
Das Aus für den Beamtenstatus in Österreich?
Wer in Österreich früher in den öffentlichen Dienst eingestiegen ist, konnte mit etwas Glück „pragmatisiert“ werden – also ähnlich wie in Deutschland den Beamtenstatus erhalten. Ein sicherer Job auf Lebenszeit, stabile Pension, zahlreiche Sonderrechte. Doch diese Realität gehört heute weitgehend der Vergangenheit an. Der sogenannte Pragmatisierungsstopp hat für einen Umbruch der Beamt:innenkarriere im öffentlichen Dienst gesorgt. Doch was genau bedeutet das – und was gilt heute noch für Beamt:innen in Österreich?
Im Jahr 2023 zählte Österreich rund 50.000 weniger Beamt:innen als Ende der 1990er Jahre.
Was bedeutet Pragmatisierung – und warum wurde sie gestoppt?
Unter Pragmatisierung versteht man in Österreich die Verbeamtung – also ein Dienstverhältnis im öffentlichen Dienst mit besonderen Rechten und Pflichten. Wer pragmatisiert ist, hat in der Regel eine unkündbare Stellung, bekommt keine reguläre Pension, sondern eine staatlich garantierte Versorgung und unterliegt nicht dem klassischen Arbeitsrecht, sondern eigenen Dienstvorschriften. Ein ideales Modell für alle Arbeitnehmenden, die Sicherheit und Planbarkeit schätzen. Doch ab Anfang der 2000er-Jahre kam es schrittweise zum sogenannten Pragmatisierungsstopp. Das Ziel: eine größere Flexibilität im öffentlichen Dienst, weniger langfristige Pensionslasten, modernere Personalpolitik.
Der Stopp bedeutet konkret, dass in zahlreichen Bereichen seitdem nicht mehr pragmatisiert wird. Neue Beschäftigte werden stattdessen als sogenannte Vertragsbedienstete angestellt. Sie erhalten einen regulären Arbeitsvertrag, ihr Kündigungsschutz richtet sich nach gültigem Arbeitsrecht und sie erhalten keine Beamt:innenpension mehr.
Beamtenstatus damals und heute
Noch vor 20 Jahren galt der Beamtenstatus in Österreich als gängiges Modell für zahlreiche Berufsfelder im öffentlichen Dienst. Lehrer:innen, Justizbedienstete, Verwaltungskräfte – die meisten von ihnen wurden pragmatisiert, insbesondere auf Bundesebene.
Heute sieht die Realität entsprechend anders aus: Die meisten neuen Stellen im öffentlichen Dienst werden nicht mehr mit Beamt:innen besetzt, sondern mit Vertragsbediensteten. Da schließt zum Beispiel folgende Berufsgruppen mit ein:
- Pflichtschullehrer:innen
- Verwaltungsbedienstete
- Mitarbeitende in Universitätsverwaltungen
- Angestellte in ehemals staatlichen Betrieben wie Post oder Bundesbahnen
Insgesamt geht die Zahl der Beamt:innen seit dem Beschluss des Pragmatisierungsstopps im Jahr 2003 stetig zurück. Im Vergleich zu 1997 gab es bis 2007 rund 27.000 Beamt:innen weniger – ein Rückgang von knapp 25 %. Im Jahr 2023 zählte Österreich rund 50.000 weniger Beamt:innen als Ende der 1990er Jahre. Lediglich in sicherheitsrelevanten Bereichen, wie zum Beispiel bei der Polizei, der Justizwache, dem Bundesheer oder dem Richter:innenberuf werden Menschen nach wie vor aktiv pragmatisiert, da dort keine vertragliche Alternative zum öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis besteht.
Mit und ohne Beamtenstatus: Was verdienen pragmatisierte und nicht-pragmatisierte Bedienstete?
