Ausgestorben: Diese 7 lustigen Berufe gibt es heute nicht mehr

Während neue Technologien und gesellschaftliche Entwicklungen immer wieder neue Berufsfelder schaffen, verschwinden andere mit der Zeit. Einige Berufe, die einst unverzichtbar waren, sind heute kaum noch bekannt, vollständig verschwunden und klingen eher komisch. Rattenfänger, Kutscher oder Telefonistin – alles Beispiele für Berufe, die Geschichten über vergangene Zeiten und die Lebensweise damaliger Gesellschaften erzählen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige der kuriosesten und lustigsten ausgestorbenen Jobs und die Gründe, warum sie heute der Vergangenheit angehören – oder warum es sie in neuer Form heute noch gibt. Und sie erinnern uns daran, wie dynamisch unsere Arbeitswelt ist.

Ausgestorbene Berufe, ausgestorbene Bezeichnungen

Viele der heute ausgestorbenen Berufe waren geschlechtsspezifisch. Als Rattenfänger beispielsweise arbeiteten nur Männer. Telefonistinnen hingegen waren nur Frauen. Aus diesem Grund verzichten wir bei den ausgestorbenen Berufsbezeichungen ausnahmsweise aufs Gendern.

1. Rattenfänger

Es gab sie nicht nur im berühmt-berüchtigten Hameln, sondern eigentlich auf der ganzen Welt: Die Rattenfänger. Die kleinen Nagetiere waren früher eine echte Plage und übertrugen gefährliche Krankheiten wie die Pest. Der Rattenfänger wurde deshalb von der Stadt angeheuert und sollte ausgestattet mit einem Gewehr auf die Jagd gehen. Nicht selten tauchten die Rattenfänger in die Irrungen und Wirrungen der Kanalsysteme ab und rotteten ganze Rattennester aus. Auf der Straße - und auch im Kanal - findet sich heute kein Rattenfänger mehr, weder mit Flöte noch mit Gewehr. Dafür gibt es heute professionell ausgebildete Schädlingsbekämpfer:innen - auch Kammerjäger:innen genannt.

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Aus Rattenfänger wird Kammerjäger:in

Moderne Kammerjäger:innen oder Schädlingsbekämpfer:innen werden gerufen, wenn sich in der Wohnung Wanzen, Milben, Schaben tummeln und man diese nicht mehr los wird. Kammerjäger:in ist ein von der IHK anerkannter meist dreijähriger Ausbildungsberuf. Auszubildende lernen, unterschiedliche Schädlinge zu erkennen und unterschiedliche Arten der Schädlingsbekämpfung anzuwenden. Kammerjäger:innen müssen sich auch mit der Wirkweise von Chemikalien sowie mit möglichen gesundheitlichen Risiken auskennen. Sie verdienen dieses Gehalt.

2. Telefonistin

So lange ist es noch gar nicht her, dass der Beruf Telefonistin als attraktiv und innovativ galt. Eine Telefonistin, oft auch „Fräulein vom Amt“ genannt, war dafür zuständig, Telefongespräche manuell zu vermitteln. In den frühen Jahren des Telefons gelangten Anrufe zunächst an eine zentrale Vermittlungsstelle. Die Tätigkeit der Telefonistin sah vor, den Anruf entgegenzunehmen und nach Wunsch weiterzuverbinden. Sie steckte ein Kabel in den passenden Anschluss auf einer Schalttafel, der mit der Leitung des Gesprächspartners verbunden war. Die Telefonistin konnte auch den Anruf überwachen und das Gespräch trennen. Besonders in großen Unternehmen oder Behörden leiteten Telefonistinnen Anrufe intern und extern an verschiedene Abteilungen oder Personen weiter. Da dies alles manuell erfolgte, arbeiteten Telefonistinnen schnell, um zahlreiche Anrufe parallel zu vermitteln. Der Beruf begann mit der Einführung automatischer Vermittlungsstellen ab den 1920er Jahren zu verschwinden.

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Aus Telefonistin wird Empfangsmitarbeiter:in

Die Berufsbezeichnung Telefonistin wurde durch Bezeichnungen wie Empfangsmitarbeiter:in oder Rezeptionist:in erweitert. Heutzutage verkabeln Telefonist:innen niemanden mehr analog, sondern sitzen zum Beispiel am Empfang von großen Unternehmen, nehmen Anrufe entgegen und beantworten diese oder stellen Anrufer:innen zu den entsprechenden Personen durch. Messaging-und Kommunikations-Systeme werden über kurz oder lang auch den modernen Telefonist:innen-Beruf weiter verändern, wenn nicht gar überflüssig machen.

