Unterqualifiziert: Sollte ich mich trotzdem bewerben?
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Erkennst du dich wieder? Du hast die Schule, das Studium oder die Ausbildung erfolgreich absolviert, hast eventuell klare Vorstellungen zu deinem absoluten Traumjob. Doch das böse Erwachen kommt beim Lesen der ersten Stellenausschreibungen. Du hast das Gefühl, dass Unternehmen nach Fähigkeiten suchen, die du nicht beherrschst, dass du die Anforderungen für den Job nicht erfüllst. Du bist demotiviert und fragst dich: „Sollte ich mich trotzdem bewerben?“ Wir zeigen dir, wie du herausfindest, ob du für einen Job unterqualifiziert bist, wie du gegebenenfalls deine Skills erweitern kannst und warum es sich oftmals trotzdem lohnen kann, sich zu bewerben.
Unterqualifiziert für den neuen Job? So findest du es heraus
Zuallererst solltest du dir die Frage stellen, ob du wirklich unterqualifiziert bist, oder etwa nur gewisse branchenspezifische Fähigkeiten und Wissen nicht mitbringst – die im Übrigen für viele Unternehmen eher zweitrangig sind. Sei dabei unbedingt ehrlich zu dir selbst: Welche der geforderten Fähigkeiten besitzt du wirklich, welche nicht? Oder ist der Karrieresprung wirklich zu groß und rein objektiv unrealistisch? Sind für die Position Skills gefordert, für die du zwar keine Ausbildung hast, dir alles Nötige aber selbst beibringen kannst, oder bereits beherrschst? Hast du zum Beispiel in der Schule, der Universität oder während deiner Ausbildung das Computernetzwerk betreut und die Stellenbeschreibung verlangt eine IT-Ausbildung können deine Chancen dennoch sehr gut sein.
Kann ich mich auch ohne Qualifikation auf eine Stelle bewerben?
Klar ist, du kannst dich nicht auf eine fachspezifische Stelle bewerben, ohne die entsprechenden Fachkenntnisse zu haben. Fehlt dir allerdings nur ein Teil der geforderten Fähigkeiten, bedeutet das in der Regel nicht sofort, dass du unterqualifiziert bist. Hinterfrage, ob dir dein Selbstbewusstsein nicht gerade einen Strich durch die Rechnung macht. Nur weil du selbst glaubst, dass du für den neuen Job unterqualifiziert bist, bedeutet das noch lange nicht, dass Recruiter:innen das genauso sehen. In Stellenausschreibungen beschreiben Unternehmen ihre idealen Bewerber:innen, wissen jedoch, dass es den:die perfekte Bewerber:in nicht gibt. Daher sind einige Fähigkeiten und Erfahrungen in Stellenausschreibungen oftmals als „wünschenswert“ beschrieben.
Deswegen: Probiere es einfach. Etwas schlimmeres als eine Absage kann dir nicht passieren. Warum Personaler:innen wirklich absagen, erfährst du in unserem Artikel.
5 Tipps: So bekommst du den Job trotz fehlender Qualifikation
Obwohl deine Qualifikationen auf den ersten Blick nicht für die ausgeschriebene Stelle ausreichend sind, kann sich eine Bewerbung trotzdem lohnen. Wir geben dir 5 Tipps, wie du aus deiner vermeintlichen Schwäche eine Stärke machst.
Bereite dich gründlich auf deine Bewerbung vor
Die Recherche vor dem ersten Interview sollte an erster Stelle stehen. Informiere dich genau über das Unternehmen und die Branche, in der es tätig ist. Nutze dazu die Webseite sowie die Social Media-Profile und studiere die Leistungen und Produkte der Firma. Im Vorstellungsgespräch machst du damit einen sehr guten Eindruck, unterstreichst dein Interesse und zeigst, dass du die Zeit der Interviewpartner:innen respektierst. Lies für deine Recherche Bewertungen auf Arbeitgeberbewertungsportalen wie kununu.com, um sicherzugehen, dass du auch über die Unternehmenskultur und wie andere Bewerber:innen die Bewerbungsphase empfunden haben Bescheid weißt.
Vor allem wenn du einen großen Karriereschritt machen möchtest, darfst du auf dein Arbeitsnetzwerk nicht verzichten. Höre dich bei Bekannten um oder recherchiere, ob nicht vielleicht jemand Freund:innen bei deinem Traumarbeitgeber hat. Wie du das anstellst? Lege dir ein Profil auf XING oder LinkedIn an, knüpfe Kontakte und gewinne so nicht nur Insiderwissen, sondern auch den:die eine:n oder andere:n Freund:in, der deiner Bewerbung einen kleinen Schubs geben könnte.