Die Zeiten, in denen Beamt:innen automatisch mehr verdienten bzw. von geringeren Sozialabgaben proftierten, sind vorbei. Vor der Pragmatisierung lag das Einstiegsgehalt für Landeslehrer:innen etwa bei 2.025 Euro brutto pro Monat, während Bundeslehrer:innen rund 2.220 Euro brutto erhielten. Das maximale Gehalt für Landeslehrer:innen konnte bis zu 4.500 Euro brutto betragen, für Bundeslehrer:innen sogar bis zu 5.140 Euro brutto. Heute liegt das durchschnittliche Monatsgehalt für Lehrer:innen in Österreich bei 3.457 Euro brutto.
Ebenfalls nicht mehr pragmatisiert werden Krankenpfleger:innen im öffentlichen Dienst. Ihr Gehalt lag vor dem Pragmatisierungsstopp zwischen rund 2.374 Euro brutto monatlich in der ersten Gehaltsstufe bis zu etwa 3.790 Euro in der 20. Stufe, wobei jede Stufe in der Regel einem Dienstjahr entsprach. Zusätzlich waren Zulagen bis zu 3.600 Euro jährlich betragen. Heute verdienen Gesundheits- und Krankenpfleger:innen in Österreich durchschnittlich 3.364 Euro brutto im Monat.
Pragmatisierung: Vorteile und Nachteile
Die Liste der Vorteile war lang: Unkündbarkeit, stabiles Einkommen, Versorgungspension statt unsicherer Altersvorsorge, Vorrang bei internen Ausschreibungen. Wer pragmatisiert war, konnte sich auf ein vergleichsweise komfortables Arbeitsleben einstellen – mit klaren Beförderungswegen und hohem Status in der Gesellschaft. Doch mit den Jahren wurde klar, dass diese Struktur kaum noch zeitgemäß war. Die Kritik: Zu wenig Flexibilität, zu hohe Belastungen für die öffentlichen Haushalte, wenig Leistungsanreize, statische Karrieremodelle. Der Pragmatisierungsstopp war daher politisch gewollt – und wurde Schritt für Schritt umgesetzt.
Ohne Beamtenstatus: Wie sieht das Dienstverhältnis heute aus?
Heute dominieren „normale“ Arbeitsverhältnisse im öffentlichen Dienst, meist nach dem Vertragsbedienstetengesetz. Das bringt mehr Flexibilität auf Arbeitgeber:innenseite – aber auch weniger Privilegien für die Beschäftigten. Ein paar Beispiele:
- Pension: Vertragsbedienstete zahlen in das staatliche Pensionssystem ein – es gibt keine „Versorgung“ wie bei Beamt:innen.
- Kündigung: Zwar gibt es auch hier gesetzlichen Kündigungsschutz, aber eben keine Unkündbarkeit mehr.
- Karriere: Die Entwicklungsmöglichkeiten sind je nach Bundesland oder Institution unterschiedlich geregelt – oft flexibler, aber auch weniger vorhersehbar als im pragmatisierten Modell.
Trotzdem bleibt der öffentliche Dienst in Österreich ein attraktiver Arbeitgeber, nicht zuletzt wegen guter Sozialleistungen, geregelter Arbeitszeiten und Jobsicherheit. Wenn du mit dem Gedanken spielst, dich zu bewerben, solltest du vorher das Dienstverhältnis der jeweiligen Stelle checken.
Wie geht es weiter mit der Pragmatisierung in Österreich?
Die Entwicklung scheint klar: Der Trend zur Verbeamtung ist rückläufig und wird sich in den kommenden Jahren kaum ändern. Ausnahmen bleiben wie bereits erwähnt, die gewisse sicherheitsrelevante Berufe. In der Breite aber setzen Bund und Länder weiter auf flexiblere Beschäftigungsmodelle. Das bedeutet auch: Wenn du eine Karriere im öffentlichen Dienst in Österreich planst, musst du mit einem normalen Arbeitsvertrag rechnen und solltest deine Erwartungen entsprechend anpassen.
Zum Weiterlesen: So sieht’s mit dem Beamtenstatus in Deutschland aus
Wenn du dich auch für die Verbeamtung in Deutschland interessierst, findest du auf kununu spannende Einblicke, zum Beispiel unsere Beiträge zu ungewöhnlichen Beamt:innenjobs, dem Gehalt von Beamt:innen oder den Besoldungsgruppen.