Nebenjob als Azubi: Welche Minijobs lohnen sich?
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Im Durchschnitt verdienten Auszubildende laut Statista im Jahr 2023 1.066 Euro brutto im Monat. Diesem Betrag gegenüber stehen steigende Preise und eine hohe Inflationsrate. Kein Wunder, dass für viele Azubis ein Nebenjob zur lukrativen Einkommensquelle wird.
Von uns erfährst du nun nicht nur, welche Nebenjobs für Azubis gut geeignet sind, sondern unter anderem auch, worauf du bei der Auswahl eines Minijobs neben deiner Ausbildung achten solltest.
Diese Gründe sprechen für einen Nebenjob als Azubi
Warum du als Azubi neben deiner Lehre noch einen Nebenjob machen solltest? Dafür gibt es unzählige - teils individuelle - Gründe. Wir haben die wichtigsten für dich zusammengefasst:
- Mehr Geld: Der wohl offensichtlichste Vorteil eines Nebenjobs ist - natürlich - das zusätzliche Einkommen. Als Azubi erhältst du in der Regel eine Ausbildungsvergütung, die gerade einmal dafür reicht, um alle monatlichen Ausgaben zu decken. Finanzielle Sicherheit ist häufig nur vorhanden, wenn dir deine Familie unter die Arme greifen kann. Ein Nebenjob verschafft dir mehr Freiheit und Unabhängigkeit, um dir auch mal etwas Luxus gönnen zu können.
- Wertvolle Berufserfahrung: Neben der Ausbildung zusätzlich zu arbeiten mag zunächst anstrengend klingen. Doch dadurch sammelst du wertvolle berufliche Erfahrung, die meilenweit darüber hinausgehen können, was du in der Lehre lernst. Jeder andere Job und jedes andere Arbeitsumfeld erweitert deinen Horizont. Später im Berufsleben kann das zum entscheidenden Vorteil werden.
- Soft Skills: Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein oder Zeitmanagement sind nur drei Soft Skills, die du mit einem weiteren Job erlernen kannst. Schließlich musst du diesen mit deiner Ausbildung koordinieren und zeitlich abstimmen. Diese erweiterten Kompetenzen sehen auch zukünftige Arbeitgeber, für die du damit als Mitarbeiter:in attraktiver wirst.
- Kontakte knüpfen: Vitamin B hilft manchmal tatsächlich. In der Arbeitswelt sind Kontakte oft entscheidend. Durch einen Nebenjob erweiterst du dein berufliches Netzwerk auf spannende Menschen außerhalb deines Ausbildungsbetriebs. Du knüpfst wertvolle Kontakte und hast die Chance, Empfehlungen und Unterstützung für deine zukünftige Karriere zu gewinnen.
- Blick in die berufliche Zukunft: Du bist trotz Ausbildung noch nicht ganz sicher, wohin es dich beruflich einmal verschlagen soll? In dieser Zeit der Unsicherheit kann dir ein Nebenjob Einblicke in andere Branchen oder Tätigkeitsfelder bieten. So kannst du herausfinden, welcher Bereich dich besonders glücklich macht.
Was gilt eigentlich als Nebenjob bzw. Minijob?
Ein Nebenjob ist grundsätzlich gesehen jede Arbeit, der man neben dem Hauptjob nachgeht. Ob und wie viel Gehalt du dafür erhältst und in welchem Stundenausmaß du tätig bist, ist dabei individuell verhandelbar. Auch, ob du im Nebenjob selbstständig bist, bleibt dir überlassen.
Anders sieht es bei Minijobs aus. Diese unterliegen gesetzlichen Regelungen. Aktuell (Stand: 2024) darfst du mit einem Minijob höchstens 538 Euro monatlich verdienen. Dein Arbeitgeber muss dir für deine Tätigkeit mindestens den Mindestlohn bezahlen. Sozial abgesichert bist du aufgrund fehlender Beitragszahlungen mit einem Minijob nicht.
