Trottel-Effekt: Warum arbeiten im Team nicht produktiver macht

Teams sind toll. Wirklich. Zumindest in der Theorie. Und deswegen überhäufen wir unsere Kalender mit Meetings, nehmen jeden Kollegen, den wir finden können mit in den Diskussionsloop und glauben fest an die Devise: Je mehr Gehirne, desto besser das Brainstorming. Blöd nur, dass das manchmal Schwachsinn ist und wir in Gruppen nicht unbedingt zum Genie, sondern gelegentlich zu richtigen Trotteln werden.

Manchmal brauchen wir Teams. Wenn unser eigener Ideenspeicher leer ist zum Beispiel. Oder wenn wir bei PowerPoint-Präsentationen dem Vorgesetzten mit unseren bunten Bildern und Diagrammen nicht alleine ausgeliefert sein wollen. Manchmal sind Teams aber auch komplett kontraproduktiv. Doch weil sich "Teamwork" als Nonplusultra-Stempel auf Jobbeschreibungen und Bewerbungsbögen eingebrannt hat, will das kaum einer zugeben. Dabei kennt jeder von uns diesen einen Kollegen, der offensichtlich nichts zur Teamleistung beiträgt und trotzdem alle Lorbeeren einsacken darf. Als Trittbrettfahrer schmuggelt er sich ohne Eigenleistung in seinem Team an die Spitze – und das schafft er nur, weil er sich kleine Trottel-Effekte zu nutze macht.

Viele von uns haben nämlich ein kollektives Harmonieproblem. Weil wir so darauf bedacht sind, die Gruppe als solches zusammenzuhalten und uns an dem zu erwartenden gemeinsamen Erfolg orientieren, kommen wir manchmal zu dem Schluss, unsere Meinungen lieber für uns zu behalten – zum Wohle der Allgemeinheit versteht sich. Und weil wir leider so zum stummen Trottel der Gruppe werden, bleiben Ideen und Ansichten ungesagt, Gefühle werden unterdrückt und bis zum Projektende mitgeschleift. Und Überraschung, wer hätte das gedacht, wird sich diese ungute Stimmung auch in den Ergebnissen des Teams widerspiegeln.

Eng an dieses Verhalten ist auch ein weiterer Effekt gekoppelt. Das Miese dabei: Dank diesem Effekt sind einige Trittbrettfahrer sogar ganz inkognito unterwegs und wir erkennen sie nicht einmal. Denn beim Social Loafing schrauben einige unserer Teamkollegen ihre Leistungen ganz unauffällig herunter, bis ihre individuellen Beträge komplett im Gesamtergebnis verschwimmen. Dies führt zum einen dazu, dass du unbewusst Aufgabenteile dieser Kollegen übernimmst. Gleichzeitig kann durch dieses Verhalten aber auch deine eigene Motivation schlagartig in den Keller sinken. Weil nur noch die Gesamtleistung des Teams im Scheinwerferlicht steht – du aber tagtäglich 200 Prozent gibst – wirst du irgendwann keine Lust mehr auf die gemeinsame Arbeit haben. [1,2]

Schlimmer noch: Damit dein Team nicht schlecht da steht, opferst du dich und machst die ganze Arbeit ganz allein. Du wirst zum Depp vom Dienst und Schuld daran ist der sogenannte Köhler-Effekt. Bei diesem Phänomen, strengst du dich noch mehr an, um nicht für die geringe Qualität der Gruppenleistung verantwortlich zu sein. Damit du dich also in Zukunft nicht mehr zum Team-Trottel degradieren lässt, frage dich: Brauche ich für die Lösung der Aufgabe wirklich ein Team? Ist es wichtiger "Nein" zu sagen, als Harmonie zu schaffen? Trägt wirklich jeder zur Lösung bei und wenn nein, sollte ich es ansprechen? Wie kann ich mich selbst und andere aus der Gruppe motivieren? Und wie kann ich dafür sorgen, dass ich nicht allein an der Verantwortung hängen bleibe?

Bist du dir erstmal über diese Effekte und natürlich Auswirkungen bewusst, kannst du ihnen entgegensteuern. Behalte im Auge, zu welchen Projekterfolgen du beigetragen hast, beziehe ruhigere Kollegen in den Prozess mit ein und honoriere andere Leistungen. Denn auch so wirst du Anerkennung für deine Beiträge und damit Motivation erhalten. Suche dir gegebenenfalls Unterstützung bei Kollegen und dem zuständigen Teamlead. Als allerletzter Ausweg, lohnt es sich vielleicht auch mal der faule Kollege zu sein[1,2]

Quellen:
[1] zeit.de
[2] gerstbach-designthinking.com

7. November 2018