3. Kutscher

Ähnlich wie der Beruf der Telefonistin ist der Kutscherberuf einer technologischen Innovation zum Opfer gefallen. Ein Kutscher war für das Lenken und Führen von Pferdekutschen verantwortlich, die eines der wichtigsten Transportmittel für Personen und Güter waren, bevor das Automobil erfunden wurde. Der Kutscher lenkte die Pferde, um sicherzustellen, dass die Kutsche auf der richtigen Strecke blieb und umfuhr Hindernisse. Natürlich musste er sich gut auskennen, um die schnellste und sicherste Route zu wählen. Darüber hinaus waren Kutscher aber auch für die Versorgung und Pflege der Pferde und der Kutsche zuständig. In den Städten arbeiteten Kutscher oft als Droschkenkutscher, deren Pferdekutschen wie Taxis durch die Stadt fuhren und von Privatpersonen gebucht werden konnten. In einigen Städten werden Pferdekutschen auch heute noch als Touristenattraktionen angeboten und sollen Nostalgie verbreiten. Vor allem im Hochsommer gelten Pferdekutschen in lauten, vollen Städten jedoch als Tierquälerei.

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Aus Kutscher wird Taxifahrer:in

Der Beruf des Kutschers von damals lässt sich am ehesten mit Taxifahrer:innen von heute vergleichen. Ob der Beruf Taxifahrer:in eine Zukunft hat? Fahrdienst-Apps wie Uber konkurrieren bestehenden Taxiunternehmen. Auch die Entwicklung autonom fahrender Fahrzeuge kann den Beruf Taxifahrer:in überflüssig machen. Hinzu kommt, dass viele Innenstädte umweltfreundliche Verkehrskonzepte fördern, wodurch das klassische Taxi mit Benzin- oder Dieselantrieb verdrängt wird. Informiere dich im kununu Gehaltscheck über das aktuelle Gehalt von Taxifahrer:innen.

Tipp: Du Arbeitswelt befindet sich in einem ständigen Wandel, Tag für Tag entstehen immer mehr neue Berufsbilder. Welche Jobs sind auch in Zukunft gefragt?

4. Hufschmied

Der Beruf des Hufschmieds hängt eng mit dem Kutscher-Beruf zusammen: Wo viele Pferde für den Personen- und Gütertransport benötigt werden, ist natürlich auch der Bedarf an Hufbeschlägen für die Tiere groß. Im Mittelalter Beginn war der Schmied der „Mann für alles“ mit Eisen. Er beschlug Wagenräder, fertigte Schmuck an, zog beim Menschen Zähne und versorgte Pferde mit Hufeisen. Schon früh war eine lange Ausbildung nötig, was Hufschmiede zu angesehenen Leuten machte. Je mobiler die Menschen wurden, desto mehr Hufschmiede wurden gebraucht und der Beruf spezialisierte sich. Hufschmied:innen gibt es nach wie vor, jedoch nimmt die Zahl immer weiter ab. Tatsächlich ist der Bedarf an Hufschmied:innen sogar größer als das Angebot, denn die Zahl der Pferde steigt, für allem im Freizeitbereich. Hufschmied:in hat also das Potenzial, ein alter, fast ausgestorbener Beruf mit Zukunft zu sein.

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Hufschmied:in gesucht

Als Hufschmied:in kümmerst du dich um die komplette Hufpflege eines Pferdes. Dazu zählt nicht nur die Beschlagung mit Hufeisen, sondern auch das Kürzen, Raspeln und Ausschneiden der Hufe. Als Hufschmied:in erkennst du Krankheiten an Hufen und behandelst sie, beziehungsweise ziehst eine:n Tierärzt:in hinzu. Wichtig ist Empathie für Pferde, die dem:der Hufschmied:in vertrauen sollten. Darüber hinaus ist die Arbeit körperlich sehr anstrengend. Streng genommen handelt es sich bei Hufschmied:in nicht um eine Weiterbildung an einer staatlichen Hufbeschlagschule. Voraussetzung dafür ist ein abgeschlossenes Studium, zum Beispiel als Pferdewirt:in. Informiere dich hier über die Gehaltsaussichten als fertig ausgebildete:r Hufschmied:in.