Diese Nebenjobs sind für Azubis gut geeignet (inkl. Vor- und Nachteile)
Ja, du möchtest einer Nebentätigkeit zusätzlich zur Ausbildung nachgehen. Aber welche Zweitjobs oder Minijobs sind für Auszubildende gut geeignet? Wir stellen dir fünf mögliche Nebenjobs für Azubis inklusive ihrer Vor- und Nachteile näher vor.
Nachhilfelehrer:in
Du bist in der Schule richtig gut und hast Lust, anderen in bestimmten Fächern unter die Arme zu greifen? Als Nachhilfelehrer:in arbeitest du häufig für Nachhilfeinstitute und musst deinen Schüler:innen in Kursen komplexe Inhalte verständlich erklären.
Vorteile:
- Flexible Arbeitszeiten
- Hoher Bedarf an Nachhilfelehrer:innen
- Persönliche Begleitung auf dem Erfolgsweg der Schüler:innen
Nachteile:
- Häufig unbezahlte Vor- und Nachbereitung der Unterrichtsstunden
- Große Verantwortung
- Abhängigkeit von Ferien
Promoter:in
Als Promoter:in arbeitest du neben deiner Ausbildung für Unternehmen oder Marken, um deren Produkte und Dienstleistungen zu bewerben oder für Spenden aufzurufen. Du verteilst hierzu beispielsweise Flyer, leistest Aufklärungsarbeit oder informierst Kund:innen auf Messen oder Veranstaltungen.
Vorteile:
- Eher hoher Stundenlohn
- Flexibilität
- Spannende Kontakte durch direkten Kund:innenkontakt
- Abwechslungsreiche Arbeitsumgebung
Nachteile:
- Psychische Belastung bei negativem Kund:innenfeedback
- Viel Stehen und Sprechen
Servicekraft
Azubis sind mit einem Nebenjob als Servicekraft beispielsweise in Restaurants, Cafés oder Bars tätig. Du bedienst dabei Gäst:innen, servierst ihnen Speisen und Getränke und sorgst für ihr allgemeines Wohlbefinden.
Vorteile:
- Hohe Flexibilität durch Einsätze am Wochenende und in der Nacht
- Trinkgeld
Nachteile:
- Unregelmäßige und lange Arbeitszeit
- Viel Stehen und Gehen
- Stress in Stoßzeiten
- Potenziell Nachtarbeit
Kurierfahrer:in
Kurierfahrer:innen liefern Pakete, Briefe oder Essen direkt an die Kundinnen und Kunden aus. Meist nutzen sie dafür ein Auto oder ein Fahrrad. Um dich im Job nicht ständig zu verfahren, solltest du dich dafür in deiner Stadt gut zurechtfinden.
Vorteile:
- Flexible Arbeitszeiten
- Unabhängigkeit
- Viel Bewegung
- Trinkgeld
Nachteile:
- Hoher Leistungsdruck
- Oft geringe Grundbezahlung
- Wetterabhängigkeit
Selbstständige Tätigkeit
Als selbstständige:r Auszubildende:r bietest du deine eigenen Dienstleistungen oder Produkte an. Deine Möglichkeiten sind quasi grenzenlos und reichen von Softwareentwicklung bis hin zu künstlerischen Arbeiten. Die Selbstständigkeit erfordert von dir als Azubi viel Eigeninitiative und eine gute Organisationsfähigkeit.
Vorteile:
- Hohe Flexibilität hinsichtlich deiner Arbeitszeit
- Möglichkeit auf hohes Einkommen durch gutes Marketing
- Entwicklung unternehmerischer Fähigkeiten
- Erster Schritt in die vollständige Selbstständigkeit
Nachteile:
- Eher unsicheres Einkommen
- Hoher Zeitaufwand für Akquise von Kund:innen
- Große Verantwortung und möglicherweise psychischer Druck
Auswahlkriterien: Darauf solltest du bei der Auswahl eines Nebenjobs achten
Welche Nebentätigkeit zu dir passt, hängt in erster Linie von deinen individuellen Bedürfnissen und Erwartungen ab. Dennoch gibt es einige allgemeine Auswahlkriterien und Fragen, an denen du dich im Entscheidungsprozess für oder gegen eine Stelle orientieren kannst:
- Zeitliche Vereinbarkeit: Wie gut lässt sich die Nebenbeschäftigung mit deiner Ausbildung vereinbaren? Wie viel Zeit nimmt sie in Anspruch? Kann die Lehre und die Berufsschule weiterhin deine Priorität bleiben? Hast du noch genug Freizeit?