Personalisiere deine Bewerbung
Genauso wichtig wie eine gründliche Vorbereitung ist die Personalisierung deiner Bewerbung. Recruiter:innen erkennen mit ihrem geschulten Auge Copy-Paste-Bewerbungen sofort. Hebe daher die Gemeinsamkeiten zwischen deiner Berufserfahrung und der angestrebten Position hervor und zeige damit, warum du gut zum Unternehmen passt. Verwende zum Beispiel ähnliche Formulierungen für deine früheren Positionen oder deine Fähigkeiten, wie das Unternehmen, bei dem du dich bewirbst. Mit den entsprechenden Keywords sorgst du somit für Interesse bei Personaler:innen, die statistisch gesehen meist nur wenige Sekunden mit dem Lesen deiner Bewerbung verbringen.
Aber wie schreibt man eine Bewerbung richtig? Wir zeigen es dir:
Hebe deine (Berufs-) Erfahrungen hervor
Anstatt dir Sorgen zu machen, welche spezifischen Qualifikationen dir fehlen, denke daran, wie du deine bereits erworbene Erfahrung hervorheben und auf einen potenziellen Job übertragen kannst. Zum Beispiel hast du vielleicht noch nie ein Team geleitet, aber dafür die jährliche Charity Gala deines Ex-Arbeitgebers organisiert. Das zeugt davon, dass du fähig bist, Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen, zu kommunizieren und unterschiedliche Ressourcen effektiv einzuteilen. Im Unternehmen wird Nachhaltigkeit großgeschrieben? Betone dein jahreslanges ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich. Mit diesen breitgefächerten Fähigkeiten qualifizierst du dich am Ende doch für deine neue Stelle. Überzeuge zudem bereits in deinem Anschreiben mit deinen Stärken und Skills, die nicht auf den ersten Blick aus deinem Lebenslauf hervorgehen.
Jede Form von Erfahrung kann wichtig sein!
Dir fehlen explizit in der Stellenausschreibung geforderte Skills? Eventuell hast du ähnliche Tätigkeiten schon einmal in ehrenamtlicher Funktion oder in einem Schüler- oder Studentenjob übernommen. Nutze das zu deinem Vorteil und hebe diese Erfahrungen hervor!
Erzähle, warum du genau diesen Job möchtest und warum du dich schnell in deine neuen Aufgaben einarbeiten wirst. Lieferst du eine schlüssige Argumentation, wo du gerade stehst und wo du dich in Zukunft siehst, wird ein:e Recruiter:in sofort merken, dass es eine besondere Bewerbung ist und keine Massenproduktion. So kannst du auf persönlicher Ebene überzeugen.
So formulierst du deine fehlenden Qualifikationen in der Bewerbung richtig
Auch kannst du fehlende Qualifikationen bei einem Bewerbungsgespräch als Motivator zur Weiterbildung anführen und proaktiv Lücken im Lebenslauf und deinem Erfahrungsschatz ansprechen. Du könntest bei einer Bewerbung deine fehlende Qualifikation zum Beispiel so formulieren:
Beispiele
„Diese Fähigkeiten konnte ich bislang nicht ausreichend ausbauen, allerdings ist auch das der Grund, warum ich mich bei Ihnen bewerbe. Um mich menschlich und fachlich weiterzuentwickeln"
„Obwohl ich das Tool XYZ bis dato noch nicht genutzt habe, hat mir meine fünfjährige Erfahrung mit dem Programm ABC und meine schnelle Eingewöhnungsphase auf dem System Q in meiner derzeitigen Position gezeigt, dass ich mich schnell und effizient in neue Programme einarbeiten kann. Außerdem werde ich ab nächstem Monat einen Kurs besuchen, um meine Fähigkeiten auf dem Gebiet XYZ zu verbessern.“
Unterqualifiziert für deinen neuen Job? Mach das!
Den Kurs, den du angesprochen hast, solltest du übrigens auch tatsächlich besuchen. Nahezu jedes Unternehmen bietet heutzutage Weiterbildungsmöglichkeiten über ein internes System oder externe Ressourcen an. Sprich deine Weiterbildungswünsche offen an und zeige so dein Engagement, dich in deiner Position immer weiterzuentwickeln. Hier sind beispielhaft einige Weiterbildungen, die Unternehmen oft anbieten:
- Sprachkurs
- Software-Kurs (z.B. Microsoft Office)
- Soft-Skills-Training (z.B. Kommunikation, Konfliktmanagement)
- Produktschulungen
- Sicherheits- oder Hygieneschulungen
- Spezielle Lehrgänge für Zertifizierungen (z.B. ISO oder Qualitätsmanagement)
- Fachseminare
Es hat mit dem Unternehmen dieses Mal nicht geklappt? Suche den Austausch mit dem:der Recruiter:in und frage nach, welche Anforderungen dir für eine erfolgreiche Bewerbung gefehlt haben. Eigne dir diese Fähigkeiten in nebenberuflich oder im Rahmen einer Junior-Stelle an und gehe dann bestens vorbereitet noch einmal auf das Unternehmen zu. Eventuell gibt es in deiner Traumfirma bereits Möglichkeiten, in einer etwas niedrigeren Position einzusteigen und „on-the-job“ deine Kenntnisse zu verbessern.
28. November 2024