5. Abtrittanbieter

Abtrittanbieter ist ein weiterer Beruf, den es schon vor Jahrhunderten gab – im Gegensatz zum Hufschmied ist er aber wirklich ausgestorben. Jeder kennt das Problem: Man muss dringend pinkeln und keine Toilette ist weit und breit in Sicht. Die Not brachte einen besonders lustigen Beruf hervor, den es heute nicht mehr gibt: den Abtrittanbieter. Abtrittanbieter trugen zumeist eine furchteinflößende Maske und einen langen, voluminösen Mantel. Gegen ein kleines Honorar lüfteten die unbeliebten Arbeiter diesen Mantel und breiteten ihn um die Person in Not. Diese konnte sich dann im vom Abtrittanbieter mitgebrachten Eimer mehr oder weniger bequem erleichtern. Der Beruf war sehr verpönt und kaum jemand wollte ihn freiwillig ausüben und mit der Einführung von öffentlichen Toiletten fand die ekelerregende Berufssparte ihr jähes Ende.

6. Setzer

Der Beruf des Setzers oder Buchdruckers entstand im 15. Jahrhundert mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1440. Gutenberg entwickelte den ersten mechanischen Buchdruck mit beweglichen Metalllettern, was das Drucken von Texten in größerem Umfang ermöglichte. Vorher musste jeder Text und jedes Schriftstück per Hand geschrieben werden. Die ersten Setzer arbeiteten in Druckereien, wo sie die einzelnen Buchstaben per Hand zusammensetzten, um komplette Seiten für den Druck vorzubereiten. Diese Technik revolutionierte die Verbreitung von Wissen und legte den Grundstein für die moderne Druck- und Verlagswelt. Der Beruf ermöglichte auch Menschen mit geringer Bildung den Zugang zu Wissen. Über Jahrhunderte hinweg war der Beruf des Setzers ein angesehener und wichtiger Beruf. Mit der Einführung des Computer- und Digitaldrucks im 20. Jahrhundert verschwand der Beruf weitgehend, da Texte nun digital formatiert und gedruckt werden.

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Aus Setzer wird Mediengestalter:in Digital und Print

Durch die Digitalisierung zählte die Druckindustrie zu einer der Branchen, die schnell komplett umgekrempelt wurde. 1998 wurde der bisherige Ausbildungsberuf Drucksetzer:in in Mediengestalter:in Digital und Print umbenannt. Neue technische Möglichkeiten, Programme und Apps sorgen dafür, dass sich die Branche weiterhin im Wandel befindet. Informiere dich hier über die Gehaltsaussichten als Mediengestalter:in.

7. Weichensteller

Ein Weichensteller war für die manuelle Steuerung von Eisenbahnweichen verantwortlich. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die Gleisführung so zu ändern, dass Züge sicher auf das gewünschte Gleis geleitet wurden.

Dazu musste der Weichensteller oft direkt an der Weiche einen Hebel umlegen, der die Gleise mechanisch verschob. Vor allem in größeren Bahnhöfen oder Knotenpunkten war dieser Beruf wichtig, um den Zugverkehr zu koordinieren und Unfälle zu vermeiden. Weichensteller war daher ein angesehener Beruf mit hoher Verantwortung. Mit der Automatisierung und der Einführung von zentral gesteuerten Stellwerken wurde der Beruf des Weichenstellers jedoch nach und nach überflüssig.

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Aus Weichensteller wird Bahntechniker:in

Als Bahntechniker:in ist man für die Wartung, Reparatur und Instandhaltung von Bahn-Infrastrukturen wie Gleisanlagen, Weichen und Signalanlagen verantwortlich. Bahntechniker:innen überprüfen regelmäßig die technischen Anlagen auf Verschleiß und führen nötige Reparaturen durch, um den sicheren und reibungslosen Betrieb des Bahnverkehrs zu gewährleisten. Anders als der Weichensteller der Vergangenheit lassen sich heute jedoch viele Aktivitäten am Rechner und digital durchführen. Wie sind die Gehaltsaussichten als Bahntechniker:in? Informiere dich hier.

Letztes Update: 12. November 2024