- Gehalt: Bist du auf das zusätzliche Gehalt finanziell angewiesen? Mit wie viel Geld kannst du rechnen? Ist die Bezahlung im Nebenjob oder Minijob fair?
- Kosten-Nutzen: Lohnt sich der zusätzliche Aufwand für dich? Welche Erwartungen muss die Zusatzbeschäftigung erfüllen, um dich langfristig zufrieden zu stellen?
- Relevanz: Was kannst du lernen? Welche Fähigkeiten kannst du erwerben? Entdeckst du Bereiche oder Branchen, die du bisher nicht kanntest? Inwiefern kannst du deine Stärken einbringen?
- Arbeitsumfeld: Welches Arbeitsumfeld erwartet dich bei der Nebentätigkeit? Könnte es zur psychischen Belastung werden oder fühlst du dich in der Umgebung und mit deinen Führungskräften oder Kolleg:innen wohl?
Fallen die Antworten auf die oben genannten Fragen zu deiner Zufriedenheit aus, dürften die Auswahlkriterien für dich persönlich erfüllt sein. Dann hast du einen Nebenjob gefunden, der deine Ausbildung sinnvoll ergänzt und dir außerdem finanzielle und berufliche Vorteile bietet - Win-Win!
Ausbildung und Nebenjob miteinander vereinbaren: So geht's
Wenn der Tag nur mehr als 24 Stunden hätte! Die Kombination von Ausbildung und Nebenjob erfordert ein sehr gutes Zeit- und Stressmanagement. Mit den richtigen Strategien kannst du beides erfolgreich meistern. Wir haben einige Tipps für dich:
So vereinbarst du Ausbildung und Nebenjob miteinander
Zeitmanagement
Erstelle kurz- und langfristige Pläne: Plane deine Zeit im Voraus und blockiere Slots für Ausbildung und Nebenjob. Außerdem solltest du genug Raum für das Lernen für die Berufsschule und ausreichend Freizeit offen lassen. Mit einem visuellen Plan behältst du den Überblick und stellst sicher, dass keine deiner Aufgaben vernachlässigt wird.
Prioritäten setzen: Welche Aufgaben sind wichtig, welche womöglich weniger dringend? Eine Einteilung deiner To Dos nach ihrer Priorität lässt dich so wenig wie möglich Zeit mit unwichtigen Dingen verschwenden.
Stressmanagement
Techniken zum Stressabbau nutzen: Zwei Jobs zu haben kann ziemlich stressig sein. Atemtechniken, Meditationen, Yoga oder autogenes Training gehören zu den klassischen Strategien, um Stress im Job abzubauen. Nicht jede Technik muss dabei gleich gut für dich funktionieren. Teste dich einfach durch und finde heraus, was dir guttut.
Bewegung einbauen: Sport und Bewegung lässt dich mental ausgeglichener werden und gilt als bewährtes Mittel gegen Stress. Wann auch immer du etwas Zeit dafür findet, kannst du körperliche Aktivität in deinen Alltag integrieren.
Unterstützung suchen: Zu gutem Stressmanagement zählt auch, sich in kritischen Situationen Hilfe und Rückhalt bei Freund:innen, Familie oder Kolleg:innen zu suchen. Auch ein offenes Gespräch mit der Führungskraft kann emotional entlastend wirken und neue Perspektiven und Lösungen bringen.
