fachakademie (zum Beispiel in Bayern) statt. Die Ausbildung dauert zwischen drei und fünf Jahren. Ein erfolgreicher Abschluss der Mittleren Reife ist erforderlich, eine abgeschlossene Ausbildung als Kinderpfleger:in oder sozialpädagogische:r Assistent:in kann von Vorteil sein.
Erzieher:in: Gehalt während der Ausbildung
Ob du während deiner Ausbildung ein Gehalt bekommst und wie hoch dieses ist, hängt von der Ausbildungsform ab. Bei der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) die in fast allen Bundesländern angeboten wird, erhalten angehende Erzieher:innen von Beginn eine Vergütung. Diese ist tariflich festgelegt:
Ausbildungsgehalt als Erzieher:in (praxisintegrierte Ausbildung)
- Ausbildungsjahr: 1.190,69 Euro
- Ausbildungsjahr: 1.252,07 Euro
- Ausbildungsjahr: 1.353,38 Euro
Normalerweise wird während der ersten beiden Jahre einer vollschulischen Ausbildung kein Ausbildungsgehalt gezahlt, du kannst jedoch finanzielle Unterstützung beantragen, wie beispielsweise das Schüler-BAföG. Erst im darauffolgenden Anerkennungsjahr/Berufspraktikum erhältst du eine Vergütung:
Ausbildungsgehalt als Erzieher:in (vollschulische Ausbildung)
- Ausbildungsjahr: -
- Ausbildungsjahr: -
- Ausbildungsjahr (Anerkennungsjahr/Berufspraktikum): 1.256 Euro
Erzieher:in und Sozialpädagoge:in – was ist der Unterschied?
Erzieher:in ist ein Ausbildungsberuf, während die Berufsbezeichnung Sozialpädagoge:in ein Studium voraussetzt. Inhaltlich geht es jeweils um die Betreuung und die Förderung und Entwicklung von Kindern, wobei im Studium der Sozialpädagogik auch theoretisches Wissen vermittelt wird und der Schwerpunkt stärker auf der Forschung als auf der praktischen Umsetzung liegt. Später im Beruf arbeiten Erzieher:innen und Sozialpädagog:innen häufig im engen Austausch miteinander.
Als Quereinsteiger:in Erzieher:in werden
Gerade weil Erzieher:innen aktuell deutschlandweit gesucht werden, ist der Beruf auch für Quereinsteiger:innen geeignet, zum Beispiel über eine schulische Teilzeitausbildung (PiA). Die Finanzierung kann in vielen Fällen über das Meister-BAFöG beziehungsweise Aufstiegs-BAFöG erfolgen, bei dem zwei Drittel als Bildungskredit gewährt werden und nach Abschluss der Ausbildung zurückgezahlt werden müssen. Da die Bundesländer die Aus- und Weiterbildung für Erzieher:innen definieren, macht es Sinn, wenn du dich bei deinem zuständigen Job-Center informierst.
Je nach Bundesland sind für Quereinsteiger:innen ohne fachliche Vorerfahrung auch Praktika notwendig. Dennoch kann ein Quereinstieg attraktiv sein – nach abgeschlossener Ausbildung gibt es in der Bezahlung keinen Unterschied zu Angestellten, die auf dem ersten Bildungsweg Erzieher:in geworden sind.
Letztes Update: 17. Mai 2023