Organisation
Kurz- und langfristige Ziele: Was möchtest du beruflich erreichen? Setze dir realistische und erreichbare Ziele für deine Ausbildung und für deinen Nebenjob. Das hält dich motiviert und lässt dich immer wieder erkennen, was du durch dein Zutun schon geschafft hast.
Flexibilität bewahren: Pläne und Ziele ändern sich! Gerade dann, wenn du zwei Jobs miteinander vereinbaren musst, solltest du dabei und bei deiner Organisation flexibel bleiben. Treten unerwartete Ereignisse ein, lässt dich eine gewisse Anpassungsfähigkeit diese womöglich besser bewältigen.
Aufgaben abgeben: Zwischen Nebenjob und Ausbildung bleibt manchmal einfach keine Zeit mehr für den ganzen Haushalt. Du solltest dich deshalb mit deiner Familie oder deinen Mitbewohner:innen abstimmen, wo deine Unterstützung wirklich notwendig ist und wo du Aufgaben abgeben kannst.
(Mentale) Gesundheit
Ausreichend Schlaf: Die positiven Auswirkungen von gutem Schlaf sind nicht zu unterschätzen. Zwischen sieben und neun Stunden pro Nacht sind ideal, um dich in Ausbildung und Nebenbeschäftigung körperlich und geistig fit zu halten. Deine Gesundheit dankt es dir!
Regelmäßige Pausen: Pausen sind nicht verwerflich, sondern sorgen im Gegenteil dafür, dass du am Arbeitsplatz konzentriert und produktiv bleibst. Die kurzen, aber regelmäßigen Auszeiten kannst du - sofern möglich - mit etwas Bewegung verbinden.
Rechtliche Aspekte: Was ist für Auszubildende mit Nebenbeschäftigung wichtig?
Du hast ein tolles Jobangebot erhalten oder planst schon konkret, neben deiner Ausbildung in einem anderen Betrieb zu arbeiten? Wunderbar! Es gibt allerdings ein paar rechtliche Aspekte, die du vor einer Vertragsunterzeichnung unbedingt berücksichtigen solltest.
Als Auszubildende:r hast du deinem Arbeitgeber gegenüber eine Informationspflicht. Das heißt: Du musst ihn darüber in Kenntnis setzen, dass du einen Nebenjob antreten möchtest. Laut IHK Düsseldorf darf dir dein Ausbildungsunternehmen die Nebentätigkeit jedoch nur untersagen, wenn es dafür triftige Gründe gibt. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn du eine Konkurrenztätigkeit ausüben würdest.
Wichtig sind für dich auch die geltenden Vorgaben zur Arbeitszeit von Auszubildenden. Diese darf bei Minderjährigen acht Stunden pro Tag bzw. 40 Wochenstunden bei einer Fünf-Tage-Woche nicht überschreiten (§ 8 Jugendarbeitsschutzgesetz). Ausnahmen sind nur bis 8,5 Stunden pro Tag möglich, wenn die Überstunden zeitnah abgebaut werden können.
Bist du schon 18 Jahre alt oder älter? Dann sind die Regeln nicht mehr ganz so streng. Volljährige dürfen maximal acht Stunden pro Tag arbeiten. In Ausnahmefällen kann dies auf bis zu zehn Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Monaten oder 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden pro Tag nicht überschritten werden. Der Besuch der Berufsschule zählt ebenso zur Arbeitszeit. Das alles musst du im Hinterkopf behalten, wenn es um einen weiteren Job geht. Die Arbeitszeit aus Ausbildung und Nebenjob wird hier nämlich zusammengerechnet.
Dazu kommt, dass du während deines Urlaubs in deinem Ausbildungsberuf keiner Tätigkeit nachgehen darfst, die deiner Erholung im Weg stehen könnte. Aus ähnlichem Grund ist es nicht möglich, dass du dich für deinen Hauptjob krankschreiben lässt und nebenbei eine deiner Genesung hinderliche Arbeit erledigst.
Wenn du all diese Punkte beachtest, kann bei einem Job neben der Ausbildung eigentlich nichts mehr schiefgehen!
Letztes Update: 20. Juni 2024